Zensur bei vegan.de

yetzt 27.09.2005 08:34 Themen: Ökologie
Vegan.de ist unbestritten die größte deutschsprachieg Internet-Community, die sich mit einer veganen Lebensweise beschäftigt. Doch die Betreibenden der Webseite sehen ungern Meinungen, die von ihrer Lifestyle-veganen Meinungsvorgabe abweichen. Nun wurde eine Liste mit über 150 Begriffen veröffentlicht, an Hand derer unliebsame Beiträge und Verweise zu konsum- und herrschaftskritischen Seiten verhindert werden sollen.
Neulich machte ein Witz die Runde "Bei vegan.de gibt es offiziellen Angaben zu Folge 250000 Foren-Beiträge. Nach Schätzung unabhängiger Experten ist die Dunkelziffer aber weitaus höher." Der Witz ist lustig und traurig zugleich.

Bei vegan.de herrscht Meinungszwang. Es gibt zwei Arten der Meinung: Erlaubte und unerlaubte. Eine Lobpreisung der rechtsextremen Sekte "Universelles Leben" [1] ist durchaus erwünscht, eine kritische Äußerung zur Befürwortung von Euthanasie [2] durch die populistische Tierschutzfirma PeTA [3] oder ein Link zu einem Artikel bei Indymedia werden - insofern diese es überhaupt durch den Wortfilter schaffen - schnellstens gelöscht.

So schreibt Bloggender Tom Falkner [9]:

"Die Unterdrückung von Meinungen zu strittigen Themen wie beispielsweise dem Universellen Leben, Holocaustanalogien, reformistischen Strategien oder auch dem Veganismus als solchen suggeriert nach außen einen Konsens, der gar nicht gegeben ist. Die Folgen von Matthias Boller veganer Onlinemedienkonzentration dürfen nicht verharmlost oder gar gänzlich ausgeblendet werden: Wer sich im Internet über Tierrechte und die vegane Lebensart informieren möchte, muss schon tief graben, um von Matthias Bollers Ansichten abweichende Positionen kennen zu lernen. Nicht zuletzt ist vegan.de ein Grund für die verzerrte Darstellung des Veganismus in etablierten Medien. Für JournalistInnen, die auf vegane.de recherchieren, müssen VeganerInnen als eine homogene Szene mit teilweise bedenklichen gesellschaftspolitischen Ansichten erscheinen. Denn erst auf den dritten Blick fällt auf, dass beispielsweise Kritik an der als antisemitisch geltenden Sekte "Universelles Leben" rigoros von Matthias Boller gelöscht wird. Besonders pikant ist der von Matthias Boller an den Tag gelegte Protektionismus. Matthias Sympathie mit der umstrittenen "Tierrechtsorganisation" PETA geht soweit, dass er selektiv Links auf einzelne PETA-Artikel verbietet, die seiner Meinung nach das Ansehen der Organisation gefährden könnten. So zum Beispiel PETAs Lobrede auf die Euthanasie. Gerade an diesem Beispiel wird ein erschreckendes Ausmaß der auf vegan.de betriebenen Meinungsmanipulation und Stimmungsmache evident."

Am 21. 9. 2005 wurde im VeganWiki [4] anonym eine imposante Liste mit über 150 sogenannten Stoppwörtern veröffentlicht. Dass diese Wörter nicht benutzt werden können, lässt sich durch den Versuch, jene zu benutzen, leicht nachvollziehen. Wie diese Liste - und weitere nicht öffentlich zugängliche Informationen über die Implementierung des Zensurmechanismus - an die Öffentlichkeit gelangen konnten, ist noch unklar. Es wird aber vermutet, dass diese von Hackern stammt. Darauf deutet auch eine Aktualisierung der Foren-Software kurz nach dem Bekanntwerden der Veröffentlichung hin. [5] Auf dieser Liste stehen, neben generischen Begriffen - darunter bezeichnenderweise "Zensur" -, nahezu alle Webseiten, die sich mit Veganismus und Antispeziesismus beschäftigen. [6] Darunter selbst solche, die sich nicht negativ zu vegan.de äußern, wie die Webseite der Allied Primate Campaigns [7]. Die Vollständige Liste mit insgesamt über 150 Zensurbegriffen findet sich im VeganWiki ( http://de.veganwiki.org/cgi-bin/wiki.pl/VeganDe).

Die Intention der Betreibenden liegt kaum im Interesse einer veganen Gesellschaft oder gar in der Befuerwortung eines politischen Kampfes gegen Speziesismus, sondern ausschliesslich im eigenen Profitinteresse.

Im VeganWiki ist hierzu zu lesen [10]:
"Als Erklärung für die massiven inhaltlichen Eingriffe der Moderation in die Diskussionen sehen viele Kritiker die kommerzielle Ausrichtung des Portals. So finanziert sich die Seite nicht nur durch umfangreiche Werbung in den Foren, sondern ist der Betreiber Matthias Boller auch Besitzer des Versandhandels veganbasics. Kritiker gehen davon aus, dass schärfere Diskussionen in den Foren oder Hinweise auf andere Plattformen zu Veganismus und den angrenzenden Themen als nicht einträglich für die Geschäfte der Betreiber angesehen und aus diesem Grund zum Beispiel unter dem Vorwand von "Spamattacken" gelöscht und Nutzer sowie bestimmte Begriffe gesperrt werden."

So existiert die Vermutung, dass Matthias Boller, Betreibender der Seite, selbt nicht vegetarisch oder gar vegan lebt, sondern lediglich vegan lebende Menschen als Zielgruppe mit hohem Finanzniveau und starker Kundenbingung ausgemacht hat. Diese Vermutung untermauert die Tatsache, dass seine Werberbannerfirma "Rubrikator" - trotz "ethischer Richtlinien" - auch Werbung für nicht vegane Produkte anzeigt. [8]

Was Bild in der konventionellen Medienlandschaft ist, ist vegan.de im Blätterwald der veganismusrelevanten Internetseiten: Geballte Medienmacht und Meinungsmanipulation. Auf jeden Fall ist vegan.de mit Bedacht zu genießen.

[1]  http://ul-doku.de.vu
[1]  http://veganismus.ch/foren/read.php?f=4&i=492&t=492
[2]  http://www.peta.org/factsheet/files/FactsheetDisplay.asp?ID=39
[3]  http://www.petakillsanimals.com/
[4]  http://de.veganwiki.org/cgi-bin/wiki.pl/VeganDe
[5]  http://veganismus-blog.de/media/vegan_scrrenshot.png
[6]  http://veg.gs/de/blog/view/38
[7]  http://www.primatenkampagne.net/
[8]  http://www.veganismus.ch/foren/read.php?f=6&i=661&t=296
[9]  http://veganismus-blog.de/index.php?title=veganmedienmogul_matthias_boller&more=1&c=1&tb=1&pb=1
[10]  http://de.veganwiki.org/cgi-bin/wiki.pl/VeganDe

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Ergänzungen

Ergänzende Informationen zu den Vorgängen

Maqi 27.09.2005 - 12:44
Viele weitere Infos über die Zensur, vor allem aber inakzeptable Inhalte in o.g. Foren, sind im Komplementärforum von antispe ( http://antispe.de/foren/komplementarforum) zu finden, etwas wie ein Watchblog (lang vor Erfindung des Blogs, daher in Form eines Forums) Z.B. "Meta-Thread: [anti|pseudo|kommerz]vegan.de" ( http://veganismus.ch/foren/read.php?f=4&i=1870&t=1870).

Maqi - ebenfalls zensurwütig

Rudi 13.11.2005 - 13:05
>Maqi 27.09.2005 10:38
>Sinnvoll moderierte Foren sind im Forenwebring (  http://forenwebring.de)
>zusammengeschlossen: Ethik statt Kaffeeklatsch.

Der Forenwebring ist eine einzige Maqi-Linksammlung.
Maqi steht in Zensur (besonders kritischer) den Foren von vegan.de in nichts nach.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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leider, leider... — Jud(A)z

Ergänzung — yetzt

Sinnvolle Foren — Maqi

kleine frage — unwahr

... — me myself and i

maqi — antifa

MAQUI — AV

@av — anares

Zensur auch bei Indymedia — Oscar Wilde

@anales — av

Indymedia zensiert — Oscar Wilde