Spanischer Geheimdienst hatte Hinweise

Ralf Streck 13.07.2005 10:56 Themen: Weltweit
Die Übereinstimmung zwischen den Anschlägen in London und denen am 11. März 2004 in Madrid sind auffällig  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16941/1.html . Zudem haben sich zu beiden Massakern die Brigaden von Abú Hafs al Masri bekannt. Die spanische Tageszeitung El Mundo veröffentlichte gestern, dass der Geheimdienst CNI einen „Befehl“ an die „Mudschahedin“ gefunden habe, in Europa zuzuschlagen. Nach Angaben der Polizei soll es auch direkte Verbindungen zwischen den Attentätern in London und Madrid geben. Auch ein Angeklagter im Madrider Al Kaida Prozess, wo derzeit das Urteil aussteht, soll in die Londoner Anschläge verwickelt sein. Das auch in London militärischer Sprengstoff „hoher Qualität“ verwendet wurde, wie ihn in Madrid Polizeispitzel lieferten, gibt ebenfalls zu denken auf.
Die Zeitung  http://www.elmundo.es/elmundo/2005/07/11/internacional/1121051418.html stützt sich auf ein Dokument, das der spanische Geheimdienst CNI am 29. Mai auf den Webseiten www.al-ansar.tk gefunden habe.. Die sollten gegen die „Kreuzzügler“ weltweit loszuschlagen, um die „Schändung“ des Korans zu vergelten. Mehrfach war der USA vorgeworfen worden, den Koran bei Verhören moslemischer Gefangener die Toilette hinter gespült zu haben  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20108/1.html. Nach diversen Versuchen die Vorgänge zu vertuschen hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld eine „genaue Untersuchung“ angekündigt.

Nach der Beschwörung der Größe Allahs, rufen die Brigaden in dem Text ihre Zellen im Irak auf, „eine blutige Attacke im Namen des Islam zu starten“. Die USA und „ihre Getreuen, wo auch immer sie sich befinden“, werden gewarnt, dass die „Schändungen des Korans nicht ungesühnt bleiben werden. Der letzte Absatz, der als „Brief an die Mudschahedin in Europa“ bezeichnet wird, sagt: „Das wahre Gesicht des ungläubigen Kreuzzügler hat sich gezeigt. Wir fordern alle Mujaheddin der gesamten Welt inständig auf, nach dem Krieg der Ungläubigen und den Schändungen des Korans mit dem erwarteten Angriff zu beginnen. Bald werden wir antworten, so Gott will“.

Nach Angaben von Ermittlern stünden die Brigaden mit Osama Bin Laden direkt in Verbindung, im Unterschied zu anderen Gruppen, die unter dem Label Al Kaida operierten. Ihr Name soll auf Muhamad Atef zurückgehen, ein direkter Mitarbeiter Bin Ladens, der mit einer Tochter Atefs verheiratet sei. Atef sei in Afghanistan bei einem Bombardement der USA auf Kabul 2001 ums Leben gekommen.  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/11/11821/1.html
Abu Hafs al Masri hatten sich schon zu den Attentaten in Madrid im März 2004 bekannt, bei denen, 191 Menschen starben und mehr als 1500 verletzt wurden.  http://www.elmundo.es/elmundo/2004/03/12/espana/1079048160.html Noch am 11. März war bei der arabischsprachigen Londoner Tageszeitung „al-Quds al-Arabi“ ihr Bekennerschreiben eingegangen  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16995/1.html . Sie haben auch die Verantwortung für die Anschläge auf zwei Synagogen in Istanbul im November 2003 mit 27 Toten  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16153/1.html und den Anschlag auf den UNO-Sitz in Bagdad im August 2003 übernommen.  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/15/15475/1.html

Den „Befehl“ zum Einsatz, wie El Mundo das Schreiben nennt, habe der CNI aber erst am Samstag an die Kollegen des MI5 in London weiter geleitet. Die Frage, warum das erst zwei Tage nach den Anschlägen und sechs Wochen nach dem Fund geschah, stellt die Zeitung nicht, die für ihre guten Kontakte zu dem Geheimdienst bekannt ist.  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19743/1.html Hatte man das Papier nicht ernst genommen? Oder haben spanische Sicherheitskräfte wieder ihre Hände im Spiel?  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20212/1.html Das in London militärischer Sprengstoff „hoher Qualität“ benutzt wurde, ist auch eine ähnlich wie in Madrid, dort hatten ihn die Polizeispitzel den Attentätern geliefert.  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18877/1.html

Während Scotland Yard bei den europäischen Ermittlern Informationen über Mohammed el-Guerbouzi (Garbuzi) eingeholt hat, entlastet El Mundo den und veröffentlichte gestern ein Interview mit dem 49-jährigen Sprengstoffspezialisten. Der mutmaßliche Mitbegründer der Terrorgruppe „Groupe islamique combattant marocain“ (GICM) wurde von spanischen Behörden bisher als Drahtzieher der Anschläge in Madrid benannt. In Marokko wurde er in Abwesenheit wegen der Anschläge im Mai 2003 in Casablanca  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16986/1.html sogar zu 20 Jahren Haft verurteilt. Der radikale Islamist lebt seit 1994 in London und hat die britische Staatsangehörigkeit. Weil er seit Januar 2004 nicht mehr auffindbar war, hatte Scotland Yard vorsorglich die jüdischen Gemeinden in Großbritannien vor möglichen Angriffen gewarnt. El Mundo hatte nach den Anschlägen vom 11. März in Madrid Kontakt zu ihm hergestellt, merkwürdiger ist aber, dass das Interview erst mehr als ein Jahr später veröffentlicht wurde.

Garbuzi tauchte am vergangenen Samstag vor der Presse in London auf. Er bestritt abgetaucht zu sein und etwas mit den Anschlägen zu tun zu haben. El Mundo dementiert auch weitere Verbindungen der Madrider Attentäter zu Garbuzi. Die Attentäter vom 11. März, die sich später in Madrid in die Luft jagten, hätten ihn nicht aus der Wohnung in Leganés angerufen,  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17133/1.html berichtet die Zeitung mit Bezug auf „solvente Quellen“.

Eine Verbindung zwischen den Anschlägen in London wird aber zu zwei Hauptbeschuldigten in den Madrider Al Kaida Verfahren hergestellt. Jamal Zougam soll mehrfach Garbuzi angerufen haben und auch einmal in London gewesen sein. Allerdings hält Zougam seine Version aufrecht, er habe mit den Anschlägen in Madrid nichts zu tun.  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17112/1.html. Seine Familie behauptet, er habe zum Zeitpunkt der Anschläge im Bett gelegen und könne die Bomben nicht in die Vorortzüge gelegt haben. Zougam hatte seine Beteiligung an den Anschlagen am 2. Juni erneut bestritten, als er als Zeuge im Al Kaida Verfahren aussagte, das seit April zu den Anschlägen am 11. September 2001 in New York und Washington läuft.

Klar ist, dass Zougam den Hauptbeschuldigten aus diesem Prozess kennt: Edim Barakat Yarkas, Abu Dahdah, der auch im Zusammenhang der Londoner Anschläge nun wieder genannt wird. Gegen den hat die Staatsanwaltschaft die Strafforderung am Ende des Prozesses noch erhöht und fordert nun 74.337 Jahre Haft für die 3000 Toten im WTC. Das soll eher über die dürftige Beweislage hinwegtäuschen. Denn auch gegen den zweiten Hauptbeschuldigten wurde die Strafforderung erhöht. Dabei ist Ghasoub Al Abras schon auf Kaution von 50.000 Euro freigelassen worden. Es gibt keine Beweise dafür, dass seine verwackelten Urlaubsvideos von 1997 zur Anschlagsplanung verwendet wurden, gab die Polizei im Prozess zu  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20212/1.html . Auch für den Reporter des TV-Senders al-Dschasira fordert der Staatsanwalt weiter neun Jahre Haft, wobei er keine Hinweise für die Unterstützung von Al Kaida vorgelegt hat. Dessen Anwalt bezeichnete die Anklage als „Pure Fiktion“  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20047/1.html . Möglich ist, dass das Urteil unter der derzeitigen Terrorhysterie trotz der Beweisnot negativ für die Angeklagten ausfällt.

Spanische Medien und britische Medien bringen Abu Dahdah nun mit dem „Mastermind“ der Londoner Anschläge in Verbindung, wie Sunday Times img src="/img/extlink.gif" alt=""/> http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17845/1.html

Als Abú Musab Al Suri soll der nun auch in London aktiv gewesen sein. Nach Angaben von El Mundo sollen die spanischen Ermittler Großbritannien bereits vor vier Monaten vor Setmariam gewarnt haben. Es seien im Rahmen der Ermittlungen zu den Anschlägen in Madrid Papiere gefunden worden, aus denen sich eine direkte Bedrohung für England ablesen ließ.  http://www.elmundo.es/elmundo/2005/07/10/internacional/1120986970.html Setmariam, der nach 1995 mehrere Jahre in London lebte, soll dort eine Schläferzelle eingerichtet haben. Er wird auch in Verbindung zu Anschlägen auf die Metro in Paris 1995 gebracht. Dafür hatte ihn die britische Polizei einst verhaftet, aber wieder frei gelassen.

Das 18 Monate nach den Anschlägen von Madrid noch ein derartiges Chaos in den Ermittlungen herrscht und die Namen der Verantwortlichen und Hintermänner ständig wechseln, hat eine Ursache: Bisher wird in Spanien nicht ernsthaft aufgeklärt. Die Untersuchungskommission wurde im Juni mit dürftigen Ergebnissen beendet  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18311/1.html . Weil nicht ermittelt wurde, was vor dem 11. März passierte, konnte im Ausschuss die Frage nicht geklärt werden, ob die Anschläge zu vermeiden waren. Die Kommission war fast nur damit beschäftigt, was in den drei Tagen zwischen den Anschlägen und den Parlamentswahlen geschehen ist, wie selbst der Kommissionspräsident Paulino Rivero eingeräumt hatte.

Auf 290 Seiten wird der damaligen ultrarechten Regierung unter José María Aznar vorgeworfen, nicht adäquat auf die Bedrohung des islamistischen Terrors geantwortet zu haben. In einer egoistischen Wahlabsicht habe sie vor den Wahlen „die Informationen, die sie von der Polizei erhielt, manipuliert und verdreht“.  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16965/1.html Aznar wollte die Anschläge der baskischen Untergrundorganisation ETA in die Schuhe schieben, „um die öffentliche Meinung zu beeinflussen“. Daten die „vom ersten Tag an“ von der ETA wegwiesen, seien „unterdrückt“ worden. So sollte ein Zusammenhang mit dem Irak-Krieg und eine Beeinträchtigung der PP bei den Wahlen vermieden werden, schließlich hatte Aznar Spanien gegen den Willen der Bevölkerung in den Krieg geführt. „In jedem Fall war es eine Informationspolitik, die einer demokratischen Regierung unwürdig war“, heißt es in dem Bericht. (Links zu den drei Teilen des Berichts:  http://www.elmundo.es/documentos/2005/06/22/proyecto_dictamen1.pdf ,  http://www.elmundo.es/documentos/2005/06/22/proyecto_dictamen2.pdf ,  http://www.elmundo.es/documentos/2005/06/22/proyecto_dictamen3.pdf)

Man kann es schon als Realsatire bezeichnen, wenn Rivero nur vier Tage vor dem Massaker in London erklärte, zukünftige Untersuchungen sollten nicht parallel zu Ermittlungen der Justiz laufen  http://www.elpais.es/articulo.html?d_date=&xref=20050704elpepinac_8&type=Tes&anchor=elpepiesp. Doch die ist in Spanien bisher auch nur dadurch aufgefallen, die Verwicklungen der Sicherheitskräfte in die Anschläge zu verhüllen.  http://www.heise.de/tp/r4/artikel/18/18257/1.html

© Ralf Streck den 13.07.2005
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Ergänzungen

Nur Blöd

Ralf 14.07.2005 - 10:49
Die Auskotzer lesen ja nicht mal. In dem Text steht nichts von Sprengstoff aus Spanien. Mittlerweile ist aber bekannt, dass die selben Zünder benutzt wurden. Das schreibt die Konservative Times. Soweit zu dem Unfug der Antideutschen.


 http://www.timesonline.co.uk/printFriendly/0,,1-20749-1692033-20749,00.html

THE TIMES (London)
July 13, 2005

Hunt for the master of explosives

By Daniel McGrory and Michael Evans


A EUROPE-WIDE investigation was under way yesterday to
uncover the source of the military explosives used in
the bombings.

Traces of military plastic explosive, more deadly and
efficient than commercial varieties, are understood to
have been found in the debris of the wrecked
Underground carriages and the bus.

Determining the origin of the explosives is vital and,
as The Times has disclosed, one man is believed to
have assembled all four devices. Scotland Yard has
asked its counterparts around Europe to check
stockpiles at military bases and building sites for
missing explosives.

Military explosive is hard to detect, easy to hide,
stable and, if smuggled across a European border and
then into Britain in a drum or other container, would
most likely evade any explosive-sniffing devices.

The availability of Semtex, originating from a Czech
factory and used extensively by the Provisional IRA,
has dried up as a result of intensive efforts.
However, there are a number of alternatives, notably
C4, which comes in sticks and can then be moulded into
a shape suitable for a bomb. Military sources said
that 10lb of C4 — the size of each of the London bombs
— would fit into a shoebox or standard rucksack.

C4 is a high-quality plastic explosive that has been
used by al-Qaeda-affiliated terrorists in other
attacks. Richard Reid, the British shoe bomber, hid
ten ounces in each of his shoes when he boarded Flight
63 in Paris on December 22, 2001. Indonesian police
found traces of C4 at the Bali bomb scene in October
2002; and C4 was used by the terrorists who attacked
the American warship, USS Cole, in Yemen in 2000.

The explosive is manufactured mainly in the US but
there has been evidence that military explosives have
been bought by terrorist groups from sources in
Croatia and elsewhere in the Balkans, a region heavily
imbued with criminal organisations.

Islamic militants are reported to have obtained
military explosives from sources in Belgrade in recent
years.

Forensic scientists have told The Times that the
construction of the four devices detonated in London
was very technically advanced. “You keep hearing that
terrorists can easily make a bomb from using
instructions on the internet. You can, but not of the
design and sophistication of these devices. These were
well put together, and it would appear the bomb-maker
has highly developed skill,” one expert said.

The trigger device was “almost identical” to the ones
found in the rucksack bombs used in the Madrid
bombings in March last year — although the terrorists
used industrial dynamite stolen from a quarry in
northern Spain rather than plastic explosives.

Investigators have not determined whether the London
bombs were set off by synchronised alarms using mobile
telephones — as they were in Madrid — or some other
device such as a watch alarm.

Superintendent Christophe Chaboud, head of the French
security service’s Anti-terrorist Co-ordination Unit,
said: “The use of military explosives is very
worrying. We are more used to seeing home-made
explosives made from chemicals.

“How did they procure them? Either they were supplied
by the underground market, for example from the
Balkans, or they benefited from accomplices who
removed explosives from a military base.”

 letters@thetimes.co.uk

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