Die "Andere Kampagne"- Zwischenbericht 10

tierr@ 08.04.2006 08:23 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Ayotitlan, Jalisco: Verteidigung von Ejido-Land gegen Bergbau und Programme
Bellavista, Nayarit: ArbeiterInnenkämpfe; der Kommunismus und "die Andere"
AYOTITLAN, JALISCO; 24.März 06... "Was wir verdienen, ist dass sie uns respektieren und wir werden sie weder um eine Regierung, noch um Wasser bitten", so Gaudencio Mancilla für die Gemeinschaft der Nahuas der Bergkette von Manantlán, welche die Städte Colima und Autlán trennt. Überfallen und ausgeraubt von dem Berbauunternehmen Peña Colorada fordert der Ejido ( Gemeindezusammenschluss ) von Ayotitlán die Bildung eines umschliessenden Abkommens, um die gegen die Gemeinderechte verstossende Ausbeutung der Firma zu beenden.
Ejido-EinwohnerInnen, Älteste und hunderte Indigen@s des Stadtviertels Tiroma trafen sich mit der "Anderen Kampagne", um u.a. über die Bereicherung der Unternehmer, für die Millionen in Wahlkampagnen investiert werden, auf Kosten der Verelendung der Bevölkerung zu sprechen. "Wir sehen nicht mit einem mystischen Auge, sondern mit dem blanken Auge des Bauern. Wenn jemand hier eingesperrt wird oder ums Leben kommt, so ist die Firma dafür verantwortlich. "
Die TeilnehmerInnen dieser Versammlungung waren aus Ayotitlán, Telcruz, Cuzalapa, Los Robles und anderen Gemeinden von Manantlán gekommen. Eine Delegation von Repräsentanten der Huicholes, sowie weitere ca. 30 AnhängerInnen "der Sechsten Erklärung" aus Jalisco waren ebenfalls präsent. "Wir müssen begreifen, so ein Sprecher, dass wir eine repressive Regierung haben; Parteien, in deren Falle wir gegangen sind, die täglich mehr Gesetze erlassen, um die Plünderung und Ausbeutung zu legalisieren." "Die Gefängnisse von Cuautitlán und Chuatlán, so ein anderer Campesino ( Bauer ), sind voller Leute des sozialen Kampfes aus unseren Gemeinden. Obwohl von uns gewiss niemand die Natur zerstört, werden wir verfolgt und für Holzschlag bestraft, während die Unternehmen dessen Verkauf in rauen Mengen bnetreiben." "Sie werden reich, uns lassen sie den Müll. Deshalb sind wir gegen den Kapitalismus." "Wo sich heute der Hafen von Manzanillo befindet, exsistierte einst eine kleine "Republik von Ayotitlán. Das Phantasma der "Procede" (Beglaubigung von Ejido-Rechten und Titulierung von Baugenehmigungen) und der "Procecom" ( kommunale Beglaubigungen) schweisst uns immer mehr zusammen. Unsere Ahnen haben uns die entsprechenden Dokumente hinterlassen. Wir werden nicht die Moral verlieren." Auch Personen, die Gemeindeland verkauft haben und einige pro-Procede Kazicken waren auf dieser Versammlung erschienen, um sich letztlich von Marcos sagen zu lassen, dass wer das Land seines Volkes verkauft, dieses verrät. Der "Delegierte Zerso" erzählte den Nahauas von Ayotitlán die Geschichte der Indios von Chiapas, die im Verlauf der Zeit zur Gründung der EZLN (Nationale Zapatistische Befreiungsarmee ) geführt hatte.


Bis zu diesem Punkt hat die "Andere Kampagne" Kommunen und Gemeinschaften in 14 Staaten besucht. Ihre nächste Station war
Nayarit, 25.März 06... ,wo sie mit einem traditionellen Ritual empfangen wurde. Marcoa als Delegierter Zero (Delegierter Null ) sprach über die Falle der "individuellen", staatlichen Programme."Wer sich darauf einlässt, verkauft nicht seine Seele dem Teufel, sondern er kauft seinen eigenen Tod." "Wir wollen nicht, dass die Regierung uns die Hand reicht, sondern dass wir Schritte nach oben tun können," lautete die Einladung an die Campesinos Nahaus von Manantlán, sich der "Anderen Kampagne" anzuschliessen und ihren Kampf fortzusetzen, gemeinsam...
 http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6469&more=1&c=1

BELLAVISTA, NAYARIT: 25. März 06...

Obwohl die "Sechste Erklärung" von mehreren kommunistischen ( oder im kommunistischen Wortsinn, sozialistischen ) Organisationen unterzeichnet wurde und obgleich die Karawane "der Anderen" von vielen weiteren Gruppen und konstanten Delegationen der Kommunistischen Partei (PC) und der Kommunisten Mexicos begleitet wurde, hat bislang noch kein solches Treffen, wie das im öffentlichen Auditorium von Bellavista stattgefunden, wo der Akzent auf dem Kommunismus lag und die roten Fahnen mit Hammer und Sichel aufgestellt waren oder die Mauern bedckten.
Die politische Komponente des Kommunismus, den EU heute so sehr rügt , inklusive der Ächtung der kommunistischen Parteien ( pervive de muchas maneras en América Latina ), "hat auf vielen lokalen und neuen Ebenen Formen der Aneignung gefunden, welche denFall der Berliner Mauer nicht als das Ende gewesen annehmen, sondern als den Beginn sichtbaren Erlebens, wie es die unvermutete Karte unseres Kontinentes zeigt."
Der Auftakt dieser Versammlung der "Anderen Kampagne" fand in einem Freimaurertempel in Nayarit statt, einem Ort des klassischen ArbeiterInnenkampfes, der heute durch den Neoliberalismus schwer angeschlagen ist. In der zum Museum umgewandelten Garn-und Textilfabrik von Bellavista hatte der erste Streik in Mexiko des XX Jahrhunderts seinen Anfang genommen, der über Cananea undRío Blanco, letztlich zur Mexikanischen Revolution geführt hat. Am 20.März 1905 hatten die TextilarbeiterInnen sich gegen die brutale Behandlung des ausländischen Arbeitgebers erhoben.Nach mehrmaligem Wechsel transnationaler Eigentümer, war die Firma in den 50ziger Jahren schliesslich von den ArbeiterInnen eingenommen worden. Obwohl sie effizient lief, wurde sie 1975 von den Finanzbeamten und der föderalen Regierung abgewürgt. Heute ist Bellavista eine halbverlassene Vorstadt, in der viele Jugendliche, die früher oder später abwandern, den Drogen und der Fernsehsucht verfallen. Aus Bellavista stammt auch Alejandro Gascón Mercado, Gründer der Partei der KommunistInnen, der als Bürgermeister die mexikanischen KommunistInnen des XX Jahrunderts inspirierte. Heute sind die KommunistInnen häufige die Gastgeber der "Anderen Kampagne", die hier in Tepic ihr Zentrum in ein Quartier der zapatistischen Karawane verwandelt haben.
In Bellavista sprachen von daher die wichtigsten Repräsentanten der PC und es herrschte eine starke Präsenz der Kommunistischen Jugend, deren Idenditifikation mit "der Anderen" unübersehbar ist. "Hier erleben wir einen Neoporfirismus von Grossgrundbesitzern und Ausländern. Die Arbeitszeit in einer Schuhfabrik beträgt 12 Stunden. Die Arbeitsuniform ist Second-hand-Ware, wer sie aber verliert oder beschädigt, muss sie trotzdem bezahlen. Es gibt keinen grossen Unterschied zu vor 101 Jahren." "Die Universität droht unterzugehen, so der Lehrer und Professor José Luis Sosa, ohne dass die Bevölkerung davon weiss. Die "Andere Kampagne" soll eine " permanente Bewegung der Bewegungen" sein." Salvador Castañeda O'Connor, ein veteraner Kommunist und moralische Respektsperson anerkannte, dass "die Andere" " den Anfang eines revolutionären Prozesses einleitet, der die ArbeiterInnenschaft an die Macht bringen wird." Der Repräsentant der JungkommunistInnen, Luis Alfonso, der an der Karawane teilnimmt, sagte " Wir kommen bei der Skala der höchsten Unterschiedlichkeit in diesem Land an. Selbst "unversöhnliche" Gruppen wie die SozialistInnen und AnarchistInnen nehmen an den Debatten teil, können an der "Anderen Kampagne" partizipieren und sich in ihr finden, denn alle kämpfen für die Veränderung Mexikos."
Marcos erinnerte daran, dass der Ethnozid der Indigen@s in Chiapas indem Moment zur Ergreifung der Waffen führte, indem das kommunistische Feld zerstört und scheinbar, aber nur scheinbar, die Hoffnung auf den Aufbau einer alternativen Welt zunichte war. "Als am 01.Januar 1994 die Reichsten und die Regierungshöchsten dabei waren, den Eintritt Mexicos in den Freihandeln zu feiern, nahmen mehrere tausend KämpferInnen der EZLN und sicher Hunderte Indigen@s sieben Bezitkshauptstädte im Sturm ein. Wir wissen, dass mit dem Fall der Berliner Mauer die Hoffnung auf eine alternative Welt zum Kapitalismus nicht verschwunden ist, dass Organisationen, Personen und Gruppen gegen ihn kämpfen. Und sie alle haben dem Kampf gegen die Zerstörung unseres Landes und zudem für die indigenen Völker/Gemeinschaften eine Antwort des Einverständnisses erteilt. Wir weben ein Netz der Geschwisterlichkeit, dass es uns erlaubt, auf Konfrontation mit der Regierung zu gehen, denn in diesem Land geht die Debatte um Leben und Tod. Die Campesin@s ( Bauern ) müssen realisieren, dass die Regierung das Land nicht nur nicht unterstützt, sondern dass ihre präzise Arbeit der Versuch ist, es zu zerstören. Ihre Waffen sind die Programme Procede und Procecom, mit denen die Campesin@s auf "legale" Weise ausgeraubt werden. Sowohl die Lage der Bildung, als auch die Arbeitsbedingungen im ganzen Land haben sich drastisch verschlimmert.
Was wir tun müssen, ist alle Kämpfe einen, die Regierung niederreissen und den Kapitalismus aus diesem Land vertreiben und auf der Basis einer öffentlichen ( volks- ) Regierung ein anderes Land von unten und von links aufbauen. Organisierung ist keine tödliche Waffe, aber die einzige, die wir haben."
Am Nachmittag gab es ein demonstratives Treffen von mehr als 500 Personen vor dem Regierungsgebäude, während dem auch ein Sprecher der Revolutionären Vilksfront (Frente Popular Revolucionario ), ein libertärer Anarchist und ein Mitglied der Volksfront Francisco Villa und der Gewerkschaft Central Unica de Trabajadores und ein Trozkist der UNIOS das Wort ergriffen.
Nachdem einige Tage zuvor Rosa Luxemburg ehrend erwähnt worden war, wurde in Bellavista und Tepic ein Tuch mit dem Gesicht Antonio Gramsci aufgehangen und seinem Spruch: " Bilde dich (aus; lerne ) beweg´dich, organisiere dich!"
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Ergänzungen