WJT 05: Ja zum Ablass - Nein zu Kritikern

ns 09.08.2005 23:28 Themen: Weltweit
Wenige Tage vor dem offiziellen Beginn des Weltjugendtages kommen neue Details an den Tag, die so ganz und gar nicht in das Bild des internationalen "Begegnungsfestes" passen wollen.
Wenige Tage vor dem offiziellen Beginn des Weltjugendtages kommen neue Details an den Tag, die so ganz und gar nicht in das Bild des internationalen "Begegnungsfestes" passen wollen. Bereits vor einigen Tagen wurde ein kritischer Bericht auf Indymedia zu der Catering-Firma des Weltjugendtages verfasst. Diese Firma versorgt Militärs bei "out if area"- Einsätzen(zB in Afghanistan 2002), ist an privaten Gefängnissen beteiligt und versorgt auch den Weltjugendtag. Doch die neuesten Informationen sind ebenfalls erschreckend:

Gestern ging es bereits durch die Medien, heute ist es Gewissheit - Papst Benedikt gewährt den Gläubigen beim WJT einen vollständigen Ablass aufgrund der zahlreichen Bitten vieler Pfarrer. Wer im Religionsunterricht nicht aufgepasst hat: Ablass ist teilweiser oder vollständiger Sündenerlass. Im Mittelalter war es möglich, gegen Geld so genannte Ablassbriefe zu erwerben, mit denen Sünden erlassen wurden. Wenn diese Schulden nicht abgezahlt wurden, musste der Mensch mit der Gewissheit leben, seine Schulden nach seinem Tod im Fegefeuer "abzusitzen", bis er in den "Himmel" aufgenommen wird. Heute spricht die Kirche als Organisation doch lieber von einem "Ort der Reinigung", anstatt von dem doch etwas abschreckendem Begriff "Fegefeuer" - ansonsten hat sich in den letzten Jahrhunderten jedoch nicht viel an dem Begriff Ablass geändert. Damals wurden auf diesem Wege die Kassen der Kirche gefüllt und die Geldbeutel des Volkes dementsprechend geleert. Aber auch noch heute ist der Ablass nicht ganz "kostenlos":

Quelle: Berliner Morgenpost: Voraussetzungen für den Ablaß seien Beichte, die entschlossene Abkehr von allen Sünden, der Kommunionsempfang und Gebete, erklärte Kardinalgroßpönitentiar Francis Stafford. Anderen Gläubigen, die nicht beim Weltjugendtag dabei sind, aber während des Großevents dafür beten, daß junge Katholiken in der Ausübung ihres Glaubens gestärkt werden, erhalten einen Teilablaß.

Was mit dem "ungläubigen" Rest geschieht wird nicht näher erwähnt...

Außerdem berichtete heute das neue Volksblatt über ein Interview mit Joachim Kardinal Meisner. Mit seiner Predigt am 6. Januar 2005 im Kölner Dom, in der er die Abtreibung mit dem Holocaust verglich, hatte er bereits große Kritik geerntet.

Eben dieser Kardinal erklärte gestern in einem Interview, dass Kritiker wie Hans Küng oder Eugen Drewermann am WJT nicht erwünscht wären. Laut ihm "braucht man die Drewermanns und Küngs und die von vorgestern nicht." Küng stellt schon lange die Unsittlichkeit der Verhütung, die Unerlaubtheit der Abtreibung und die Verweigerung der Priesterweihe für Frauen in Frage.

Was sich nun, wenige Tage vor dem Weltjugendtag, auftut ist erschreckend und verwirrend. Anscheinend geht seit der Ernennung Ratzingers zum Papst wieder ein starker konservativer Ruck durch die katholische Kirche. Die Predigt des Papstes am WJT in Köln wird gespannt erwartet.

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Drewermann

jesus 10.08.2005 - 00:41
Dass die katholische Kirche Drewermann nicht einläd, gereicht ihr zwar nicht zur Ehre, sie ist selber reaktionär genug, aber ein Strick läßt sich daraus auch nicht wirklich drehen. (Zu Drewermann vgl. konkret 8/2005)

Penetenzia agitur!

el diabolo 10.08.2005 - 09:24
"Penetenzia agitur!" Tut Buße! Wer "Der Name der Rose" gelesen hat, kennt den Satz aus dem Hochmittelalter! Das die Oberen der kath. Kirche und die Oberen der Welt auch heute noch unbußfertig sind und von der "Pönitenz" - in eigener Sache - nichts halten und statt dessen lieber die Bevölkerungen für ihre Sünden büßen lassen, zeigt nur, das die Moral der Macht sich nicht verändert hat.

weenn dass geld im kasten klingt...

georg 10.08.2005 - 15:10
ztu dem allgemeinem sündenerlass passt auch, das es eine teilnehmerkarte für diverse ivent, auch messen und so gibt die 39 euro kostet
also wie sagten damals die blasshändler"Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt
viele grüse von florian geyer

Antiklerikale Festspiele zum Papstbesuch in K

muss ausgefüllt werden 11.08.2005 - 17:00
Einige der antiklerikalen und antireligiösen Aktionen gegen den Papstbesuch beim katholischen Weltjugendtag (16.-21.August 2005):

Montag, 15. August, 20 Uhr,
Lesung aus Oscar Wilde:
"Der Priester und der Meßnerknabe",
LC36/Infoladen, Ludolf Camphausenstrasse 36,
U-Bahn 3, 4 und 5: Hans-Böckler-Platz/Bhf. West
VeranstalterInnen: KetzerKollektiv
 http://www.queergestellt.de/

Donnerstag, 18. August, 12:30 Uhr,
KIRCHENAUSTRITTSHAPPENING mit begleitender Kundgebung,
vor dem Amtsgericht, Justizzentrum Luxemburgerstraße,
VeranstalterInnen: KetzerKollektiv
 http://www.queergestellt.de/

Donnerstag, 18. August, ab 21 Uhr,
"Hits from Hell",
Kneipenabend im Q-Hof,
Limburger Str. 29, Nähe Friesenplatz
VeranstalterInnen: KetzerKollektiv,
 http://www.queergestellt.de/

Freitag, 19. August, 16.30 Uhr,
Demo/Prozession: 1. Kölner FreiGeisterzug
Auftakt: Eifelplatz,
Zwischenkundgebung: Sachsenring/Prinzengardeweg Denkmal,
Ende: Ubierring (vor der Gaststätte Spielplatz)
 http://www.religionsfreie-zone.de/

Freitag, 19. August, 18 Uhr,
Sankt-Prekarius-Prozession,
"Erlöse uns von der Lohnarbeit!",
Rudolfplatz,
 http://www.cjb.cc/members/prekarius/

----------------------------------------------------

Ablasslehre falsch dargestellt

Dybart Simpson 23.08.2005 - 16:28
Die Ablasslehre der katholischen Kirche ist in dem Artikel falsch dargestellt. Man erhält für seine Teilnahme keinen Sündenerlaß, sondern einen Erlaß der zeitlichen Sündenstrafen. Der Erlaß der Sünden erfolgt wie seit 2000 Jahren im Christentum üblich durch Reue, Beichte und Buße.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

Ratze mach et — WJT

@ WJT — no church