Grüne Umweltpolitik - Nein Danke

Dschugan Rosenberg 22.12.2001 23:58 Themen: Ökologie
Als Ökosteuer getarntes Abzocken bei Familien, ein fauler Atomkompromiss sowie die völlige Verbraucherverarschung auf Bundesebene - die Genehmigung und Durchsetzung von Mondlandschaften wie Garzweiler II auf Landesebene und schliesslich das Abreissen von Kinderspielplätzen zugunsten von Parkplätzen und Geschäften auf lokaler Ebene: Die Umweltpolitik der Grünen ist unterhalb des Niveaus von Merkel & Kohl zu bewerten.
Die Mehrheit der Vorstandsvorsitzenden, Unternehmer, Manager, Abgeordnete und dienstwagenführende Beamte freuen sich über die "Ökosteuer": Sie brauchen keinen Beitrag zu leisten, da alle Spritkosten vom Arbeitgeber und bei Abgeordneten und Beamten vom Staat bezahlt werden. Die Creme der Gesellschaft bekommt ihren Dienstwagen von der Firma gestellt und wird unabhängig von Spritpreisen, PS und Verbrauch mit einer geringen Steuerpauschale veranschlagt. Viele dienstfahrende Beamte dürfen als "Selbstfahrer" ihren Dienstwagen auch privat mit ca. 11 Pf pro Dienstkilometer nutzen - egal wie hoch die als "öko" deklarierte Steuererhöhung ist. Endlich aber dürfen Familien und normale Werktätige bei Fahrten zu Schule, Schwimmbad, Einkauf und zur Arbeitsstelle mehr Steuern bezahlen. Das ist die soziale Komponente der Ökosteuer. Die umweltrelevante Komponente ist, das die sogenannten Abgasvorschriften wie Euro 3 und Euro 4 so aufgebaut sind, das selbst das neuste tonnenschwere Merzedes-S-Klasse-Gefährt mit einem Verbrauch von ca. 15 Litern auch die "strengste Klasse" Euro 4 schafft, demnach der Verbrauch und damit Entwicklung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) keine Rolle spielt. Und wenn das nicht geht, so wird unter Minister Trittin ein 2,8 Tonnen schweres Offroad-PKW-Fahrzeug der Mercedes M-Klasse z.B. als Einkaufsauto für die Gattin gerade auf Grund des Supergewichts mit einer LKW-Steuer von unter 600 DM besteuert. Es ist eine umweltfeindliche Autokanzler-Politik, an die sich die Grünen angepasst haben.

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Diese Verbraucherverarschung setzt sich in der Gesundheitspolitik fort. "Unsere Kühe fressen nur Körner und Wasser" - so die Märchenstunde der grünen Ministerin Künast. Ihre verbaler Aktionismus zu BSE greift nicht, denn es kommt ungetestetes Fleisch auf den Markt. Zudem ist der Begriff "Risikomaterial" irreführend definiert, da auch Material, das von der Weltgesundheitsorganisation als "infektiös" eingestuft wird, hier als "Nicht-Risikomaterial" frei verkauft werden kann. Und wenn man hier Rückenmark und Gehirn stümperhaft entfernt - die meisten Schlachthöfe packen dies nicht ohne anderes Fleisch mit dem "Risikomaterial" zu besudeln - dann muss man das mit den zellmophologisch identischen peripheren Grossnerven auch tun. Das macht niemand in Deutschland. Das einzige was bei Künast geklappt hat ist ist ihre tolle Fernsehshow, wo sie Kühe im Stall streichelt und von ihr durchgezogene Abschlachtprogramm von 500 000 Mitgeschöpfen zur Preisstabilisierung bei Rindfleich - hinter vorgehaltener Hand sagt man, das war das Beste was der Fleischindustrie und dem Metzgerhandwerk passieren konnte.

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Dazu ein völliger Opportunismus, eine völlige Kritiklosigkeit der Grünen an dem System der Krankenkassen und Lage der sozial Schwachen. Mit dem Geschwafel "wir wollen an dem Prinzip der Solidargemeinschaft festhalten" kann man die inzwischen real existierende Zweiklassengesellschaft bei der medizinischen Versorgung, die erbärmliche menschenunwürdige Lage von vielen Pflegebedürftigen nicht angehen.

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Die von Merkel (CDU) eingeführte Öko-Audit-Verordnung wird stillschweigend von den Grünen weitergeführt und "positiv" gewertet. Das ganze ist eine riesige PR-Kampagne der Industrie mit staatlichem Anstrich. Gegen sattes Handgeld werden die Firmen dann von "unabhängigen Gutachtern" auditiert und müssen ein Umweltmanagementsystem vorweisen und dies öffentlich bekanntmachen. In der Praxis zeigt sich, das auch Firmen, die heute illegal Asbest entsorgen und Umweltvorschriften wie die Gefahrstoff-Verordnung oder Bundesimmissionsschutz-Verordnung nicht einhalten, trotzdem ihr Zertifikat einhalten. Die Information der Öffentlichkeit über die "Umweltleitlinien" eines Unternehmens ist ein Witz, denn Verstöße des Unternehmens gegen Umweltauflagen der Behörde sind in diesen Informationen für die Öffentlichkeit nicht enthalten. Selbst Firmen die neue Anlagen mit tonnenweisem Einsatz chlorierter Kohlenwasserstoffe in Deutschland aufbauen, erhalten unter einem grünen Umweltminister in Deutschland ihr EG-Ökoauditzertifikat. Die Grünen haben anscheinend die industriefreundlichen Verordnungen durch eine noch industriefreundlichere Verwaltungspraxis fortentwickelt.
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Auch Garzweiler II, eine Mondlandschaft zur Braunkohlegewinnung wurde erst mit Hilfe der Grünen möglich. Auch eine moderne Mess- und Regeltechnik sowie Filtersysteme können nicht darüber hinwegtäuschen, das die Entwicklung von Wärme und Strom aus Braunkohle an sich schon ökologisch die falsche Entscheidung ist. Statt der Förderung dieser massiven Natureingriffe und ihrer Subventionierung hätte man die Besteuerung des umweltfreundlichen Erdgases zurückfahren können.
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Auch die neuen Gesetzte zur Stromeinspeisung und Kraftwärmekopplung sind familienfeindliche Verbraucherabzocke. Die von der Grünen Regierung angestrebten Kraft/Wärmekopplungen nutzen nur den grossen Konzernen, die erst ein riesiges Braunkohlekraftwerk hinstellen und dann jeden Stromverbraucher zwingen, den Anschluss dieser ökofeindlichen Monster an irgenwelche Einfamilienhäuser zu subventionieren. Hier werden wieder die großen Ver- und Entsorgerkonzerne gestärkt, gegen die dich der Entverbraucher nicht wehren kann. In Frankfurt-Nordweststadt hat man gesehen wie Nutzer von Abwärme des Kraftwerks mit Kraft/Wärmekopplung über Jahrzehnte zwangsabgezockt wurden. Die Ablesung pro Verdunstungsröhrchen 20 DM (nach Preisindex heute etwa 60 DM) und eine Wärmerechnung für ein Einzimmerappartment, die einer Vierzimmer-Wohnung bei einer normalen Gasheizung entspricht.

*** Und schließlich auf Ortsebene: Beispiel Gießen: Abriss von Kindergartenspielplätzen in Wohngebieten, Grüne Politikerinnen fahren mit 80 km durch die Stadt, die Spielzone für Kinder wird auf einem stark frequentierten Parkplatz in der Innenstadt eingerichtet.

Insgesamt ist für einen Normalbürger eine Verbesserung der Gesundheit, eine Verbesserung im Sinne einer Verringerung von Natur- und Umweltschäden und ökologischer Lebensqualität, eine Verbesserung der Situation von Kindern und Familien gegenüber Merkel & Kohl nicht erkennbar. Die lachhafte Erhöhung des Kindergeldes die dann als Gegenargument an dieser Stelle kommt, wurde durch Abzockerei von Familien, Kindern, Rentnern, Arbeitslosen und Kranken mehrfach wieder hereingeholt. Deswege "Grüne Umweltpolitik - Nein Danke", "Grüne Innenpolitik - Nein Danke", "Grüne Aussenpolitik - Nein Danke".
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Ergänzungen

Herzlichen Glückwunsch...

Ratzinger 23.12.2001 - 02:19
Ich glaub es nicht, ich glaub es nicht - da steht wirklich das Wort "familienfeindlich". Nun ist Helmut Kohls "geistige Wende" mit 19 Jahren Verspätung bei Indymedia angekommen...

Nette Zusammenstellung

Anarcho 23.12.2001 - 06:57
Ist mal interessant zusammengestellt zu lesen, was die Grünen für eine Politik fahren. Noch immer gibt es Menschen, die die die Grünen für progressiv halten. So ein Überblick kann auf jeden Fall ne Menge guter Argumente geben. Was mich übrigens zur Zeit am meisten wurmt: Die Sache mit der Kriegsbeteiligung. Als im Bundestag die Zustimmung der Grünen das "Abenteuer" möglich machte, erklärten sie stolz, daß sie eine Klausel mit eingebracht hätten, wonach der Einsatz nu auf Afghanistan beschränkt wäre... Naja und jetzt? Jetzt erfahren wir, daß 600 ABC-Kräfte nach Kuweit und eine weitere Anzahl von Soldaten nach Somalia geschickt wurden, welches demnächst überfallen wird. Und die Grünen? Gestern gaben sie ihre vollste Zustimmung!

Es musste doch mal gesagt werden!

Nina 23.12.2001 - 12:25

Kritik der Kritik

Steffen 23.12.2001 - 16:09
Lieber Autor,

im Wesentlichen stimmt ja ihre Kritik, aber die Art mit der sie kritisieren ist unter der Gürtellinien. Ich frage mich, was passieren wird, wenn Leute wie Sie Politiker wären- Eine Katastrophe!

Ihr Steffen Lenk

Vielleicht gehts gar nicht drum Politiker zu

Me 23.12.2001 - 16:40
sein. Vierlleicht gehts um Basisdemokratie und so was....

Anarchie Steffen Totale Anarchie!

Nina 23.12.2001 - 17:07
Jeder! Wirklich Jeder sagt das was er sagen muss, und sagen will, und die Mehrheits Meinung Aller, Wirklich Aller entscheidet.

Grün liest nicht Heise

Mike 23.12.2001 - 18:48
Ich hätte auch gedahct, dass die Grünen vielleicht Hackerpositionen vertreten, der CCC war ja mal Taznah. Statt dessen überlassen sie das Netz den Sheriffen von rechts. Am besten gefällt mir als Netzpolitiker noch Herr Tauss von der SPD. Zum Kotzen. Keine vernünftige Unterstützung für die Freiheit im Internet, statt dessen Diener amerikanischer Interessenpolitik. Armes Deutschland.

genau so wie garzweiler2...

mastermindchaos 23.12.2001 - 22:52
...wird ja auch horno für den heiligen braunkohletagebau geopfert. das alles, um die spd-klientel ´bergarbeiter´ bei der stange zu halten. und natürlich die energiekonzerne zu hofieren, siehe shell/aral/bp/dea-fusion, bei der übrigens auch rwe, ruhrgas, veba uswusf beteiligt sind - herzlichen dank für ihre sozialdemokratie, meine herren
trotzdem ist die kritik hier völlig inkonsequent und nicht zu ende gedacht, worte wie ´familienfeindlich´ gehören doch ins csu-programm, oder? und zudem ist mir völlig unklar, in welche richtung das hier gehen soll, so wie das hier geschrieben ist, könnte es auch stoiber geschrieben haben. dennoch, ich schreib es nicht zum ersten und auch nicht zum letzten male hier sind die grünen das perfekte beispiel dafür, dass veränderung nicht von innen bewirkt werden kann und was machen wir jetzt draus?

Famfreundl. = Love+Geld+Zeit+Platz für Kids

Dschugan Rosenberg 24.12.2001 - 04:59
Ok, wenn Kinder auf der Straße leben und Schlüsselkinder sich die RTL 2 Zombie-Videos nachmittags reinziehen müssen, so sind das für mich familien- und kinderfeindliche Lebensbedingungen. Wenn Kinder junge engagierte Lehrer in kleinen Klassen haben und zu weitgehender Selbständigkeit und Kreativität z.B. in selbstverwaltete Jugendzentren durch *liebevolle*, nicht autoritäre *Zuwendung* gefördert werden, finde ich das kinder- und familienfreundlich.
Auch dann wenn die CDU das Bild einer grossen bürgerlichen Quellekatalog-Familie beschwört, hat sie für die Situation der Kinder, Alleinerziehenden und Familien eben nichts getan. Sowohl ökonomisch durch permanente Steuererhöhungen als auch politisch. So beklagt die CDU den Werteverfall, hat aber alles getan damit er z.B. in Form von Gewaltvideos im privaten Fernsehen stattfindet. Wenn ein Kind bei uns 10 Jahre alt ist, hat es statistisch etwa 40 000 Morde oder andere extreme Gewalthandlungen im Fernsehen gesehen. Die Grünen setzen das nicht grundlegend anders um, die Existenzbedingungen von Kindern sind unter Rot/Grün nicht besser als bei der CDU und es gibt auch keine Konzepte, Kindern, Alleinerziehenden, Arbeitslosen und Familien grundlegend besser zu stellen und ihnen mehr Rechte und Geld und Platz bzw. Ressourcen der Gesellschaft zukommen zu lassen. Insofern könnte der Artikel eben nicht von Steuber kommen - die CDU hat es ja wohl ganz gut geschafft, den Begriff "familienfreundlich" für sich zu pachten. Ich meine keine CDU-Koch-Vorzeige-Quellenkatalog-Familie sondern auch z.B. Alleinerziehende Frauen mit Kindern, die täglich nicht mehr wissen, wie sie den Spagat zwischen zuwenig Zeit für Kinder und zuwenig Geld für Kinder lösen sollen und bei der ersten grossen Schwierigkeit wie z.B. einer größeren Erkrankung ihre Kinder sofort "abgeben" müssen - eben auch unter Rot/Grün.

Strategieunfaehigkeit

Volker Heinemann 11.01.2002 - 19:30
Es ist schon erstaunlich, wie über selbst längste zeiträume immer das gleiche praktische
unverständnis als argument gegen eine pragmatische regierungsbeteiligung der grünen
partei verwendet wird. Es wird behauptet, dass die grüne partei ihre werte aufgegeben
hat. Mit dem verstand eines 12jährigen kann man jedoch das abstrakte denkvermögen
aufbringen, welches einem ermöglicht von den zielen einer partei und den jetzt existierenden konkreten umsetzungsmöglichkeiten zu unterscheiden. Die grüne partei hat zudem überhaupt keine veränderungen am programm vorgenommen, die nicht schon seit geraumer zeit diskutiert wurden, ohnehin notwendig waren und letzlich ja auch nur vom weltfremden fundamentalistisch-ideologischen teil der partei als proplematisch angesehen werden.
Interessant dabei ist, dass diese kritiker selbst nie den beweis angetreten haben, dass
keine regierungsbeteiligung, das ist ja konkludent die forderung wenn man nach der
100% methode nicht pragmatisch handeln will, zu besseren ergebnissen führt.
Berücksichtigt werden muss auch, dass die vielen faulen kompromisse, die in der
regierungsbeteiligung geschlossen werden, umso reichhaltiger ausfallen, wenn der
eigene stimmenanteil gering ist, gerade deshalb, weil absurde maximalforderungen wie
sofortiger (!) Atomausstieg, falsch dargestellte 5DM beschlüsse und eine permanente
verweigerung der beschaeftigung mit ökonomischen zusammenhängen jede professionelle gedankliche durchdringung höchst relevanter themen unmöglich gemacht hat und dadurch gerade der politische einfluss der grünen partei von denjenigen mürbe gemacht wurde, die jetzt hieraus ableiten wollen, dass die regierungsbeteiligung nicht richtig funktioniert.
Eine ständige selbstbestätigung der erwartungshaltung bis zur positionierung im
politischen abseits entsteht hierdurch und sonst gar nichts. Ohne diese typischen
probleme radikalen politischen debattierens wäre die inhaltlich schwache
sozialdemokratie längst unter erheblichen grünen druck geraten und ein wesentlich
positiverer entwicklungsprozess grüner regierungsbeteiligung zweifellos möglich.
Der gesamte geist des indymedia projektes ist erheblich verbesserungsbedürftig, es
wird zeit, dass ihr aus euren dümmlichen ideologien in der realität ankommt, dort wo
die grüne partei längst erhebliches bewirkt und es daher nicht verdient aus pubertären
kreisen ständig strategielos kritisiert zu werden.