Weimar - St.Prekarius erschienen

Jünger des heiligen Prekarius 25.11.2005 17:23 Themen: Soziale Kämpfe
Am 2511.05 sammelten sich einige Brüder und Schwestern anlässlich der Eröffnung des neuen Atrium-Kaufhauses zu einer St.Prekarius-Prozession.
Wir sind atrium !
Sankt Prekarius Prozession mit dem goldenen Kalb

Liebe schwestern und brüder, liebe gemeinde,

Was die Nazis begonnen, die Stalinisten fortgeführt, vollenden nun die Kapitalisten:
Im Nazigauforum eröffnet am 25.11.2005 der neue palast der Volks-Konsum-Gemeinschaft, eine Insel des käuflichen Paradieses, ein Tempel des schnöden Mammons.

Doch für wen, so fragen der Heilige Prekarius und wir, ist dieser Palast ?!
Ist er für das immer größer werdende Heer der Armen, der Ausgestossenen, der Entrechteten ?!
Nein, er ist für die dem Konsumfetisch verfallenen, für die Verprasser der natürlichen Ressourcen auf Kosten der Kinder, für die, die sich nicht dumm und arm arbeiten müssen, um leere Einkaufstaschen nach Hause schleppen zu müssen.
Aber auch wir sind keine Asketen, weil Asketen verbieten das Leben, weil sie es selber nicht verstehen.
Wir sind Hedonisten und stehen im prallen Leben und freuen uns auch über kurze Einkaufswege, volle Regale und billige Preise.
Deshalb werden wir nicht warten, bis der Berg zu uns kommt, sondern der heilige Sankt Prekarius wird uns und das goldene Kalb dreimal um ihn herum geleiten, als Zeichen der Freude und des Wohlwollens.

Aber, liebe Schwestern und Brüder, unsere Freude ist getrübt, weil immer öfter Autos und Supermärkte brennen und Menschen aus der Gemeinde ausgeschlossen werden.
Deshalb fordern wir:

die kostenlose Weiterleitung von guter Ware an gemeinnützige Organisationen zur Weiterreichung an noch Arme, Ausgestossene und Entrechtete,

das Verbot des Veräusserns von nationalistischer Literatur, Kleidung, etc, da dieses den Faschismus, Rassismus und Antisemitismus fördert, die keine Meinung sondern ein Verbrechen sind. ( der Laden "Kaiser" im ehemaligen jüdischen Handelshaus am Theaterplatz – jetzt auch im Atrium - verkauft ganz bewusst Kleidung der rechtsextremen Marke "Thor-Steinar". )

offene und tolerante Strassen und Plätze in der Stadt Weimar, von denen nur Faschisten, Rassisten, Antisemiten, Sexisten ausgeschlossen sind, ( sauber macht einsam statt reich ! )

eine grundsätzliche Diskussion über die Folgen und Auswirkungen der neoliberalen Wirtschaftspolitik auf Mensch und Umwelt.


Wir wollen kein Stück vom Kuchen sondern wir wollen die ganze Bäckerei ändern.
Weil wir sind Atrium.

Bananen und “peanuts” für alle.

Und so versammelten sich heute einige Schwestern und Brüder vor dem neueröffneten Atrium-Kaufhaus um in einer Prozession das goldene Kalb dreimal um den Konsumtempel zu tragen, Flugblätter, Bananen und Erdnüsse zu verteilen und um Lieder zu singen.

Wir hatten nicht nur einen riesigen Spaß mit den privaten Sicherheits-Engeln des Konsumtempels, sondern auch mit den Ordensbrüdern und -schwestern in grün.

Prekarius ist nun auch in Weimar erschienen, was für ein Tag für diese Stadt!

Informationen zum sankt Prekarius: www.sanktprekarius.tk
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Ergänzungen

Über Sankt Prekarius

Prekarius-Freak 25.11.2005 - 17:44
St. Prekarius - der Schutzheilige der Armen und Entrechteten

Pedro Lentini wurde um 1496 als Kind bäuerlicher Eltern in einen Dorf nahe Rom geboren. Noch bevor er das zwölfte Lebensjahr vollendete, starben seine Eltern. Eines Sonntags als er in die Kirche kam, hörte der kleine Pedro aus dem Evangelium die Botschaft: "Siehe, dass der Eine mit Mitteln reichlich gesegnet ist, während der andere im Schweisse seines Angesichts sein Dasein fristen muss, ist nicht von Gott gegeben" (Joh.6,36). Pedro fühlte, daß die Botschaft an ihn gerichtet war und gehorchte dem Wort Gottes. Von nun an widmete er sein Leben der Gerechtigkeit. Er predigte was ihm von Gott aufgetragen, und schnell fanden sich Anhänger um ihn ein, die ihn auf seinem Weg begleiteten. Sie nahmen von den Reichen und gaben es den Armen. Schnell verbreitete sich so die Kunde von den Taten Lentinis und seiner Anhänger.

Bald wurden die Reichen unruhig. Manch uneinsichtiger Wohlhabender trachtete danach das Handeln des Pedro Lentini zu unterbinden. Ihrer Ansicht nach, sollte ein jeder in harter Arbeit sein Leben fristen und sich verdingen müssen.

Im Jahre 1525 traf Lentini in Mühlhausen auf Thomas Münzer. Erzählungen zufolge ermutigten die Berichte über die Taten seiner Anhänger in südlicheren Regionen die Bauern dazu, gegen ihr bisheriges Leben zu rebellieren. Auch in anderen Teilen Europas folgten immer mehr Arme dem Beispiel des Pedro Lentini. Sie fassten Mut als sie sahen, dass ihr unsicheres und ärmliches Dasein nicht von Gott gegeben, sondern der ungerechten Verteilung der Mittel geschuldet war. Das Erstarken von Lentinis Anhängerschar und seiner Taten missfiel einigen mächtigen Fürsten zunehmend, so dass einer von ihnen schließlich einen Meuchelmörder anheuerte. Dieser machte dem Leben des Pedro Lentini in einer dunklen Nacht des Jahres 1529 ein Ende.

Seither wird er von seinen Anhängern als St. Prekarius verehrt. Dennoch ist eine offizielle Heiligsprechung durch den Papst ist bis heute ausgeblieben. Es gibt jedoch Gerüchte, die besagen, dass diese kurz bevorsteht.

St. Prekarius wird von allen Menschen verehrt, die fest an ein anderes Dasein auf Erden glauben. Immer wieder zeigt sich St. Prekarius den Menschen, die für ein Ende der Leiden auf Erden eintreten. Wieder und wieder legte er seine schützende Hand über die Menschen, die für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, für billigen Wohnraum und Bleiberecht stritten.

So berichtete ein Augenzeuge:

"...Am 6. November 2004 hat die erste landesweite Wallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausend Pilger in Rom zusammenfanden. Dabei ereignete sich das erste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allen Landesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchte einen Fahrausweis - zähneknirschend hat TrenItalia ihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrer zurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligen zu Gratiseinkäufen..."


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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supa! — Kölner

Und wenn... — Das Ding

Ach — N.N.