Endlich weg damit

Angreifbare Traditionspflge 10.05.2005 13:54
Endlich weg damit! Die BrendtengegnerInnen grüßen Mittenwald

Unsere Kampagne gegen das widerliche und geschichtsrevisionistische Treiben der Gebirgsjäger in Mittenwald strebt einen neuen Höhepunkt zu. Pfingsten 2005 werden wir zum 4. Mal in Mittenwald präsent sein, um gegen das Treffen der Kriegsverbrecher und ihrer Helfershelfer zu demonstrieren. Mit einem ganzen Strauss von Überraschungen, mit einem Camp, mit eigenen Gottesdiensten, Plakatwänden, Konzerten usw. wollen wir die Brendtenfeier zu Grabe tragen.
Nach 3 Jahren intensiver Berichterstattung über das braune Treiben zu Pfingsten in Mittenwald im In- und Ausland, nach Fernsehberichten in „Monitor“ und „Panorama“, nach Reportagen und Kurzfilmen, nach der Veröffentlichung von Büchern und neuen Forschungsergebnissen, ist es an der Zeit, dass die Mittenwalder Öffentlichkeit endlich reagiert.

Die Gemeinde Mittenwald wird seit unserer ersten Intervention 2002 zunehmend mit den Kriegsverbrechen in Kommeno und auf Kephalonia, mit den Deportationen der Juden aus Athen und Nordgriechenland in Verbindung gebracht. Dass sich Pfingsten in Mittenwald unbehelligt Gebirgsjäger, Waffen SS- Angehörige und Polizisten treffen können, hat sich herumgesprochen. Und die Mordphantasien einiger Mittenwalder, Gegendemonstranten mit dem Schürhaken erschlagen zu wollen oder der Wunsch eines Mittenwalder Ladeninhabern einen Überlebenden des KZ Theresienstadt ins Gas zu schicken, sind auch dem normalen Tourismus abträglich. Dieses Image des „Ewiggestrigen“ wird den Tourismusstandort Mittenwald, aber auch dem gesamten Werdenfelser Land auf Dauer schaden.



Nach drei Jahren stehen die politisch Verantwortlichen immer noch stramm hinter dem Kameradenkreis. Die Forderung, Kriegsverbrecher von der Brendtenfeier auszuschließen, verhallt ungehört. Stattdessen wird das Demonstrationsrecht am Hohen Brendten durch Privatisierung von Parkplätzen ausgehebelt, ein Gottesdienst für die Opfer des deutschen Vernichtungskrieges soll verhindert werden. Am gravierensten ist aber, der Zeitzeugenveranstaltung mit Überlebenden der Massaker und des Holocausts in Mittenwald würdige Räumlichkeiten zu verweigern.



Unsere Forderung ist übrigens nicht, wie in der Presse kolportiert wird, das Mittenwald den Kameradenkreis der Gebirgsjäger davonjagen soll. Die Mittenwalder Bevölkerung und nicht nur ihr Tourismuszweig muss entscheiden, ob sie 60 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus an der Tradition festhalten will, den Mördern von Frauen und Kindern, und den Deportationsgehilfen ihre Stadt zu überlassen.

Der Massenmord an 5000 italienischen Kriegsgefangenen auf Kephalonia, die Massaker an der griechischen, jugoslawischen und italienischen Zivilbevölkerung und die Deportation der Juden aus Athen und Joannina sind und bleiben Verbrechen gegen die Menschlichkeit.



Es geht uns keineswegs um pauschale Verurteilung der Gebirgsjäger. Die Aktenlage erlaubt es, sehr präzise Hunderte von Gebirgsjägern beim Namen zu nennen, die gemordet haben.

Wir werden in Mittenwald bezüglich der Morde in Camerino, Nordnorwegen, Lyngiades, Moutoutsias neue Namenslisten der Polizei übergeben und damit ausdrücklich neue Ermittlungsverfahren anregen.

Wir fordern den Kameradenkreis auf, endlich die Angehörigen der 1./98, 2./98, 11-16./98, des Gebirgsjägerbatallion 54, des Feldersatzbatallions 79, der II./100 , des Geb. Jäger Regiments 85 sofort aus dem Kameradenkreis auszuschließen und der Staatsanwaltschaft München die Archivunterlagen, Filme und Mitgliederlisten zugänglich zu machen. Die Bevölkerung Mittenwald wollen wir ermuntern, sich an der Kampagne des Simon Wiesenthal Centers zu beteiligen, die noch lebenden NS-Kriegsverbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Pfingsten ist dafür eine gute Gelegenheit.



Ein Wort noch an die Organisatoren des internationalen Geigenbaufestivals, das erfreulicherweise gleichzeitig mit unseren Aktivitäten stattfindet. Wir rufen Ihnen zu:

Keine Angst vor der Auseinandersetzung mit diesem unrühmlichen und verbrecherischen Teil der Mittenwalder Vergangenheit und Gegenwart. Wir freuen uns auf Ihre internationalen Gäste und Journalisten, weil sie ein wichtiger Multiplikator unserer Proteste sind. In unseren mehrsprachigen Flugblättern, in unserer neuen Ausgabe des „Mittenwalder Landboten“ und vor allem in direkter Ansprache und mit Kundgebungen vor den Veranstaltungsorten Ihres Wettbewerbes werden wir die BesucherInnen des Internationalen Geigenbauwettbewerbes aus erster Hand informieren. Sie sollen selbst erfahren, wie fein(d) fühlig die bayrische Polizei agiert, wenn es um deutsche Kriegsverbrecher und ihre Traditionspflege geht.



Wir laden Sie ausdrücklich zu unseren Veranstaltungen ein. Mit dem Überlebenden des Todesmarsches von Dachau nach Mittenwald, Prof. Maurice Cling werden wir auf dem Friedhof in Mittenwald an die Ermordeten erinnern und in Mittenwald ein Gedenkzeichen errichten. Auf unserer Zeitzeugenveranstaltung werden Überlebende von Massakern und Widerstandskämpfer aus Italien, Slowenien und Deutschland das Wort ergreifen.

Schließlich möchten wir Sie auf den Pfingstgottesdienst für die Opfer der deutschen Gebirgstruppe in der Mittenwalder Innenstadt hinweisen, den drei namhafte Theologen leiten werden.



In diesem Sinne: Endlich Schluss damit!


AK Angreifbare Traditionspflege



 Angreifbare.tradition@freenet.de

www.nadir.org/mittenwald






Information zum Gottesdienst:



Sonntag, 15. Mai 2005
Pfingst-Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer deutscher Gebirgstruppen im Zweiten Weltkrieg. Beginn: 9.00 Uhr, Hoher Brendten

Der Gottesdienst steht unter dem Wort: "Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth"
(Sacharja 4,6)

Pfarrer sind:
Professor Dr. theol. Heinrich Fink, ehemaliger Rektor der Humboldt-Universität, Berlin, Bundesvorsitzender der VVN
Pfarrer Thomas-Dieter Lehmann, Berlin
Pfarrer Dr. Hans Christoph Stoodt, Frankfurt am Main, Sprecher der Anti-Nazi-Koordination Frankfurt

Leider weigert sich die Gemeinde Mittenwald für den Gottesdienst bislang einen würdigen Ort zur Verfügung zu stellen. Wir werden deswegen einen geeigneten Ort in der Nähe des Luttenseeparkpatzes am Hohen Brendten finden Predigttext ist 5. Mose 6, 20 - 25, ein Text, in dem ausdrücklich und eindringlich Bezug auf die Befreiungs- und Exodustradition Israels aus der Sklaverei in Ägypten Bezug genommen wird und der eng mit dem bevorstehenden Kirchentag verbunden ist. Als Text der Schriftlesung steht Apostelgeschichte 2, 1 - 18 fest, der Bericht über das völkerverbindende und herrschaftskritische Pfingstwunder der Ausgießung des Heiligen Geistes.
Insofern gehen wir diesen Gottesdienst auch dezidiert als Pfingstgottesdienst an.

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Ergänzungen

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Angreifbare Traditionspflge 10.05.2005 - 14:26
Zum Einbinden auf Euren Seiten.

Grundrechtekomitee-Presseerklärung

Elke Steven 11.05.2005 - 11:51
Auch die KritikerInnen des Gebirgsjägertreffens in Mittenwald haben ein
Demonstrationsrecht

Zur Demonstrationsbeobachtung des Grundrechtekomitees zu Pfingsten in
Mittenwald

Seit 1952 trifft sich alljährlich zu Pfingsten in Mittenwald der
Kameradenkreis Gebirgstruppe, der sich aus Veteranen der Wehrmacht und
SS, aus Reservisten und Aktiven der Bundeswehr zusammensetzt. Edmund
Stoiber hat dieses Treffen einmal als "unangreifbare Traditionspflege"
bezeichnet. Gepflegt wird die verdrehende Erinnerung an die
kriegerischen Heldentaten. Verharmlost und geleugnet werden die
Verbrechen der Wehrmacht, die aus diesem Kreis begangen wurden.
Gebirgsjäger haben während des Zweiten Weltkriegs in ganz Europa
Kriegsverbrechen verübt.

Zum vierten Mal rufen der "Arbeitskreis angreifbare Traditionspflege"
und andere dieses Jahr zum Protest gegen diese Veranstaltung auf. Sie
fordern, dass die Erinne-rung an die Opfer an diesem Ort lebendig wird
und der Greueltaten gedacht wird. Sie fordern den Ausschluss der
Kriegsverbrecher aus dem Kameradenkreis und die strafrechtliche
Verfolgung der noch lebenden NS-Kriegsverbrecher. Sie laden auch dieses
Jahr zu einem Zeitzeugen-Hearing - mit Überlebenden der Massaker der
Gebirgstruppe - ein. Demonstrationen, Kundgebungen und Gottesdienste
sollen die Öffentlichkeit über Geschichte und Gegenwart informieren.

In den letzten Jahren haben sie schlechte Erfahrungen in Mittenwald
gemacht - Gebirgsjägern, PolitikerInnen, Polizei und großen Teilen der
Bevölkerung ist dieser Protest nicht willkommen. Auch dieses Jahr soll
versucht werden, den Protest aus der Stadt heraus und von den Orten des
Geschehens fern zu halten. Der Auflagen-Bescheid des Landratsamts
Garmisch-Partenkirchen behauptet nur die Notwendigkeit all der
einschränkenden Maßnahmen und konstruiert kurzerhand aus den
ange-meldeten Versammlungen eine beabsichtigte Behinderung Dritter.
Räume für die Zeitzeugenveranstaltung werden nicht zur Verfügung
gestellt und nur mit Mühe konnte die Genehmigung zum Aufbau eines Zeltes
erwirkt werden.

Ein solcher Umgang mit den Grundrechten auf Meinungs- und
Versammlungsfreiheit wäre schon unter "normalen" Umständen
undemokratisch und grundgesetzwidrig. Ein solches Vorgehen gegen Zeugen
der Verbrechen der Wehrmacht und diejenigen, die die Erinnerung an
diese Verbrechen bewahren, ist erschreckend. Die Reden zu den
diesjährigen Gedenktagen müssen am Umgang mit diesem Protest gemessen
werden.

Das Komitee für Grundrechte und Demokratie wird von Freitag, 13. Mai
2005, bis Sonntag, 15. Mai 2005, die Versammlungen zur "angreifbaren
Traditionspflege" rund um Mittenwald beobachtend begleiten und darüber
berichten.