Augenzeugenbericht zum 3.11. Leipzig

Hobbes 04.11.2001 01:20 Themen: Antifa
Worch will wiederkommen, wir werden da sein.
Es hätte vieles besser laufen können, die Bürger waren diesmal recht nützlich und die Faschos haben mal wider ihren Marsch zum Völkerschlachtdenkmal nicht hinbekommen.
Es bleibt die Hoffnung, das beim nächsten Mal alles besser wird.
Sicher unvollständiger Augenzeugenbericht zum Naziaufmarsch heute in Leipzig

Ab 9:00 Uhr versammelten sich Menschen am Bahnhofsvorplatz, dort hatte die AG JG zur Kundgebung geladen. Es gab Redebeiträge, Musik, Info etc.
Ab 11 Uhr waren Nasen in L.E. Bullen brachten diese zum Platz seitlich der Osthalle. Faschos wurden gründlich gefilzt, etliche trugen dann ihre B-Jacken mit der Innenseite nach außen, was da wohl für Aufnäher drauf waren..
Ewig kamen sie dort nicht weg, warteten auch noch auf weitere Kameraden, die aber mit ihren Bussen noch in den Kontrollen waren. Dies zog sich ca. bis 14 Uhr.
Die AG JG Veranstaltung war längst beendet, trotzdem waren noch etliche Menschen Am Bahnhof. Weitere Gegendemonstranten inkl. SPD, Gewerkschaftlern, OBM etc versammelten sich ab 11:55 Uhr auf dem Augustusplatz, (dieser liegt an der genehmigten Faschoroute) und blockierten dann die Straßenkreuzung.
Als die Info durchkam, dass 5 Faschobusse hintern Bahnhof ankommen, gingen einige Antifas dahin. Dort gab es dann paar Leuchtspurgeschosse auf Faschos und Bullen.
Aber schon nach kurzer Zeit hatten die Bullen wieder die Oberhand. Etwa 15:00 Uhr durften die Nasen dann losmarschieren, kamen aber nur paar Meter weit, weil der Beginn der Goethestraße (Weg vom Hbf zum Augustusplatz) von mind. 500 Antifas blockiert wurde. Die Bullen forderten gegen 15:30 Uhr dazu auf, die Straße freizumachen. Nach der 3. Aufforderung, setzten sich die Leute hin, statt die Straße zu räumen. Die Bullen drehten dann frei und machten dann die Straße frei, mittels Einsatzes von Knüppeln, Wasserwerfern, Tränengas und Pfefferspray. Etliche Leute wurden verletzt, es gab einiges Gerenne. Aber die Nazis kamen nicht weit. Die Leute liefen einfach zum Augustusplatz hoch, wo die Blockade der „Bürgerfraktion“ ja noch stand.
Dort war es aber eher gelangweiltes abwarten. Mensch konnte sich zu diesem Zeitpunkt noch relativ frei parallel zum Nazimarsch bewegen. Schließlich wurde es den Nazis wohl zu langweilig, weil sie nicht weiterkamen und sie ließen ne Faschoband auf nem LKW auftreten, woraufhin sich etliche Antifas wieder paar Meter die Straße runter bewegten und dann die (total unmusikalische) Band versuchten zu übertönen. Auch 2 Israelfahnen wurden hochgehalten, was die Kameraden ziemlich erboste, aber über das Verhältnis der linken zu Israel soll nicht an dieser Stelle diskutiert werden. Nur die Pro-Amerika- Rufe dieser Fahnenschwenker waren echt daneben..
Jedenfalls fingen die Bullen plötzlich an zu kesseln und massiv die Gegendemonstranten weg zu schieben, dabei hatten sie es so eilig, das es ein Wunder ist, dass keiner totgetreten wurde.
Plötzlich waren die Gegner völlig zersplittet, überall kleinere Grüppchen, die nirgends hin konnten, bzw. überall in die nächste Bullensperre liefen.
Resigniert und wütend stand Mensch dann seitlich rum und durfte sich die musikalischen Entgleisungen anhören.
Schließlich wurde die Waffen-SS geehrt, R. Hess bejubelt etc Die ganze Palette der Auflagen bezüglich wurde gebrochen, verfassungsfeindliches Zeug skandiert, will hier aber nicht alles wiederholen.
Schon am Hauptbahnhof wurden die (bayrischen) Bullen auf verfassungsfeindliche Plakate aufmerksam gemacht, aber denen war es gleichgültig. So auch jetzt- viele Antifas und auch Bürger redeten auf die Bullen ein, sie mögen dies doch bitte unterbinden, bzw. den Aufmarsch beenden, aber die Bayern, wollten oder konnten oder durften nicht mit dem (sächsischen) Einsatzleiter kommunizieren. Stand wohl nicht in der Dienstanweisung, haben sich hinter erhaltenen Befehlen versteckt und behauptet, sie können nix tun.
Zwischenzeitlich wurde die andere Straßenblockade oben auch geräumt. Die Hälfte hat wohl freiwillig Platz gemacht, der verbliebene Rest wurde davon durch die Bullen „überzeugt“. Aber die Faschos kamen noch immer nicht weiter. Mittlerweile war es ca. 18 Uhr und dunkel. Die Nasen schwangen dann großartige Reden. Dies war allerdings ganz amüsant, da sie sich permanent widersprachen viel jammerten und rumheulten, um dann wieder den Erfolg zu propagieren etc.
Die Patrioten lieferten sich während dieser Reden lieber Wortgefechte mit Gegnern, statt zu lauschen, keine Disziplin… Dabei war die Antifa den ganzen Tag recht kreativ, was die Sprechchöre anging, von den obligatorischen, unreflektierten „Nazis- raus“- Rufen mal abgesehen. Gegen 18.45 wurde Worch von den Bullen vor die Wahl gestellt, die Versammlung gleich aufzulösen oder zum Bahnhof zurückzulatschen.
Er wählte die 2. Variante. Die angeblichen 2km zum Hbf wurden dann zügig zurückmarschiert unter Begleitung von tausenden Bullen und den Gegendemonstranten.
Dort wurden sie pronto in Züge und Busse verfrachtet und abtransportiert.
Einige Antifas saßen noch ne ganze Weile auf der Straße vor dem Bahnhof, aber die meisten verzogen sich dann relativ bald.
Es grenzt an ein Wunder, das Leipzig nicht so aussieht wie ´92 oder ´98.
Worch will wiederkommen, wir werden da sein.
Es hätte vieles besser laufen können, die Bürger waren diesmal recht nützlich und die Faschos haben mal wider ihren Marsch zum Völkerschlachtdenkmal nicht hinbekommen.
Es bleibt die Hoffnung, das beim nächsten Mal alles besser wird.
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Ergänzungen

Gratulation zur Aktion

Berlin wartet 04.11.2001 - 01:45
Wieder mal geschafft, die Faschos. Und das, obwohl es wesentlich weniger Leute als am 1.Sept. waren. Die Ereignisse zeigen auch ganz klar, wie falsch es ist Normalos, die auch was gegen Nazis machen wollen permanent zu beschimpfen, wie es die Hirnlos-Kiddies im BgR-Mitläuferumfeld getan haben um sich als besonders Avantgardistisch vorzukommen. Tut auf jeden Fall gut, diesen Bericht zu lesen.... Bald ist ja Berlin dran!

in diesem fall....

kobold 04.11.2001 - 02:44
...ist auch das schwenken von israel-fahnen legitim und besonders ärgerlich für die hohlköpfe, bei ihrer platten palästina-solidarität ;-)

tja ja

pikachu 04.11.2001 - 08:48
Vielleicht sollten die Nazis solch eine Demo für eine ganze Woche anmelden, immer so von acht bis siebzehn Uhr, mit Übernachtung und am nächsten Tag gehts weiter an der Stelle wo sie am Tag vorher stecken geblieben sind.
Sehr traurig waren die Sprechchöre gegen die Nazis, zu selten und zu uninspiriert, lustig wars nur als eine Nazi-Tante rief "ihr seid doch alle Volksverräter" und alle Antifas drumrum anfingen zu johlen und zu klatschen.
Die Polizei hat sich mit ihrem Vorgehen diesmal hoffentlich selbst ins Bein geschossen, die waren noch härter drauf als am 1.9., nur diesmal hats auch die Leute getroffen die sowas eigentlich nie wahrhaben wollten.

tjaja

Nazis sind doch luschtige Schiessbudenfiguren 04.11.2001 - 13:45
das wär echt amol luschtig so ein Nazizeltdorf 1newoche auf der Hauptstraße stehen zu haben. Ob friedlich oder militant - luschtig is der Widerstand!

Ganz schön Scheiße

Berliner 04.11.2001 - 16:00
Ich fand Leipzig diese mal nicht so geil. Gut die Faschos wurden gestoppt, aber nach der ersten kleinen Randale verpisste sich wohl fast der ganze "schwarze Block", da man ja sein Pensum schon geleistet hatte, zum Kaffee trinken.
So standen später kleinere Grüppchen Leute herum, aufgrung der Anzahl unfähig was zu machen, obwohl die Demo fast die ganze Zeit angreifbar war.
Genauso die ständig einsetzende Massenpanik, sofern die Bullen irgendwas machten. Bei der Blockade auf der Faschoroute, sprangen alle gleich hoch, als die Bullen zu räumen anfingen und verpißten sich. Also nicht nur die ganzen Kids, sondern auch Leute, die ganz stark nach Antifarocker aussehen wollten.(geile BLOCKADE)
Später hätte man sich einzelne Nazi- Grüppchen am Ende der Faschodemo greifen können, aber die Leute waren ja schon bei Mutti. Statt dessen griffen sich Anti-Antifas(die aussahen wie Antifas) in Nebenstraßen Leute und vermöbelten diese.
Tja, irgendwie doch nicht so geil......

DRINGENDER AUFRUF

04.11.2001 - 16:57
Am Samstag, den 10.11. ist in Grimma (30 km entfernt von Leipzig) ein Neonaziaufmarsch, wieder mal! Der braune Mob kommt immer wieder, weil sie wissen der Widerstand ist nicht so gross! Die normale Gesellschaft sagt schon wir sind gegen rechts, beim Bratwurst essen auf dem markt! Leider konnten wir die Faschos bis jetzt nicht stoppen, mangels Unterstützung! Obwohl Grimma eigentlich ideal ist, relativ grossen Stadt, viele Strassen zum verstecken und es kommen nie viele Bullen, weil sie denken das nicht viele Antifas sind! Hier der Aufruf, kommt alle zahlreich, lasst uns an den Erfolg in Leipzig anknüpfen! P.S. ein bisschen Krawalle tut Grimma auch gut!