linksruckresolution

sektenspaeher 18.12.2001 17:08 Themen: Globalisierung
resolution der letzten LR-Aktivenkonferenz
hat mir ein Vögelchen zugezwitschert und bietet einen interessanten Einblick in die Gruppe Linksruck -->

Resolution der Aktivenkonferenz vom 02.12.01

1. Der imperialistische Krieg der USA gegen Afghanistan und potentielle andere Ziele und die deutsche Beteiligung daran ist der zentrale Punkt der politischen Lage. Aufgabe von Linksruck ist der Aufbau einer möglichst breiten Anti-Kriegsbewegung. Das Potential dazu speist sich vor allem aus den Anhängern der reformistischen Organisationen, die vom Bush-Krieg und dessen rot-grüner Unterstützung empört sind.

2. Das Mittel zum Aufbau dieser Bewegung ist die Einheitsfrontpolitik. Über einfache, auf maximale Breite angelegte Forderungen versuchen wir, mit Kriegsgegnern in gemeinsame Aktion zu kommen. Die gemeinsame Aktion ist die Basis für revolutionäre Propaganda. Eine Konzeption der “Einheitsfront von unten” lehnen wir ab - die Einheitsfront muß die reformistischen Führer als Adressat oder tatsächliche Mitkämpfer einschließen.

3. Der Aufbau der Antikriegsbewegung findet unter den Rahmenbedingungen der antikapitalistischen Bewegung statt. Dabei ist das rasante Wachstum von ATTAC die wichtigste Entwicklung für Revolutionäre in Deutschland. ATTAC schafft einen antikapitalistisch geprägten Pol und Organisationsrahmen für die Unzufriedenheit mit Rot-Grün. Unsere Aufgabe ist, diesen Prozeß zu verstärken, indem wir ATTAC auf den Hauptbruch im Reformismus ausrichten - den Krieg.

4. Über den Krieg hinaus wird ATTAC die bleibende Heimat und das ideale Milieu für Revolutionäre sein. Jedes Linksruck-Mitglied soll zugleich Mitglied bei ATTAC sein. Jedes Linksruck-Mitglied soll nach Kräften versuchen, ATTAC auszuweiten. Die Mittel dazu sind Gewinnung von Individuen, Gründung von ATTAC-Uni-, Schüler-, oder Gewerkschaftsgruppen, Kandidatur als ATTAC bei Uniwahlen. Die Universitäten sollen Schwerpunkt unserer Arbeit sein, ATTAC-Uni-Gruppen die Hauptstruktur, um an der Universität zu arbeiten.

5. Linksruck will eine revolutionäre Arbeiterpartei aufbauen. Das tun wir nicht neben, sondern in der Bewegung. Dazu ist eine eigenständige Organisierung von Revolutionären auf Grundlage ihrer Prinzipien unerläßlich. Einheitspolitik heißt für uns nicht “Einheitsfront in der Theorie” - die Verwischung der Trennlinien zwischen revolutionären Marxismus und anderen politischen Traditionen. Aus diesem Grund lehnen wir die Auflösung der revolutionären Organisation in einen “antikapitalistisch-sozialistischen” Flügel ab. Linksruck wird nicht der neue SDS - Linksruck arbeitet als revolutionäre Organisation innerhalb einer SDS-ähnlichen Struktur (eine linke Sammlungsbewegung), nämlich ATTAC.

6. Eigenständige Organisierung findet Ausdruck in eigenständigen Strukturen. An erster Stelle steht dabei der Verkauf der Organisationszeitung “Linksruck”. Jedes Mitglied soll Linksruck verkaufen. Des weiteren werden Strukturen für die Koordinierung der Arbeit von Revolutionären in der Bewegung nötig sein - Plena, auf denen ideologische Intervention, taktisches Vorgehen, Verkauf der Organisationszeitung und Gewinnung neuer Mitglieder besprochen werden. Dazu brauchen wir eine Struktur von regelmäßigen Schulungen, um den ideologischen Anforderungen der Bewegung gewachsen zu sein.

7. Die gegenwärtige politische Situation schafft ein günstiges Klima für Wachstum, wie unsere britische Schwesterorganisation SWP eindrucksvoll beweist (fast 2.000 Eintritte in drei Monaten). Linksruck versucht diese Chancen durch eine Rekrutierungsoffensive nach der Aktivenkonferenz zu nutzen, nach dem Vorbild der Frankfurter Genossen, die in den letzten Wochen 13 neue Genossen gewinnen konnten. Das ist überall möglich. Linksruck-Gruppen sollen zusammen mit der Zentrale Ziele festsetzen und diese sollen vor der Organisation gemeinsam rechenschaftspflichtig erkämpft werden.

8. Mit der Verabschiedung dieser Resolution ist der Fraktionskampf im Linksruck beendet. Beide gebildeten Fraktionen lösen sich auf. Als Konsequenz interveniert Linksruck geschlossen als eine Organisation in die kommenden Ereignisse wie die Demonstrationen in Brüssel und Berlin.
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Ergänzungen

na,

gtz 18.12.2001 - 17:33
da tauchen doch ein ganzer haufen begriffe auf, die ich garnicht mag: organisation, struktur, soll, rekrutierung, pflicht, ... und verkaufen "soll" man auch noch was und dann "soll" man geschult werden. nö, kein bock drauf. fast meint man, die wollen sich selbst mies machen :-)

spaß haben.

Der Partei der Partei der gehts immer ...

fischnet 18.12.2001 - 17:57
...schlecht.
"So produzierten wir verbissen unsere Flugblätter und Zeitungen, trugen unsere Antipathien aus und warteten alle darauf, das sich irgendwann einmal etwas grundsätzlich ändern würde an diesen Verhältnissen, ohne uns genau vorstellen zu können, was das sein sollte. Die falsche Art Politik zu machen, setzte sich hinter dem Rücken ihrer umnittelbaren Produzenten durch. Keinen der übermüdeten Gestalten war noch anzusehen, das sie Produkte einer Bewegung waren, der einstmals(es war noch nicht lange her) Politik Spaß gemacht hatte, für die antikapitalistische Politik und subjektiver Emanzipationsprozeß Momente desselben Prozesses waren."
Jochen Schimmang 1980

linksruck ist lustig

aber glücklicherweise im Niedergang begriffen 18.12.2001 - 18:06
ROFL

Kapieren die nie, das wir keine Führer

Anarcho 18.12.2001 - 18:42
brauchen? Pfui Teufel.

Auweia

- 18.12.2001 - 18:44
Punkt 9 liesst sich sehr talinistisch. Wär ja schön, wenn es wirklich eine größere Bewegung gibt. Aber bitte ohne Lenin und Co!

Die Ruckis sind Idealisten die es nicht

Nina 18.12.2001 - 19:47
kapieren wollen.

na ja

Tomasz 18.12.2001 - 20:14
Ich mag linksruck nicht, ich mag ihre methoden nicht, aber die haben zumindest ein konzept, einen plan. habt ihr sowas auch? Wohl eher nicht...

Ach du Schande,

Leider vergessen ;-) 19.12.2001 - 02:02
das klingt eher nach Sekte als nach Revolution. Guckt doch nochmal in eure "Mitgliedsausweise", ob da nicht doch Scientology steht.

Bush-Krieg???

Susi 19.12.2001 - 11:04
... und wenn Linksruckis in ein paar Jahren als Partei die Mehrheit/Macht haben sollten, laufen dann Doku`s im TV mit
Titeln/bzw. Botschaften wie; "Bush wars gewesen","Bush`s Krieg", "Bush`s Helfer", "Bush`s Opfer" etc...!?!
Fragt doch mal Guido Knoop, ob er in Eure Partei eintritt.
War nur Hitler (ist nur Bush) verantwortlich? Naja, von Leuten die mit Sprüchen wie "Arbeit für alle" die Welt verändern wollen ist ja nix anderes zu erwarten.
Warum kapiert Ihr nicht, dass Ihr mit Euren dogmatischen
Ansätzen jede Opposition verhindert?!!! Um mal sinngemäß Marx zu zitieren, der hätte nämlich, wie er einem Freund schrieb, sein "KAPITAL" nur Tage nach dem das Manuskript
rausging schon wieder ANDERS geschrieben. Soll heissen dass
die notwendige Fähigkeit der SELBSTERKENNTNIS, sich und
sein Handeln permanent zu hinterfragen bzw zu korrigieren(natürlich nicht im opportunistischen Sinn) und euer Ansatz einfach nicht zusammen passen.

Ich habs immer gewusst, Linksruck ...........

Sektenbeauftragter 19.12.2001 - 19:27
.... ist ein Maoistenladen,die leisten sich nicht mal Fraktionen.Ein Hoch auf die internationale Demokratie !! ............................................................
@Thomasz: Alle möglichen leute haben und hatten Pläne: Hitler plante die Weltherrschaft,die Antideutschen planen die doitsche Linke zu zerstören,Stalin plante die Anarchisten niederzumachen,usw. Was zur Hölle soll das mit dem (...)immerhin hat Linksruck einen Plan.(...) bedeuten???

@ sektenbeauftragter

exruckie 19.12.2001 - 19:57
vorneweg: bin über LR überhaupt erstmal auf begriffe wie kapitalismus etc. gestoßen, nach langen jahren unpolitischem rumgammelns. danke an die exgenossen.
nach 2 jahren arsch aufreissen & zeitung & blabla hatte ich die schnauze voll, inspiriert durch eine pluralistischere bewegung & neue Ideen, so wie viele andere jetzt-ex-ruckies auch. habe keinen neuen hafen gefunden, brauch ich auch nich, bleibe freibeuter oder so. aber ZUM THEMA PLAN: das hat mir immer noch am besten gefallen am lr, daß es denen auch & vor allem darum geht, normalos auf der straße, leute mit nem politischen verständnis, das auf RTL-Aktuell-Infos beruht, aufzuklären, aufzurütteln -und dann mögliuchst den lr-weg als alternative zu implantieren, und da wirds schon wieder scheisse, stimmt. aber dieser ansatz, die welt verändern zu wollen, aber sich dabei immer in den gleichen linken kreisen zu bewegen und alle anderen als "bürgerliche wasweißichwas" abzustempeln, nervt mich. dies ist einer der wenigen, aber wichtigen punkte, die ich dem lr noch gutschreibe.

@exruckie

Sektenbeauftragter 19.12.2001 - 20:18
Da können wa uns ja die Hand geben. War aber alles hohles Gewäsch mit dem: "Wir gehn auf die Massen zu",Jedmensch war nur interessant als potentielles Mitglied oder Zeitungskäufer. Was für eine Orga da propagiert,wurde mir erst nach ner ganzen Weile klar. LR ist unmenschlich in seienm Umgang untereinander,verheizt die Menschen geradezu und treibt sie sogar in den Selbstmord. Ich habe diesen Laden so satt,Du kannst es Dir nicht vorstellen. Insbesondere die leninistischsten Kader würde ich am liebsten alle auf den Mond schiessen und die Hofschranzen und NachbeterInnen derselben gleich mit. Den Niedergang beobachte ich mit einer gewissen Genugtuung,obwohl mir das meinen Freund auch nicht wieder lebendig macht. LR ist gefährlich,das ist meine Erfahrung. Basta !

handshake

exruckie 19.12.2001 - 20:38
krass. ich will dir ja nicht zu nahetreten, aber kann man dem LR wirklich einen Selbstmord vorwerfen? Kannst du mehr Infos geben, oder geht das zu weit? -den einen oder anderen nervenzusammenbruch wegn lr hab ich aber auch schon in meiner ex-gruppe erlebt...

@exruckie

Sektenbeauftragter 19.12.2001 - 21:15
Eine juristisch durchfechtbare Behauptung ist das natürlich nicht´-hätte ich sicher durchgefochten - aber eine Organisation,die einen Vergewaltiger in ihrer Führung behält und das Opfer über Jahre verhöhnt,bis das nicht mehr haltbar ist; eine Organisation die Führungskader hält,die Gelder unterschlagen, eine organisation die persönliche Verhältnisse und Gebrechen ihrer Mitglieder bewusst ignoriert,die den Menschen als Arbeitsroboter missbraucht und auspresst wie eine Zitrone und danach wegschmeisst ("Die Arbeit ist getan,der Mohr kann gehen"), ist für mich asozial + inhuman und muss verschwinden aus der politischen Landschaft. Im konkreten Fall wäre die correctere Sprachregelung vielleicht "Mobbing", Ignoranz, Unterlassung von Unterstützung und Abwertung von persönlichen Verhaltensweisen. Es ist auch klar,das solche Handlungen nicht von einer Orga begangen werden,das sind immer Personen,willige HelferInnen und IdiotInnen,die es nicht besser wissen. Das Resultat ist aber endgültig:Ein Mensch hat sich so selbstentwertet gefühlt,das er aus dem Leben gegangen ist, und Linksruck hat eine Verantwortung dafür zu tragen. Linksruck halts Maul ! Noch-Linksruckies: fangt an zu denken und vor allem: Beginnt zu fühlen,in was Ihr euch da hineinbegebt = eine sog. leninistische Organisation. Wohin das führt,müsst Ihr selber erfahren. Hoffentlich nicht so krass wie ich. Sicher tun das auch andere Orgas,aber über die sollen andere urteilen.
Ahoi

amen.

exruckie 19.12.2001 - 21:37
jou, hast recht. es ist ne menge unglaubliche scheisse abgelaufen, und ich kann deinen rat nur unterstützen -ruckies, sucht euch was besseres, oder macht was besseres,
euer idealismus & eure einsatzbereitschaft sind woanders besser aufgehoben!
-Aber ich würde gerne nochmal zu meinem ersten Kommentar zurückkommen; was sagt denn so "die Linke" zur Quasi-Monopol-Stellung des LR in Deutschlands Einkaufsstraßen, sprich der Gewinnung breiterer Massen -nee, sorry, das war Ruckie-Slang, kann nicht alles so einfach abschütteln ;-) -
sagen wir mal Politisierung, oder Einführung in kritisches Denken von Ottonormal? Mit den "steineschmeißenden haschischspritzenden Hippies", als die wir in den Medien nun mal präsentiert werden, kann mensch ja nicht viel anfangen, aber ne beseere Welt ohne Mehrheitsunterstützung ist keine und wird nie eine werden!?!...

@exruckie

Sektenbeauftragter 19.12.2001 - 22:06
Ich denke,es fallen zwei Argumente auseinander. Das Veränderung für die Massen nur mit den Massen geht,ist Konsens. Linksruck hat aber versucht,in Zeiten, wo die Massen träge sind,eine stellvertretende Revolte im Wasserglas zu inszenieren. Das hatte zum einen den Erfolg,das (junge) MenschInnen anpolitisiert und aktiv wurden. Wenn aber die Massen träge sind,ist die Perspektive von Veränderung zum Scheitern verurteilt, denn sie verlaufen nicht gegen die Massen. Die Massen lassen sich auch nicht durch stellvertretende Aktionen mobilisieren. Dieses vorprogrammierte Scheitern führt zu einem Durchlauferhitzereffekt bei den durchzuschleusenden AktivistInnen,für jede die geht müssen 2 neue gewonnen werden,von denen bleibt vielleicht 1,die den Laden schmeissen könnte. Nun ist in den letzten Jahren einiges passiert: Bewegungen gründen sich neu,die linkspolitische Talsohle der 90iger wird überwunden und viele neue/alte Ideen über Veränderungen kommen wieder hoch und MenschInnen schließen sich ihnen an. Ob ein Zeitungsstand die Stimmung in der Bevölkerung verändert,möchte ich bezweifeln. Vielmehr ist der einzige Zweck dieser Verkaufsaktionen, die leninistische Organisation am Leben zu erhalten. Um nichts anderes geht es. Da - und nicht nur dort - werden persönliche Befindlichkeiten und Gebrechen ignoriert und Dein beobachteter Nervenzusammnebruch ist für die nur ein "Kollateralschaden": D.h., der Schwache (= Planverweigerer) baut nicht auf und erhält die Organisation nicht am Leben und ist insofern uninteressant für die Orga. Ziel dieser Übung soll ja die Führung einer revolutionären Bewegung sein. Aber mal ehrlich: Dann soll es doch lieber bleiben wie es ist,als so,wie es sich diese inhumanen Apparatschicks aus den Linksruckkadern (und leider nicht nur in diese Gruppe) vorstellen. Die können viel führen,nur keine soziale,menschliche und emanzipierende Bewegung. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

@ Sektenbeauftragter

fischnet 19.12.2001 - 23:26
Kann ich alles voll bestätigen, war auch mal dabei. In den 70igern, also die Hochphase der ML-Sekten.Da zählst du nicht als Mensch, du hast Zeitungen zu verkaufen. Der Zeitungsverkauf ist integraler Bestandtteil der Sektenpolitik, denn was geht in einen Mitglied vor, der stundenlang Papier vertickt und nicht eine davon losbekommt? Er soll lernen mit Frust umzugehen, nicht nachzudenken, Anweisungen befolgen ohne nach Sinn und Zweck zu fragen und dabeibleiben, da wo jeder normale Mensch sich sagt, das ist der falsche Weg, wenn niemand unsere Blätter haben will. Die "Massen" sind halt noch nicht soweit, anstatt zu fragen, ob nicht die eigene Politik falsch ist. All diese Sekten haben sich entweder aufgelöst, oder sind zu bedeutungslosen Zirkeln geschrumpft, wird mit der LR nicht anders enden.Zurücklassen werden sie etliche Frustrierte, die sich fragen, warum sie sich einige Jahre ihres Lebens versaut haben und von denen viele von jeder Politik die Nase voll haben werden. Hat wenig Sinn, denen ist erst zu helfen, wenn sie sich helfen lassen. Soll heißen, wenn sie selbst angefangen haben an ihren Glauben zu zweifeln. Vorher sind sie Blind und Taub.

@fischnet

Sektenbeauftragter 20.12.2001 - 10:35
Danke für die Zustimmung. Offensichtlich haben es diese Sekten bei Dir nicht geschafft,das Du Dich aus dem politischen Raum verbittert abwendest. Wie hast Du das geschafft ? Welche Wege könntest Du hier nachzeichnen,damit auch andere einen Eindruck bekommen, wie Sektenselbsthilfe praktisch aussehen kann ? Würde mich über ein paar Hinweise freuen. ..... ahoi

open your eyes

exruckie 20.12.2001 - 20:43
stimmt alles. und trotzdem habe ich keine antwort bekommen. wie ich es schon mit meinem "...breite Masse - nee, das ist Linksruck-Slang..." geschrieben habe, war & ist der/ein angebliche Anspruch des LR, auf "die breite Masse" zu wirken, ein Ansatz, der vielen linken fehlt (scheint mir zumindest so). gleichzeitig ist das aber auch ein ansatz, der angesichts der oben beschriebenen "trägheit der masse" von vornherein zum scheitern verurteilt ist, und die leute, die (erfolglos) versuchen, diesem ansatz z.b. durch zeitungsverkauf gerecht zu werden, frustriert & verschleisst. aber deshalb die masse masse sein lassen & sich selbst in den eigenen zirkeln zu verschanzen, kann´s irgendwie auch nicht sein. -zum letzten kommentar: ich war auch ziemlich frustriert, nach 2 Jahren arschaufreissen für den lr. aber es gab momente, die ich nicht vergesse; einmal sagte mir eine freundin, die ich wiederholt zu lr-treffen mitschleifte & die vorher absolut unpolitisch war, den schönen satz "ihr habt mir die augen geöffnet". nicht unbedingt über alternativen wie leninismus oder was weiß ich was, sondern wie die welt eigentlich funktioniert (Kapitalismus); daß eben nicht alles eitel sonnenschein ist, dass man viele sachen so gar nicht mitbekommt (IWF/WTO/...) usw. Dafür lohnt es sich weiter und weiter und weiter zu kämpfen - nur die wahl der mittel treffe ich in zukunft lieber selber ;-) .

Konsequenzen ziehen

fischnet 20.12.2001 - 20:46
Bevor sich 80 die KPD samt Nebenorganisationen auflöste, gab es harte Diskussionen die diesen Namen auch verdienten, in Sekten wird nicht diskutiert.Da wurden Fragen gestellt für die man vorher rausgeflogen wäre. Ich wollt weder mit wehenden Fahnen zu den Grünen noch mich als heimatloser Linker verkriechen, also sehn was sich machen lässt und wie man die alten Fehler vermeiden kann. Kamen die Autonomen gerade recht und ich war keine Ausnahme.Dazu kam, ich war grad 23 und das ist kein Alter sich zu verkriechen wenn auf der Gass wieder was abgeht.Zu wissen was scheiße gelaufen ist, heißt nicht das man andere an Dummheiten hindern kann.Auch bei den Autonomen kam die alte Scheiße wieder hoch.Abschottung, Spitzelpara und Sektierertum und vor allem, als im Zug des Hungerstreiks einige Betonköpp die Autonomen auf die RAF-Ideologie verpflichten wollten.Schon diese Bürokratensprache erinnerte viele an überwunden geglaubte Zeiten. In Frankfurt brach dadurch die Bewegung(waren zwar nur 300 aber das reichte)auseinander.
Selbst brachte das reinschnuppern in andere Welten auch neue Leute und darauf kommts an. Denn in Parteisekten schrumpft der Bekanntenkreis auf die Parteileut zusammen und wie aussteigen? Wen kennst dann noch? Aber das ist die Voraussetzung neue Leute kennenzulernen.Denn solang du da drinsteckst bist du menschlich ungenießbar.Selbst merkst du es nicht, du meinst, du bist ok und der Rest der Welt ist eben noch nicht soweit.Mit mir war erst zu reden, als ich selbst an den Wahn zu zweifeln anfing.Und ich machte die Erfahrung, wenn ich mit MLern redete, aua, selbst wenn einige teils recht ok sind, geht es um die Parteilieie, dann sind die unausstehlich.War ich genauso drauf? War wohl so nur hab ichs nicht gemerkt.
PS:Es läuft ja einiges derzeit, aber glaub nicht du bist in anderen Scheinbar undogmatischen Gruppen den Sektenschrott los.Dieses Verhalten durchzieht die ganze Linke, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.Dazu mußt nur die Postings lesen.

@exruckie + @fischnet

Massen,und so 21.12.2001 - 17:14
Ich habe ja über das taktische Ziel der Massenorientierung von leninistischen Orgas geredet. Ich halte die Idee für erstmal einleuchtend,die Leute auf der Strasse ohne Vorurteile anzusprechen auf kritische politische Themen. Nur die Erwartung von AktivistInnen und das verfolgte Ziel für die Orgas fallen nicht zusammen. Die Massenaufklärung ist erfolglos,wenn Mensch die Massen nicht erreicht und führt zu Frust bei den AktivistInnen ( -fischnet hat das herrlich ausgeschmückt). Das mal eine Menschin bei ner DiskoVeranstaltung ne Erleuchtung hatte,sagt ja nicht viel über die Strategie der sog. Massenorientierung aus. Es ist aber schon ein logischer Widerspruch,wenn marginale Orgas den massenorientierten für sich erheben, aber weder in der Lage sind,die Verhältnisse der Massen nachzuvollziehen (die polit. Verallgemeinerungen haben damit garnichts zu tun,sie sind Motivationsstoff für an sich frustrierte AktivisTinnen,die nur Niederlagen erleben) noch diese Massen zu erreichen. Also werden Sektenmitglieder erzeugt,die eine weltfremde Haltung entwickeln müssen,die an den Tatsachen nicht mehr überprüfbar ist,sondern nur noch per Enzyklika der sog. Führung. Für die Linke allgemein könnten die Verhältnisse so pointiert werden : Linksruck ist sektiererisch gegen die Restlinke und die Restlinke grenzt sich überwiegend von den Massen ab (und sparen sich den Widerspruch). Ergo: Der Massenanspruch ist purer Idealismus best. Linker,weil nicht einlösbar.
Möglicerweise nützt das Links/Rechtsschema och garnichts,ausser zur Abrenzung zur Rechten. Für das Selbstverständnis sollten andere Kriterien bemüht werden,sonst hängen wir in den nächsten 20 Jahren immer in dem gleichen Dilemma.

@fischnet. danke für deine Zusammenfassung,ist bestimmt ne Orientierung für viele. Fehler machen solln schon alle selber,aber mensch muss die och kritisieren,immer wieder.

Massen und so ist getextet vom

Sektenbeauftragten 21.12.2001 - 17:18

InSektenforschung

fischnet 21.12.2001 - 19:30
Warum ich das so treffend beschreiben kann? Dazu brauch ich keinen akademischen Titel, ich hab es selbst gemacht.Irgendwann fragt man sich, was unterscheidet den linken Prediger von den Zeugen Jehovas die auch unermüdlich auf der Gass stehen, sich am Wachturm festhalten und keinen davon loswerden.Es funktioniert nur, weil man in einer Gruppe eingebunden ist die das gleiche tun und auch nicht nach dem Sinn fragen und von denen du weißt, das sie eibentlich genausowenig Bock haben wie du.Solche Zweifel werden ignoriert und durch die gemeinsamen Erlebnisse beseitigt. Die Treffen wo einer redet, der Rest hält die Klappe, die Veranstaltungen bei der die Erfolge des Vereins rituell beklatscht werden, das alles erzeugt den Glauben, an einer bedeutenden Sache beteiligt zu sein.So funktionieren Sekten. Und sie erzeugen durch ihre elitäre Politik bei den Mitgliedern ein Pseudoüberlegenheitsgefühl gegen den Rest der noch nicht so weit ist deren Argumente man nicht ernst nehmen muß.
PS:Die Geschichte mit der Vergewaltigung überrascht mich nicht.In solchen Hierarchischen Organisationen wo die Führung den Untergebenen Anweisungen gibt, Glaube sie folgerichtig, die Frauen haben ihnen auch sexuell zur Verfügung zu stehen.
PS2:Das diese Sekten ihre Leute von Kritik von außen abschotten, sieht man darin, das es auf ihren Seiten kein offenes Forum gibt.

Der Mond ist aus grünem Käse;-)

Exruckine 23.12.2001 - 01:26
1, Himmel,
in welcher Welt leben die Ruckies eigentlich? In deren ganzer internationaler "Tendenz" gab es einen riesigen emotional ketchup burst, in Deutschland haben sie sich auf ein winziges Häufchen reduziert, das sich für die heroischen Gallier im sonst komplett von Römern besetzten Territorium hält--------------und die machen wie vor 2,3oder 5 Jahren unbeirrt weiter mit "die Chancen stehen so gut wie nie zuvor", als sei nichts geschehen.

Komplette Verdrängung? Absoluter Realitätsverlust? Oder totale Eliminierung kritischen Bewußtseins? Eine KOmbination aus allen dreien? Meiner ERfahrung nach als Linksruckie kann ich jedenfalls behaupten: wenn nächste Woche der linkruckikanische Vatikan (auch "LR-Bundeskoordination" genannt) eine neue Enzyklika ( auch "Rundbrief" genannt)
herausgäbe, die behauptet, DAS Zentrale Thema sei "der MOnd ist aus grünem Käse" würde uns dies die nächsten Wochen auf sämtlichen Bündnisstreffen, Demos, wahrscheinlich sogar bis vor unsere Haustüren und in die Kneipen verfolgen;-)

2. Naja, zu dem Thema "Vergewaltiger in den eigenen Reihen", das muß ich jetzt der Wahrheit halber schon
korrigieren: wie ich aus ziemlich sicherer Quelle (der besten Freundin der Betroffenen) weiß, handelt es sich dabei nicht um Vergewaltigung, sonder "nur" um Belästigung.
Eckelhaft genug, aber doch "etwas" weniger krass.
Was natürlich der allgemeinen Gültigkeit davon, daß LR wohl der sexistischte Macholaden auf der ganzen Linken ist, keinen Abbruch tut.

InSektenstaaten

fischnet 23.12.2001 - 14:45
Na schön, wolln nicht über ungelegte Eier richten. Wenn es keine Vergewaltigung war, nehm ich das zurück, hab den Text wohl mißverstanden. Aber das der Mond aus grünen Käse besteht, es ist leider kein Witz. In solchen Sekten läufts echt so, das gegen alle Vernunft aus falschen Gehorsam und Lagerdenken, die abstrusesten Behauptungen geglaubt werden. Ein fast vergessener Vorgang von 75 als Beweis.Damals erließ der rote Vatikan in Peking eine neue Enzyklia, nach der Supermächtetheorie sind alle Staaten zu unterstützen, die sich gegen die Supermächte wenden. Also auch reaktionäre und faschistoide Regime wie Chile oder antilinke Buschguerillia. Das widersprach allem was Linke bisher vertreten hatten. Aber da sich die ML-Sekten damals gegen Peking verneigten, wurde diese neue Politik gegen alle Zweifel durchgesetzt.Ich zählte zu denen die das nicht nachvollziehen konnten, aber ich hielt die Klappe. Nun subjektiv betrachtet hatte ich dann mit der Lehre eh anderes zu tun und bekam eine andere Welt zu sehen. Da stellte ich fest, das diese Arbeitswelt nicht viel mit den heroischen Berichten aus der Parteipresse zu tun hat. Und die späteren Vorgänge, etwa der Krieg zwischen China/Vietnam, und Iran, brachten das Fass zum Überlaufen. Nun wurde nicht mehr geschwiegen und die letzten Vorgänge in der KPD hatten viel mit dem Aufbrechen des Schweigens in der SED am Ende der DDR gemeinsam. Man kann solche Sekten von innen sprengen, wenn das Fußvolk zu denken anfängt und der Führung die Macht entzieht über alles zu bestimmen. Ich rate den Linksruckies nicht dazu, darauf zu warten und es hat ja auch keinen Sinn eine Organisation zu ändern, die eh keine Zukunft hat, nie eine hatte. Abhauen und den Verein dem harten Kern überlassen, die ohne diese Scheinwelt den Sinn ihres trostlosen Lebens verlieren würden.

Zu: InSektenstaaten

Exruckine 23.12.2001 - 18:25
Nein, das mit "der Mond ist aus grünem Käse" war auch nicht als Witz gemeint, es ist eher ein zynisch-trauriger comment dazu, was in dieser Orga mit Menschen passiert, die anfangs eigentlich etwas für die Befreiung von jeder Art von Ausbeutung und Unterdrückung tun wollen.
Das, was du über deine Order aus dem roten Vatikan Beijing schreibst, kommt mir verdammt bekannt vor!!! Setzt eine andere These, setz eine andere Zeit und du hast LR. Aber die Mechanismen, die hier ablaufen, sind die gleichen.
Es hat einen Hauch von Absurdität, was hier geschieht: man wird doch (auch) aus dem Grund LinkeR, weil man Hierarchien, Machtausübung, Zwänge, Unterdrückung, Unterordnung unter irgendwelche "Autoritäten" bei gleichzeitiger Ausschaltung des eignen kritischen Bewußtseins heftigst ablehnt- und als Mitgleid einer solchen Politsekte akzeptiert man klaglos all diese Dinge,die man zuvor gehaßt, verabscheut, bekämpft hat.
Ich komme immer mehr zu dem Schluss, daß Adorno (oder war´s doch Horckheimer?) leider doch recht hatte mit der autoritär geprägten Charakterstruktur, das sind die Fesseln in unserem Kopf, denen auch wir Linken nicht entkommen.

Der schöne Vogel Phönix

fischnet 23.12.2001 - 20:15
Komischer Titel, aber das Buch heißt so, von Jochen Schimmang. Da gehts auch um die K-Gruppen der 70iger. Hier ein Auszug. ....das nicht allein die geringe Anzahlder Genossen, sondern viel grundsätzlicher deren Verhältnis zur Wirklichkeit,das war was uns auf der Stelle treten ließ.Wenn unser Verhältnis zur Realität tatsächlich gestört war-und es wurde mir täglich deutlicher, das es so war:nach durchwachten Nächten,zugebracht mit der Arbeit an irgendeiner belanglosen Resolution.
....Theoretisch also mochten wir uns als entschiedene Materialisten äußern; praktisch waren wir gezwungen, uns als Idealisten zu verhalten, damit die Show weiterging.
.....Für die Umsetzung all dieser Ansprüche gab es aber nur eine einzige Basis: den guten Willen der Beteiligten und die Bereitschaft, dafür rund um die Uhr zu arbeiten. Je größer der gute Wille der Beteiligten war, desto größer mußte am Ende die Katastrophe werden.
Bin sicher, das könnte man auch über Linksruck schreiben.

zu fishnet

Exruckine 23.12.2001 - 22:51
BINGO!!!!!!

Link zur Linksruck - Satzungsdebatte

Sektenbeauftragter 24.12.2001 - 00:04
Da diese Beiden Diskos etwa Zeitgleich laufen,hier der Link zur Disko über die (neue)Satzung der Linksruck -StalinistInnen . Danke für die engagierte Beteiligung von euch Ex-Ruckies :-)))

jetzt hat LR sein heroisches 1903

Exruckine 24.12.2001 - 17:15
Besonders interessant ist unter Punkt 8 in ihrer Resolution: der Fraktionskampf ist beendet, beide gebildeten Fraktionen lösen sich auf.
Das hört sich so wunderbar demokartisch an: nach langer, hitziger Debatte wurde nun ein für alle tragbarer Konsens gefunden und alle bleiben vereint im Mutterschiff LR.
Tja, weit gefehlt.Meines Wissens nach wurde 1, die KritikerInnen-Fraktion gezielt an der Teilnahme der Diskussion gehindert (unter anderem durch so schöne Dinge wie TÜRSTEHER vor dem Tagungsraum)2, wurden besonders exponierte KritikerInnen unter fadenscheinigen Vorwürfen aus LR rausgeschmissen 3, haben sich die oppositionell dominierten Gruppen in Köln, München und Freiburg von den LR-StalinistInnen abgespalten, bzw: konnten es dann doch nicht aushalten, was hier abging.
Das heißt natürlich, daß diejenigen, die beschlossen haben, der Fraktionskampf sei beendet und die Fraktionen seien aufgelöst, kein anderer war als die StalinistInnen-Fraktion.
Wie aber bitte kann man denn einen Fraktionskampf beenden, wenn es gar keine zwei Fraktionen mehr gibt? Wie sollen sich dannn denn noch Fraktionen auflösen? Tja, das wird wohl ewig das große Rätsel der Weltgeschichte bleiben;-)Oder hab ich dann in "Dialektik des Parteiaufbaus" irgendwann verpaßt?;-)
Nun hat LR endlich sein heroisches 1903 Erlebniss (Anmerkung: damals spaltete sich die russische Sozialdemokratie in Bolschewiki und Menschewiki), das die Kader stählen, die kleinbürgerlichen Elemente beseitgen und die Partei bereit machen wird für die Führung der Massen in der Revolution;-);-)

ATTAC = SDS

Sektenbeauftragter 25.12.2001 - 14:17
Wie weit die Geschichtsklitterung in dieser Resolution beim LR vorangeschritten ist,wird bei der Gleichsetztung ATTAC=SDS überdeutlich. Aber das scheint den übrig gebliebenen Linksruckies überhaupt nichts auszumachen,denn es geht ja nur um Propagandhafelder,die es zu erobern gilt. Wenn die Führung behauptet,es regnet vom Boden zum Himmel,wird das eben geglaubt. Würde gerne mal wissen,mit welcher Mehrheit diese Pamphlete abgestimmt wurden? Nur aus Interesse.

EXruckie2 03.01.2002 - 00:06
aus zeitgründen nur ganz kurz: habe durch exruckie über diese beiden seiten erfahren und bin ehrlich gesagt positiv überrascht; die meisten der kommentare sind für mich nachzuvollziehen und einige sind sog. sehr gut (was früher nicht der fall war). es ist wohl überflüssig zu sagen, dass ich die gleichen erfahruhngen gemacht habe wie die meisten... dennoch habe auch ich einiges "gutes" beim/vom lr gelernt, das wichtigste: kapitalsimus (als synonym "für die wurzel allen übels" o.ä.). aber wie gesagt, kann inzwischen die kritik gut verstehen, habe sie auch, nur, ich formuliere sie anders und vor allem habe selbst noch kein konzept, dass mir weiterhilft (langhaarige,kiffende steine-schmeisser ist mir zu krass, aber die die exruckie meint (uns?(bin ich ein teil davon?)), die werden´s auch nicht reissen - vermute ich...)
trotzdem danke für diese disko, hat mir wirklich weiter geholfen, ja sogar die augen noch ein stück weiter geöffnet!