Frankreich: Renaissance der Antiatombewegung

sortir du nucléaire 25.04.2006 17:40 Themen: Atom Weltweit Ökologie
"Auf nach Cherbourg" ; "NEIN zum EPR-Reaktor". Das französische Netzwerk Atomausstieg - Réseau Sortir du Nucléaire - und die Anti-Atom-Initiativen aus der Nieder-Normandie haben monatelang an die Mobilisierung zur internationalen Großdemonstration gegen die Neubaupolitik Frankreichs nach Cherbourg gearbeitet. Es hat sich aber gelohnt. Erwartet wurden um die 10 000 TeilnehmerInnen. 25 000 -darunter etwa 70 AktivistInnen aus Deutschland- sind trotz kräftiger Regen gekommen und haben ihren Protest mit Phantasie zur Ausdruck gebracht. Ein voller Erfolg, der Kraft und Motivation für die Zukunft gibt. Es ist nur der Anfang.
In Flamanville soll ein neuer Atommeiler, der sogenannte EPR, gebaut werden. Flamanville liegt in der Nieder-Normandie. Die Region ist sozusagen ein Mini-Atomland. Es werden atomare U-Boote in Cherbourg gebaut, In Flamanville gibt es schon 2 Druckwasserreaktoren, die Plutoniumfabrik La Hague liegt unweit von Cherbourg und Flamanville. Bei La Hague wird auch Atommüll gelagert.
Frankreich ist das einzige europäische Land, dass nach dem GAU in Tschernobyl noch Reaktoren gebaut hat. Die Stärke des Landes beruht ja auf die Atombombe und auf die "friedliche Nutzung des Atomenergie". (Staatliche)Firmen wie AREVA sind weltweit führend in den Atomgeschäften. Und es soll weiter gehen. Der EPR-Reaktor soll jetzt als Prototyp gebaut werden, um dann exportiert zu werden. Areva NP (Areva und Siemens) hat schon einen Reaktor an Finland verkauft, die Bauarbeiten haben angefangen.

Der EPR-Reaktor ist aber ein teures gefährliches Projekt. Der GAU ist nicht ausgeschlossen, Atommüll wird weiterhin in hohem Maße produziert. Und die PolitikerInnen haben anscheinend aus Tschernobyl auch nichts gelernt. Die regierung hat immer noch nicht erkannt, dass die radioaktive Wolke von Tschernobyl über die Grenzen des Landes hinaus flog und das Land verseuchte. Bürger haben gegen den Staat geklagt. Die Richterin führte unter anderem eine Hausdurchsuchung beim Ministerium durch. Die Akten sind inzwischen über 20 000 Seiten dick. Das Verfahren wird noch Jahre dauern, aber es ist schon klar, das die Messungswerte damals von der Berhörde vertuscht wurden. Seitdem werden die Inforamtionen von der Regierung und der Atommafia noch geheimer gehalten. Ein grosser Teil der informationen über Atomkraft unterliegen dem Militärgeheimnis. Bei Verstösse sind harte strafe vorgesehen.


Widerstand!

Aber die AtomkraftgegnerInnen lassen es sich nicht gefallen. Castorfahrpläne werden trotzt Verbotes veröffentlicht: Gestern noch fuhr ein geheimer MOX-Transport aus Sellafield über La Hague in die Schweiz, begleitet von Proteste (20 Menschen in Cherbourg). Am 2. Mai sollen Abgebarannte Brennelemente von La Hague in die Niederlande transportiert werden (Der Castor sollte schon vor 3 wochen fahren, aber er wurde auf Grund der andauernden Proteste gegen die Lockerung des Kündigungschutzes verschoben. StudentInnen und GewerkschaftlerInnen wollten den Bahnhof in Caen besetzen.

Und es wird gegen die Neubaupläne mobilisiert. Mit erfolg !
25 000 demonstrierten gegen den EPR-Reaktor am Wochenende. Eine bunte lautstarke Demonstration. So eine große Demonstration gegen Atomkraft hatte seit Jahren nicht mehr stattgefunden -bei sozialen Kämpfen kommen in Frankreich bekanntlich mehr Leute zusammen, aber gegen Atomkraft, das ist ja eine andere Geschichte! Die Einwohner von Cherbourg sagen selbst, dass sie so eine Große Demonstration in Cherbourg nie gesehen haben. Aber sehr wenig Einheimischen waren dabei.

Es soll jetzt mit Aktionen des zivilen Ungehorsams weitergehen.
In Flamanville selbst wird nicht viel möglich sein. Die Bewegung hat wenig Unterstützung in der Bevölkerung, und das Grundstück, auf dem das AKW gebaut werden soll, gehört längst der EDF (Stromunternehmen). Es sit aber möglich der Trasse der Hochspannungsleitung entlang, widerstand zu leisten. Zahlreiche Anti-Atom-Initiativen sind dort aktiv und die Bevölkerung unterstützt den Widerstand. Sie braucht aber die Solidarität von AktivistInnen aus anderen Regionen, aus anderen Ländern. Nur gemeinsam sind wir stark!


Ein artikel mit zusätzlichen Informationen zu dem Thema ist auf der Homepage von Anti-Atom-Aktuell :  http://www.anti-atom-aktuell.de/fotos/2006-04-france/index.html

Eine Video über die Demonstration in Cherbourg wurde auf Indymedia schon gepostet :  http://germany.indymedia.org/2006/04/144396.shtml

Auf der Homepage www.stop-epr.org gibt es zahlreiche Informationen (zum teil auf Deutsch) mit Hintrgrundinformationen, Sicherheitsstudien, Aufruf, Presseschau, Videos, Bilder, Termine ...

Zum EPR in Finland:  http://germany.indymedia.org/2006/04/143975.shtml
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Ergänzungen

vor zwei jahren

trojan tv 26.04.2006 - 13:59
vor zwei jahren gab es auch eine nette aktion mit das transpar

video ::  http://tour.indymedia.nl/real/kaysersberg.ram

und am 26.4.2004 in

video ::  http://tour.indymedia.nl/real/nancy.rm

Ein laengere video Dokumentation "Willkommen in der Strahlenden Zukunft" (Bienvenue dans un Futur Radieux) bietet einen ausführlichen Überblick über das Atomgeschäft in Frankreich, aber auch über alternative Wege der Energieerzeugung ::  http://www.antenna.nl/organicchaos/bienvenue_de.html