Frankreich: Widerstand gegen CPE weitet sich aus

@narchist + Updates v. Mr. X u.a.: 24.03 23.03.2006 00:00 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Nachdem das heftig umstrittene Gesetzesprojekt über die CPE (Contrat Première Embauche) nun doch in einer Nacht- und Nebelaktion verabschiedet wurde und die großen Gewerkschaften den Kampf dagegen als "verloren" deklarierten, werden die Proteste dagegen immer massiver und breiter. Nach Massendemonstrationen, an denen sich bis zu einer Millionen Menschen beteiligten, sind mittlerweile rund 65 Universitäten blockiert oder besetzt. Nach der gewalttätigen Räumung der Sorbonne in Paris wuchs die Protestbewegung noch weiter an. Täglich kommt es zu Demonstrationen, Blockaden und Besetzungen, an denen sich Zehntausende beteiligen. Dabei kommt es immer häufiger zu brutalen Polizeiensätzen und zu Straßenschlachten. Das CPE, zu deutsch etwa "Vertrag der ersten Einstellung", bedeutet eine weitere Stufe der Liberalisierung und Deregulierung in Frankreich: Durch den Vertrag wird der Kündigungsschutz aufgeweicht und Jugendliche können in einer zweijährigen Probezeit ohne Angabe von Gründen gefeuert werden.
In dieser Woche gingen insgesamt über 1.5 Millionen Menschen auf die Straße. In diesem Zusammenhang wurde ein Gewerkschaftler von der Polizei ins Koma geprügelt. (siehe Updates)

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Update: Aktivist der Gewerkschaft SUD liegt im Koma | details
Während in Frankreich in den Medien zunehmend Parallelen zu 1968 gezogen werden, zum Generalstreik aufgerufen wird und die Regierung zunehmend in die Defensive gerät, sind weitere Aktionstage angekündigt, an denen sich auch Studenten aus anderen Ländern beteiligen wollen. In den deutschen Medien wird, wenn Überhaupt, sehr verzerrt von der Streik- und Protestwelle berichtet, bis zur Räumung der Sorbonne fast gar nicht. Unterdessen werden in Deutschland Pläne bekannt, wonach das ALGII auf 225 Euro abgesenkt werden soll, während die Lockerung des Kändigungsschutzes Teil des Koalitionsvertrages ist.

CPE - c`est quoi ?

"Contrat Permiere Embauche" zu deutsch etwa "Vertrag der ersten Einstellung" bedeutet eine weitere Stufe der Liberalisierung und Deregulierung in Frankreich. Durch den Vertrag, nachdem Jugendliche 2 Jahre lang ohne Angabe von Gründen gefeuert werden können, wird konformes und unterwürfiges Verhalten vonseiten der Jugendlichen durchgesetzt. Gewerkschaftliche Organisierung düfte so in Zukunft für unter 26-jährige schwer bis unmöglich sein. Um möglichem anschwellenden Protest zuvorzukommen griff Sarkozy tief in die Trickkiste der schmutzigen parlamentarischen Tricks und ließ das Gesetz nachts verabschieden. Von den 577 stimmberechtigten Abgeordneten der französischen Nationalversammlung waren zu dieser nachtschlafenden Zeit nur 76 Parlamentarier anwesend [1]. Schon am 7. und am 8. 2. hatten 400.000 Menschen auf insgesamt 187 Demonstrationen in ganz Frankreich gegen die Gesetzesvorlage Sarkozys präsentiert. (Niederlage der französischen Proteste).

Nous continuons la mobilisation - les lycens restent mobilisas

Doch die Schüler und Studenten akzeptieren die Verabschiedung des Gesetzes nicht - der Wiederstand gegen CPE geht weiter. In Frankreich gab es in den letzten Jahren immer wieder große und z.T. auch recht erfolgreiche Schülerprotestbewegungen. siehe Artikel "Wir setzen die Mobilisierung fort - die Gymnasien bleiben mobilisiert" so der Tenor auf den französichen Indymediaseiten. An vielen Schulen haben sich AG s gegründet, welche weitere Proteste und Wiederstandsaktionen vorbereiten, informieren und mobilisieren. Verschiedene Schulen haben sich auch in einem basisdemokratischen Bündnis überregional zusammengeschlossen. Nach dem die meisten konservativen Mainstream Medien als gescheitert abtaten gab es am Freitag und Samstag noch einzelne verschiedene Demonstrationen. Im Gegensatz zu den großen Gewerkschaften, die den Kampf um CPE als verloren ansehen appelliert jedoch die anarchosyndikalistische CNT an die Schüler die Mobilisierung fortzusetzen. Sie bewertet dieSchülerdemos am 7. und 8. 2. als ersten Etappensieg und kritisiert in einem Papier die schwerfällige Gewerkschaftsbürokratie der Gewerkschaften aus dem Bildungssektor, die nicht zum Streik aufgerufen hätten, sich nicht an den Demonstrationen beteiligt hätten. Die CNT ruft zur Teilnahme und Unterstützung der Schülerproteste auf und schlägt für diese Woche einen berufsgruppenübergreifenden Streik aus Solidarität vor. [2].

Darfs ein bisschen Action sein?

Nach den großen Demonstrationen am Tage zuvor gab es auch am letzten Donnerstag beispielsweise eine Demonstration von 5000 Schülern in Marseille. Vor dem Polizeipräsidium kam es zu Sammenstößen zwischen Schülern und der Polizei als diese eine Person aus der Demo griff und verhaftete. Die Beamten flüchteten sich vor den aufgebrachten Schülern in einen Laden. Erst eine gerufene Einheit der CRS (Compagnie Republicaine de la Securite - die Demo/Riot Police in Frankreich - unter Jugendlichen auch liebevoll "Kompagnie der Rassisten und Sadisten" genannt) konnte die Schüler schließlich zurückdrängen. [3]

In Lannion in der Bretagne stoppten ca. 300 Schüler für 40 Minuten einen TGV (franz. Hochgeschwindigkeitszug ähnlich dem ICE) mit einer Gleisblockade. "Nach Demonstrationen an mehreren Tagen sind wir schließlich zu direkten Aktionen übergegangen" und "...wenn wir nur demonstrieren hört man uns nicht" wird ein Schülervertreter auf Indymedia Grenoble zitiert. Des weiteren betont er das die anti-CPE Bewegung keiner Partei oder Gewerkschaft oder Partei angehört sondern unabhängig agiert. [4] Wieder in Mode kommt auch was schon bei anderen Schülerprotestwellen angesagt war - es werden wieder Schulen besetzt. Am Freitag ist ein Gymnasium in Lannion in einer spontanen Aktion besetzt worden. Die Schüler verrammelten alle Eingänge der Schule mit Barrikaden aus Tischen und Stühlen. In Lille wurde die Hanelskammer besetzt. Die Besetzer begründeten ihre Besetzung mit der Rolle der Arbeitsgeber, die als Lobby hinter der CPE stehen würden, die CPE seien nur ein weiterer Schlag in der langsamen und systematischen Zerstörung des Arbeitsrechts. [5]

Weitere Demonstrationen und Aktionen

Für den heutigen Dienstag sind erneut Demonstrationen unter anderem in Angers, Avignon, Brest, Grenoble, Lille, Lyon, Montpellier, St Etienne, Paris, Rennes, Strasbourg und Tours geplant. Mittlerweile solidarisieren sich auch mehrere Universitäten. An den Universitäten in Rennes, Toulouse und Grenoble wurde nach Vollversammlungen der Streik ausgerufen. Viele Aufrufe der verschiedensten Kollektive, AG s und sonstiges Organisationen rufen außerdem zu Aktionen die ganze Wocher über auf sowie zum Generalstreik gegen die antisoziale Regierungspolitik. In einem Communique stellen Schüler aus Belley ihren Kampf gegen CPE aber auch in einen größeren Kontext und fordert das Recht der Jugend ein über die französische Politik mitbestimmen zu dürfen.

Insgesamt scheinen die Mobilisierung und die Aktionen einerseits sehr breit und selbstorganisiert zu sein, aber andererseits auch gut koordiniert zu sein und beweisen durch ihre interventionistische Stoßrichtung die immer noch relativ große Handlungsfähigkeit der französischen Linken.

Quellen:

[1] http://grenoble.indymedia.org/index.php?page=article&filtre=1&droiteA=1&numpageA=1&id=1900
[2] http://lille.indymedia.org/article.php3?id_article=3608
[3] http://grenoble.indymedia.org/index.php?page=article&filtre=1&droiteA=1&numpageA=1&id=1905
[4] http://grenoble.indymedia.org/index.php?page=article&filtre=1&droiteA=1&numpageA=1&id=1923
[5] http://lille.indymedia.org/article.php3?id_article=3597
Fotos: www.phototheque.org/169.html und http://grenoble.ww7.be/2006-02-06_Manif_antiCPE/

 

Updates


Update, 22.3.: Nach dem am vergangenen Samstag mehr 1,5 Millionen Menschen in 150 Städten auf die Straße gingen und die Regierung immer noch nicht zum Einlenken bereit ist, sind für diese Woche zwei weitere Protesttage und ein Generalstreik geplant. Mittlerweile sind mehr als 800 Schulen und mehr als 70 Universitäten besetzt. Mittlerweile wurde bekannt, daß
CRS-Einheiten am Samstag einen Gewerkschafter ins Koma prügelten. Auch am Montag und Dienstag gingen zig Tausende im ganzen Land auf die Straße.
22.03.: Nach dem am vergangenen Samstag mehr 1,5 Millionen Menschen in 150 Städten auf die Straße gingen und die Regierung immer noch nicht zum Einlenken bereit ist, sind für diese Woche zwei weitere Protesttage und ein Generalstreik geplant. Mittlerweile sind mehr als 800 Schulen und mehr als 70 Universitäten besetzt. Mittlerweile wurde bekannt, daß CRS-Einheiten am Samstag einen Gewerkschafter ins Koma prügelten. Auch am Montag und Dienstag gingen zig Tausende im ganzen Land auf die Straße.

16.03.: Es befinden sich nun folgende 64 Universitäten im Streik: Aix-Marseilles 1, Aix-Marseilles 2, Aix-Marseilles 3, Amiens, Angers Artois, Avignon, Besancon, Bordeaux 1, Bordeaux 2, Bordeaux 3, Bordeaux 4, Brest, Caen, Clermont 2, Chambéry, Corte, Dijon, Grenoble 1, Grenoble 2, Grenoble 3, La Rochelle, Le Havre, Mans, Lille 1, Lille 2, Lille 3, Limoges, Lorient, Lyon 2, Metz, Montpellier 1, Montpellier 2, Montpellier 3, Nancy 1, Nancy 2, Nantes, Orleans, Pau, Poitiers, Rennes1, Rennes 2, Rouen, Rheims, St Etienne, Toulon, Toulouse1, Toulouse 2, Turns, Paris 1, Paris 3, Paris 4, Paris 5, Paris 6, Paris 7, Paris 8, Paris 10, Paris 11, Paris 12, Paris 13, Evry, The Marne The Valley, Versailles St Quentin. Zusätzlich sind heute morgen dutzende Pariser Schulen für den Aktionstag mobilisiert und streiken ebenfalls. Um 12 Uhr findet eine Schülerversammlung am Platz der Nation statt, worauf man im Anschluß zum "Place of Italy" geht, wo ab 14 Uhr die große Demonstration starten wird.

Am frühen Morgen gab es in Toulouse und der Universität für Sozialwissenschaften einen Übergriff gegen protestierenden Studenten von Rechtsextremen, mit Unterstützung bzw. Duldung der Unileitung und Professoren. Kurz zuvor hatten eine Vollversammlung eine Beteiligung am Streik beschlossen. Dies war ein historischer Moment für diese Uni, da sie damit zum ersten Mal bestreikt wird, was nicht einmal 1968 der Fall war! Gegen 9 Uhr kamen es dann zu einem Überfall von rechtsgerichteten Sclägern, welche bewaffnet mit Helmen, Eisenstangen und Tränengasgranaten auf friedlich blockierende Studenten losgingen. Dabei wurden seitens der Angreifer auch Scheiben im Unigebäude eingeschmissen.

Eine Vielzahl von Schulen sowie 70% der Universitäten werden nun blockiert/bestreikt oder am Lehrbetrieb behindert

Einige Demonstrationen haben schon begonnen. So sind in Marseille zwischen 7.000 und 15.000 (je nach Quelle, Veranstalter oder Polizei) auf den Beinen, darunter SchülerInnen, aber auch LehrerInnen.

Weitere Demonstrationen fanden ebenfalls statt. So z.B. in Limoges (einige Tausend), Ajaccio, Pau, Dax, Boulogne (1.500), Perpignan (1.500 bis 2.000), Le Havre (2.000 bis 4.000). In Nice versammelten sich rund 1.000 Schüler und blockierten eine Autobahn (oder große Straße, Expressway) ebenso wie rund 200 in Vitry-on-Seine. In Rennes drangen rund 100 StudentInnen ins Rathaus ein und ließen ein Transparent an der Front hinunter mit dem Slogan "Ganz Frankreich zusammen gegen CPE".

Landesweit waren 500.000 auf den Beinen, in Paris 120.000 (weitere Zahlen). In mehreren Städten kam es zu Auseinandersetzungen, nach Polizeiübergriffen. Bei reuters und dpa liesst sich das natürlich alles etwas anderes: "Bei einer Demonstration von mehreren Tausend Schülern und Studenten in Paris schleuderten mehrere Dutzend Demonstranten Steine auf Polizisten, die mit Tränengas gegen die Protestierenden vorgingen."

17.3.: Nachdem sich am Donnerstag in 200 Städten rund 500.000 Studenten und Schüler an einem landesweiten Aktionstag beteiligten, kam es in mehreren Städten zu Übergriffen der Polizei oder durch Faschisten. Am heftigsten waren die Übergriffe in Paris, aus denen sich stundenlange Straßenschlachten entwickelten. (mehr dazu)

18.3.: Am Vormittag begannen mindestens 160 Demonstrationen und Kundgebungen, zu denen die Gewerkschaften aufgerufen haben. Die CGT geht davon aus, daß sich 1,5 Millionen Menschen an den Demonstrationen beiligten. In Paris und einigen anderen Städten gab während der Demonstrationen es kleinere Auseinandersetzungen mit der Polizei. Ab dem 23.5. rufen einige Gewerkschaften zum Generalstreik auf. Weitere Massenproteste sind ebenfalls geplant. Insgesamt sind jetzt 67 Universitäten bestreikt oder besetzt. Momentan scheint es wieder Straßenschlachten zu geben. Für morgen ruft die Regierung und ihr nahestehende Gruppen zu einer Demonstration gegen die Proteste auf.

19.3.: In 170 Städten haben heute wieder Demonstrationen gegen CPE und die Regierung Villepin stattgefunden. Insgesamt waren über eineinhalb Millionen Menschen auf der Straße. Die Regierung will immer noch nicht nachgeben. Die Gewerkschaften haben deshalb einen landesweiten Generalstreik angedroht (Ultimatum von 48 stunden wurde von vielen genannt). Im anschluss an die Demos kam es in dutzenden von Städten erneut zu Krawallen. (mehr)

 

Artikel

06.04.2006: Massenprotest in Grenoble
05.04.2006: Proteste und Besetzungen gehen weiter
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18.03.2006: CPE in Deutschland
18.03.2006: Radio- Live Interview: Paris 17. 30h
18.03.2006: F: Anarquist@s a.d. Welt:"you are not alone"
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15.03.2006: Proteste gegen CPE in Bordeaux
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15.03.2006: F.: Unter dem Beton: Das Pflaster!
15.03.2006: Verletzte bei Strassenkämpfen in Paris
14.03.2006: Universität Bordeaux besetzt
14.03.2006: *50 unis besetzt oder bestreikt - gewekschaftsunterstützung* (ch.indy)
13.03.2006: ***Update Frankreich***
12.03.2006: Sorbonne - Minister nennt BesetzerInnen Nazis
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11.03.2006: Der franz. Widerstand als Möglichkeit
10.03.2006: ***Proteste in Paris - UPDATE***
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04.03.2006: Studierenden-Proteste in Frankreich
15.02.2006: Frankreich: Anti-CPE PROTESTupdate
10.02.2006: Niederlage der französischen Proteste?

 

Die Anderen

20.03.2006: 48 Stunden Bedenkzeit - junge Welt
19.03.2006: Die Proteste in Frankreich halten an - Telepolis
18.03.2006: Aufruhr im Quartier Latin - junge Welt
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15.03.2006: Frankreich: Neue Proteste gegen Abschaffung des Kündigungsschutzes - junge Welt
14.03.2006: Verlogene Argumente - junge Welt
13.03.2006: Polizei stürmte Sorbonne - junge Welt
13.03.2006: Proteste gegen Aufhebung des Kündigungsschutzes - Telepolis
12.03.2006: Studentenprotest an der Sorbonne gewaltsam beendet - Telepolis
08.03.2006: Franzosen wehren sich - junge Welt
08.02.2006: Zwei Jahre auf Bewährung - Telepolis

Hintergrund: Frankreichs JungarbeiterInnen in Häppchen serviert

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Ergänzungen

VIDeo

---- 15.02.2006 - 17:08
Ein 9 minütiges Video von der anti-CPE Demonstration in Grenoble am 7. 2. gibt es unter:

 http://manif_cpe_7fev.666blog.net/ManifCPE070206.wmv

ergänzung

puh 17.02.2006 - 16:43
dazu muss man wissen das in Frankreich die Erziehung noch sehr autoritär gehandhabt wird - im Vergleich zu Frankreich kann man die Diszipline/Erziehung an deutschen Schulen getrost als recht antiautoritär auf jeden Fall aber toleranter bezeichnen
In Frankreich werden die Schüler z.T. in ihren Schulen eingesperrt - soll heißen das Schulgelände ist rundrum abgesperrt per Zaun/Mauer. Also echt eher Schulen nach Kasernenart. Manchen Schulen haben sogar ihren eigenen Wachdienst ...
Vielleicht werden dadurch von Zeit zu Zeit diese Schülerproteste provoziert.

guter hintergrundartikel zum cpe & more

der nestscheisser 12.03.2006 - 15:00

24 h up to date service

y 14.03.2006 - 22:50
Keep up to date with our English-language updates on the struggle, now online and updated 24 hours a day at  http://libcom.org/blog

Busse aus Italien nach Paris

:) 15.03.2006 - 12:14


Italienische Studierende organisieren z.Z. Busse um Donnerstags nach Paris zu fahren.
italy.indymedia.org//news/2006/03/1018722.php

Gestern abend: wieder Straßenschlachten

Name 15.03.2006 - 12:37
Auch gestern abend kam es in mehreren Innenstädten zu Straßenschlachten. Unter anderem ist mit der Räumung der Sorbonne mitnichten Ruhe im Qartier eingekehrt.
Hier Fotos von den gestrigen Auseinandersetzungen vor der Sorbonne, die nach mehreren Angriffen auf die Studenten begannen:  http://paris.indymedia.org/article.php3?id_article=53708

Die dumpfen Haudraufreaktionen sind übrigens daran schuld, daß sich die Proteste weiter intensivieren. Das ganze Land ist gegen CPE und das einzige, was der rechten Regierung einfällt: Schlägertrupps losschicken. Das empört natürlich die Bevölkerung.
Der rechtsextreme Innenminister (so eine Art französische Ausgabe von Koksnase R. Schill), der mit der Niederschlagung der von ihm ausgelösten Krawallen in den französischen Vororten punkten wollte, um Regierungschef zu werden, kann sich seine Kandidatur wahrscheinlich mittlerweile in die Haare schmieren. Jetzt wo es dem Bürger selbst an die Substanz geht, ist sein Stil nicht mehr beliebt.

Artikel

malegría 15.03.2006 - 17:51
Polizei stürmte Sorbonne
 http://www.jungewelt.de/2006/03-13/021.php
junge Welt, 13.03.2006

Proteste gegen Aufhebung des Kündigungsschutzes
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22235/1.html
Telepolis, 13.03.2006

Studentenprotest an der Sorbonne gewaltsam beendet
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22226/1.html
Telepolis, 12.03.2006

Zwei Jahre auf Bewährung
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21996/1.html
Telepolis, 08.02.2006

+++Updates+++

nightwatch 16.03.2006 - 10:24
Es befinden sich nun folgende 64 Universitäten im Streik:

Aix-Marseilles 1, Aix-Marseilles 2, Aix-Marseilles 3, Amiens, Angers Artois, Avignon, Besancon, Bordeaux 1, Bordeaux 2, Bordeaux 3, Bordeaux 4, Brest, Caen, Clermont 2, Chambéry, Corte, Dijon, Grenoble 1, Grenoble 2, Grenoble 3, La Rochelle, Le Havre, Mans, Lille 1, Lille 2, Lille 3, Limoges, Lorient, Lyon 2, Metz, Montpellier 1, Montpellier 2, Montpellier 3, Nancy 1, Nancy 2, Nantes, Orleans, Pau, Poitiers, Rennes1, Rennes 2, Rouen, Rheims, St Etienne, Toulon, Toulouse1, Toulouse 2, Turns, Paris 1, Paris 3, Paris 4, Paris 5, Paris 6, Paris 7, Paris 8, Paris 10, Paris 11, Paris 12, Paris 13, Evry, The Marne The Valley, Versailles St Quentin.

Zusätzlich sind heute morgen dutzende Pariser Schulen für den Aktionstag mobilisiert und streiken ebenfalls. Um 12 Uhr findet eine Schülerversammlung am Platz der Nation statt, worauf man im Anschluß zum "Place of Italy" geht, wo ab 14 Uhr die große Demonstration starten wird.

+++Update+++

nightwatch 16.03.2006 - 13:56
+++ Am frühen Morgen gab es in Toulouse und der Universität für Sozialwissenschaften einen Übergriff gegen protestierenden Studenten von Rechtsextremen, mit Unterstützung bzw. Duldung der Unileitung und Professoren.
Kurz zuvor hatten eine Vollversammlung eine Beteiligung am Streik beschlossen. Dies war ein historischer Moment für diese Uni, da sie damit zum ersten Mal bestreikt wird, was nicht einmal 1968 der Fall war!
Gegen 9 Uhr kamen es dann zu einem Überfall von rechtsgerichteten Sclägern, welche bewaffnet mit Helmen, Eisenstangen und Tränengasgranaten auf friedlich blockierende Studenten losgingen.
Dabei wurden seitens der Angreifer auch Scheiben im Unigebäude eingeschmissen. +++

+++ Eine Vielzahl von Schulen sowie 70% der Universitäten werden nun blockiert/bestreikt oder am Lehrbetrieb behindert +++

+++ Einige Demonstrationen haben schon begonnen. So sind in Marseille zwischen 7.000 und 15.000 (je nach Quelle, Veranstalter oder Polizei) auf den Beinen, darunter SchülerInnen, aber auch LehrerInnen. +++

+++Update+++

nightwatch 16.03.2006 - 14:05
Weitere Demonstrationen fanden ebenfalls statt. So z.B. in Limoges (einige Tausend), Ajaccio, Pau, Dax, Boulogne (1.500), Perpignan (1.500 bis 2.000), Le Havre (2.000 bis 4.000). In Nice versammelten sich rund 1.000 Schüler und blockierten eine Autobahn (oder große Straße, Expressway) ebenso wie rund 200 in Vitry-on-Seine. In Rennes drangen rund 100 StudentInnen ins Rathaus ein und ließen ein Transparent an der Front hinunter mit dem Slogan "Ganz Frankreich zusammen gegen CPE".

Noch 1 Update

Name 16.03.2006 - 20:20
Landesweit waren 500.000 auf den Beinen, in Paris 120.000. Weitere Zahlen:  http://www.unef.fr/delia-CMS/actualites/zoom/article_id-1640/plus-de-500-000-jeunes-manifestent-contre-le-cpe.html
In mehreren Städten kam es zu Auseinandersetzungen, nach Polizeiübergriffen.

Bei reuters und dpa liesst sich das natürlich alles etwas anderes:
"Bei einer Demonstration von mehreren Tausend Schülern und Studenten in Paris schleuderten mehrere Dutzend Demonstranten Steine auf Polizisten, die mit Tränengas gegen die Protestierenden vorgingen."


... am kommenden WE wieder 1Mio

Der oder die 16.03.2006 - 21:50
Weil die Gewerkschaften wohl Angst um ihre Schäfchen haben, kündigten sie einen weiteren Aktionstag für Samstag an. Dann hoffen sie, die Zahl der nach eigenen Angaben landesweit eine Million Demonstranten vom 7. März noch übertreffen zu können.

Aufstände sind in der EU notwendig

Kerstin 18.03.2006 - 00:33
Die ganzen Beschneidungen sozialer Rechte haben ihre Wurzeln ja in Absprachen auf höchster EU-Ebene, z.B. der Lissabon-Agenda 2010.

Wie man das innerhalb der obersten Ebene der EU sieht:

"Wir beschliessen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein grosses Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."

(Jean-Claude Juncker, Ministerpräsident von Luxemburg, turnusmässiger EU Ratsvorsitzender, Spiegel 52/99)


Quelle:  http://www.stattnetz.de/politik/artikel/cpe_widerstand.htm

Zahlen

Partisan 18.03.2006 - 19:56
Nach Angaben der französischen Gewerkschaft sollen heute über 1,5 Millionen Menschen in ganz Frankreich auf der Straße gewesen sein bzw. noch sein. Endgültige Zahlen gibt es aber noch nicht, da z.B. die Demo in Paris noch nicht zuende ist.

In den Mainstream- Medien in der BRD ist von mehreren zehntausend die Rede. Aber das kennen wir ja ;-)

Bild 1...

malegría 19.03.2006 - 00:12
...sorry, nur für den Artikel in klein.

Bild 2...

malegría 19.03.2006 - 00:13
nochmal

Nach der Demo ist vor dem Generalstreik

Harry Hartmetell 19.03.2006 - 18:25
In über 160 Städten wurde am Samstag gegen den CPE demonstriert, 67 Universitäten und zahllose Schulen sind besetzt und blockiert, die Unidirektoren sind mehrheitlich für die Aussetzung des CPE, dennoch erklärt sich Premierminister de Villepin immer noch entschlossen das Gesetz in Kraft zu setzen und schliesst auch nur das Aussetzen dieses Gesetzes aus. "Villepin, deine Probezeit ist um" rufen die Demonstranten, die Gewerkschaften gaben der Regierung 24 Stunden um das Gesetz zurück zu nehmen. Für Montagnachmittag ist ein Treffen der Gewerkschaften mit den Studenten- und Schülerorganisationen geplant. Dort wird voraussichtlich beschlossen für Donnerstag zu einem Generalstreik aufzurufen falls die Regierung am CPE festhält. Es sieht ganz nach einer frontalen Konfrontation mit der konservativen Regierung aus.

generalstreik

20.03.2006 - 14:00

de villepin ist nach aktuellen news nicht bereit den cpe zurückzuziehen. was heisst dass ein generalstreik kurz bevorsteht. am dienstag und donnerstag sind erneut grossdemos und aktionen angesagt. ab nach frankreich!

a la huelga general!!
AutorIn: ***news***

Nach der Demo ist vor dem Generalstreik (2)

Harry Hartmetall 20.03.2006 - 22:51
Ergebnis des intergewerkschaftlichen Treffens, an dem auch die wesentlichen Studenten- und Schülerorgansisationen teilgenommen haben, ist der Beschluss für diesen Donnerstag zum einem Aktionstag mit Arbeitsniederlegung, oder eben "grève generale" aufzurufen. Gleichzeitig versucht die Regierung ihre Reihen geschlossen zu halten, hört nicht auf "Verhandlungsbereitschaft" zu erklären und hatte ihrerseits zu Gesprächen nach Matignon (Sitz der Regierung) eingeladen.

Erste Gesprächsrunde war mit dem Unternehmerverband (MEDEF) mit Statement im Fernsehen, dass der CPE endlich das Problem der Jugendarbeitslosigkeit angeht. Gleichzeitig hat der MEDEF ihrem Regierungschef die Erlaubnis gegeben in Verhandlungen die Wirkungsdauer des CPE auf 1 Jahr herunterzusetzen und die Notwendigkeit der Angabe von Kündigungsgründen in das Gesetz aufzunehmen. Dann sind noch ein paar Studis und Schüler von irgendwelchen unbedeutenden Vertretungen gezeigt worden, welche in erster Linie versucht haben einen guten Eindruck zu machen. Ministerpräsident Villepin der nach wie vor Entschlossenheit demonstriert (und fürs Fernsehen 4 Treppenstufen auf einmal überspringt auf dem Weg zu den "Regierungsgeschäften"). Und auch wieder mal der Präsident Chirac, welcher zu Besonnenheit aufruft, neben einem komisch aus der Wäsche schauenden jordanischen Staatspräsidenten. (Wie letzte Woche, wo plötzlich das Merkel auch mit so einem treudoofen Gesichtsausdruck plötzlich neben Chirac aufgetaucht ist.) Irgendwie eine surrealistische Szenerie.

Der grosse Rivale Villepins, die Nummer 2 der Regierung, der Innenminister Sarkozy, (ich nenn ihn schon mal Napoleon der 4.) versucht sich aus der Schusslinie des Protestes zu halten und nimmt in seinen Solidaritätserklärungen für Villepin sichtlich Distanz zu demselben. Er ist für einen einheitlichen Arbeitsvertrag für alle. Damit hat er erkannt, dass die Bewegung einen Teil ihrer Stärke aus der Ablehnung der Sonderbehandlung der Jugend bezieht. Man kann aber durchaus sicher sein, dass er damit die Prekarität für alle im Sinn hat.

Die politische Klasse hat sichtlich die Hosen voll aber anscheinend einen Auftrag zu erfüllen. Frankreich gilt selbst unter den Franzosen als Anachronismus in der durchliberalisierten Wirtschaft der westlichen Industrieländer. Wo gibt’s denn noch so was, dass in einem industrialisierten Land in Mitteleuropa "die Strasse" regiert. Man erinnere sich an die sozialen Kämpfe unter der Tatcher-Regierung in England, in denen den sozialen Bewegungen der Gar ausgemacht werden sollte und wurde. Das ganze hier riecht verdammt nach einem entsprechenden Szenario. In einem wirtschaftsliberalen Europa darf es so was einfach nicht geben, "die Strasse" die den Regierenden dauernd in die Quere kommt, mit dem "NON" zur europäischen Konstitution, mit nicht endend wollenden sozialen Bewegungen und mit politischen Streiks.

Gewerkschaften und Studenten- Schülerorganisationen haben übereinstimmend erklärt dass es nichts zu verhandeln gibt so lange der CPE nicht vom Tisch ist. Die Öffentlichkeit unterstützt mit über 65% die Proteste. Neben den 67 Universitäten sind heute auch 313 Gymnasien blockiert und die äußerst phantasievollen und gutgelaunten Aktionen (siehe Photos) reissen nicht ab.

Die Gewerkschaft der Eisenbahner möchte trotz geplanten Streikaktionen für die grosse zentrale Demo in Paris den Teilnehmern aus dem ganzen Land kostenlose Sonderzüge zur Verfügung stellen. Die Jugendlichen der Banlieus fangen an mitzumischen, sie geben den Protesten zunehmend eine entschlossenere Wendung. Für sie ist die Prekarität schon längst Alltag und sie geben sich sicher nicht mit einer Verbesserung der Arbeitsvertragsverhältnisse zufrieden. Falls es zu einer Einheit von Banlieus, Lohnabhängigen und Intellektuellen auf gesellschaftskritischer Grundlage kommen sollte, dann wird es erst richtig spannend. Und falls sich dann noch die Erkenntnis Bahn brechen sollte, dass es im Kapitalismus einfach kein erträgliches oder gar schönes Leben für die Meisten auf dieser Welt geben kann und auch für einen Intelektuellen es einfach eine erbärmliche Perspektive ist seinen Intellekt nicht anwenden zu dürfen, es sei denn es ist "rentabel", dann könnten sich tatsächlich erfreulichste Perspektiven auftun.

In der Tat bietet diese Auseinandersetzung eine seltene Gelegenheit über eine ganze Reihe von sozialen Fragen auf grundsätzlicheres Terrain vorzustossen. Aber so weit ist es noch nicht. Die Medien haben diesen Braten auch schon gerochen und versuchen (wie üblich) die Randalierenden (Casseurs) von den Protestierenden und die Linksextremen und Anarchisten von den Besonnenen zu trennen. Sarkozy (Napoleon 4.) hat öffentlichkeitswirksam seinen Flics befohlen, dass diese die Protestierenden vor den Casseurs "beschützen" sollen. Allerdings liegt seit Samstagabend ein Postler von der Gewerkschaft SUD im lebensgefährlichen Koma, nachdem nach Augenzeugenberichten eine Horde von CRS barbarisch auf ihn eingetreten haben.

Ohne Anspruch auf tiefgehende (und notwendige) Analyse: In Frankreich wird gegenwärtig eine (letzte?) grosse Schlacht gegen den die Abschaffung der in Jahrzehnten erkämpften Rechte der Lohnabhängigen geschlagen. Nicht mehr und nicht weniger als dies. Das hilft gewaltig in der Bildung eines Bewusstseins darüber dass die Prekarität dem Kapitalismus eigen ist.

Nach dem Generalstreik ist vor ... ?

vor dem Generalstreik

Harry Hartmetall 22.03.2006 - 21:53
Der Premierminister hat gestern, Dienstag in seiner Ministerrunde noch mal bekräftigt dass weder ein Zurückziehen noch ein Aussetzen und auch keine Aushöhlung geben wird. Das hat einige Unruhe in den Reihen der Regierungspartei UMP gestiftet wo die Angst vor einem "kollektiven Selbstmord" geäussert wurde. Ein UMP-Abgeordneter hat Villepin gar mit dem "Flötenspieler welcher die Ratten aus der Stadt führt um sie zu ertränken" verglichen. Der Innenminister Sarkozy (Möchtegern Napoleon 4.) fürchtet um seine Wahl zum Präsidenten nächstes Jahr und möchte "in seiner Funktion als UMP-Präsident" demnächst dem Ministerpräsidenten erklären wie die Krise mit einer Kombination aus "Festigkeit und Dialogbereitschaft" zu meistern ist. Seinen Sprecher hat er mitteilen lassen, dass er sich als Innenminister bewusst ist dass die Situation explodieren kann. Der Innenminister "warnt vor der Agitation in den Banlieus, in denen die Situation immer noch sehr angespannt ist". Deshalb müsse unbedingt der Dialog gesucht werden. Er schlägt des Weiteren "eine Versuchsperiode des CPE für 6 Monate und danach eine gemeinsame Auswertung mit den Gewerkschaften" vor.

Gleichzeitig gibt es täglich Zusammenstösse mit Polizei und CRS. Zunehmend beteiligen sich Jugendliche aus den Banlieus an der Bewegung. Diese und "linksextreme sowie anarchistische Organisationen" (Sammelbegriff "Casseurs" = Zerstörer, Randalierer) werden in den Medien für die gewalttätigen Ausschreitungen verantwortlich gemacht. Für diese sieht der Innenminister "die ganze Härte des Gesetzes" vor.

Der Generalsekretär Hollande (SP (Sozialdemokraten) hat heute im Parlament an die Regierung appelliert "nicht den sozialen Frieden zu riskieren", "nicht die Wirtschaft zu gefährden" und "im nationalen Intresse zu handeln".

In den Nachrichten wurde heute darauf hingewiesen, dass beim deutschen Nachbarn die Regierung die Probezeit für alle und nicht nur für Berufsanfänger auf 2 Jahre heraufgesetzt hat, ohne dass es zu Protesten gekommen ist. Es wurden ein paar Jugendliche interviewt. Einer meinte, sie (die Deutschen) seien halt pragmatischer als in Frankreich, ein anderer findet das macht nicht so einen grossen Unterschied mit der längeren Probezeit, ein Elektro-Ingenieur welcher im Moment im Gartenbau arbeitet meinte das sollte man nicht so eng sehen, usw. Und natürlich der Hinweis, dass in Deutschland eben "die Sozialisten mit in der Regierung sitzen".

Mittlerweile ist die Anzahl der bestreikten Schulen (Lyceés) auf über 600 angestiegen. Morgen ist ein landesweiter Aktionstag der Schüler und Studenten mit zentraler Demo in Paris. Die Gewerkschaften haben letztendlich für nächsten Dienstag den 28/03 zu einem Aktionstag mit branchenübergreifenden Arbeitsniederlegungen (Generalstreik) aufgerufen. Mittlerweile sind Streikankündigungen der Post, der Bahn, der Müllabfuhren, der Metaller, der Ölraffinerien, des öffentlichen Nahverkehrs, der Lehrergewerkschaften, der Docker, des Krankenhauspersonals, der Bankangestellten, der Air France, der Fluglotsen, und und und eingegangen. Im Nahverkehr in der Region Rhon-Alpes ist es heute zu spontanen Arbeitsniederlegungen gekommen, allerdings auf Grund eines Fahrgastes welcher einen Kontrolleur angegriffen hatte.

Die Regierung um Villepin setzt auf ein "pourrissement", auf ein Verfaulen, der Bewegung, in Deutschland ist diese Methode unter Kohl als "Aussitzen" bekannt geworden. Im Moment ist es nicht ausgemacht dass ihm das gelingen wird. Jedenfalls ist der "französische Anachronismus" ein Dorn im Arsch des europäischen Kapitals. Hoffen wir dass ihn die sozialen Bewegungen noch ein Stück tiefer reintreten.

LET'S INTERNATIONALIZE THE FIGHT

Pierre 31.03.2006 - 16:52
As you know, in france, we are fighting against the precariousness, in particular, fighting against the CPE. A labor contract with a period o essay of two years and the bosses will have the right to fire us (young under 26 years) whithout any reasons. It's inhuman and it's not something properley french. Its name is capitalism, and as I heard about it, in Germany, with a project of law of Angela Merkel, you will know soon in Germany this type of contract, but not only for the youth but for all of the german people. It's inhuman. Let's fight. As said Bob marley : " Get up ! Stand up ! Don't give up the fight ! French people, english people ans all of the peoples of the world. No to capitalism. Yes to humanity, in work and in the quotidian life. Let's internationalize the fight.

(Insecure) people of all countries, unite !

A french studient.

10.04.2006 : Chirac zieht CPE zurück

ip_ghost 10.04.2006 - 14:53
"Proteste bringen Arbeitsrechtsgesetz zu Fall

Chirac zieht CPE zurück

Elf Wochen nach Beginn der Proteste gegen den Abbau des Kündigungsschutzes hat die französische Regierung den Studenten und Gewerkschaften nachgegeben und die bereits beschlossene Lockerung des Kündigungsschutzes für junge Arbeitnehmer zurückgenommen. Die Regelung werde "ersetzt" durch Programme zur Förderung Jugendlicher "mit Problemen" auf dem Arbeitsmarkt, gab Präsident Jacques Chirac in Paris bekannt. Dies sei "auf Vorschlag von Premierminister Dominique de Villepin" geschehen, teilte der Elyséepalast mit..."



Stand: 10.04.2006 12:02 Uhr

Quelle:  http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5418720_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html

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