Die "Andere Kampagne" - Zwischenbericht 9

tierr@ 02.04.2006 08:53 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Jalisco: der Kampf der ArbeiterInnen von Euzkadi
Miravalle, Süd-Guadalajara: Müll und Umweltdesaster
Sayula: Paramilitär und Folter bis zum Tod
Stadt Guzmán: Industriemüll und kontaminierte Flüsse
Tuxpan: Indigena-Älteste -und Repräsentanten
El Salto, Jalisco, 20. März.06... Der Kampf der gewerkschaftlich organisierten ArbeiterInnen, deren von Tausenden begonnener Streik, von 600 Personen 1410 Tage lang aufrechterhalten worden war und vier Tode gefordert hatte, sowie eines der vielen, für den Neoliberalismus charakteristischen Umweltdesaster in der Region des 10 m hohen Wasserfalles von Juanacatlán, der auch als der "mexikanische Niagarafall" bezeichnet wird, waren die lokalen Basispunkte der Versammlung mit der "Anderen Kampagne": Verfolgung, die dickens´sche Knausrigkeit des deutschstämmigen Kautschuk/Reifenwerkes Euzkadi, die Verschwörung der mexikanischen Autoritäten und falsche "Repräsentanten" der Arbeiterschaft konnten deren lokalen Kampf nicht hemmen. Heute sind die ArbeiterInnen Miteigner der jetzigen General Tyre und besitzen eine erfolgreiche Firma die soziales Eigentum ist; eine der grössten "Todsünden" für den Neoliberalismus. Die Geschichte dieses Kampfes um ArbeiterInnenselbstverwaltung wurde dargestellt und passte zu Marco`s ( Delegierter Null / Delgado Zero ) Vorbereitungen für einen mehr denn je kämpferischen ersten Mai...
Die Euzkadi-Belegschaft gab die Deklaration von El Salto bekannt, die innerhalb der "Anderen" eine öffentliche Arbeiter-Bauern und Indigen@-Regierung befürwortete, da inzwischen so gut wie Jede/Jeder und die ArbeiterInnen im Besonderen, von den katastrophalen Zuständen der Umwelt, Vermüllung und Landverödung und dem dadurch bedingten, familienzerstörenden Exodus betroffen sind.
Der Delegierte Null charkterisierte den kapitalistischen Prozess als Zerstörung von Ressourcen, Organisationen und ( Völkern )-Gemeinschaften, mit der die ArbeiterInnenschaft direkt konfrontiert ist. "Wir als indigene Gemeinschaften, in vielen Fällen bäuerlich, aber auch in zahlreichen anderen Sektoren, erleben die unmittelbare Konfrontation mit den Konsequenzen dieser Ausbeutung seitens des kapitalistischen Kerns, der uns zu kollateralen Opfern seines ( sozialen ) Krieges macht. " Den letzten Schlag, so Marcos, werden die ArbeiterInnen tun",
Der "Industrie-Korridor" Guadalajara-El Salto-Ocotlán zeigt das Bild der fortschreitenden Zerstörung: Dutzende, nichtfertiggestellte Industrieruinen, verwildert und sturmzerfressen und überall kontaminierte Flüsse und Böden. Soweit ist es gekommen.

"In der "Sechsten Erklärung aus den Lakandonewäldern", so der Zapatist@ -Delegierte weiter, sind wir zu der Schlussfolgerung gelangt, dass der zentrale Kern des Kapitalismus nicht der Markt ist, sondern die Produktion von Waren. Das Problem liegt darin, dass der Kapitalismus uns vorgibt, was auf dem Markt zu sein hat ( der dadurch zur herrschenden Ungleichheit führt ) und es ist der Markt, wo von der Last der Ausbeutung, die mit diesen Waren verbunden ist, noch immer nichts zu spüren ist. Auf diesem warenzirkulierenden Markt tritt die Ausbeutung nicht in Erscheinung und es kommt dort zu keinem Zusammentreffen mit den Ausgebeuteten und Degradierten. Auf diese Weise entsteht das Paradox, dass Menschen die kämpfen, Dinge und Kleidung benutzen, die in einem Ausbeutungsprozess hergestellt worden sind". "In diesem Sinne, so Marcos, sind die Kämpfe, die nicht bis zum Kern des Kapitals, dem Kern der Ausbeutung, vordringen, dazu verdammt, sich im Kreis zu drehen und wiederholt zu werden. Und indem dies so ist, werden ab und an ein paar Zugeständnisse oder "Fortschritte" erlangt und hier tut sich ein grosser Unterschied zu den Übereinstimmungen der "Anderen Kampagne" auf... da sind diejenigen die sagen, ja, der Feind ist der Kapitalismus, es muss sich eine antikapitalistische Bewegung auf dem Markt erheben, eine grosse Bewegung einer Konsumsabotage der Produkte der Multis, eine Veränderung des gewohnten Konsumverhaltens. Das hiesse den Kapitalismus an seinem Endpunkt zu bekämpfen, dann, wenn seine Ware auf den Markt gelangt ist.
Was wir denken ist, dass der Kapitalismus in der Produktion bekämpft werden muss."
"Für die Zapatist@ repräsentiert der Kampf von Euzkadi und des ganzen Sektors eine erfreuliche Lektion darüber, dass es möglich ist, dass ArbeiterInnen im Kern des Kapitals ihr eigenes Schiksal tatsächlich in die Hand nehmen können."
Dann verlas der Delegierte Null die Übereinkunft zum ersten Nationalen ArbeiterInnentreffen am 29.April hinsichtlich des ersten Mai und dem Voranbringen einer demokratischen, klassischen und internationalistischen Formation im Ramen der "Anderen", die Konfrontationen im Kampf gegen die diversen Regierungsebenen möglich machen soll. Der Aufruf wurde unterzeichnet von den Gewerkschaften von Euzkadi, Uniroyal und dem Personal Académico der Universität von Guadalajara; den ArbeiterInnen von General Tyre, Tornel und Entlassenen von IBM; der Frente Solidario en Defensa de los Derechos Laborales ( Solidarfront zur Verteidigung der ArbeiterInnenrechte ) von San Luis Potosí; FUTA JPSS; CUT; POS und der EZLN.

Die teilnehmenden Indigen@s der Gemeinschaft Mezcala, am See von Chapala und die VerteidigerInnen des Waldes von Nixticuil beschrieben die desaströse Situation der Umwelt der Region und bekräftigten, im Sinne ihres seit Generationen andauernden Kampfes für die Erde und die Freiheit, Teil der "Anderen Kampagne" zu sein.

Miravalle im Süden von Guadalajara ist der höchstkontaminierteste Stadtteil der ganzen Region. Die zahlreichen Erkrankungen der BewohnerInnen rühren von der Firma Cemex ( Mexiko Zement ), im Besitz von Lorenzo Zambrano. Dort, "wo die ansässigen Zapatist@ anstatt der pasamontañas ( Gesichtsmasken ) cubrebocas ( Tücher über dem Mund ) benutzen, trafen sich ca. 300 Menschen mit der "Anderen", um über ihre Situation zu berichten. Die falschen Versprechungen des "Programa Alternativo de Nación" wurden als definitiver Betrug angeklagt. Anstatt Wahlversprechungen zu vertrauen, "müssen "die unten" sich bewusst werden, dass sie Viele sind und den Entschluss fassen, ihre eigene Schwäche zu besiegen, die darin liegt, dass m@n nicht zur Kenntniss nimmt, dass dieser Schmerz durch die Konfrontation mit dem System nicht ( nur ) individuell ist, sondern dass dieses System denselben Schmerz bei Vielen verursacht." "Die Mächtigen in diesem Land sind nur einige wenige, deren Reichtum sich durch die Arbeitenden bedingt, welche die "Andere" einen möchte." "Diese Reichen sind Idioten, die unfähig sind das Land sauber zu halten oder sie sind tatsächlich instruiert, die Zerstörung zu lenken. Das und ihre Korruptheit sind der grösste Terror in diesem Land. Die Veränderung der Dinge beginnt unten"
In Miravalle sprachen acht Redner, darunter Alvaro Ramírez Ladewig Gründer der Föderation der UniversitätsstudentInnen; María Luisa de Carrasco, Mutter eines politisch-Verschwundenen, sowie soziale-und gewerkschaftliche Vertreter.
 http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6465&more=1&c=1

Zapotlán El Grande, Jalisco, 22. März 06... Hiernach machte die "Andere Kampagne" Station in Sayula, einem für die Jugend unbewohnbar gewordenen Ort, dessen Bürgermeister ein ehemaliges Mitglied der förderalen Armee ist. Die Jugendlichen gaben an, dass er den Ausbau der Kaserne veranlasst und der Polizei eine paramilitärische Gruppe einverleibt hat, die Folterungen bis zum Tod betreibt. Angesichts dieser Situation haben die Jugendlichen Selbstverteidigungsgruppen gebildet und sich so manchmal auch selbst in der Spirale der Gewalt verfangen. "Vor ein paar Jahren war der Hauptplatz des Ortes Treffpunkt der Armen. Heute bedroht der Neoliberalismus die Geschichte der Indios, der Armen und die Jugend mit der Ächtung als "abnormal" oder rebelilsch.

Als nächstes fand in der Stadt Guzmán eine Versammlung in der ländlichen Schule statt, die sich dafür als zu klein erwies. Stadtteiltkollektive, Anarchopunk-Kollektive und Bauern ( campesions ) aus mindestens sieben Ortschaften der Region hatten dort zusammengefunden. Die skandalöse Verschmutzung des Flusses Santiago Lerma wurde verurteilt, sowie der Schwund an Land-und Waldflächen und von Wasser. "Das in der Zone regierende Agrarindustrie-System und die Aufnahme von Industiemüll aus Guadalajara und anderen Städten des Staates sind eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit und das Land." Das Netz für alternativen Nahrungsanbau, berichtete von seinen Kämpfen in San Isidro, Juanacatlán, La Ciénaga und anderen Orten gegen die von der Regierung unterstützten Multis. Die AktivistInnen kämpfen zudem gegen Kraftwerke, für natürliche Wasserläufe und um die Eindämmung der Verschmutzungen.

Die "Andere Kampagne" ist die einzige pazifistische, zivilisierte und würdige Alternative zur Veränderung des Landes", sagte der Universitätsprofessor, unabhänige Analyst und Promoter der "Anderen" in Zapotlán El Grande. "Die Privatisierungen und transnationalen Konzerne sind ein Krebs."
Der grossartige Wandmaler Antonio Ramírez und seine Gefährtin, die mazateca- Malerin Domi, die in Guadalajara das Strassenmaler - Colectivo Callejero und das Casa de las Preguntas ( Haus der Fragen ) unterhalten und den Zapatismus seit langem begleiten, waren gekommen und bereicherten diese Station mit künstlerischen Aspekten.
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Ergänzungen

Fortsetzung

tierr@ 02.04.2006 - 09:19
Während der Versammlung im Auditorium Salvador Allende der Universität von Guadalajara wurde in Erinnerung an die Repressionen am 28 Mai und 22.April 2005 ( Verhaftungen, Folterungen und dutzende Inhaftierte ) die faschistische Regierung von Jalisco verurteilt und die staatliche Politik, in der die Richter von der Exekutiven manipuliert sind und der Polizeiapparat das Gesicht der Regierungsautorität für die EinwohnerInnen bedeutet.
Auf dieser trubulenten Versammlung waren alle möglichen AnhängerInnen der "Anderen" zugegen: Ex.Guerilleros, die sich nicht auch durch das Gefängnis nicht besiegen liessen; Sex-ArbeiterInnen, die Selbstverwaltung anstreben und die Polizei der Korruption beschuldigten; Homosexuelle, mit Stolz auf ihre Neigung, von denen einer Marcos durch die Pasamontañas hindurch auf die Wange küsste; indigen@-MigrantInnen, die gelernt haben, ihre Stimmen zu erheben; Hausbedienstete, die resepktiert werden wollen; eine Lehrerin deren Fortschrittlichkeit und Alternativen von der staatlichen Regierung unterdrückt werden; Mitglieder der Lateinamerikanischen Assoziation für soziale Medizin, die eine humanitäre Gesundheitsversorgung anstreben; VertreterInnen von Alternativmedizin; GewerkschafterInnen von UdeG und Euzkadi; MenschenrechtsverteidigerInnen; Anarchopunks; Künstlerinnen; KommunistInnen und Stadtteilvertretungen....
Das Staudammprojekt von Arcediano, das neue Vertreibungen mit sich bringen wird, "legalen" Diebstahl von Wasser und Umweltzerstörung, war eines der Themen. " Wir haben zwei Feinde sagte der Vorsitzende des jalisciensischen Judovereins, "der Mensch, der den anderen tritt und der Mensch, der sich treten lässt."
 http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6466&more=1&c=1


Tuxpan, Jalisco, 23.März.06... Im Süden von Jalisco und der Sierra waren die agressive Unterdrückung der Indigen@s das primäre Thema der Zusammenkünfte. Die Nahuas von Manantlán und aus den Stadtteilen von Tuxpan ( Tochan, in Indigena ) wo sich vor einem Jahr 300 Famlien zur Organisation der indigenen und bäuerlichen Gemeinschaften von Tuxpan zusammengeschlossen haben, empfingen die "Andere" im Zentralpark. Die Indigen@s waren in Aufruhr über die neuerliche Degradierung seitens der Lokalegierungen ihrer Kultur zur Folkore "per einer nationalen- und nun auch globalen -Politik, deren Zweck es ist, ihr statistisches Erscheinen von der Weltkarte zu löschen".
Zum Empfang der "Anderen Kampagne" und Marcos waren zahlreiche Älteste und Respektpersonen, wie der Gemeinschaft der Wixárica (huichol) und Purépechas ( die grossen Respekt geniessen ) und aller Nahua-Kommunen von Jalisco erschienen. Alle trugen eine Blumenkette um den Hals, jeder eine, ebenso Marcos. Der Repräsentant der Ältesten von Tuxpan, Félix Vázquez Ceballos, sprach der EZLN den allgemeinen Respekt "für ihren Kampf für die Indigen@-Gemeinschaften aus, die die Ausgebeutetsten, Ärmsten und Meistvergessenen sind. Die Indigen@s hier sind Bauern ohne Land, schlechtbezahlte Tagelöhner auf der Erde ihrer Ahnen."
Ausbeutung und die Unterdrückung der indigenen Kultur(en), Repressionen und Ungerechtigkeiten wie Strafen für Holzeinschlag waren die "typischen" Anklagen, ebenso wie die Spaltungsversuche und Korruptionen, um auf betrügerische Weise den Verkauf von Land zu erwirken und die Abwanderung in die Vereinigten Staaten oder nach Guadalajara.
Trotz allem aber haben die Indigen@s niemals ihre Kultur und Religion aufgegeben." Heute suchen unsere Gemeinschaften nach Selbstorganisation. Es gibt jedoch auch selbsternannte "Führer" die unsere Traditionen prostituiert und sich bereichert haben." "Viele Familien leben aktuell mit 70 Pesos täglich, die unter grossen Opfern und unter schlechtesten Arbeitsbedingungen und ohne jede soziale Sicherheit bei der Tomatenernte oder in den Treibhäusern der Ausländer verdient worden sind." Ein weiteres "Thema" waren die transgenen Manipulationen der den Indigen@s heiligen Pflanze Mais, die ihre Ahnen verkörpert.
Der Botschafter der Wixaritari, Trinidad Chema, sagte:"Wir pflegen das Terrotorium, das Wasser und den Wald" Seine Gemeinschaft ist ganz das Gegenteil von verschwindend, sondern besitzt eine starke, unauslöschbare Idendität voller Solz und eine fortschreitend kommunitäre Selbstbestimmung.

Andererseits, so Don Félix kämpfen die Nahuas gegen gesundheitliche Bedrohungen und es fehlt ihnen dazu die entsprechende Versorgung. Ein einziger Arzt ist für 30.000 Personen zuständig. Die Mehrheit der Familien lebt in einer Anhäufung winziger Häuser.
Für uns ist es wichtig, über die Erfahrungen anderer Indigen@-Gemeinschaften und anderer Organisationen, wie der ArbeiterInnen, Bauern und Siedler zu hören. Und an Alle und Jede gerichtet." Sie wissen, dass wir unseren Schritt nicht einhalten werden, bis wir die Rechte unserer indigenen Gemeinschaften erlangt und erreicht haben werden, dass das arme Volk respektiert wird."
 http://clajadep.lahaine.org/articulo.php?p=6467&more=1&c=1

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 http://www.gruppe-basta.de/
Weitere Berichterstattungen auf:
 http://www.narconews.com/otroperiodismo/de.html
Teilweise deutsch, engl.-span.-ital.-franz.

Zur Erinnerung, weil so schön passt:
Que se vayan todos - 2
 http://de.indymedia.org//2003/11/68313.shtml