VS finanziert Thüringer Nazi-Szene!

Thomas Sippel 13.05.2001 15:16 Themen: Antifa
Eines der Gründungsmitglieder des Thüringer Heimatschutzes und Vize-Chef der NPD steht auf der Gehaltsliste des Thüringer Verfassungschutzes. Nach Thomas Dienel wurde jetzt auch der Nazi Tino Brandt als VS- Spitzel enttarnt.
Thüringer Allgemeine 12.Mai 2001
Spitzel an der Spitze
Der aktivste NPD- Funktionär Thüringens steht beim Verfassungsschutz auf der Gehaltsliste

Heute marschieren die Rechten wieder auf. Diesmal in Sonneberg, wieder angemeldet von der NPD. Seit Jahren in vorderster Reihe dabei: Tino Brandt. Stellvertretender NPD- Landeschef, Führer des Thüringer Heimatschutzes, Anmelder zahlreicher Aufmärsche und bezahlter Spitzel des Verfassungsschutzes.

Hinter einem griechischen Restaurant unweit des Coburger Bahnhofs parkt donnerstags Mittag öfters ein schwarzer Mercedes der A- Klasse mit einem Erfurter Kennzeichen, das selbst der Polizeicomputer
Ohne schriftlichen Antrag nicht identifizieren will. Der Fahrer benutzt den Hintereingang zur Gaststätte, in der sich gegen 12 Uhr kaum Gäste aufhalten. Etwas später kommt auch sein Gesprächspartner, zu Fuß und durch die Vordertür. Tino Brandt (26) arbeitet im nahen Verlag "Nation und Europa" des Neonazis Peter Dehoust als kaufmännischer Angestellter. Und eine Wochenstunde nebenbei als gut bezahlter Spitzel des Verfassungsschutzes.
Als vor einem Jahr der Neonazi Thomas Dienel als Informant des Geheimdienstes enttarnt wurde, war die Aufregung groß. "Alles andere als politisch klug", wertete damals Innenminister Christian Köckert (CDU) die Anwerbung, von der er ebenfalls nichts gewusst haben will. Allerdings war Dienel da schon längst in der Szene
abserviert. Brandt hingegen hat sich, auch mit Geld vom Verfassungsschutz, erst zu einer Führungsfigur der rechten Szene im Land hochgearbeitet.
Schon als Schüler rief er im Rudolstadt und Bad Blankenburg "befreite Zonen" aus, 1997 war er Mitinitiator der Aufmärsche in Saalfeld und machte aus dem Ostthüringer Schläger-Trupp "Anti-Antifa" den straff geführten "Thüringer Heimatschutz", aus dem laut Hamburger Verfassungschutz auch die berüchtigten "Bombenbastler von Jena" stammen. In dieser Zeit wurde Brandt zum Geheimdienst-Zuträger.
Dann folgte die politische Karriere. Wie im Handstreich eroberten Brandt und seine Helfer 1999 den Landesverband der NPD. Brandt selbst wurde Vizechef und Pressesprecher. Er organisierte Aufmärsche in Erfurt, Gera und Weimar und geißelte zugleich öffentlich die Verbotsurteile von Gerichten als "Schande für den Rechtsstaat" und sprach von "Verhältnissen wie in China oder der DDR". Alles als V-Mann des Geheimdienstes.
Erst nach einem Eklat in Jena bekam der Verfassungschutz Bedenken. Als man eine Veranstaltung der Burschenschaft "Jenensia" mit dem Coburger Rechtsaußen Peter Dehoust observierte, tauchte der Heimatschutz als Saalordner auf, der treue Spitzel Tino Brandt mittendrin. Da die Übernahme von "Jenensia" nicht klappte, ließ Brandt die Burschenschaft "Normannia" gründen. Daraufhin beendete der Geheimdienst die Zusammenarbeit. Aber nicht für lange.
Als im vergangenen Jahr nach der Enttarnung Dienels die Spitzel knapp wurden, setzte sich sein langjähriger Verbindungsmann im Verfassungschutz nachdrücklich für die Reaktivierung Brandts ein. Beide, so wird in der Szene kolporiert, hätten sich regelrecht "aneinander gewöhnt". Ein inniges Verhältnis habe sich entwickelt, das weit über die Dienstlichkeit hinausgehe.
Und so treffen sie sich wieder fast wöchentlich zum Essen in Coburg. Der Mann vom Verfassungsschutz mit einer Schreibmappe, die er eifrig füllt. Dafür füllt sich im Gegenzug Brandts Konto. Die 25000 Mark, die einst Dienel erhalten hat, dürften nur einen Bruchteil des Salärs von Brandt ausmachen.
Was er im Gegenzug liefert, sind weniger Informationen, sondern eher Arbeit für die Polizei. Brandt organisierte nicht nur alle großen rechten Demonstrationen der letzten Monate, er sorgt auch für die ideologische Weiterbildung. In "Führungsseminaren" bringt er dem Nachwuchs der NPD bei, wie man mit der Öffentlichkeit umgehen sollte. Zum Beispiel das Volksbegehren für "Mehr Demokratie" unterstützen oder sich von eigenen Schlägertrupps zumindest formal lossagen. Doch mit Brandts eigener Gesetztestreue ist es nicht weit her. Drei Verfahren wegen "Verwendens von verfassungswidriger Organisationen" laufen gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft Gera. Nach mehreren Hausdurchsuchungen legte Brandt schließlich sein Amt als Pressesprecher der NPD nieder, aus "technischen Gründen". Vizechef der NPD allerdings blieb er. Mit dem erklärten Ziel, sich "noch mehr um den Ausbau der Landes-NPD zu kümmern". Und er tut es. Es vergeht kein Wochenende, ohne das der rührige Funktionär nicht in irgendeiner Veranstaltung für die Zukunft der Bewegung werben würde.
Über Brandt´s Motive, sich mit dem Geheimdienst einzulassen, kann nur spekuliert werden. Kenner vermuten, dass in der NPD-Spitze Brandts Doppelleben bekannt ist und er einen großen Teil des Salärs für die Parteiarbeit spendet. Das tun auch andere: Informationen zufolge gibt es vier weitere Spitzel mit Doppelleben in den rechten Führungsetagen. Wichtige Informationen über die Thüringer NPD hat Brandt für sein Geld wohl nicht geliefert. Der bündnisgrüne Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir war erschrocken, als er die Thüringer Zuarbeit zum NPD- Verbotsantrag zu lesen bekam. Im Vergleich mit Bayern "Schlicht ein Nichts", lautete sein Urteil.
Als die Nordhäuser SPD- Bundestagsabgeordnete Gisela Schröter kürzlich den Chef des Bundes-Verfassungsschutzes nach der dürftigen Thüringer Zuarbeit fragte, antwortete Heinz Fromm nur kurz: "Das ist ein Thüringer Problem, das in Thüringen gelöst wird."
Vorgestern fiel das Spitzel-Treffen in Coburg übrigens aus. Tino Brandt war wohl mit der Organisation des heutigen Aufmarsches beschäftigt. Ende
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Ergänzungen

Informanten

E T 13.05.2001 - 17:59
Wen überrascht denn noch sowas? Verfassungsschutz und Braune Spitzel? oder Braune Spitzel und Verfassungsschutz? Braune Spitzel Verfassungschutz? das Scheint Hier die Frage? darum kann wohl Keiner was machen, wegen die Komischen Seiten, erklärt das auch den Überdimensionalen Schutz, bei deren Freigängen?

Nazis dementieren

13.05.2001 - 21:48
Auf diversen Naziseiten (www.widerstand.com www.nit.de) wird der Bericht der Thüringer Zeitung heftigst dementiert. Mal schauen was da noch kommt.

Dementis

E T 13.05.2001 - 22:23
Die Braunen können ja zementieren was sie wollen, aber Fakt ist das schon Einige Führungskräfte des Verfassungschutzes ihren Posten wegen Mauscheleien mit den Braunen abgeben mussten.

Mauscheleien

E T 13.05.2001 - 22:26
Bei Mauschelei fällt mir gerade ein, das irgend so ein Ministerial....... aus der Bundes Steuerbehörde mit den Zigaretten Mafiosos gemauschelt haben soll, es soll der Bundesrepublik ein Steuerschaden von DM 6 Millionen entstanden sein.