tübingen.spitzel.2001.!?.

Verdeckter Ermittler in Tübinger Politszene??
Dokumentation einer Erklärung des Ermittlungsausschuss72 aus Tübingen - Text im Original

Dokumentation
Wer ist Georg Berthold Becker?
Seit September 2000 hielt sich dieser Mann unter dem Namen
Georg-Berthold-Becker (GBB) in Tübingen auf. Er wohnte in der Neue Steige
109 in Kirchentellingsfurt bei Reutlingen (einem Mehrfamilienhaus des
Immobilienunternehmers Dr. Rall) und schrieb sich zum Wintersemester
2000/2001 unter dem Namen GBB mit der Matrikelnummer 2396505 in den Fächern
Romanistik und Philosophie ein.
Schon im Oktober nahm er Kontakt auf zu der "Linken StudentInnen Assoziation
" (LiStA), einer offenen StudentInnengruppe, und der gerade frisch im
Wieder-Aufbau befindlichen Antifa-Tübingen. In den Monaten Oktober 2000 bis
Juli 2001 nahm GBB dann an über 50 Veranstaltungen und Demonstrationen, den
Plena der beiden Gruppen, an Antifa-Koordinierungstreffen in der Region
RT/TÜ, Vorbereitungstreffen zum Castor-Transport, an Aktionen von "kein
mensch ist illegal" sowie einem Vorbereitungsbündnis zu Genua teil. GBB gab
an, am 08.08.1967 in Landau geboren zu sein. (Das steht auch in seinem
Ausweis) "Komische Gefühle", "Irritationen" und erste Widersprüche führten
dazu, dass eine Recherchegruppe versuchte, etwas über die "Echtheit" der
Identität von GBB in Erfahrung zu bringen. Die Ergebnisse waren ernüchternd:
Viele Angaben, die GBB zu seiner Person im Laufe der Monate gemacht hat,
erwiesen sich als Lügen. Einen GBB gibt es in 76829 Landau, wo er in der
Thomas Nast Str. 17 einen weiteren Wohnsitz gehabt haben will, nicht. Auch
ein Briefkasten oder eine Klingel mit Namen Becker gab es dort nicht.
Stattdessen wird die Post auf das Landauer Postfach 2364 umgeleitet, dessen
tatsächlicheN BesitzerIn bis dato leider nicht ermittelt werden konnte. Auch
im Stadtarchiv Landaus war kein GBB bekannt, wobei ein nicht-Eintrag im
Stadtarchiv nur auf ausdrückliches Verlangen der jew. Person zu erreichen
ist. Auch die 2. Adresse in der Martin-Luther-Strasse, die er in Landau
angab, und in die er mit seinen Eltern Anfang Juli 2001 umgezogen sein will,
erwies sich bei näherer Betrachtung als unglaubwürdig. Ebenso verhielt es
sich mit seinen Behauptungen zu seinem Schulbesuch in Landau. Auf keinem der
3 Gymnasien - an den Namen seiner Schule konnte er sich angeblich nicht
erinnern - war ein GBB registriert.
Auch im Landauer Jugendzentrum, wo er Zivildienst geleistet haben will, war
ein GBB völlig unbekannt. Nachfragen beim Bundesamt für Zivildienst ergaben,
dass ein GBB auch überhaupt nicht erfasst ist. Erstaunlich war auch
festzustellen, dass GBB ohne regelmäßigen Job eine recht teure Wohnung, einen
VW-Bus (Kennzeichen LD-C-5801, der auf seinen Namen angemeldet ist/war) und
sein Studium finanzieren konnte. Nach seinen Informationen lebte er nämlich
in Trennung von seiner Frau und begründete regelmäßige Heimfahrten
(angeblich nach Landau) mit Kinderbesuchen. Nach seinen Informationen hätten
ihn seine (Ex-) Frau und ein Freund seines Vaters finanziert.
Nach 6 Monatiger Recherche hat sich eine Ermittlungsgruppe zu einer
Konfrontation/ einem Interview mit ihm am 19.07.01 entschlossen. Die
Konfrontation wurde in einem neutralen Raum durchgeführt. Von diesem
Interview gibt es einen Audio- und einen Videomitschnitt. Im Zuge dieser
Konfrontation gab GBB vor, kooperativ die aufgelaufenen Zweifel aus der Welt
schaffen zu wollen. tatsächlich aber fütterte er uns weiter mit Lügen. So
gab er an, seine Frau wohne mit den Kindern in Mannheim im Collini-Center,
wo zwar zwei mal Personen mit Namen Becker gemeldet sind, der Hausmeister
aber aussagt, dass keine dieser Personen Kinder hat. Die handy-Nummern, die
er im Laufe des Gesprächs zur Überprüfung seiner Identität anbot, erwiesen
sich als falsch oder wurden von unterschiedlichen Männern benutzt. Aussagen,
die diese zu GBB machten. wirkten abgesprochen. Noch in der Nacht der
Konfrontation verschwand GBB. Leider gelang es trotz Beobachtung nicht zu
ermitteln, wohin. In folgenden Telefonaten behauptete er zwar, im Oktober
2001 weiter in Tübingen studieren zu wollen, doch seine Wohnung wurde
zwischen dem 28.10. und 04.11. geräumt.

In der Zeit zwischen dem Interview und der Wohnungsräumung haben wir GBB
drei mal, sowohl schriftlich als auch telefonisch die Möglichkeit gegeben,
die gebliebenen und neu entstandenen Widersprüche auszuräumen. Da er daran
explizit kein Interesse geäußert hat, müssen wir davon ausgehen, dass GBB als
Verdeckter Ermittler, Spitzel oder Informant unterwegs war.Im Umgang mit
diesen Daten bittet der "Ermittlungsausschuss72" um größt mögliche Sorgfalt.
Bei Nachfragen oder Anmerkungen sind wir über  ermittlungsausschuss72@gmx.de
zu erreichen.

Da wir nicht wissen, wer GBB wirklich ist und für wen er arbeitet, sind wir
für weiterführende Informationen dankbar.


Filmtipp hierzu:
NACH - ERMITTLUNGEN
40 Min., K. Brüggemann, J. Weber und die Tübinger Gruppen, BRD 1994
Von März 1991 bis Juni 1992 spionierten zwei Beamte des
baden-württembergischen Landeskriminalamtes (LKA) die Linke Szene in Tübingen
aus. Ralf Hausmann und Joachim Armbruster, wie sie sich nannten, agierten
mit falscher Biographie und Legende in verschiedenen Gruppen in Tübingen und
Reutlingen. Das Video zeigt das Vorgehen der verdeckt arbeitenden Polizisten
auf, beschreibt die Reaktion und Konsequenzen für die betroffenen Personen
und Gruppen, dokumentiert die politische und juristische Auseinandersetzung
nach der Enttarnung und thematisiert den Einsatz von Geheimpolizei in der
BRD im Allgemeinen.
Filmnummer: U 12 Verleihklasse: VK 1 Stichwort: Verdeckte Ermittler
Dortmunder Medienzentrum e.V. Braunschweiger Str.22 / 44145 Dortmund / Tel.:
0231-83 53 50 / Fax.: 0231-81 80 31 mail:  dmz@august.free.de

weitergehende Informationen zu diesem Thema
 http://www.gegendiestroemung.org/de/fb/de-fb-94-02-Spitzel.htm