Fight WTO - Smash Capitalism

GipfelstürmerInnen 28.10.2001 22:14 Themen: Globalisierung
Wir haben Sie in die Wüste geschickt! Global-Action-Day am 10.11. nicht nur in Berlin! Wir rufen alle Menschen auf, sich unseren Protesten anzuschließen.
Fight WTO – smash Capitalism!
Global-Action-Day am 10.11. auch in Berlin!

Wir haben sie in die Wüste geschickt!
Vom 8. bis 10. November diesen Jahres trifft sich die WTO (Welthandelsorganisation) im Golfemirat Katar um dort den WTO-Gipfel abzuhalten. Katar ist eine Diktatur feudaler Prägung ohne Demonstrationsrecht. Es war das einzige Land, das sich dazu bereit erklärte, eine WTO-Tagung auszurichten. Das ist für uns ein großer Erfolg, denn wir haben es geschafft, dass Treffen, auf denen letztendlich Kriege, Sozialabbau und weltweite Unterdrückung vorbereitet und gesichert werden, nicht mehr unbehelligt stattfinden können. Wir werden jedoch nicht in die Wüste reisen, sondern wollen vor Ort mit vielfältigen Aktionen in die Öffentlichkeit treten um die Politik von WTO zu kritisieren und deren Rolle im Kapitalismus aufzuzeigen.

Was steht bei der WTO auf dem Programm?
a) GATS-Abkommen (General Agreement on Trade and Services)
Das GATS-Abkommen ist eine generelle Vereinbarung über Handel und Dienstleistungen. Während das allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (GATT) dazu diente, Handelsbeschränkungen zwischen den verschiedenen Ländern abzubauen, dient das GATS-Abkommen dazu, Dienstleistungen, die ihrer sozialen Bedeutung wegen bisher in den Händen der Staaten lagen, zu privatisieren bzw. staatliche Reglementierungen, die den Wettbewerb beschränken, abzubauen. Somit sollen Investorenrechte gestärkt werden. Betroffene Bereiche sind Gesundheitswesen, Bildungswesen, Telekommunikation, der Finanzsektor, Tourismus, Transport, Bau, Softwareproduktion, Medien und Kultur. TNCs (transnationale Konzerne) sollen weltweit freien Zugang zu Anlagemöglichkeiten (z.B. bei Privatisierung staatlicher Infrastruktur) und Schutz vor staatlichen Regulierungen (z.B. Mindestlöhne und Umweltschutzgesetze) haben. Statt dem öffentlichen Interesse soll das Effizienzprinzip, also die Profitinteressen der TNCs, im Vordergrund stehen.

b) AOA-Abkommen (Agreement on Agriculture)
Die Vereinbarung über die Landwirtschaft wird für sämtliche Menschen, die in Klein- oder Mittelbetrieben von der Landwirtschaft leben, katastrophale Folgen haben. Hier geht es unter anderem um die Durchsetzung der sogenannten Meistbegünstigtenklausel, die besagt, dass staatliche Vergünstigungen – auch für die kleinsten Familienbetriebe – genauso an multinationale Konzerne vergeben werden müssen. Es geht weiter um die Rücknahme sozialer Landreformen für die Ärmsten der Erde und das uneingeschränkte Zugriffsrecht der multinationalen Konzerne auf jeden Krümel Land weltweit. Zum Dritten geht es um die Verteilung von Saatgut, die künftig von den Konzernen übernommen wird (wo das bisher noch nicht geschehen ist), was bedeutet, dass Multis wie Monsanto ihre gentechnisch veränderten Samen flächendeckend verkaufen, sich daraus ein maximale Abhängigkeit der BäuerInnen ergibt und die Natur in nicht vorhersehbarer Weise genetisch verändert werden wird.

c) TRIPS-Abkommen (Trade Related Intellectual Property Rights)
Handelsbezogene Rechte an geistigem Eigentum bedeutet unter anderem den Erwerb und den Handel mit Patentrechten, zum Beispiel auf DNA, will heißen, Konzerne können die Gene von bereits existierenden Pflanzen, Tieren und Menschen besitzen und damit Handel treiben. In einigen Regionen der Erde ist das schon Wirklichkeit und bedeutet, dass Pflanzen, die frei im Urwald wachsen einem Konzern gehören, während die Menschen, die dort leben sie nicht mehr ernten dürfen, weil das dann Diebstahl ist. An dem Punkt der genetisch veränderten Samen schließt sich der Kreis zwischen AOA und TRIPS.

Was können wir machen?
Am Samstag, den 10. November werden Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße gehen und mit phantasievollen Aktionen auf die bestehenden Verhältnisse aufmerksam machen und für eine andere Gesellschaft kämpfen – gegen die Profitlogik des kapitalistischen Systems. Wir haben es satt, dass immer neue imperialistische Kriege geführt werden, dass einem Großteil der Menschen auf der Welt ein menschenwürdiges Leben verwehrt bleibt und dass sich auch in Europa und den USA die Lebensbedingungen der Bevölkerung immer weiter verschlechtern, während die Schuldigen an Krieg und Ausbeutung – die kapitalistischen Konzerne und Staaten – Rekordgewinne machen und immer reicher werden. Deshalb werden wir uns auch in Berlin am 10. November an den internationalen Protesten beteiligen – gegen Kapitalismus und für eine herrschaftsfreie und von unten organisierte Gesellschaft. Wir rufen alle Menschen auf, sich unseren Protesten anzuschließen!

Unsere offenen Treffen finden Sonntags um 15 Uhr in der Köpi, Köpenicker Str. 137, Berlin-Mitte statt.

Internet:  http://www.gipfelsturm.net
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Ergänzungen

Gipfelsturm-Lob

von mir 29.10.2001 - 11:02



Schön noch mal zu erfahren, daß wirklich was laufen wird. Auch die Gründe für die Proteste gegen die WTO zu
sammeln war ganz sinnvoll. Zu oft wird der Bewegung von Obrigkeitsnahen Personen vorgeworfen, es würde darum
gehen, daß Nationalstaaten von uns gestärkt werden sollten. Das ist einbe Lüge. Es geht um die neoliberale Politik,
wie eben Gats, Aoa und Trips und Monopolisierung, Privatisierung und Sozialabbau.

WTO Schweine

MrStaatsfeind 29.10.2001 - 13:25
ja die WTO sind schon schweine. ich hab sogar ma im fernseh gesehen das in thailand ein heilmittel gegen irgend eine schwere krankheit entwickelt wurde. aber dieses heilmittel wurde von den amis net zugelassen, weil die wto schweine ja die patentrechte hatten. da hat amerika thailand mit hohen import zöllen gedroht.

Gen-Patente

chaosmic 29.10.2001 - 16:59
>>Handelsbezogene Rechte an geistigem Eigentum bedeutet unter anderem den Erwerb und den Handel mit Patentrechten, zum Beispiel auf DNA, will heißen, Konzerne können die Gene von bereits existierenden Pflanzen, Tieren und Menschen besitzen und damit Handel treiben. In einigen Regionen der Erde ist das schon Wirklichkeit und bedeutet, dass Pflanzen, die frei im Urwald wachsen einem Konzern gehören, während die Menschen, die dort leben sie nicht mehr ernten dürfen, weil das dann Diebstahl ist. <<

Sorry, aber das ist Quatsch. Patentierbar ist nicht das Gen an sich, sondern nur in Verbindung mit einen VERFAHREN, welches dieses spezielle Gen endeckt und seine Wirkung analysiert. Und dass die natürlichen Pflanzen, die dieses Gen enthalten, damit automatisch den Konzernen gehören, ist natürlich auch nicht richtig.

Und danach...

Paul Gutmensch 29.10.2001 - 18:16
Castor bewundern im Wendland und anderswo!!!

Gibt´s auch sachliche Argumente

gernot 05.11.2001 - 03:32
1.
"Statt dem öffentlichen Interesse soll das Effizienzprinzip, also die Profitinteressen der TNCs, im Vordergrund stehen."
Das ist eine "Schlussfolgerung" der man wohl nur sehr eingeschränkt zustimmen kann.
Warum sollte sich wohl der Staat (ausser natürlich fördernd) in den Tourismus, den Finanzsektor Medien und Kultur einmischen? Als ehemaliger DDR-Bürger kann ich nur denjenigen empfehlen, die das wünschen: Schaut euch Staaten an, die solches praktizieren und fragt euch dann, ob ihr wirklich unter dieser Bevormundung leben möchtet!

2.
"Zum Dritten geht es um die Verteilung von Saatgut, die künftig von den Konzernen übernommen wird...."
Diese Aussage ist so falsch, dass ich Sie nur sarkastisch wie folgt kommentieren kann: In Zukunft erhält jeder Bauer ein Schreiben, in dem 3 Bezugsquellen für Saatgut aufgeführt sind. Verwendet der Bauer anderes Saatgut, wird er von der WTO (Unterabteilung Saatgutüberwachung) standrechtlich erschossen!"
Übrigens... wer sich auch nur ein wenig in der Landwirtschaft auskennt wird vielleicht zu der grandiosen Einsicht kommen, dass jeder Bauer der das möchte, sich sein eigenes Saatgut "herstellen" kann.

3. "... dass Pflanzen, die frei im Urwald wachsen einem Konzern gehören, während die Menschen, die dort leben sie nicht mehr ernten dürfen..."
Das ist genauso schlichtweg falsch! Mit dem Patent auf eine Erbsequenz erhält *niemand* ein Recht auf den (die) jeweiliegn Organismus (Organismen).

Zusammenfassung:
Das was in diesem Artikel geschrieben wurde könnte man als lächerlich bezeichnen, wenn das eigentliche Thema "Globalisierung" nicht so ernst wäre. Denn man muss natürlich fragen, was zu ist (oder was getan werden sollte), um Hunger, Kriege, Terrorismus, Unterdrückung etc. zu beseitigen. Die im Artikel aufgeführten Scheinargumente und Falschaussagen helfen dabei aber bestimmt nicht!

Gernot




Frage an Gipfelsturm

Anarcho 05.11.2001 - 09:40
Sind diese "Fehler" versehentlich in den Text gekommen? Es gibt genügend Wahrheiten die reingepasst hätten (Etwa die Sache mit den AIDS-Medikamenten in Südafrika)

nicht jedes flugblatt ist ein gutes flugblatt

also: fakten sind gefragt! 05.11.2001 - 19:57
ausführlichere infos zur WTO bei gipfelsturm:  http://www.gipfelsturm.net/wto.htm  http://www.gipfelsturm.net/gats.htm

GipfelstürmerInnen

06.11.2001 - 11:58
Ich kann ehrlich gesagt keine Fehler erkennen.

Dass wir einen positiven Bezug auf (National-)Staaten nehmen kann ich nicht erkennen, wir sind gegen jeden Staat (aber hier nun auszuschweifen würde hier den Rahmen sprengen).

Dass gewisse Konzerne versuchen (teilweise mit Erfolg) ein Monopol bei Saatgut zu erlangen ist einfach mal eine Tatsache. Aus diesem Grund züchten bereits einige Bioverbände wie Bioland eigenes Saatgut, weil sie Angst haben, dass es bald nur noch gentechnisch manipuliertes Saatgut gibt. Dieses Szenario ist also nicht allzu unwahrscheinlich vor allem nicht in schlechter entwickelten Ländern.

Achso und dann dass Pflanzen einem Konzern gehören. Mir ist die genaue rechtliche Situation auch nicht klar, ich habe mich hier auf andere Quellen bezogen. Aber was ist, wenn ein Konzern beispielsweise ein Saatgut "entwickelt" hat. Ich denke schon dass es möglich ist zu unterbinden dass andere
dieses Saatgut anbauen und den Ertrag dann verkaufen. Das wäre nämlich dann der Schutz von geistigem Eigentum. Das wäre so als ob Firma X ein Medikament herstellt was z.B. Bayer entwickelt hat.

Auf jeden Fall ist es einfach, Argumente herauszupicken und zu behaupten, sie sind einfach falsch, blöd etc. Wir haben die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen. Wenn ihr andere oder bessere Infos habt, dann bin ich gespannt darauf. Auf unkonstruktive und blöde Beiträge können wir gerne verzichten.

Tricks der Globalisierung

JoJo 06.11.2001 - 18:08
Zuerst mal ein Danke an diesen Beitrag, der in kurzen Gedankengängen einen ersten Einblick in das außerordentlich komplexe Thema der Globalisierung gibt. Es scheint fast schon ein Trick der "Inszenierer" der WTO zu sein, die Themen so komplex und undurchschaubar (und unglaublich) zu machen, daß der "Normalbürger" (aber auch die meisten Regierenden) die Tragweite erst erkennen können, wenns längst zu spät ist. (vgl. "GATS": fast niemand weiß darüber bescheid und am Wochenende 10.-12.11.01 wirds beschlossen - vermutlich wissen die "demokratischen" Staaten auch nicht, daß sie gerade den Ast absägen, auf dem sie sitzen!).
Zu den vermeintlichen Fehlern in diesem Beitrag: es sind Täuschungen (bewußt oder versehentlich) nicht auszuschließen, aber die Stoßrichtung der Beispiele ist durchaus richtig. Es gibt sogar auch belegte Beispiele, die die beschriebenen bei weitem in den Schatten stellen... Also: Es ist äußerst wichtig, gegen WTO, GATS, TRIPS, AOA zu mobilisieren; vergeßt das große Ganze nicht, wenn ihr euch über unklare Einzelheiten streitet!
KATAR IST ÜBERALL - AUCH IN GORLEBEN!!

Gegen Krieg und Solikonzi

GipfelstürmerInnen 07.11.2001 - 08:10
Wir haben nun diesen Artikel noch um Afghanistan und um eine Soliparty erweitert. siehe  http://www.indymedia.de/2001/11/10242.html
Es handelt sich vor allem um den letzten Absatz:

Deshalb werden wir uns auch in Berlin an den internationalen Protesten beteiligen ? gegen Kapitalismus, vor allem auch gegen den Afghanistankrieg und für eine herrschaftsfreie und von unten organisierte Gesellschaft.
Am 10. November findet um 13 Uhr eine Demonstration vom Hermannplatz zum Frankfurter Tor mit einem bunten Bus statt,
abends findet dann ab 22 Uhr im Subversiv, Brunnenstr. 7, Berlin-Mitte eine Soliparty ?Kaleidoskop der Unsäglichkeit? statt.