EU StudentInnen Info Nummer 7: Protestwoche

EU StudentInnen 21.12.2001 13:42 Themen: Bildung
Mit dieser Info erhaltet Ihr eine Übersicht von sämtlichen Aktionen, die während der Protestwoche gelaufen sind. Auch wird eine erste Einschätzung über den Verlauf und Fortgang der Proteste und der Aufbau des europäischen Netzwerkes gegeben...

Letzte Nachricht:
Spanische studentInnen rufen auf um während ein konferenz der EU bildungsminister in salamanca am 15.,16. und 17. märz ein gegengipfel in salamanca und protesten zu organisieren.
EU StudentInnenproteste
vom 10. bis 14. Dezember

Info Nummer 7
20. Dezember 2001

Mit dieser Info erhaltet Ihr eine Übersicht von sämtlichen Aktionen, die während der Protestwoche gelaufen sind. Die Übersicht ist nicht vollständig, aber dennoch reicht es, um ein Gespür dafür zu bekommmen, was überall gelaufen ist. und es wird eine erste Einschätzung über den Verlauf und Fortgang der Proteste und der Aufbau des europäischen Netzwerkes gegeben...

Deutschland

In Deutschland gab es Streiks in Berlin, Halle und Augsburg.
An der FU Berlin hat die Polizei 2x einen besetzten Hörsaal geräumt und es wurden viel StudentInnen angezeigt (Mehr Infos:  http://www.astafu.de ). Der Streik, der am 11.12.2001 anfing, wurde Montag 18.12.2001 beendet und ausserdem ist ein Aktionstag am 16. Januar geplant. Es fanden auch mehrere andere Aktionen in Berlin statt, u.a. 3 gut besuchte Demonstrationen.
In Halle wurde vom 11.12.2001 bis 12.12.2001 gestreikt, wobei und auch das Rektorat 4 Tage lang besetzt wurde. Ebenso gab es auch hier viele Aktionen: u.a. eine Demonstration mit 1500 SchülerInnen und StudentInnen.
In Augsburg streikten StudentInnen seit 12.12.2001 und die Vollversammlung hat entschieden, den Streik bis Weihnachten fortzusetzen.
In Bochum mauerten Studentinnen am 10.12.2001 den Zugang der Ruhr-Uni symbolisch mit ein Wand aus Pappe zu und sprengte ein paar Tage später die Senatsitzung. Am 11.12.2001 fand eine Demo mit ungefähr 400 SchülerInnen und StudentInnen in der bochumer Innenstadt statt. Der für Donnerstag angekündigte Warnstreik gegen Studiengebühren hat an der Ruhr-Universität Bochum für Aufmerksamkeit gesorgt. Von acht bis 16 Uhr fanden in dem großen Hörsaalgebäude HGC keine Veranstaltungen statt. Streikposten haben vor den Eingängen des Gebäudes über die drohende Einführung von Studiengebühren in NRW informiert.
Interessanterweise stand der Streik unter Beobachtung von einigen Beamten in Zivil. Zu einer weiteren Eskalation, die mit den Vorgängen z.B. in Berlin vergleichbar wären, kam es jedoch nicht.

Auch in Bremen, München, Köln, Wiesbaden, Cottbus, Potsdam, Frankfurt, Münster und Kassel fanden Aktionen statt (Siehe auch der Übersicht auf:  http://www.indymedia.de/2001/12/12309.html ). An vielen Uni`s und Schulen in Deutschland gab es alternative Vorlesungen und Unterrichtstunden über den GATS-Vertrag.

Griechenland

Es gab Aktionen an den Uni`s in Thessaloniki, Athen und Patras. In Patras wurde von Montag, den 10. bis Mittwoch, den 12. Dezember gestreikt. Diverse Uni-gebäuden wurden besetzt. In Thessaloniki wurden neben diversen Unigebäuden auch die Theater-Schule besetzt und am 14.12.2001 gab es dort noch eine Demo. Auch in Athen wurden diverse Uni-Gebäude besetzt. Nach unsere Informationen wurde an insgesamt 15 Uni`s und Schulen in Griechenland gestreikt.

Spanien

In Spanien streikten mehr als 140.000 StudentInnen in mehrere Städten am 12.12.2001. Es gab viele Demo`s an diesem Tag mit insgesamt Zehntausenden TeilnehmerInnen. Letzte nachricht: spanische studentInnen rufen auf um während ein konferenz der EU bildungsminister in salamanca am 15.,16. und 17. märz ein gegengipfel in salamanca und protesten zu organisieren.
Mehr Infos:  http://www.geocities.com/observaglobal/

Italien

In Italien gab es am 14.12.2001 StudentInnendemo`s in Mailand, Triest und Brescia. Am 20.12.2001 Demonstrierten 100.000 SchülerInnen und StudentInnen in Rom gegen die Privatisierung der Bildung. (Mehr Info auf unsere Webseite:  http://int-protest-action.tripod.com ,  http://italy.indymedia.org/ oder  http://germany.indymedia.org/Bildung.html )

Belgien

In Brüssel hat die ULB, die französichsprachige Universität von Brüssel, vom 10. bis 14. Dezember gestreikt. Viele andere Uni`s und Schulen haben am 13. und 14. Dezember gestreikt. Es gab viele alternative Vorlesungen über GATS und Bologna. Am 13. Dezember gab es auch ein StudentInnenblock auf der Gewerkschaftsdemo in Brüssel, wo hunderte von belgischen StudentInnen mitgelaufen sind.

Schweden

Auf die Södra Latin Schule in Stockholm gab es eine Alternative Vorlesung über GATS und es wurde eine neue Gewerkschaft gegründet. In Luleå und Hässleholm gab es Kundgebungen.

Dänemark

In Dänemark gab es 3 Demo`s (Aarhus, Kopenhagen und Odenske). Die Dänen bereiteten auch StudentInnen-Proteste während der EU-Gipfel in Kopenhagen im Dezember 2002 vor.

Frankreich

In Montpellier änderten StudentInnen die Namen von diversen Uni-Gebäuden in "Bill Gates-building", "Nike-Universität" usw. Es gab die ganze Woche Aktionen in Montpellier und anderen Städten, wie z.B Caen.

Österreich

In Österreich gab es eine kleinere Aktion an der Uni Innsbruck

Niederlande

In den Niederlande entfernten StudentInnen der Uni Utrecht sämtliche Werbung aus ihre Uni. Sie überklebten z.B. Erbetafeln mit einem Text gegen die Kommerzialisierung der Bildung.

Schweiz

In Zürich haben StudentInnen der Eingang der Universität durch eine Sitzblockade blockiert.


14. Dezember: Demo in Brüssel

Am 14. Dezember gab es dann die Demo in Brüssel. Es kamen ungefähr 25.000 Menschen die in verschiedenen Blöcken liefen. KomunistInnen, AnarchistInnen, ATTAC und auch mehrere StudentInnenblöcke. Mehrere? Ja mehrere. (später mehr darüber!). Es gab einen Block von dänischen und deutsche StudentInnen (aus Kassel, Köln und Bochum), einen Block von griechische StudentInnen, einen Block von französischen StudentInnen usw. Die Demo war laut und in dem Block, indem ich gelaufen bin (Dänisch/Deutsche StudentInnenblock), waren die Studierenden sehr laut: "Education not for sale - people not profit!". Was schade war ist, dass die Polizei direkt vor der Demo Polizisten im Einsatz hatte, die alle Leute von der Straße geschickt haben: Es könnte gefährlich werden, es wäre also besser, nicht auf die Straße zu gehen... Dadurch und durch den Fakt, dass die Originalroute der Demo verboten worden war, bekamen zuwenige Menschen die Demo richtig mit. Es gab aber von Balkons aus durchaus positive Reaktionen.
Am Ende kesselte die belgische Polizei den Endpunkt der Demo "Tout le Taxis" ein. Zwei von uns waren eine halbe Stunde vorher auch schon auf der Sraße vor "Tout le Taxis und da bahnte sich diese Auseinandersetzung schon an: die belgische Polizei fing plötzlich an, mit voller "Robocop-Ausrüstung" (inklusive 2 Wasserwerfern) Leute von der Straße zu schieben, keiner weiß, aus welchen Grund (in dem Moment passierte nichts!). Dass war ungefähr 200 bis 300 Meter von "Tout le Taxi" entfernt. Viele von diesen Menschen wollten einfach nur nach Hause. Ich persönlich bekam auf jedenfall stark das Gefühl, dass noch ein paar Bilder von randalierender Black Blockers gebraucht wurden, damit die Presse nicht zu positiv berichtet. Alles in allem: Die Demo hat mir richtig Energie gegeben. Ich werde weitermachen... Und so geht es vielen, mit denen ich gesprochen habe.

Verlauf und Organisationsprobleme

Abends, nach der Demo viel erstmal die Pressekonferenz flach... weil... die Pressegruppe auch in "Tout Le Taxis" eingekesselt war. Zum internationalen StudentInnentreffen haben wir es dann aber doch noch geschafft. Während des internationalen Treffens in Brüssel wurde eine Art von Arbeitskreis gegründet, die sich um eineb Plattformtext kümmert. (Mehr darüber auf:
 http://int-protest-action - Laufende und gelaufene Aktionen - D14: Berichte über Demonstrationen und das internationale StudentInnen-Treffen in Brüssel)

Es war unserer Meinung nach eine gute Protestwoche mit vielen Aktionen in sämtlichen EU Ländern und es hat vielen SchülerInnen und StudentInnen neue Energie gegeben. Wir sind aber nicht am Eendpunkt angelangt, sondern stehen eher am Anfang von einem langen und harten Kampf gegen diverse Regierungen und transnationale Konzerne und ihre Instrumenten, wie z.B. die EU und WTO (World Trade Organisation), die Schritt für Schritt weiter an der noch weiter fortschreitenden Kommerzialisierung der Bildung arbeiten. Es war auch ein richtiger und wichtiger Schritt um die Proteste zur Internationalisierung und zur Politisierung (was allerdings seit langem auch von andere StudentInnen und SchülerInnengruppen mit gemacht wird) zu fördern. Es gibt mehrere Gruppen, die diesen Meinung teilen.

Der Asta München hat in der letzten Woche z.B. geschrieben: "Anders als noch während der Studierendenproteste 1997/98 haben die momentanen Proteste eine politische Note. Reduzierten sich die Forderungen damals auf ein "Wir wollen bessere Bildung in einer besser ausgestatteten Bildungseinrichtungen" so wird heute das Gesellschaftsystem für die Misere verantwortlich gemacht. Der Aufhänger bleibt somit die Unterausstattung, aber es werden auch Ursachen benannt, die sich nicht mehr mit Verständnis und dem Hinweis auf Sachzwänge entwaffnen lassen.
"Bildung ist keine Ware", "Gegen Privatisierung", "Der Kapitalismus hat keine Fehler, er ist der Fehler" oder "Bildung statt Krieg" sind die Parolen mit denen sich auch Gewerkschaften oder die Antiglobalisierungsbewegung identifizieren können. Dies könnte dem Ganzen eine völlig andere Brisanz geben." (Zitatende Asta München)

Wir (StudentInnen- und SchülerInnenbewegung) sind noch relativ wenige, aber es werden immer mehr. Unser Postfach wird nach wievor zugebombt mit e-mails. Außerdem können wir durch kreative Aktionen auch viel erreichen und den Widerstand an Uni`s und Schulen weiter ankurbeln.

Aber es muß auch sehr viel verbessert werden. Es war unheimlich viel Arbeit, um die internationale Vernetzung zustande zu bringen und jede praktische Arbeit wurde nur durch wenige Schultern getragen. Viele StudentInnen und SchülerInnen waren natürlich vor Ort aktiv und haben einen vollen Job mit Überstunden geleistet. Es muss aber noch besser vernetzt werden, damit alle einen besseren Überblick haben, von wo und vor allem auch was passiert.

Die Diskussion über einen zukünftigen Aufruf läuft jetzt in dem Arbeitskreis weiter und soll in einer Art Plattformtext verarbeitet werden. Wir versprechen uns davon, dass zukünftige Proteste inhaltlich stärker werden. Das Ganze soll im Frühjahr in den unterschiedlichen Gruppen der beteiligten Länder durchdiskutiert werden, und dann während eines internationalen Treffens in Sevilla im Juni 2002 abgestimmt werden. In diesemn Arbeitskreis soll auch über die Koordination, Organisation, Verteilung von Aufgaben für zukünftige Aktionen diskutiert werden, damit die Sachen, wie sie oben beschrieben werden, dann besser laufen.

Die Pressegruppe muss sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene besser funktionieren. Viele Infos über Aktionen kamen nicht oder erst spät an und es wurde innerhalb der Pressegruppe zuwenig kommuniziert, dies soll keine Schuldzuweisung sein (Ich war schließlich selbst in die Pressegruppe und weiss wie kurz die Vorbereitung war, usw.), sondern ist meine subjektive Meinung. Pressemäßig war meine Meinung nach mehr drin gewesen. Die internationale Pressegruppe funktionierte überhaupt nicht. Es wird in dem Arbeitskreis auch noch darüber diskutiert werden müssen.

Auch die Organisation von einem StudentInnenblock auf den Demos in Barcelona (März 2002) und/oder Sevilla (Juni 2002) muss und wird viel besser laufen. In Spanien sieht die Sache besser aus, da es dort schon StudentInnen gibt (gracias Montxo), die angeboten haben, diesen Teil der Organisation eines StudentInnenblockes zu übernehmen. Wir waren in Brüssel mit nur 4 Leute vor Ort um den Block zu organisieren und waren maßlos Überfordert. Dies ist der wichtigste Grund, warum viele den Block nicht gefunden haben. Anderseits wurde in sämtlichen Sprachen die Nummer des Infotelefons bekannt gegeben, aber bis auf die StudentInnen aus Bochum und die leute von D14 hat keiner diese benutzt. Die StudentInnen aus Bochum, die das Infotelefon angerufen haben, habe den Block dann auch gefunden (sie wurden abgeholt).

Fortgang der Proteste

Viele StudentInnen machten klar, dass sie weitermachen wollen. Die dänische StudentInnengewerkschaft "National Organisation of Pedagogical Social Education Students" möchte Proteste während des EU-Gipfels in Koppenhagen vorbereiten (Dezember 2002) und spanische StudentInnen haben angeboten, Proteste in Barcelona (März 2002) und Sevilla (Juni 2002) während EU-Gipfeltreffens dort vorzubereiten.
Ob wir für beide oder nur für Sevilla mobilisieren steht noch in den Sternen (d.h. es muss noch entschieden werden).
Auch in Deutschland gibt es Ankündigungen für weitere Aktionen: In Augsburg wird immer noch gestreikt und an der Ruhr-Uni Bochum gibt es am 20.12 im SOWI-Fachbereich einen Warnstreik. In Berlin ist für den 16. Januar zu einem Aktionstag aufgerufen. Wir würden es, wie auch viele StudentInnengruppen in anderen EU Ländern, gut finden auch im kommenden Jahr auf internationaler Eebene zu agieren. Neben den Vorschlägen aus Dänemark und Spanien (wo wir gerne wieder eine dezentrale, internationale Protestwoche mit Demo`s, Streiks und vielen kreativen Aktionen sehen würden und am Ende die Teilnahme an einem StudentInnenblock bei der Gipfeldemo) würde ich es persönlich auch befürworten einen "extra" internationalen Protesttag zu organisieren. Terminunabhängig von irgendwelchen Gipfeltreffen, damit wir unseren Kalender nicht nur noch von solchen bestimmen lassen.

Es gibt also viel zu tun, lasst uns anfangen!

Uns= die 4 Menschen, die Brüssel vorbereitet haben
Ich= Student aus Dortmund

Kontakt:
 eustudenten@gmx.net

Mailinglisten:

Englisch: (Die internationale Mailingliste mit Teilnehmern aus ganz Europa):
 http://groups.yahoo.com/group/international-pupil-and-studentactions

Niederländisch:
 http://groups.yahoo.com/group/int-scholieren-en-studentenakties

Deutsch:
 http://de.groups.yahoo.com/group/int-schueler-und-studentenaktionen

Webseite:
 http://www.studi-protest.de.vu oder
 http://int-protest-action.tripod.com

Foto: 20.12.2001 - StudentInnen und SchülerInnen demonstrieren in Rom, Italien.
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Ergänzungen