Thüringen/Dillstädt - Reichsgründungsfeier am

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 29.01.2006 15:19 Themen: Antifa
Am 21.01 fand erneut eine sogenannte Reichsgründungsfeier im Landgasthof "zur Henne" im thüringischen Dillstädt statt. Dies war nicht die erste Neonazi-Veranstaltung mit ca. 100 teilnehmenden Rechtsextremist_innen in Dillstädt.
„Gestaltung von gemütlichen Tanzabenden mit Alleinunterhalter oder Band, Kaffeefahrten für alle Altersgruppen, Vereins- und Betriebsfeiern“...„und vieles mehr...“. Das Angebot des Gasthofs zur Henne im verschlafenen Örtchen Dillstädt zwischen Meiningen und Suhl unterscheidet sich auf den ersten Blick nur kaum von dem einer x-beliebigen Kneipe Thüringens. Im Gegenteil, eher durchschnittlich bis einfallslos erscheinen die Ideen des Besitzers. „all inklusieve“(Rechtschreibfehler übernommen) und „Doppeldecker“ –partys sollen 2006 das Kundenklientel vom/von Thüringer Kloß-LiebhaberIn auf den führerscheinlosen Dorfjugendlichen ausweiten.

Landgasthof "zur Henne"

Bei solchen eher plump anmutenden Promotionaktionen fällt es schwer zu glauben, dass das kleine Dorfgasthaus bereits seine Stammkundschaft außerhalb des Dorfverbands gefunden hat. Auch Samstag den 21.01.06 finden sich wieder zahlreiche Gäste ein. Mehr als 100 Personen, meist Jugendliche sind heute hier anzutreffen. Die Atmosphäre ist gut, man kennt sich eben von zahlreichen Veranstaltungen hier in der "Henne".
Der Grund des Zusammenkommens ist derselbe wie schon im Januar 2005. Es soll der Gründung des zweiten Deutschen Reiches gedacht werden. Neonazis aus dem gesamten Südthüringer Raum, und darüber hinaus, sind heute hier versammelt. Selbst aus Coburg sind „Kameraden“ angereist. Nicht zum ersten Mal wird Dillstädt zum Versammlungsort von Neonazis und rechten Skinheads, die Chronik ist lang, lang und unvollständig.
Bereits im August 2003 findet hier die "Dritte Süd-Westthüringer Runde freier Nationalisten", unter dem Motto "Wahrheit und Recht gegen Lüge und Hetze" statt. Vor 160 RechtsextremistInnen treten die RednerInnen Kurt Hoppe (Landesvors. der a href=" http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Partei">Deutschen Partei, ehem. stellv. Landesvors. der DVU, Anmelder der Neonazi-Demonstration „Kein deutsches Blut für amerikanische Interessen“ im März 2002 in Erfurt), der Veranstalter des Abends Michael Burkert (NPD), Philipp Tschentscher von der Erfurter Kameradschaft Freiheitskämpfer, die „Kameradin Cindy“ aus Suhl sowie Wolfgang Juchem von der „Aktion Freies Deutschland“ auf. Zwischen den antisemitischen und antiamerikanistischen Beiträgen gibt es, um die Kameraden nicht durch zuviel trockene Politik zu verschrecken, musikalische Auftritte von Michael Müller, „Veit“ und „Manuel“. Musikalisch geht es auch nur 3 Monate später im selben Lokal hoch her, als Thüringer Rechtsextremisten ein eine Woche zuvor geplatztes Konzert (jenes wurde am 04.10.2003 in Wasunger Outback, dem Vereinsheim des gleichnamigen Motorradclubs, von Polizeikräften aufgelöst) hier nachholen. Auch am 8. Mai 2004, dem Tag der Befreiung Europas von Nazideutschland, können regionale und überregionale NeofaschistInnen ungestört eine Veranstaltung in der Henne durchführen und ihrem revisionistischen Treiben freien Lauf lassen. Die Liste der bekannten Treffen setzt sich fort. Am 2. Oktober 2004 besuchen 120 so genannte „Freie Nationalisten“ aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen auf Einladung Phillip Tschentschers die Henne und am 5. März 2005 versammeln sich hier Neonazis aller Couleur zum Gedenken an den SA-Sturmführer und NSDAP-Mitglied Horst Wessel.
Und auch die stattfindenden Reichsgründungsfeiern reihen sich thematisch vollends in die aufgeführten Treffen ein. VeranstalterInnen und RednerInnen, Gäste und VS-Angestellte vereint durch antisemitisches, rassistisches und nationalistisches Gedankengut. Dabei gehen weder Organisatoren noch Besucher sonderlich konspirativ mit ihrem Treffpunkt um. Warum auch? Polizei und Verfassungsschutz sahen, trotz Kenntnis der Veranstaltungen, bis heute ja auch noch keinen Grund für Interventionen.

Doch scheint der Ruf bei den Thüringer NeofaschistInnen umso bedeutender zu sein, betrachtet man das Einzugsfeld des kleinen Gasthofes. Nicht nur NeofaschistInnen aus den anliegenden Regionen Meiningen, Suhl und Zella-Mehlis finden sich hier ein. Auch die sich selbst auf ihrer Homepage als Alkoholiker darstellenden rechten Skinheads der neofaschistischen A-G-R (Aktionsgruppe Rennsteig) zählen sich selbst zu den Stammgästen. Da gehört es sich natürlich auch auf der eigenen, eher drittklassigen, Website, neben der Rechtsrockband „Blutstahl“ aus der Sächsischen Schweiz, einen „Teil des Jungsturms aus SHL“ und „Karita aus Finnland“ eben den Stammwirt zu grüßen. Im Falle der AGR geschieht das mit den Worten: „Die Aktionsgruppe- Rennsteig grüßt:“... „Donald unseren Wirt (danke für die schönen Abende)“. Gemeint ist Betreiber und angegebene Kontaktperson der Henne Donald Galle. Auch die Fotos der „Aktivisten“ der AGR, welche recht offen auf der Homepage zur schau gestellt werden, zeigen Szenen aus der Henne, und lassen vermuten das menschenverachtende Ansichten und faschistoides Gedankengut nicht nur zu großen Veranstaltungen, sondern gleichfalls alltäglich hier anzutreffen, als auch erwünscht sind.
Doch nicht nur die Mitglieder der AGR finden hier Raum für Gruppenveranstaltungen und -abende. Die „Kameradschaft Zella-Mehlis“, rechte Skinheads und Neonazis der verschiedenen Gruppen aus Suhl, die „Kameradschaft Freiheitskämpfer“ aus Erfurt sowie die sich selbst als „freie Nationalisten Meiningen“ titulierenden Meininger Neonazis scheinen ebenso gern gesehene Gäste zu sein. Überregional agierende Nazikader, Parteien des rechten Rands, sog. „freie Nationalisten“ - die Henne beherbergt alles das was der deutsche Rechtsextremismus zu bieten hat.


Die A-G-R bei ihrem Stammwirt Donald

Die Frage nach der Gegenwehr der „Anständigen“, der Kommunalpolitik und der AnwohnerInnen bleibt leider offen und die sog. „Rechtsstaatlichkeit“ weiß vollends bescheid und lässt gewähren. Politik und Polizei lassen somit Rassismus, Antisemitismus und anderen verachtenswerten Ansichten militanter Neonazis freien Lauf und zeigen sich zum wiederholten Male als Förderer eben jenes Gedankengutes. Wir sind der Meinung dass die Geschehnisse in der Henne weder hingenommen noch die fehlenden Reaktionen darauf akzeptiert oder toleriert werden können. Darum:

Kein Raum dem Nationalismus!
Der Henne den Schnabel stopfen – ein für alle mal!
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Ergänzungen

Ist einfach eine braune ecke dort

einer aus Lauscha 29.01.2006 - 16:51
Ich finde es richtig das soetwas hier endlich mal öffentlich gemacht wird, leider sind solche Veranstaltungen in Südthüringen keine Seltenheit. In der Region Neuhaus-Sonneberg-Suhl treffen sich die rechten fast wöchentlich zu Kameradschaftsabenden, Schulungen, Konzerten usw und niemanden stört es. Bis auf ein paar jugendliche Antifas nimmt hier niemand anstoß daran, ganz im gegenteil werden die Neonazis hier sogar von Teilen der lokalen Politiker und der Bevölkerung supportet. Thüringen ist halt mindestens genau so braun wie Sachsen.

...In Coburg ebenfalls

Coburger 29.01.2006 - 17:49
In Neustadt bei Coburg (Oberfranken) fand ebenfalls eine Reichsgrüdungsfeier in der Kneipe "Fabrik" statt, die feier wurde von der coburger NPD angemeldet.

[AGST] - PRESSEMITTEILUNG

natalie 29.01.2006 - 18:00
Nazis gedenken Reichsgründung in Dillstädt

Im nahe Suhl gelegenen Dillstädt veranstalteten Thüringer Neonazis am
Samstagabend (21. Januar) eine so genannte Reichsgründungsfeier. Hier
gedachten die Neonazis der Gründung des Deutschen Reiches am 18. Januar
1871. Eine Intervention der Polizei blieb trotz Wissen über die Art der
Veranstaltung und Präsenz vor Ort aus. Ca. 100 Rechtsextremisten,
größtenteils aus der Region Südthüringen verliehen ihrer reaktionären und
antihumanen Gesinnung Ausdruck. Dass die neuen Nazis sich das alte
Deutschland in den Grenzen von 1871 zurücksehnen ist ja nichts Neues.
Schon im letzten Jahr veranstalteten ca. 120 Neonazis aus ganz Thüringen
in Dillstädt eine Veranstaltung zu selber Thematik. Hier sprach die
einschlägige Revisionistin Ursula Haverbeck, Vorsitzende des „Collegium
Humanum“ eines Zentrums für Antisemitismus und Holocaustleugnung. Das
Rahmenprogramm bildeten 2 rechtsextreme Liedermacher.
Auch dieses Mal wählten die Alt- und Neonazis dieselbe Location, wie im
Vorjahr: Das Gasthaus „Zur Henne“ in Dillstädt. Der Wirt, im Ort weniger
geschätzt, bot in seinem Haus schon oft Raum für Rechtsextremisten aus der
Region. Die regionale Neonaziclique „Aktionsgruppe Rennsteig“ veranstaltet
hier des Öfteren ihre Kameradschaftsabende und grüßt den Wirt Donald Galle
sogar auf ihrer Homepage.
Dass sich die Aktivität der Neonazis aus der Region Suhl nicht auf
theoretisches Arbeiten beschränkt, zeigte sich zuletzt am Vortag von
Heiligabend, als mehrere Rechtsextremisten zwei Jugendliche in Suhl-Nord
verfolgten und brutal zusammenschlugen.

Angesichts zunehmender rechtsextremer Tendenzen im Raum Südthüringen wird
aufklärerisches, antifaschistisches Wirken notwendiger denn je.

Anbei eine leider unvollständige Dokumentation der Neonazitreffen in der
Henne:

8. März 2003 - Naziveranstaltung in Dillstädt (Henne) mit etwa 100
teilnehmenden Nazis - Motto: "Wahrheit und Recht gegen Lüge und Hetze" -
Redner u.a. Kurt Hoppe (Vorsitzender DP Thüringen), Wolfgang Juchem
(Aktion Freies Deutschland) - Liedermacher: Michael Müller, Veit und Lars
Hellmich - Quelle: Zündstoff 11/03
11. Oktober 2003 - wahrscheinlich als Nachholungstermin für eine Woche
vorher aufgelöstes Konzert treffen sich Neofaschisten im Landgasthof zur
"Henne" in Dillstädt
8. Mai 2004 - Naziveranstaltung in Dillstädt (wahrscheinlich "Henne") zum
Thema Tag Befreiung, mit Beteiligung von 5 Neofaschisten der Kameradschaft
Jena-Ost - Quelle:  http://www.infoladen.de/sljena/nazis-stoppen/kjo.htm 2.
Oktober 2004 - "Veranstaltung "Freier Nationalisten" in
Dillstädt/Landkreis Schmalkalden-Meiningen" - Quelle VS Bericht 2004
Thüringen
22. Januar 2005 - Reichsgründungsfeier
5. März 2005 - Naziveranstaltung in Dillstädt mit ca. 50 Nazis - Anlass:
Horst Wessel + 1 jähriges Bestehen der Kameradschaft Freiheitskämpfer -
Quelle: VS Thüringen

ENDE PRESSEMITTEILUNG

Kleine Ergänzungen

von mir 29.01.2006 - 18:28
* Kurt Hoppe -  http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Hoppe
* Michael Burkert -  http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Burkert
* Wolfgang Juchem -  http://lexikon.idgr.de/j/j_u/juchem-wolfgang/juchem-wolfgang.php
* Ursula Haverbeck-Wetzel -  http://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_Haverbeck

* Michael Müller -  http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_M%C3%BCller_%28Liedermacher%29
* Liedermacher Veit = Veit Kelterborn aus Rudolstadt (Thüringen) -  http://de.wikipedia.org/wiki/Veit_Kelterborn
* Liedermacher Manuel = Manuel Zieber aus Sachsen-Anhalt

* "Barny" ist der Gitarrist von "Blutstahl" aus dem thüringischen Jena (Ex-"Division Wiking"), nicht der der sächsischen Namensvetter aus Pirna.

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