Chiapas: Hintergründe des "Roten Alarm"

we are everywhere 22.06.2005 04:42 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit
Die EZLN hat 2 weitere Kommuniques veröffentlicht, in denen sie mehr zu den Hintergründen der aktuellen Situation sagen.
Es folgen die gekürzten, aber sinngemäßen Zusammenfassungen:Wie schon bekannt, hat die EZLN am 19.Juni 2005 einen generellen roten Alarm im Rebellengebiet ausgerufen.

Der Grund für diesen Alarm ist, daß das CRIC (Clandestine Revolutionary Indigenous Committee) - der Führungsstab der EZLN Rücksprache mit ihren aufständischen Truppen, all ihren KommandeurInnen und den regionalen und lokalen Verantwortlichen und deren Unterstützer halten will.

Dieser "Rote Alarm" ist eine vorbeugende Verteidigungsmaßnahme. Wie ihr euch erinnern könnt, kam es im Februar 1993, während einer internen Konsultation der EZLN, zu einem Angriff von Regierungstruppen. Zu dieser Zeit wurde der Verrat ausgeführt von Ernesto Zedillo Ponce de León (damals Staatsbeamter und heute angestellt bei transnationalen Konzernen) und Esteban Moctezuma Barragán (damals Staatssekretär der Regierung und heute angestellt bei Salinas Pliego).

Während der nun anstehenden internen Beratungen...

  • Der Führungsstab der EZLN anerkennt die Aufopferung, Bereitschaft und das Heldentum ihrer UnterstützerInnen, VerantwortlichInnen, AktivistInnen und der Aufständischen in den fast 12 Jahren des Krieges und des Widerstandes. All das Gute was wir durch sie getan uned erreicht haben. Die Führung der EZLN ist ausschließlich für die gemachten Fehler verantwortlich.

  • Die CCRI-CG der EZLN präsentiert ihren Mitgliedern eine Bewertung über den Zustand unserer Organisation und eine Analyse der aktuellen nationalen Situation. Sie schlagen ihrer UntersützerInnenbasis - welche den Oberbefehl über unsere Bewegung hat - außerdem einen neuen Schritt im Kampf vor, welcher neben anderen Dingen nicht mehr und nicht weniger als das bisher erreichte riskieren könnte und die Verfolgung und Bedrohung der zapatischen Gemeinden verschlimmern könnte.

  • Dies bedeutet das die EZLN, indem sie zu ihren Mitgliedern spricht, ihr Wort einhält, welches sie im Januar 1994 gegeben hat. Allen Zapatistas liegt es nun völlig frei mit der EZLN in diesem nächsten Schritt weiterzumachen oder nicht, falls dieser von der Mehrheit angenommen wird.

Wenn die internen Beratungen zu einem Ergebnis gekommen sind, werden wir die nationalen und internationale Öffewntlichkeit über unsere Resultate informieren.

20.Juni 2005

In einem zweitem Kommunique geht es um die Reorganisation der EZLN:

Wir informieren euch hiermit das sich seit Mitte 2002 die EZLN in einem Prozess der Neuorganisation ihrer politisch-militärischen Struktur befand. Diese interne Neuorganisation ist nun beendet.

Wir haben die notwendigen Vorkehrungen getroffen um einen Angriff oder eine feindlichen Aktion zu überleben die unseren Führungsstab beseitigen oder uns komplett zerschlagen will.

Die Kommandoketten und Verantwortlichkeiten sind klar festgelegt worden, ebenso wie die Aktionen und Maßnahmen die im Falle eines Angriffes von Regierungstruppen und ihren Paramilitärs ausgeführt werden.

Die CCRI-CG der EZLN gibt bekannt das sichergestellt ist, das der zapatistische Kampf auch bei einer Niederlage weitergeführt wird - sei es durch Gefangennahme, durch Tod oder erzwungenes Verschwinden von Teilen oder der gesamten öffentlich bekannten Führung.

Das ist alles.

20.Juni 2005

Die Gründe für den "Roten Alarm" sind durch diese beiden Kommuniques somit zum Teil erklärt, allerdings bleiben die Ursachen und Hintergründe der internen Beratungen weiterhin unklar.

Ob sie mit der bald anstehenden Präsidentenwahl in Mexiko Mitte 2006 oder mit der kürzlichen Zerstörung von knapp 4 Hektar Marihuana-Pflanzungen auf Gebiet "mit zapatistischem Einfluss" in Chiapas durch Regierungstruppen zu tun haben, ist nicht bekannt.

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Ergänzungen

Februar 1995

mokturtl 23.06.2005 - 02:00
1993 war die EZLN noch dabei, im Untergrund den Aufstand vom ersten Januar 1994 vorzubereiten. Der "Verrat", also der Überfall der mexikanischen Bundesarmee auf das seit dem ersten Januar 1994 von den Zapatisten kontrollierten Gebietes in Las Cañadas und Selva Lacandona im Osten von Chiapas war im Februar 1995. Damals wurde von der mexikanischen Regierung versucht, die Komandanten um Marcos, Tacho, Moises etc. festzunehmen. Die konnten gerade noch abhauen, aber seitdem sitzt die Armee mit an die 70 000 Mann in der Gegend. Trotzdem und trotz vieler Konflikte die vor allem mit der grassierenden Armut da unten zu tun haben, sind in den vergangenen 15 Jahren die in der EZLN organisierten Menschen mit ihrem Projekt, auf zum Teil besteztem Land vom Staat autonom zu leben, ein gutes Stück vorangekommen.
Dabei waren sie immer wieder auf Solidarität von außen angewiesen, die vor allem PR-Spezialist und Kultfigur Marcos medienwirksam mobilisieren konnte. In letzter Zeit war es ziemlich still um die Zapatisten, und es sieht so aus als bräuchten die Frauen und Männer im Lakandonendchungel mal wieder die Weltöffentlichkeit, und die tatkräftige Unterstützung von Leuten wie uns, um die nächste Phase ihres Projektes umzusetzen.

Na, da gibt es doch eine kleine Geschichte ..

Sören 23.06.2005 - 14:02


Inter Mailand tunnelt Kommandante Marcos:

Einfach unterem Link folgen!

Falsch verlinkt

der Sören nochmal 23.06.2005 - 14:18
jetze ist richtig;