SODEXHO, der Globalplayer

bei Knästen, Lagern und Überwachung 30.01.2002 14:42 Themen: Antirassismus
Zur globalen Produktion von Flüchtlingsströmen, sowie deren Lenkung und Kontrolle gehören auch global operierende Konzerne. Diese werden benötigt, um entrechtete und flexibilisierte Arbeitskräfte zu überwachen, zu lenken, zu spalten und ihren Widerstand zu unterdrücken.
Was das im einzelnen bedeutet, wollen wir im folgenden Text erläutern:

Zum Beispiel SODEXHO
Sodexho ist ein multinationales Unternehmen, mit Hauptsitz in Frankreich und einer der größten Investoren im Betrieb privater Knäste in Nordamerika, Australien und Europa. In der BRD ist das Unternehmen
in der Verpflegungs- und Unterkunftsbranche tätig.
Sodexho hat einige Tochterfirmen. Sodexho-Marriot ist eine Tochterfirma, die bis Mai 2001 Teilhaberin des privaten Gefängnisbetreibers Corrections Corporation of America (CCA) war.
Damit ist Sodexho-Marriot in den USA zum Symbol für die neue, moderne Sklavenarbeit privater Gefängnisse geworden.
In Frankreich profitiert das Unternehmen an fünf teilweise privatisierten Haftanstalten. Im Jahr 2000 erzielten sie mit diesem Geschäft einen Umsatz von rund 60 Millionen Mark. In Großbritannien stellt die Gesellschaft privates Sicherheits- und Wachpersonal in Gefängnissen. In der BRD ist Sodexho an ähnlichen Geschäfteninteressiert:
Eine Tochterfirma namensSodexho-Anstalts-Bewirtschaftungs GmbH (SODAB) wurde
in Berlin gegründet, um in Deutschland Haftanstalten zu betreiben. In Hessen kocht Sodexho bereits in der Kantine des Landtags und hofft auf neue Aufträge. Gemeinsame Ausflüge mit hessischen Politikern in "Sodexho-Gefängnisse" fanden schon vor zweieinhalb Jahren statt. Sodexho plant(e?) im brandenburgischen Großbeeren den teilweise privaten Betrieb eines neuen
Gefängnisses. Schon im April 01, lange vor dem Wahlkampf, zeigte der derzeitig regierende, berliner BürgerInnenmeister Klaus Wowereit sehr großes Interesse an der Zusammenarbeit mit Sodexho.

Widerstand lohnt sich!
Sodexho, insbesondere Sodexho-Marriot, wurde auch durch den Protest US-amerikanischer und kanadischer Studierender bekannt. Der Großküchenbetreiber bewirtschaftet über 500 Hochschulküchen in Nordamerika. Durch Mensaboykotte und direkte Aktionen schafften sie es nach einem Jahr, daß sich
Sodexho-Marriot aus der CCA, einem privaten
Gefängnisbetreiber in den USA, zurückzog.
Wir rechnen damit, daß Sodexho sich auch für den Bau und Betrieb der geplanten, deutschen
Internierungslager für Flüchtlinge bewirbt, die nach Beschluss der menschenverachtenden neuen Sicherheits- und Überwachungsgesetze in der BRD gebaut und überwacht werden sollen.

Lecker Mensa mit Sodexho
Einige Schulen Berlins werden von der Firma Bärenmenü, eine weitere Tochterfirma von Sodexho beliefert. In den Mensen der Freien Universität soll in Zukunft bargeldlos bezahlt werden - mit Chipkarten von Sodexho.
Laßt uns dies verhindern! Eure Kreativität ist gefragt! Eine mögliche Aktionsform wäre, die Geschäfte mit Knast und Repression öffentlich zu machen!

Sodexho und Chipkarten
Einige BerlinerInnen werden den Namen Sodexho in Zusammenhang mit dem Thema Chipkarten schon mal gehört haben. In Berlin erhalten AsylbewerberInnen derzeit anstatt Bargeld Chipkarten der Firma Infracard, einer
weiteren Tochterfirma von Sodexho. (Dies ist einemögliche Auslegung des AsylbewerberInnenleistungsgesetzes). Lebensmittel und Kleidung können sie nur mit dieser Chipkarte bezahlen. Berlin ist bisher der größte Markt für die Infracard. An dem dazugehörigen ?Chipkartensystem? (d.h.
Chipkarten, Chipkarten-Lesegeräte für die Geschäfte, in denen Flüchtlinge einkaufen dürfen, die Verwaltung dieses Systems usw.) verdient Sodexho. Bezahlt wird diese rassistische Dienstleistung von den
angeschlossenen Läden, sowie vom berliner Senat bzw.den Bezirken!
Rassistisch ist das Chipkartensystem unserer Meinung nach deswegen, weil es AsylbewerberInnen nicht die gleichen Rechte gewährleistet wie InhaberInnen eines deutschen Passes. AsylbewerberInnen erhalten in Berlin 20% weniger Sozialhilfe und fast kein Bargeld. (Erwachsene DM 80,-, Kinder DM 40,-). Für öffentliche Verkehrsmittel,
Sprachkurse, Kindergarten und Schulkosten, Telefon etc. haben Flüchtlinge kein Geld. Besonders schlimm ist, daß dringend benötigte AnwältInnen nicht bezahlt werden können. Rechtlicher Beistand ist aber für
Flüchtlinge notwendig, um im Rahmen ihres
Asylverfahrens oder anderer Fälle, überhaupt die Chance zu bekommen, hier einen legalen Aufenthaltsstatus zu erhalten.
Die Chipkarten werden nur in einigen Läden Berlins akzeptiert. Oft liegen sie ungünstig, in preiswerteren Läden wie Aldi und Lidl ist der Einkauf beispielsweise
gar nicht möglich. AsylbewerberInnen und
Kriegsflüchtlinge werden gezwungen, bestimmte Orte regelmäßig anzusteuern um zum Teil überteuerte Lebensmittel zu kaufen.
Flüchtlinge werden so bewußt vom Staat von einer möglichen Sicherung ihres Aufenthaltsstatus ferngehalten.
Wer kein Geld hat, hat kaum eine Chance, sein/ihr Asylverfahren erfolgreich zu einer Anerkennung zu führen oder muß ?illegal? arbeiten gehen. Wird sie/er erwischt, kann es auch zum Ende des Aufenthaltes in
Deutschland führen, zum Beispiel durch Abschiebung.
Wir vermuten, daß diese ?illegale? Beschäftigung nicht unerwünscht ist, weil durch den ständigen Austausch dieser ?Illegalen? durch die weltweit produzierten und gelenkten Flüchtlingsströme ein regelmäßigen Nachschub an Arbeitskräften ohne Rechte erzeugt wird. Dies führt zu einer
Verschärfung der Konkurrenz der Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt und zum einem weiteren Abbau erkämpfter / zugestandener Tarifergebnisse.

Chipkarten und Überwachung
In verschiedenen Bereichen dieser Gesellschaft steht die Einführung von Chipkarten bevor. Die Unicard, für
Mensa, Bibliothek, Computernutzung und Vorlesung, die BVGcard, für den
bargeldlosen, bequemen Zahlungsverkehr. Technisch erprobt, vorläufig aber aufgeschoben, ist die Einführung einer allgemeinen Asylcard, die eine
lückenlose Erstellung von Persönlichkeits- und Bewegungsprofilen ermöglichen wird. Flüchtlinge werden in Deutschland wie Versuchskaninchen behandelt!
Sie sind die Personen, an denen die Praxis der Chipkarten ausprobiert wird. Von staatlicher Seite kann dieses System z.B. auch auf SozialhilfeempfängerInnen ausgeweitet werden.
Die Erprobung von Chipkarten an Flüchtlingen oder in Bereichen, die angeblich KundInnenfreundlich seien, sehen wir als eine Vorbereitung für eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung.
Durch multifunktionale Chipkarten wird es für
staatliche Behörden und private Firmen möglich sein, jede vollzogene Handlung nachzuvollziehen. Das könnte Verkehr, Telefon, Zutritt zu Räumen, Einkäufe und
Gesundheitswesen betreffen.
Es geht um die Überwachung der Menschen.

Was tun!
Wir versuchen einerseits, Betroffenen Bargeld durch individuelle Einkäufe zu verschaffen. Das funktioniert
so: Mensch geht gemeinsam mit Flüchtlingen einkaufen, zahlt mit der Karte des Flüchtlings und gibt ihm/ ihr dann den Wert der mit Chipkarte bezahlten Ware in
Bargeld. Mehrere AsylbewerberInnen haben es geschafft, auch durch unsere Unterstützung und das ihnen dadurch vorhandene, nötige Bargeld für AnwältInnen, ein
dauerhaftes Aufenthaltsrecht zu erreichen.


Sodexho produziert seine Häftlingssklaven selbst
Durch das rassistische Zusammengehen (über den Profit am Entzug von Bargeld) mit den deutschen Behörden können somit regelmäßig Häftlinge für die Abschiebegefängnisse produziert werden. Denn auch mit Gefängnissen machen sie ihre leckeren Geschäfte.
Kommt zur Demo am 2.2.2002, die zu Sodexho führen wird!
Laßt uns beginnen, Sodexhos Facetten anzugehen!
Bargeld statt Chipkarten!
Weg mit den rassistischen Sondergesetzen!
Für eine Gesellschaft ohne Knäste!
Grenzen auf!

Initiative gegen das Chipkartensystem

Ein Beispiel aus Gegenwart und Zukunft: Flüchtling A fährt schwarz, z.B. mit der BVG, denn sie hat ja kein Geld für ein Ticket. Das Ziel könnt das Sozialamt
sein, denn das Infracard-Lesegerät im Supermarkt funktionierte mal wieder nicht, ihr Guthaben ist scheinbar weg. Leider wird sie erwischt, und in Folge von Sprachproblemen wird sie in ein Abschiebegefängnis gebracht, bewirtschaftet von der Firma Sodexho.
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Ergänzungen

antifaschistische Demonstration

Tobi 30.01.2002 - 15:57
ALLES FÜR ALLE...
und zwar umsonst!!!

Start: am 02. Februar 14:00
am S-Bhf Prenzlauer Berg

VENCEREMOS!

dazu: 2.2. globaler Aktionstag...

global resistance 30.01.2002 - 17:20
...alle auf die strassen und in berlin zur demo! schütten wir dem herrschenden system massenweise sand ins getriebe!

Der 2.2.

30.01.2002 - 19:10
Dieser Tag ist genau der Tag, an dem gezeigt wird, wie alles (und also auch der Widerstand) zusammenhängt:
Ob es die Nazis sind (Aufmarsch in Bielefed),
der Rassismus des Systems (Aktionen zu Australien und zum Chipkartensystem in Berlin),
Militarismus (München und Kiel),
Neoliberalismus (WEF und WSF, sowie die globalen Kochtopfdemos am 2.2)
.... antikapitalistische Proteste und Aktionen wird es dieser Tage in aller Welt geben. Wenn in Eurer Stadt nichts los und Ihr nirgendwo hinfahrt: Macht was bei Euch dazu. Druckt Texte aus und verteilt die, macht Aktionen....

antirassistischer einkauf am 2.2. um 12:00

freya fluten 30.01.2002 - 20:56
vor der demo antirassistisch einkaufen!!!

2.2.02 von 12:00 - 14:00 Uhr, Antirassistischer Einkauf vor dem EXTRA-Markt in Hohenschönhausen, Konrad-Wolf-Str. 24-27, Tram 5 (Alex) oder 15 (Rosaluxenburgplatz), Haltestelle Freienwalderstr

Es gibt eine breite Mobilisierung von Seiten der NPD und anderer Nazischweine gegen die antifaschistische Aktionswoche und auch explizit gegen den Antirassistischen Einkauf. Wir lassen uns nicht einschüchtern und werden, falls nötig, auch mit den richtigen Mitteln zurückschlagen.
Doch ist es weder für die MigrantInnen noch für uns erstrebenswert, einen Antirassistischen Einkauf eskalieren zu lassen. Deshalb kommt zahlreich und alle, mit Freundinnen und Freunden zu dem Einkauf, denn wenn wir viele sind, ziehen die Nazis ihren Schwanz ein und verstecken sich in ihren Häusern.
Damit der Einkauf am Rande von Berlin nicht nur ein gewöhnlicher Wochenendeinkauf wird und dass Ganze zur netten Antirassistischen Aktion wird, gibt es einen Treffpunkt, damit wir gemeinsam nach Hohenschönhausen fahren können und nicht vereinzelt die lange Strecke fahren müssen.

Treffpunkt: 2.2.02 - 11:45 S-Bahn Landsbergerallee, oben auf der Brücke - kommt alle, wir fahren zusammen mit den MigrantInnen nach Hohenschönhausen! Dieser Termin ist so früh, damit auch alle noch zu der Demo um 14:00 an der S-Bahn Prenzlauer Allee kommen können!!


weitere sodhexo-machenschaften

mastermindchaos 31.01.2002 - 17:19
sodhexo gibt auch so genannte restaurantschecks an grossunternehmen aus, die diese dann gegen zuzahlung an ihre mitarbeiter weitergeben. für die konzerne (z.b. deutsche bank...) ein lohnendes geschäft, können sie doch massig sozialabgaben sparen auch die mitarbeiter frohlocken und tragen die kohle zu anderen konzernen (z.b. mc do, tengelmann...), die sich auch freuen. nicht freuen sollten soch alle sozialversicherungspflichtig beschäftigten, die dieses umsatz-zuschanzen finanzieren, und die kunden der entsprechenden konzerne, die die in die preise eingebauten "zuschläge" mitbezahlen. wieder ein vom staat ermöglichtes geld-abgreifen der konzerne. naja, aber sicher nicht das schlimmste beispiel...

@Tobi

gratiskrümelmonster 01.02.2002 - 00:52
der aufruf zur demo ist in etwa so: "alles für alle umsonnst - aber bezahlt vorher brav". das ist in etwa so wie (auch typisch für Deutsche): "jetzt besetzten wir die bahnhoefe - aber kauft euch vorher ein bahnsteigticket."
wir lassen uns von euch nicht verarschen!

@freya fluten

kritiker/in 01.02.2002 - 00:58
und nehmt alle bloß ganz richtig deutsche ausweise mit, damit ihr euch deutsch ausweisen könnt und benutzt auf keinen fall das blöde und undeutsche buntfahrticket zum fahren! und bezahlt mal schön an der kasse! vergeßt auch nicht, gut auf euer flüchtlingsklientel für weitere sozialarbeiterische aufgaben aufzupassen!
ihr hofft ja richtig, daß faschos auftauchen damit es nicht so langweilige wird, was?

an die organisator/innen der demo

kritiker/in 01.02.2002 - 01:02
>>Dieser Termin ist so früh, damit auch alle noch zu der Demo um 14:00 an der S-Bahn Prenzlauer Allee
kommen können!!
voll beladen mit einkaufstüten anschließend demonstrieren gehen? ich verstehe überhaupt nicht, um was es euch geht.

Du musst ja nicht mitmachen

useful 01.02.2002 - 01:10
Kritik ist ja immer wichtig. Aber nicht so. Das hört sich zu sehr an nach: "Wer bei der Aktion mitmacht ist doof". Der Staat sieht das übrigens ähnlich.

@ kritiker/in

+++ 01.02.2002 - 17:27
das prinzip flüchtlingseinkauf: migrantInnen, die aufgrund der deutschen apartheidsgesetze nur das recht haben, mit einer chipkarte in bestimmten läden einzukaufen treffen sich mit den "priviligierteren" menschen, welche das recht haben mit geld einzukaufen, wo sie wollen/können. die "priviligierten" kaufen dann ihren wochenendeinkauf mit der karte der/des migranten/in, gibt ihm/ihr das geld dafür und kann dieses dann gebrauchen wo und wie er/sie will. kappito? ist kein revolutionärer akt, doch ein sinnvolles mittel, um die apartheid praktisch auszuhölen...

ronjaräuberstochter 18.02.2002 - 15:47
unter der oben angegebenen adresse findet ihr ein paar weitere info´s zum thema gutscheine & chipkarten für flüchtlinge. schaut mal vorbei.