Rot-braun bei LL-Demo? Gabs schon mal!

frieda 14.01.2002 16:32 Themen: Antifa
Dass rechtsextreme Querfrontler das unklare verkürzt-antikapitalistische und autoritäre politische Profil der LL-Demo nutzen, um sich der Linken anzudienen, ist übrigens gar nicht abwegig. Das gabs schon mal vor Jahren. Da baute die rechte Querfront-Zeitung SLEIPNIR dort ihren Infotisch auf (bevor Antifas sie wieder wegschickten...)
Weil das hier auf Indymedia grad so heftig diskutiert wird, von wegen Anarchisten versus Kommunisten - was natürlich Unsinn ist -, will ich doch sagen, dass es zu einfach ist, nur auf die Leute zu schimpfen, die hier - tatsächlich ziemlich beknackt und nieveaulos - ihre Totalitarismus-Gleichsetzungs-Hetze betreiben. Aber mensch muss auch überlegen, wo es tatsächlich Überschneidungen gibt (verkürzter Antikapitalismus, Militarismus, Führer-Kult, auch Palästina-Soli übrigens) und wie bei diesen Themen LINKE Positionen aussehen müssen, bzw. wieso Nazis dies einfach für sich reklamoeren können, wieso das ins faschistische Weltbild passt.Dazu hab ich hier nen Beitrag aus der Jungle World vom letzten Jahr, glaube ich, reinkopiert. Ist sehr aufschlussreich, finde ich.
Genosse Kamerad

»Gegen Rechts« - mit diesem Argument wirbt die junge
Welt um neue Abos. Manche Leser haben das Ostblatt
allerdings ganz anders verstanden. von fabian lembke

Das Thema Rechtsextremismus bzw. Antifa muss in diesen Tagen nicht nur
zur Selbstdarstellung politischer Parteien und Initiativen herhalten. Auch
die Medien, die diesen deutschen Dauerbrenner im Sommer plötzlich zum
Ereignis erklärten, versuchen ihren Nutzen aus der Debatte zu ziehen. Das
Thema schien geeignet, um das Sommerloch zu füllen, taugte aber auch
als Zugpferd für Abo-Kampagnen. Die konservative Berliner Morgenpost aus
dem Haus Springer etwa initiierte eine über Wochen laufende Aktion »Wir
gegen rechte Gewalt«, bei der Promis völlig beliebige Erklärungen gegen
Rechts bzw. gegen Nazis bzw. gegen Gewalt abgaben bzw. sich einfach für
ein tolerantes Miteinander aussprechen durften.

Bei der stark angeschlagenen grün-alternativen taz heißt die
Werbekampagne zum Thema »Aktion Z«, wobei »Z« für Zivilcourage oder
auch für Zivilgesellschaft steht, da ist man sich auf der taz-Homepage
nicht so ganz sicher. Jedenfalls sollen die Mitglieder der Zivilgesellschaft bei
der Firma Energie Konzert & VeranstaltungsGmbH für 25 Mark ein
schwarzes T-Shirt mit orangefarbenem »Z« erwerben. »Die Mehrheit zeigt
sich«, so die Losung. Dabei beweist die Aktion das Gegenteil, nämlich, dass
die Mehrheit eben keine Zivilcourage hat. Oder ist schon mal irgendjemand
mit so einem T-Shirt gesichtet worden?

Aus der Anti-Nazi-Debatte Kapital zu schlagen versucht auch die sich
gerne als linksradikal gebärdende junge Welt. Auch dieses Blättchen muss
sich nur wenige Monate nach der letzten Rettungskampagne um seine
Existenz sorgen. Und auch hier wird der Erhalt der Zeitung als Akt gegen
den rechten Terror verkauft. »Sozialabbau, staatlicher Rassismus,
Naziterror: 3 000 Abos gegen Rechts.«

Wieso es jedoch eine antifaschistische Aktion sein soll, die junge Welt zu
abonnieren, kann wohl kaum jemand erklären. Zwar leistet sich das Blatt
nach wie vor eine aus besseren Tagen stammende Antifa-Seite. Dort wird
der Begriff Antifaschismus von Redakteur Werner Pirker jetzt zwischen
Gänsefüßchen gedrängt, so in seinem Beitrag »Wider den politisch
korrekten Antifaschismus« vom 21. September, der darauf hinausläuft,
dass Antifa-Politik und Antirassismus eigentlich total überflüssig sind.

Und: Nicht etwa die SED mit ihrer rassistischen Ausländerpolitik und die
marodierenden Nazihorden haben nach Ansicht von Pirker Ostdeutschland
fast zur ausländerfreien Zone gemacht, sondern einzig die »Entfesselung
des Kapitalismus, die Marktbarbarei« sei an der Gewalt schuld. Der DDR
werde die Verantwortung völlig zu Unrecht »angedichtet«, und die
Neonazi-Szene sei zu »marginal«, als dass man sich mit ihr um »die Straße«
prügeln müsse. Den Antirassisten wirft er vor, mit ihrer »ständigen
Denunziation ðdeutscher RassistenЫ nichts zur Veränderung der
Verhältnisse beizutragen. Kein Wunder, dass die junge Welt in
Zusammenarbeit mit ihren Unterstützern von der DKP und der
Kommunistischen Plattform nur wenige Gelegenheiten auslässt - wie im Fall
Gollwitz -, ostdeutsche Rassisten als Opfer der sozialen Krise in Schutz zu
nehmen.

Beispielhaft dafür auch ein Leserbrief, den die junge Welt vor wenigen
Wochen unkommentiert abdruckte. Überschrift: »Antikapitalismus
national«. Ein Leser namens Alexej Brykowski aus Berlin wetterte darin
gegen »die wahrlich apokalyptische Form der imperialistischen
Weltdiktatur«, gegen Amerikanisierung und das internationale Kapital, um
auf der anderen Seite den »Willen der Völker« und die eigenen nationalen
Interessen zu verteidigen: »Was können wir für uns (Hervorhebung im
Original) selbst tun? Vor allem - versuchen, die Gemeinsamkeit unserer
Schicksale und Interessen - in der Nachbarschaft, in Deutschland, in
Europa und weltweit - im Gegensatz zu den Ambitionen und Interessen der
Mächtigen und Reichen zu begreifen.«

Weil also auch in dieser vermeintlich linken Zeitung die völkisch-deutsche
Schicksalsgemeinschaft ihr Zuhause hat und der Rassismus auf einen
natürlichen Reflex gegen den Krisenkapitalismus reduziert wird, findet die
junge Welt ihre Leser - und vielleicht ihre künftigen »3 000 Abos gegen
Rechts« - durchaus auch in rechtsextremen Kreisen. Der faschistische
Kampfbund Deutscher Sozialisten (KDS) etwa hat auf seiner Homepage in
der Linkliste zwischen Verweisen auf übelste Nazi-Seiten wie NPD, Frank
Rennicke, Arnulf Priem, Siegener Bärensturm, Nationaler Widerstand usw.
auch einen Link auf die junge Welt gelegt.

Auf Nachfrage per E-Mail gibt KDS-Chef Michael Koth folgende
Einschätzung der jungen Welt: Die Zeitung habe einen »Doppelcharakter«,
neben »Multikulti-Ergüssen« finde man darin eine »hervorragende
Berichterstattung in den Bereichen Jugoslawien, Irak und auch Venezuela«.
Auch in Sachen Libyen und China bringe die Zeitung »hervorragend
recherchierte Artikel«. Während des Kosovo-Krieges habe sich die junge
Welt »bleibende antiimperialistische Verdienste erworben«.

Koth erklärt, dass »ein Teil der Macher der jungen Welt - im Gegensatz
zum wirklichen Zeckenblatt Jungle World - nicht unbedingt als unsere
Feinde anzusehen« sind. Jungle World, so Koth in seiner E-Mail weiter, sei
auch deshalb indiskutabel, weil diese Zeitung - anders als die junge Welt -
»jede Form der Befreiung der Völker vom internationalen Kapital aufgrund
ihrer Multikulti-Wahnvorstellung ablehnt«. Die junge Welt habe
beispielsweise »sehr sachliche Artikel über geschichtliche Fragen des
Dritten Reiches aus der Feder von Harald Wessel« gedruckt. Dessen
Ausscheiden aus dem »Redaktionsstab« wird von Koth sehr bedauert. Im
Übrigen, so Koth über die junge Welt, müsse man im Sinne der
»Volksgemeinschaft« eben auch den Dialog mit »irregeleiteten
Volksgenossen« führen.

Koth vom KDS ist kein harmloser Spinner, sondern durchaus eine Größe im
Nazi-Milieu (Jungle World, 11/99). Er ist Betreiber der Homepage des
Nazi-Rockers Arnulf Priem, schreibt regelmäßig in NPD-Postillen, gründete
die Partei der Arbeit (PdAD) und die Gesellschaft zum Studium der
Dschutsche-Ideologie, die die Lehren Kim Il Sungs verbreitet, und ist ein
Freund des ehemaligen Kühnen-Stellvertreters Thomas Brehl.

Kontakt zur Linken ist jedoch für Koth nichts Ungewöhnliches. Schließlich
kommt er vom Westberliner DKP-Ableger SEW, wechselte später zur KPD,
suchte und fand nach dem Mauerfall Kontakt zu Stasi-Verbänden und
DDR-Größen bis zu Erich Honecker. Koth war beim Nationalkomitee Freie
DDR (NKFDDR) und beim Komitee Freiheit für Erich Mielke. Auch im
Freundeskreis Ernst-Thälmann-Gedenkstätte e.V. Ziegenhals wirkte Koth
mit, 1996 saß er mit den Herausgebern des Querfront-Blattes Sleipnir
gemeinsam an einem Infotisch bei der Luxemburg-Liebknecht-Demo in
Berlin.

Ob nun Koth seine Erkenntnisse über die zum Teil aus DKP und MfS
stammenden »Macher der jungen Welt« aus seinen Zeiten bei der
DKP/SEW, bei der ebenfalls vom MfS geförderten KPD, bei seinem Umgang
mit DDR-Funktionären und Stasis nach der Wende oder erst in den letzten
Jahren, etwa bei der Luxemburg-Liebknecht-Demo, gewonnen hat, darüber
lässt sich nur spekulieren.

Niemand ist davor gefeit, von Rechten verlinkt zu werden. Entscheidend ist
aber etwas anderes: eine politisch-ideologische Ausrichtung, die sich auf
eine verkürzte Kapitalismuskritik und einen plumpen völkisch-nationalen
Antiimperialismus stützt, und die jemand wie Koth interessant findet.

weitere Infos:  http://www.jungewelt.de
 http://www.kds-im-netz.de
 http://www.priemaner.de

Antifaschistisches Info-Blatt, 46/99
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Ergänzungen

Also Frieda Komunisten sind Links!

Nina 14.01.2002 - 17:13
und Anarchisten sin Deinem Beitrag nach Rechts! also Frieda ichj weiß nicht was ich dazu sagen soll? ich bin Anarchist, wie Viele Andere bei Indy auch, aber so Eine Offene Pauschal Beleidigung einer Grossen Anzahl, wenn nicht sogar der Mehrheit der Indy User wie Du, hat sich noch Keiner geleistet, du hast wohl ein Sprung in der Schale, veröffentliche deinen Extremisten Dreck, im NPD Forum, so einen Pauschalen Voerverurteilungs und Defamierungs Mist suchen die da Händeringend.

Stimmt!

007 14.01.2002 - 17:19
Und da gibts auf beiden Seiten solche! Auf der K-Seite die ewig gestrigen Lenin/Stalin-Verehrer mit ihrem Wunsch nach einfachen Verhältnissen: Einer Einpartei-Diktatur und auf der anderen Seite einige Anarchos, die rein aus dem Bauch heraus argumentieren und zu reflexartig reagieren. Glücklicherweise sind diese nicht in der Überzahl. Es gibt jede Menge Kommunisten und Anarchisten, die sich gleichermassen nach einer herrschaftsfreien Welt sehnen. Diese sollten sich zusammentun und die Dogmaten und Betonköpfe hinter sich lassen. Die Marxisten mit ihrer Analyse der Bestehenden Ökonomie und die Anarchisten mit ihrer Analyse von Machtstrukturen könnten zusammen einigs erreichen. In Spanien hats schon einmal geklappt: Da wurden die roten und schwarzen Fahnen zusammengenäht. Der Kampf ging nicht nur gegen Franco, sondern auch gegen die Stalinisten.- Scheinbar wiederholt sich die Geschichte doch!

Frieda sowas Desorientiertes

Grün Kern 14.01.2002 - 17:54
kann Wirklich nur einem Linkruck Kommi Hirn entfleuchen, Angebliche Nazis auf einer Linken Demo, Alles Andere ist Braun, ausser Rosa L.

Junge-Welt-Leser 14.01.2002 - 23:38
Habe selten so einen Unsinn ueber die Junge Welt gelesen.

@jw-leser @nina

frieda 15.01.2002 - 00:41
tja,junge-welt-leser, dann wirds nmal zeit! und nina, ich glaub du hast den beitrag entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. es war das gegenteil von dem was du mir unterstellst. bin selber anarchistin.

Genau frieda

Nina 15.01.2002 - 10:02
Bei Anarchisten sind Rechte Nazis, ist mir das Frühstücksbrötchen aus dem Mund gefallen, da ist noch so ein Beitrag, wo sich die Wackere Kommunistische Antifa in LA mit "Anarchistischen Nazis" prügelt, da das Linke Indymedia eigentlich Linke Berichterstattung und Erfahrungsaustausch sein will, aber seit Langen ein Antifa Propaganda Organ, Irgendwelcher Dominierender Antifas Ist, sollte das geändert werden, wenn die denken hier, Leute der Indymedia Szene zu defamieren, die können auf Nazis, Faschisten, Kapitalisten, Spekulanten, Korrupties, genug herum hacken, da gibts genug von, aber die sollen das nicht verallgemeinern, wenn sich ein Paar Braune Hirntote Herden Mitläufer als Anarchisten bezeichnen, wenn Otto sagt er ist Anarchist, dann sind für die Antifa, Alle Anarchisten Innenminister wa?