Panzersprenger im braunen Sumpf

AG Junge HistorikerInnen/Chemnitz 22.03.2006 14:44 Themen: Antifa
Der "stille Held" Josef Kneifel und ein Thema, über das er mit der Presse nicht reden möchte...

Da Josef Kneifel, der sich gerne als "Verfechter des freien Wortes" bezeichnet, dieses Motto aber selbst nicht allzu ernst nimmt, möchten wir an dieser Stelle die Person des Herrn Kneifel ein wenig genauer ausleuchten.

Alljährlich zum 9. März lässt sich der "Panzersprenger von Chemnitz" von der bundesdeutschen Presse als "stiller Held" gegen die SED - Diktatur abfeiern.
Der "stille Held" Josef Kneifel und ein Thema, über das er mit der Presse nicht reden möchte...

Da Josef Kneifel, der sich gerne als "Verfechter des freien Wortes" bezeichnet, dieses Motto aber selbst nicht allzu ernst nimmt, möchten wir an dieser Stelle die Person des Herrn Kneifel ein wenig genauer ausleuchten.

Alljährlich zum 9. März lässt sich der "Panzersprenger von Chemnitz" von der bundesdeutschen Presse als "stiller Held" gegen die SED - Diktatur abfeiern.

Es sei hier dahingestellt, ob die Sprengung eines Sowjetpanzers am 09. März 1980 als Protestaktion gegen die Machthaber in der DDR oder eher als Aktion gegen die Befreier von 1945, also per se als rechts, zu bewerten ist. Das ist hier nicht Thema, sondern der in der Presse (FR, SZ...) immer wiederkehrende Nebensatz vom Engagement Kneifels in einer "Gefangenenhilfsorganisation".

"Mit einer kleinen Rente lebt eh nach wie vor unangepasst, engagiert sich im Nürnberger Friedenskreis (???, die Verf.) ebenso wie in einer rechten Gefangenenhilfsorganisation" (Sächs. Zeitung 09.03.06).

Bei der fraglichen Gefangenenhilfsorganisation handelt es sich nicht um eine x-beliebige, sondern vielmehr um HNG, die Hilfsorganisation Nationaler Gefangener. Eben jene rechtsextreme HNG die alljährlich im Verfassungsschutzbericht der Länder und des Bundes breiten Raum einnimmt. Das Kneifel, der selbst ernannte Freiheitskämpfer, dort Mitglied ist lässt sich unter anderem der Nazi – Webseite „Die Kommenden“ entnehmen.

Was ist die HNG?

"Die HNG ist eine bundesweit agierende Organisation der Neonazi - Szene. Ihr Ziel war und ist die materielle und ideelle Betreuung inhaftierter Gesinnungsgenossen/innen, im Sprachgebrauch der HNG als "politische Gefangene" bezeichnet. Die Mitgliedschaft in der HNG gehört für Neonazis zum guten Ton und dient durch die Jahreshauptversammlungen auch der Kontaktpflege. Diese Kontaktpflege dient dazu die Gesinnungsgenossen während der Haft ideologisch dem rechtsextremen Lager zu erhalten und nach der Entlassung eine nahtlose Wiedereingliederung in die Szene zu gewährleisten.

Durch das Einschleusen neonazistischen Propagandamaterials trägt die Gefangenenarbeit der HNG zudem zu einer nicht unerheblichen Rekrutierung in den Justizvollzugsanstalten bei, so dass diese in der Szene mitunter schon als die "Hochschulen der nationalen Bewegung" bezeichnet werden (siehe auch: IDGR - Lexikon Rechtsextremismus).

Prominente von der HNG betreute Häftlinge sind und waren der Holocaust - Leugner Udo Waleny, der Leiter des australischen "adelaide - institue" Fredrick Toben, die Rechtsterroristen Stefan Michael Bar, Gottfried Küssel und Steven Smyrek, der ehemalige SS - Mann Erich Priebke, der Massenmörder Josef Schwammberger und die ehemalige KZ - Aufseherin von Majdanek, die "blutige brygida" Lächert usw. Auch bat der Brandstifter von Solingen Christian Reher laut "Der Spiegel" (4/2000) die Vorsitzende der HNG, Ursel Müller, um Hilfe.

Interview Kneifels in "Nachrichten der HNG"

In dieser HNG - Postille findet mensch dann auch gekürzt und auf der Neonazi - Seite "Die Kommenden" in voller Länge ein sehr aufschlussreiches Interview mit "Kamerad" Josef Kneifel unter der Überschrift "Stille Helden - Befragung eines ehemaligen Inhaftierten". In diesem Interview wird Kneifel als "Kamerad Josef Kneifel, HNG – Betreuer aus Nürnberg" sowie als "Gefangenenbetreuer und von zwei Besatzungssystemen politisch verfolgter Kamerad" vorgestellt.

In Kontakt mit der HNG, "die mit bescheidensten Mitteln bedeutendes für unsere Zukunft leistet" kam Kneifel, als er einen Prozess im Nürnberger Gerichtssaal verfolgte, in der ein alter Herr "der kritische Anmerkungen zu absolut nicht bewiesenen zeitgeschichtlichen Vorgängen gemacht hatte" (sic!) vor Gericht stand. Allein schon die Anwesenheit der HNG lässt darauf schließen, welcher Art die Anmerkungen waren. Im weiteren fabuliert Kneifel in diesem Interview über den Einfluss "heimtückischer (ausländischer) Kräfte", die von Atomkraftgegnern bis auf die "Anständigen", die jede Kundgebung nationalen Willens so gewaltsam "beeinflussen", dass das Volk sich in seine Häuser verkriecht", steuern.

Die BRD/DDR sind und waren für ihn ein "völkerrechtswidriges Gebilde auf einem Teil des Territoriums des Deutschen Reiches", mit einer "aufgezwungenen Verfassung/Grundgesetz", die "obendrein nur ein gewisses Fremdvolk als privilegiert über das Staatsvolk stellt". Und weiter: "die BRD hat eindeutig eine rassistische Gesetzgebung, die Fremde bevorteilt, das eigene Volk aber unbegrenzt diffamieren lässt". Ganz krude wird es dann, wenn Kneifel über vermeintliche Verletzungen durch Ausländer an seiner Person referiert: "Ich erhielt in den letzten drei Jahren zwei böse Verletzungen durch Ausländer hier: Einen hochinfektiösen Hundebiss und einen schweren Fahrradunfall [...] Aber wir hatten ja auch Zeiten, von denen man nicht reden darf, wo solche Lumperei nicht möglich war!"
Seinen Wohnsitz Nürnberg bezeichnet er in dem Interview als Stadt, "dort wo sie die Reichsregierung wie Lumpen aufhängten".

Eine Passage aus dem genannten Interview sollte noch in ganzer Länge zitiert werden:

"Ein Oberlehrer von meiner Frau wegen seines "gesetzten überlegenen feinen Wesens" sehr geschätzt, war bei uns mit seiner Gattin zu besuch. Damals noch mediengläubig, hatte ich wohl etwas von Gaskammer-Zweiflern gelesen, und wollte selbst noch ganz gläubig, von ihm wissen: "Herr K.. glauben sie auch an die Gaskammern?" - und jetzt kommt´s, der so gesetzte Herr K. wurde plötzlich stinkordinär: "Wissen se, ich war ´45 bei RAD (Reichsarbeitsdienst), und da stand uff´m Bahngleis gegenüber en Zug, und da lief de Scheiße raus, und da fragte ich den SS - Mann, ´was is´n da drin? - na Juden!´brüllt der[...] Mir muss wohl ob solcher BRD-Lehrer-Logik der Mund offen geblieben sein [...] endlich konnte ich stammeln: "aber Herr K., solche Züge sind doch nach ´45 zu tausende durch Europa gerollt worden, vollgestopft mit deutschen Frauen, Kindern, Verwundeten..., und keiner würde deshalb behaupten, die seien vergast worden." JOSEF KNEIFEL EIN HOLOCAUST - LEUGNER?!

Abschließend gibt Kneifel noch ein paar Tipps wie man "den Helfern mit Psycho- ,Sozio- o.ä. Freudschen Simpeleien in der Berufsbezeichnung" Besserung und Reue vorgaukeln solle. Diesen Ansatz macht er sich in allen Interviews auch gegenüber JournalistInnen zu eigen. "Er sei kein Neonazi, aber ein Gerechtigkeitsfanatiker, sagt er, will darüber aber nicht reden." (SZ, 09.03.06)

Mit dem Freiheitswillen des Herrn Kneifel ist es also bei weitem nicht so weit her, wie er die Öffentlichkeit glauben machen will. Durch das Weglassen eines Teils seiner Geschichte möchte er sich gerne als geschundener Verfolgter darstellen. Vielleicht ist er aber nichts anderes als ein spießbürgerlicher Deutscher, der die Niederlage des Faschismus in diesem Land nicht akzeptieren will.

Welcher "Nürnberger Friedenskreis", für solche Personen offen ist, ist uns leider noch unbekannt. Vielleicht gibt es hierzu ein paar Fakten aus Nürnberg, ob es sich dabei um eine rechte Friedensgruppe handelt oder Kneifel eine Querrfront - Politik betreibt.

AG "Junge HistorikerInnnen/Chemnitz"
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Ergänzungen

und es gibt auch akademische hilfe

xxx 22.03.2006 - 15:04
"Wie fließend die Grenzen zwischen Konservatismus und Neonazismus sein können zeigte eine Veranstaltung an der TU Chemnitz am 9. März. Die Bundesbeauftragte für die Stasiunterlagen, die Sächsische Landeszentrale für Politische Bildung und die TU Chemnitz führten eine Veranstaltung unter dem Motto "Als der Panzer bebte" durch. Als Referent war der "Panzersprenger von Chemnitz" Josef Kneifel geladen. Ihm zur Seite stand Prof. Dr. Eckhard Jesse, der keine Berührungsängste gegenüber Kneifel zeigte, der für die neonazistische "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige (HNG)" als Gefangenenbetreuer arbeitet."
aus DRR 96 - CDU: Verlust der Trennschärfe durch Integration

und die pm dazu:
Pressemitteilung vom 08.03.2005
Als der Panzer bebte
Veranstaltung erinnert an Sprengstoffanschlag auf das Panzerdenkmal in Karl-Marx- Stadt vor 25 Jahren - Joseph Kneifel erinnert sich

Am 9. März 1980 wurde Joseph Kneifel zum Staatsfeind der DDR. In den Abendstunden versuchte er, mit einem selbstgebauten Sprengsatz das Panzerdenkmal in Karl-Marx-Stadt zu zerstören. Das Monument wurde nur geringfügig beschädigt, Kneifel fünf Monate später verhaftet und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 25 Jahre später meldet sich Joseph Kneifel wieder zu Wort: In der Veranstaltung "Als der Panzer bebte", die am 9. März 2005 an der TU Chemnitz stattfindet, wird der Zeitzeuge über die Hintergründe seines Sprengstoffanschlags berichten. Ihm zur Seite steht auch Prof. Dr. Eckhard Jesse, Politikwissenschaftler der Chemnitzer Uni, der in einem Vortrag die politische Bedeutung dieser Aktion einordnet. Die Veranstaltung, die von der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und von der TU Chemnitz organisiert wird, beginnt um 19.15 Uhr und findet im Böttcher-Bau der TU Chemnitz, Straße der Nationen, Hörsaal 316, statt. Der Eintritt ist frei.

Hintergrund: Joseph Kneifels Anschlag auf das Panzerdenkmal 1980

Der T-34-Panzer, der in Karl-Marx-Stadt am 4. Mai 1975 an der Ecke Frankenberger Straße/Dresdner Straße als Monument eingeweiht wurde, sollte ein Siegesdenkmal für die Sowjetarmee sein. In der Bevölkerung hingegen war das martialische Monument stets unbeliebt. Nachdem der Hilbersdorfer Joseph Kneifel am 9. März 1980 gegen 22 Uhr den selbstgebauten Sprengsatz zündete und das Denkmal leicht beschädigte, versuchte die Staatssicherheit, den Anschlag möglichst geheim zu halten. Dennoch verbreitete sich die Kunde dieser Tat wie ein Lauffeuer in der gesamten DDR. Trotz fieberhafter Ermittlungen wurde Joseph Kneifel erst im August 1980, zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn, verhaftet und er zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Vom Zuchthaus Brandenburg kam er später in das berüchtigte Gefängnis von Bautzen. Nach einer Haftzeit von siebeneinhalb Jahren wurde er 1987 von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft.

Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Eckhard Jesse, Inhaber der Professur Politikwissenschaft II der TU Chemnitz, Telefon (03 71) 531 21 79, E-Mail  eckhard.jesse@phil.tu-chemnitz.de und Dr. Martin Böttcher, Außenstelle Chemnitz der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Telefon (03 71) 8 08 20.
 http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/2005/03.08-11.11.html

Josef Kneifel und die HNG

Junge Historikerin 22.03.2006 - 15:35
Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige (HNG)
 http://de.wikipedia.org/wiki/HNG

Die alljährliche Jahreshauptversammlung der HNG fand am letzten Sonnabend, dem 18.03.2006, im Gasthof "Zur Henne" im südthüringischen Dillstädt statt ( http://de.indymedia.org/2006/01/137451.shtml).

Knasthilfe-Tagung
Frankfurt – Der Neonazi-Verein Hilfsorganisation für nationale politische politische Gefangene und deren Angehörige (HNG) hält am 18. März seine Jahreshauptversammlung in Thüringen ab.
 http://www.bnr.de/bnraktuell/aktuellemeldungen/knasthilfetagung/

Thüringische „Gegenstrategien“
Ohne nennenswerte Polizeipräsenz führten Rechtsextremisten Veranstaltungen im Freistaat durch – für Gegendemonstranten war die Situation mitunter gefährlich.
 http://www.bnr.de/bnraktuell/brandaktuell/thueringischegegenstrategien/?WWLAUTH=fec06769fad08c1b28f035112c35b9ae


Hier könnten dagegen noch einige Aspekte ergänzt werden:
 http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Kneifel

SACHSENSPIEGEL REPORTAGE | 26.10. | 20:15 Uhr
Das gesprengte Leben
 http://www.mdr.de/sachsenspiegel-extra/2196923.html


 http://www.ostblog.de/2005/04/der_panzersprenger.php
Der Panzersprenger

Eine Veranstaltung am 9. März 2005 in der TU Chemnitz erinnerte an den Sprengstoffanschlag auf das sowjetische Panzerdenkmal in Karl-Marx-Stadt vor 25 Jahren.
Am 9. März 1980 versuchte, der jetzt Rechtsradikale, Joseph Kneifel in den Abendstunden mit einem selbstgebauten Sprengsatz das Panzerdenkmal in Karl-Marx-Stadt zu zerstören, das an die Befreiung Chemnitz 1945 erinnerte.

Das Monument wurde nur geringfügig beschädigt, Kneifel fünf Monate später verhaftet und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Nach einer Haftzeit von siebeneinhalb Jahren wurde er 1987 von der BRD freigekauft.
25 Jahre später meldete sich Joseph Kneifel in der Veranstaltung "Als der Panzer bebte", die am 9. März 2005 an der TU Chemnitz stattfand, zu Wort, um über die Hintergründe seines Sprengstoffanschlags zu berichten.
Ihm zur Seite stand der „Extremismusforscher“ Prof. Dr. Eckhard Jesse, Politikwissenschaftler der Chemnitzer Uni, der in einem Vortrag die politische Bedeutung dieser Aktion einordnet.
Kneifel wohnt heute in Nürnberg, arbeitet mit den Republikanern zusammen, betätigt sich bei der HNG (Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene), besucht Nazis im Knast. Er war Teilnehmer der Nazi-Gedenkmärsche in Wunsiedel.
Die Veranstaltung wurde von der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und von der TU Chemnitz organisiert.
Der Leiter der Außenstelle Chemnitz der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen ist Martin Böttger, in den 1980er Jahren Bürgerrechtler und Mitglied der Initiative Frieden und Menschenrechte in Berlin.
Teilnehmer der Veranstaltung berichteten von der Dominanz der anwesenden „Kameraden“ und Skinheads.
Desweiteren erschien am 16.April in der Frankfurter Rundschau der Artikel „Der Panzersprenger“, eine Lobeshymne auf Josef Kneifel.
Einzig die Antifagruppe aus dem AJZ Chemnitz informierte in den letzten Tagen in einem Flugblatt über die HNG und Kneifels Wirken.

natter | 27.04.05 15:05 | Permalink

Wikipedia

bla 22.03.2006 - 15:37
Sehr guter Artikel, mir war dieser Josepf Kneifel bisher nur aus den offenbar sehr lückenhaften Artikel auf Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Kneifel) bekannt, vielleicht sollte mal jemand der das entsprechende Wissen und die entsprechenden Quellen hat sich das anschauen und etwas überarbeiten.

Kneifel in Dillstädt

Junger Historiker 22.03.2006 - 19:05
Kneifel nahm an o.g. HNG - Treffen in der Gaststätte "Zur Henne" in Dillstädt/Südthüringen aktiv teil!!!

muss ausgefüllt werden

muss ausgefüllt werden 22.03.2006 - 22:21
Habe eben auch eine Reportage bei Phoenix gesehen, leider aber nur teilweise. Soweit ich die Reportage gesehen habe, war kein Wort von Kneiffels brauner Gesinnung zu hören...

Giftspuckerei dazu...

nihilistschoice 22.03.2006 - 23:06
nihilistschoice.wordpress.com/

Fernsehen

Peter G. 23.03.2006 - 18:18
bildet nicht immer, aber zwischen den Zeilen konnte man bei Kneiffel schon herauslesen, was ihn so motiviert hat. Er sprach von einer Partisanenaktion gegendie Besatzung Afghanistans (Aha), und darüber was ihn motiviert hat, nämlich seine Ehre, sein verletzter Stolz. Ehre scheint irgendwie seine Lieblingskathegorie zu sein. Hätten die im Fernsehenihn nur mal quatschen lassen, hätt er schon was blicken lassen. Aber so habe ich kein kritisches Wort über ihn oder den kleinen Nazi in seinem Kopf gehört. Und ich hab bis zu Ende gesehen, wenn auch mit Aussetzern.

Spatzen-Hirne

Esther Zeiher 08.02.2007 - 09:36
Vielleicht teile ich das Alter der Autoren/innen und finde deshalb den Mut beachtlich, über eine Epoche zu schreiben, die gerade einmal aus der Perspektive eines Kindes und daher eigentlich nur aus zweiter Hand erlebt wurde. Mein älterer Bruder war politischer Gefangener und deshalb mit Joseph Kneifel bekannt. Dessen Schicksal - und das seiner Frau - war unter den DDR-Oppositionellen ein stehender Begriff, denn immer wieder gelang es, Informationen aus dem Knast nach draußen zu schleusen. Was in Bautzen geschah, verheimlichte man mir als Kind, denn es handelte sich um menschenentwürdigenste Folter. Man hatte ihn im Keller nackt auf eine Eisenplatte gefesselt, ihm die Matratze vorenthalten, jegliche Ablenkung versagt, hungern lassen, geschlagen, getreten.
Hat sich einer von euch "Jungen Historikern" die Berichte angeschaut, derer, die dort inhaftiert waren? Hat einer versucht, die Psychologie Josef Kneifels zu verstehen? Er ist nervlich krank aus der Haft entlassen worden - ich erinnere mich, ihn danach das erste Mal wieder gesehen zu haben: Keine ganze Minute konnte er auf dem Stuhl sitzen, streifte im Kreis wie ein eingesperrter Tiger und seine Rede war wie die einer Sprengladung, der die Zündschnur abgeschnitten wurde.
Seine Frau traf ihn als einen anderen Mann an - sie überlebte die Folgen ihrer eigenen Haft nur kurze Zeit. Von da an fehlt jedes gutmeinende Korrektiv in Josef Kneifels Leben. Was sollte er anderes tun, als die Mission, die er damals begonnen hatte und für die sein Leben und das seiner Frau auf dem Spiel gestanden hatten, weiterzuführen. Er stellt sich mit einem selbstgemalten Schild vor die Nürnberger Frauenkirche und protestiert gegen den Krieg und er engagiert sich für politische Gefangene. Das System ist der Feind, auch wenn es sich gewandelt hat. Dass die politischen Gefangenen mit ihm lediglich den Eifer gemein haben und in den politischen Zielen zu ihm das Gegenteil bilden, stört ihn nicht. Er führt seine Mission gegen das System fort.

Und da entdecken so ein paar Grünschnabel doch endlich wieder den altbekannten Wurm "Nazivergangenheit" und scheuen sich nicht, über das Schicksal eines Menschen zu richten, der ein Leben erlebt hat, wie es in Wohlstands-Spatzen-Hirne wohl nicht hinein passt.

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