Nackte Gewalt

Ich schreibe dies als eineR von einigen Fusspilzen die in München waren.

Action:

Wir tauchten zu fünft (4 mal als "männlich" und 1 mal als "weiblich" konstruiert) kurz nach 12 Uhr in Unterwäsche auf dem Marienplatz auf. An den ersten Bullen und ihren offenen Mündern kamen wir recht flott vorbei bis an die Kette um den Platz.
Wir hatten Transpi und Schild dabei mit "Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten". Also bekamen wir ganz schnell Besuch...

Innerhalb kürzester Zeit waren wir 5 Nackten von ca. 30 Robocops umzingelt. Und aussenrum die Presse mit einem Blitzlichtgewitter besser als wenn Sven Hannawald einen neuen Schanzenrekord aufstellt.
Auf den Rücken hatten wir uns noch Sprüche gemalt wie:
- Die NATO kann mich mal hier (Pfeil nach unten)
- Ich kann nichts, ich bin nichts...
- Glasnost (in Anspielung auf "Entglasung", weil dazu waren wir nach Udes und Becksteins Meinung ja hergekommen)
- Die Revolution muss sexy sein

Natürlich wurden die Transpis und Schilder heruntergerissen und wir martialisch über den ganzen Marienplatz abgeführt mit netten Parolen:- NATO entkleiden! (was auch von vielen solidarischen Menschen statt "Lasst die Leute frei" übernommen wurden)
- Dass ist die - Demokratie!
- Bullen geht heim poppen, lasst uns die NATO stoppen
...


Analyse:

Der Hauptinhalt war natürlich der Kampf gegen die Repression, nicht nur auf die Münchner Situation bezogen. Subversiv nutzten wir dabei die Repression vor Ort für unseren Zweck aus.
Es war ganz klar Ziel der Aktion, "nichts zu verbergen" zu haben und gerade deswegen einzufahren. Die Bullen haben dabei unfreiwillig die Rolle eingenommen, die wir ihnen zugestanden haben. Und das besser als wir es ihenen zu getraut hatten (theatralisches Abführen über den ganzen Marienplatz).
Ich finde das gerade deswegen so wichtig, weil diese Art von Subversion in der hiessigen Linken absolut nicht üblich ist. Normalerweise lassen wir die Bullen oft genug mit uns spielen, selten spielen wir mal mit ihnen.
Repressionsschutz ist ganz wichtig (danke an die EAlerInnen und HelferInnen), aber wir können Repressionsorgane auch (nicht-militärisch) ganz nett "angreifen", wie in diesem Fall mit der subversiven Einbeziehung.

Eine weiter Sache hätte ich in dem Zusammenhang nach an die hiessige Linke. Dieses Aktionskonzept hat uns ermöglicht, sowohl den Zeitpunkt als auch die Art der Repression selbst zu bestimmen. Also nicht wie bei ner Latschdemo, wo die Bullen entscheiden, wann sie knüppeln/kesseln/usw.
Dies ist aber keine Kritik an den Demos in München, den die waren ganz klar ein cooles Widersetzen genen das totale Demoverbot. Das hatte echt ne klare Aussage.

Danke an alle sich Solidarisierenden (vor allem diejenigen, die ihr "Lasst die Leute frei!" mit "NATO entkleiden!" ersetzt haben.)

Kreativer Widerstand - Repression subversiv nutzen!

Grüsse an den Rets der Fusspilze!