Stiftungsfest der Rugia Greifswald gestört

AAG 31.05.2006 10:04 Themen: Antifa Antirassismus Freiräume
In Greifswald wollte vergangene Woche die Burschenschaft Rugia anlässlich ihres 150 jährigen Bestehen ein Stiftungsfest veranstalten. Das manche Menschen den 150. Geburtstag einer Studentenverbindung, die für Nationalismus, Sexismus und Autoritarismus steht, nicht als Grund zum Feiern sehen, zeigten die vielseitigen Gegenaktivitäten an diesem Wochenende.
Jubiläumsfeier der Burschenschaft Rugia erfolgreich gestört

In Greifswald wollte vergangene Woche die Burschenschaft Rugia anlässlich ihres 150 jährigen Bestehen ein Stiftungsfest veranstalten. Das manche Menschen den 150. Geburtstag einer Studentenverbindung, die für Nationalismus, Sexismus und Autoritarismus steht, nicht als Grund zum Feiern sehen, zeigten die vielseitigen Gegenaktivitäten an diesem Wochenende.


Background
Die Greifswalder Burschenschaften Rugia und Markomannia bezeichnen sich beide als Verbindung mit „deutsch-nationaler“ Ausrichtung. Beide vertreten neben einem aggressiven Nationalismus auch revisionistische, völkische Ideologiefragmente. Darüber hinaus sind die Korporationen streng hierarchisch organisiert und propagieren ein binäres Geschlechterbild, indem für Frauen nur Platz als „schmückendes Beiwerk“ ist.
Da verwundert es kaum, dass die Burschenschaft Rugia in Greifswald für ihre Verbindungen zur rechtsextremen Szene bekannt ist. Führende Kader der Bundes-NPD, zum Bespiel Mathias und Stefan Rochow sind Mitglied in der Studentenverbindung. Vorträge mit Neu Rechten Ideologen, wie Reinhold Oberlercher und Partys mit revanchistischen Organisationen, wie der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen beweisen personelle und ideologische Überschneidungen.

Anfang des Jahres machte eine antifaschistische Kampagne mit einer gut besuchten Demonstration unter dem Motto „Burschis aus der Deckung holen – Den rechten Konsens anfechten!“ auf die engen Verbindungen zur Neonaziszene aufmerksam. Die Rugia reagierte darauf mit einem mehr schlecht als recht zusammen geschriebenen Flugblatt, indem sie zu der Demonstration Stellung bezog: „Die Burschenschaft Rugia pflegt keine Beziehungen zur NPD. Die Rugia hat aber tatsächlich 2 NPD Mitglieder (...) (Das) kurzzeitige Platzieren eines Links zur NPD auf unserer Internetseite bestrafen wir (...) angemessen. (...) Die meisten Mitglieder der Rugia haben schon allein durch ihre Kindheit in der DDR eine grundsätzlich antifaschistische Erziehung genossen, zu der sie sich auch bekennen.“



Die Burschenschaft Markomannia zog am Herrentag wie in den Jahren zuvor mit Bier und Bollerwagen auf den Marktplatz um dort ihre Männlichkeit zu begießen. Das öffentliche Saufgelage der Burschenschafter begann gegen 10 Uhr morgens und endete in den späten Abendstunden. Zu Beginn ließ mensch sich noch von filmenden Antifaschist_innen provozieren und zeigte sich sichtlich irritiert. Mit steigenden Alkoholpegel wurden jedoch zusehends andere Probleme wichtiger: Beispielsweise tat sich ein Markomanne nach dem ordnungswidrigen Urinieren in die städtischen Parkanlagen schwer, den Knopf zum Verschließen seiner Hose zu finden.
Am späten Nachmittag dezimierte sich dann die Zahl der am Markt saufenden Burschis, man machte sich auf zu seinen Freunden von der Rugia, die in diesem Jahr leider nüchtern bleiben mussten, um ihr Stiftungsfest vorzubereiten.

Gegen 18 Uhr trudelten dann auch die letzten Gäste am Verbindungshaus der Rugia ein. Mit Kind und Kegel waren die Burschenschafter zum Teil sogar aus anderen Bundesländern angereist. Auf dem Programm für das Wochenende standen neben einem Mensurboden, ein festlicher Tanzabend, eine Bundesversammlung und ein Festkommers.

Keine Party für Burschis
Schon im Vorfeld machten Antifaschist_innen auf die Bestrebungen der Rugia mit einer Pressemitteilung aufmerksam. Die Inhaber der Klosterschenke und des Mercure Hotels wurden über die Mieter ihrer Räumlichkeiten informiert und dazu aufgefordert, sich gegen die Burschenschaft zu positionieren und die Veranstaltungen abzusagen. Der Verantwortliche der Klosterschenke (Wolfgang Jochens), in der zahlreiche Veranstaltungen stattfinden sollten, meinte hierzu am Telefon, dass er die Rugia schon seit 15 Jahren kenne und mit ihr kein Problem habe.
Offenbar in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag wurde besagte Klosterschenke dann von Unbekannten entglast, farblich umgestaltet und mit dem Schriftzug „Keine Party für Burschis“ versehen.
Doch nicht nur dies stellte die Rugia vor organisatorische Probleme, auch das Mercure Hotel kündigte der Burschenschaft kurzfristig den Raum für ihren Festakt am Samstag. Der Raum für den festlichen Tanzabend einen Tag zuvor konnte aus rechtlichen Gründen nicht mehr zurückgezogen werden. Dafür musste sich die Burschenschaft an diesem Abend aber zurückhalten, denn das Personal war in erhöhter Alarmbereitschaft. Außerdem musste die Rugia im Vorfeld versichern, dass „rechtsradikale Elemente“ zu Hause bleiben.
Andere angekündigte Aktivitäten wie der Mensurboden in der Aula waren schon im Vorfeld untersagt worden bzw. erfreuten sich wie z.B. die Karzerbesichtigung eher mäßigen Interesses.

Insgesamt kann gesagt werden, dass durch die Mischung aus Öffentlichkeitsarbeit und direkten Aktionen den Burschis ihre Feierlaune gut vermiest wurde. Für dieses Wochenende hat die Burschenschaft Markomannia ihr 7. Stiftungsfest angekündigt. Hoffentlich werden sie dabei genauso viel Spaß haben wie ihre Freunde von der Rugia letztes Wochenende.
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Ergänzungen

Coburger Convent

Coburger 31.05.2006 - 13:35
Dieses Wochenende ist es wieder soweit:
Landsmannschaftler und Verbindugsstudenten aus allen Teilen Deutschlands
treffen sich in Coburg
zum traditionellen Coburger Convent und locken damit auch jede Menge Faschos
aus ganz Süddeutschland an.
Es wird gesoffen, deutschnationale Reden werden geschwungen und es findet
wie jedes Jahr als Höhepunkt
der traditionelle Fackelzug zum Coburger Marktplatz statt.
Das wollen wir nicht länger Hinnehmen!
Am Montag, den 08.08. findet ab 14:00 Uhr eine Demonstration gegen den CC unter dem Motto: "Freunde" zu Gast in Coburg - Und wo bleiben wir? statt.
Bitte kommt zahlreich und helft uns,
den Faschos und CClern zu zeigen, dass sie in Coburg unerwünscht sind!

"Besuch" bei Bruderburschenschaft Dresdensia-

Mützendieb 01.06.2006 - 13:37
Die Rugia hat in Giessen ihre Bruderburschaft Dresdensi-Rugia sitzen. Diese bekam im Zuge der Studeierendenproteste am 31.05. auch zwei Besuche abgestattet. Beim zweiten wurde dann ne Fahne "eingeholt" und das Haus verschönert. Auch die Giessener Burschen haben NPD'ler in ihren Reihen. Mehr dazu hier:
 http://www.stud.uni-giessen.de/asta/article/169/de/

richtigstellung

bessäwissä 06.06.2006 - 20:05
"Andere angekündigte Aktivitäten wie der Mensurboden in der Aula"

der mensurboden fand wohl eher auf dem haus der rugia statt. in der aula der uni sollte der festakt abgehalten werden

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

berichtigung — egal

Bluna — Zauberpeter

dass und nicht das — Daniela