Die Andere Kampagne"-Zwischenbericht 13

tierra 28.04.2006 13:15 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Tetela de Monte: Verteidigung des Waldes
Ocotopec: Vermummte Statuen und Proteste
Acapatzingo: Gerettete Sandbank
Tetela de Monte, Morelos; 09.April 2006

Wie soviele Landschaften, ist der letzte Wald des Tales von Cuernavaca, voller Bromelien und Orchideen. vom Tod bedroht. Von seinen Höhen traf die "Andere Kampagne", von ca.200 seiner EinwohnerInnen begleitet, in Tetela de Monte ein. Einer von ihnen sitzt, aufgrund von Verletzungen durch polizeiliche Misshandlungen, im Rollstuhl...ein sichtbares Zeichen der doppelten Brutalität der Pan-Regierung von Sergio Cadigal: gegen die Bäume und gegen die Menschen.

Die Parteifunktionäre der Pan besitzen, laut Aussagen der Ejidatari@s ( Bewohnern von Gemeindeland ), bereits grosse Gebiete in Santa Maria. Temixo und Pueblo Viejo.Hierbei handelt es sich um die ländichen Zonnen in unmittelbarar Nachbarschaft des Waldes, die bereits zu einem Verhandlungsgegenstand geworden sind.

Zum Schutz der Region, mit ihren noch sauberen Sandbänken und des Waldes, haben die GemeindelandbewohnerInnen eine Freizeitzone mit Sportgelegenheiten, Picknicktischen, Motocross-Routen und einem Erholungsgebiet für Kinder eingerichtet. Der Wald an sich, soll von der Bevölkerung genossen werden. Als der Druck gegen diese Aktivitäten intensiviert wurde, errichteten die Ejidatari@s kurzerhand ein Verteidigungscamp, denn die Urbanisierung mit exclusiven Strassen für die reichen Residenten, wurde nach einer Aufrüstung von örtlichen Polizeipatroullien und stämmigen, nachlässig kontrollierten Sicherheitsbeamten, vermehrt.Wie so oft, ist die Bevölkerung gespalten:"Manche küssen das Fallbeil der Guillotine, die im Begriff ist, sie zu köpfen." Die allgemeine Besorgnis gilt den Strassen, welche die Schutzdecke auf den Strecken hinab in die Stadt zerstören und die dadurch die Gewinnung des dort benötigten Wassers gefährden. Der EZLN wurde Dank für ihr Erscheinen ausgesprochen, weil damit mehr Aktivitäten als sonst, vor der lokalen Regierung möglich wurden...
Unter den Augen der erstaunten Sicherheitskräfte flanierte die "Andere" die Luxusstrassen entlang. In der Region hat jedoch auch offensichtlich ein Umdenken stattgefunden, denn der Wald und die Natur werden als Schutz und Reichtum, auch für die kommenden Generationen wahrgenommen, respektiert und verteidigt und das nach gewaltsamen Repressionen, wie z.B.2005, als eine Aktivistin von Sicherheitsbeamten an der Wirbelsäule verletzt wurde, oder wie im Fall des veteranen Jaramillista, Felix Serdan, der seit polizeilichen Misshandlungen im Rollstuhl sitzen muss. Von der Gegenseite wurde der "Anderen Kampagne" zugeschrien, sie solle verschwinden, sie habe in dieser Gegend nichts zu suchen. Die Zapatist@s ihrerseits stellten klar, dass es sich um die Verteidigung von Land auf einer gesamtnationalen Ebene handelt. und dass dafür weit mehr als 40 Ejidos zu kämpfen bereit sind."Wir werden tun, was wir tun müssen, so die Menschen des anderen Morelos, damit den Kindern der ArbeiterInnen, Bauern und Angestellten, den Kindern aller arbeitenden Leute, sämtliche Wege, auch die Luxusstrassen und der freie Transit, in Zukunft offen stehen".

Am frühen Morgen des Jahrestages der Ermordung der revolutionären Bauernführers Emiliano Zapata, traf Marcos in Tlalnepantla ein, um der kämpferischen und autonomen Gemeinde, den Respekt und die Rückendeckung der "AnderenKampagne" zu versichern."Das heisse Blut Zapatas, so Marcos im Kommunique aus dem anderen Morelos, findet sich in den Adern der Bauern und aller Männer, Frauen, Kinder und Älteren von Morelos wieder, in Tlalnepantla, Jojutla, Tetela de Monte, Tetelcingo, Cuautla, Tecomalco, Zacatepec, Tlaquiltenango und der Barranca der Sauces...

Sie wollen die Natur töten, die Bäume und uns alle, die wir mit unserem Kampf wollen, dass die Welt sich erhebt, gegen das wiedermalige Verschlungenwerden der Menschen, d.h. gegen die grossen Besitzenden der Banken, der Industrien und des Handels; von Land und von Wasser... gegen sie und ihre Diener, die politischen Parteien oben.

Um gegen diese Feinde Widerstand zu leisten, um uns mit ihnen zu konfrontieren und sie zu zerstören, müssen wir uns vereinen, nicht nur als ländliche Produzenten/tinnen, sondern auch mit den Arbeitern/rinnen in den Städten und mit @llen, die von den grossen Herren/innen des Geldes verachtet, gedehmütigt und unterdrückt werden. Als "Andere Kampagne" sagen wir, dass es heute notwendig ist, mit unseren Schritten Emiliano Zapata zu folgen und uns gegen die Reichen und gegen jene, die ihnen dienen zu erheben; dass es notwendig ist, das in unsere Hände zu nehmen, was uns gehört: das Land, die Fabriken, den Handel, die Banken, das Gesundheitswesen und die Bildung.Wir müssen den Kampf weiterführen, aber nicht allein, sondern @lle, die unten und links sind...wir sind der Baum, um die Welt hochzuhalten, aber bereits eine andere Welt: Wir, die "Andere Kampagne"; der Baum des Lebens, der wir sind."

Ocotepec, Morelos; 07.April 2006

Der Ejido autonomer Bauern mit Tlauica-Abstammung, wo der Empfang der "Anderen Kampagne" von einem Marsch von AnhängerInen begleitet wurde,befindet sich im Umland der Haupstadt von Morelos. Die Reise von Michoacan bis zu dieser Station im achtzehnten Bundesstaat, hatte acht Stunden gedauert und mehrere Gemeinden mit eingeschlossen. Nachdem sie zuvor in Metepec und anderen Vororten von Toluca die Siedlungen u-förmig umlaufen und Industriegebiete durchquert hatte, begann die "Andere" in einer Laube, von der aus einst Emiliano Zapata seine gewaltige Machete in Richtung des Tales von Anahuac erhoben hatte, mit ihrer Arbeit. An diesem Tag war die Statue des Vizekönigs Antonio de Mendoza, der 1541 an einem Guayancareo genannten Ort, für die damaligen Indios als "Segen"des brutalen, christlichen Gottes, die Stadt Valladolid, heute Morelia gründen liess, mit einer Pasamontana ( Gesichtsmaske ) vermummt. Die Statue war 1998 von Salvador Orduna, aufgrund kolonialer Faziniertheit, restauriert worden. Im Zuge der Alltagsrebellion und dem zapatistischen Akt gegen den neuspanischen Zaunkönig, trugen ausserdem die Statuen von Miguel de Cervantes, El Pipila, Las Tarascas, die der Konstrukteure, u.a. Kapuzen.

Die EinwohnerInnen der Region lehnen sich seit neun Monaten gegen den Bau einer Tankstelle in der Nähe der Schulgelände und auf einem bewaldeten Grundstück auf, durch welche die Sicherheit und Ruhe zerstört würde und die die Gefahr von Kontaminationen mit sich brächte. Die lokalen Beamten hören jedoch nur auf den Unternehmer, dem über die Medien ermöglicht wird, für sich Reklame zu machen. Als Foren gegen das Projekt stattfanden und die Hälfte der Strasse bepflanzt worden war, wurden 300 Repressivelemte höchster Stufe gegen die Bevölkerung zum Einsatz gebracht. Die lokale Regierung ignorierte ausser den Protesten der AnwohnerInnen, selbst eine Studie zur Umweltgefährdung der Universität von Michoacan und erteilte die Baugenehmigung.

Die Foren auf der Autostrasse verschafften jedoch noch weiteren Stimmen Gehör, die sich gegen die amtlichen Prüfungen, den ausufernden Holzschlag, den Bau einer grossen Autobrücke, die Privatisierung von Wasser und öffentlicher Elektrizität, sowie gegen die Errichtung eines Wal-Mart-Centers ausprechen. Die KritikerInnen wenden sich ausserdem gegen die Privatisierung des Sicherheitsinstitutes und der Sozialen Dienste staatlicher Angestellter, sowie gegen den Bau weiterer Tankstellen. Marcos richtete an den Gemeindepräsidenten der Accion Nacional und staatlichen Regierungsvertreter der PRD die Frage, was ihnen das Leben eines Kindes wert sei, da sie sich gegen jene Menschen richten, die die Zukunft ihrer Kinder verteidigen; wie sie sich im Radio und Fernsehen, als Verantwortliche vor der Öffentlichkeit und ihrer WählerInnenschaft präsentieren wollen, wenn sie zugunsten ihrer Verbindungen mit den Unternehmern, nichts anderes bringen, als den Tod.

Es waren nicht nur akademische Personen, die im Folgenden in den Räumen der Universität der "Anderen Kampagne"zuhörten.Viele Klagen über die allgemeine Lage der Unsicherheit, wurden seitens der Bevölkerung vorgetragen und der Delegierte Zero sagte: "Wir suchen keine Führung. Es ist Zeit, dass wir unser Schiksal und unsere Zukunft in die eigenen Hände nehmen. In einer Stadt, die von einem Herrn ( der PAN ) regiert wird, der fähig ist, Grund und Boden an die katholische Kirche abzuschreiben; wo die StudentInnen premanenter Repression und Bedrohung ausgesetzt sind; wo der Wald von Cuauhtemoc, wegen falscher Bodennutzung, am Sterben ist; schlussendlich in diesem Morelia des Neoliberalismus mit "menschlichem Gesicht", alles dank der perredistischen Administration des Staates, ist die "Andere Kampagne"unverholen unbequem. Alle lösen wir, jeder/jede an seinem Ort, eine stärke Agression aus, als zuvor. Die schamlose Habgier der Reichen setzt diese Agressivität mit allen legalen, gewaltsamen, illegalen und illegitimen Mitteln in die Tat um, um uns das Letzte zu nehmen, das wir haben. Was oben geschieht, ist die Verwaltung der Krise, die durch diese Habsucht verursacht wird und die in all jene Länder verlagert wird, die der Zerstörung anheim fallen. Die politische Klasse in diesem Land, hat aufgehört, aus Politikern zu bestehen und ist von Geschäftsführern, noch nicht einmal von den Unternehmern selbt, kontaktiert worden. Der Geschäftsführer ist der Administrator des Eigentümers, eine Art modernisierte Form des Vorarbeiters der porfiristischen Hacienden. Es ist eindeutig, dass der Raubzug und die ausufernde Agression gegen die einfachsten und bescheidensten Leute gerichtet ist, die sowohl hier und wo auch immer die AnhängerInnen und Interessierten der Sechsten Erklärung aus den Lacandone-Wäldern"sich versammeln, die Zeichen dieser Zeit verkörpern."

Acapatzingo,Morelos; 10.April 2006

Die Anwesenheit der "Anderen Kampagne" verhinderte an diesem Tag, 87 Jahre nach Emiliano Zapata, die Zerstörung der Barranca Sandbank) von Sauces, die einschneidende klimatische Veränderungen für die Stadt Cuernavaca zur Folge gehabt hätte. Mit der Verstärkung der zapatistischen Karawane und der GemeindekommunardInnen des autonomen Zirahuen, kam es zu einer erfolgreichen Verteidigungsaktion: Sieben Personen, darunter ein Vierzehnjähriger, hatten sich an die Bäume eines riesigen, unbebauten Grundstückes gekettet, dessen Bestand für die Errichtung eines Kaufhauses gefällt werden sollte. Die Barrancas von Cernavaca sorgen für die klimatische Qualität der "Stadt des ewigen Frühlings" und die durch die Bulldozer und Zuschüttung bedingte Zerstörung der 600 Meter grossen Sandbank, hätte die Konsequenz des Eindringens der grossen Hitze mit sich gebracht, da die Sandbänke auf natürliche Weise die Zufuhr frischen Winds, zu den Bergen hin, regulieren. Die Region hätte sich in einen unerträglichen Backofen, über dem Fächer des Golfs, verwandelt.

Die Aktion der AktivistInnen, die just an diesem Tag mit ihrer Räumung gerechnet hatten, wurde von einem Aufgebot reichlich nervöser Polizei ( teilweise auf Motorrädern ) und Grenadieren beobachtet. Beamte aus dem Rathaus, dem Sekretariat für urbane Entwicklung, der Direktion für Parkanlagen und des Staatsdepartements für Soziale Kommunikation, erschienen in wenigstens zehn Fahrzeugen; manche der Beamten konnten nicht identifiziert werden. Bulldozer und Kipplaster waren bereits aufgefahren worden, als gleichzeitig mit der Verstärkung aus den umliegenden Gemeinden und mehrer Anarchopunks, auch die "Andere Kampagne" vor Ort eintraf. Der Unternehmer von Transportes Midas zog seine Fahrzeuge zurück und erklärte, dass er nicht wolle, dass sie Schaden verursachen; AnhängerInnen der "Anderen" der Autonomen Universität Mexiko, schlossen sich den Protesten gegen die Räumung in den Strassen an und Marcos hielt ein rotes Schild mit der Warnung "Gefahr", dass von den Bauleuten zurückgelassen worden war, der öffentlichen Presse entgegen. Der bereits erwähnte Veteran Serdan unterstütze vom Rollstuhl aus die Protestierenden und sagte:"Ich bin bereit bis zum Äussersten zu gehen". Die VerteidigerInnen der Sandbank und der über hundert Jahre alten Bäume trugen Macheten bei sich. Die Polizeikräfte zogen sich allmählich zurück und um 18.45 Uhr, wurde von den Leuten von Atenco die Barranca zum "freien Territorium"erklärt, das vorerst erfolgreich verteidigt worden ist.

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Feature-Artikel:
Die "Andere Kampagne" der Zapatistas läuft...
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Ergänzungen

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Gruppe B.A.S.T.A. 29.04.2006 - 16:50
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