Hotelbesetzung in Mannheim

schtzngrmm 30.04.2005 14:39 Themen: Freiräume
Gestern, am 29.4.2005 wurde von mehreren AktivistInnen das im Zentrum Mannheims gelegene Hotel Wartburg besetzt. Das im Besitz der evangelischen Kirche befindliche Gebäude soll heute geschlossen werden.
Gegen 15 Uhr trafen die BesetzerInnen und UnterstützerInnen vor dem Hotel im Quadrat F4 der Mannheimer Innenstadt ein. Das Gebäude wurde als geschlossene Gruppe betreten, und den Anwesenden unser Vorhaben erklärt. Alles lief sehr "zivilisiert"ab, also ohne Zerstörungen etc.
Natürlich sahen sich die Verantwortlichen des Hotels dazu Gezwungen die Polizei zu rufen. Dennoch war noch genug Zeit, um sich im grossen Festsaal des Hotels einzurichten und zu verbarrikadieren. Transparente wurden aus den Fenstern gehängt, und mit einem Megaphon wurden die Menschen, die sich vor dem Hotel eingefunden hatten über die Aktion informiert. Zusätzlich wurden Flugblätter an Passanten verteilt.
Erst nach einiger Zeit kam der erste Streifenwagen mit zwei Beamten(!), die sich ein Bild von der Lage machen wollten. Lustigerweise ist wohl einem der anwesenden Symphatisanten beim ausprobieren seines neuen Fahrradbügelschlosses zufällig selbiges an der Eingangstüre des Hotels hängengeblieben. Somit wurde zuerst die Feuerwehr angefordert, die mit schwerem Gerät anrückte, um die Eingangstüre zu öffnen.
Zu diesem Zeitpunkt standen bereits 10 Polizeiwannen direkt vor dem Hotel. Später kamen noch 10-15 hinzu, die jedoch weiter entfernt parken mussten.
Zu den eigentlichen Verhandlungen kann ich nur wenig sagen. Zwei Stadträte (Ein Grünen-Mann und eine Frau der Linken Liste) haben sich als Vermittler angeboten. Ihnen musste leider der Eintritt verweigert werden, da sie geschätzte 50-60 Polizisten im Schlepptau hatten, als sie das Gebäude betraten. Ca zehn Minuten nach diesem "Vermittlugs"versuch wurde dann endgültig geräumt. Um ca 18.15, also 3,5 Stunden nach Beginn der Besetzung war die Aktion somit schon wieder vorbei.
Die gutgelaunten Besetzer wurden abgeführt und in Polizeiwannen gepackt. Die anwesenden SymphatisantInnen versuchten dann, den Abtransport der Gefangenen zu behindern. Die leicht nervösen, zum Teil noch sehr jungen Bullen reagierten mit übertriebener Gewaltanwendung. Als bereits ein Teil der Leute zu Boden gegangen ist, wurde der verbleibende Teil auf die am Boden liegenden Personen geschoben und getreten. Zum Teil lagen drei Personen übereinander, die Gliedmassen fachmännisch von den Beamten verbogen. Schmerzensschreie waren zu hören.
Es war mehr als angebracht ihnen nach diesem Verhalten zu zeigen, dass sie uns auch mit Gewalt nicht zum Schweigen bringen. So zog eine Spontandemo zur Bullenwache und blockierte dort die Strasse, bis die Gefangenen wieder freigelassen wurden.

Alles in allem eine schöne, und vor allem wohlüberlegte Aktion, von der nur leider viel zu weinig Leute wussten. Aber es wird nicht das letzte mal gewesen sein.

HEUTE GERÄUMT, MORGEN NEU BESETZT!
HEUTE IST NICHT ALLER TAGE, WIR KOMMEN WIEDER, KEIN FRAGE!


Weitere Artikel:
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Ergänzungen

(muss ausgefüllt werden)

(muss ausgefüllt werden) 30.04.2005 - 16:43
was ich nich verstehe: wieso dieses hotel?

Mannheimer Morgen

mamo 30.04.2005 - 17:26
Besetzerszene probt den Aufstand im Hotel Wartburg

Polizei stürmt nach drei Stunden den Friedrich-Ziegler-Saal / Ein spektakuläres Ende für das ehemalige christliche Hospiz

Von unserem Redaktionsmitglied Susanne Räuchle


Einen Tag vor der Schließung des Hotels Wartburg geht es gestern richtig rund im Quadrat F 4: Zehn Hausbesetzer haben sich das Objekt der evangelischen Kirche ausgeguckt, um einen Nachmittag richtig Krawall zu schlagen. Von 15 bis 18 Uhr übt sich die autonome Szene in den Ritualen der Provokation. Dann greift die Polizei ein. Um 19 Uhr ist das Theater vor der Synagoge beendet, das ehemals christliche Hospiz schließt mit einem Paukenschlag.

Ein Szenario mit den üblichen Akteuren: Haru Schuh, Urgestein der Antifa-Bewegung, betritt mit seiner Gruppe das Hotel, überrumpelt Geschäftsführer Hamann, überrascht das Personal, das zusammen mit dem Hotel-Beirat Helmut Wegmann stimmungsvoll Abschied feiert. Die ungebetenen Gäste stören den Frieden, sie lassen sich nicht abwimmeln, verschanzen sich im Friedrich-Ziegler-Saal und schreien alsbald mit dem Megaphon ihre Parolen aus den Fenstern im ersten Stock: "Freiraum statt Leerraum". Flugblätter werden verteilt. "Keine Räumung! Keine Polizei! Wir fordern von der evangelischen Kirche als Eigentümerin Verhandlungen über ein alternatives Nutzungskonzept!" steht auf dem Zettel.

Unten schart sich der große autonome Freundeskreis vor dem Hotel. Als die Polizei mannstark mit zwei Zügen anrückt, beginnen die verbalen Attacken: "Mehr Sozi, mehr Rente, weg mit der Polente" skandieren die Frei-Räumler.

Rund 80 Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten sind inzwischen vor dem Hotel auf dem Posten. Stadtrat Mathias Meder eilt auf den Plan, sucht das Gespräch, die Kollegin von der Linken Liste Gudrun Kuch ist am Ort und unternimmt Vorstöße, will mit den Besetzern argumentieren. Schließlich kommt der Stadtdekan Günter Eitenmüller und ringt um eine gewaltfreie Lösung der inzwischen angespannten Situation. Handy-Gespräche hin und her, aber am Ende doch unakzeptable Bedingungen: Haru Schuh fordert den Abzug der gesamten Polizei, erst dann seien die Frei-Räumler zu einem Gespräch bereit. Stundenlang wird versucht, die Situation zu deeskalieren, die Besetzer zum friedlichen Abzug zu bewegen. Doch die ziehen die Aktion nach ihren Regeln durch, puschen die Aggression weiter hoch: "BRD-Bullenstaat, wir haben Dich zum Kotzen satt" schreien die Aktivisten. Die Männer im grünen Kampfanzug bleiben gelassen. Ewiges Taktieren und Skandieren, nach 17 Uhr setzt das Einsatzkommando unter Stabschef Manfred Häffner den Verbarrikadierten dann ein Ultimatum: Um 18 Uhr gehen wir rein. Kurz nach 18 Uhr greift die Ordnungsmacht ein, stürmt in den Friedrich-Ziegler-Saal. Die zornige Zehnergruppe wird zur erkennungsdienstlichen Behandlung aufs Präsidium gebracht, vor dem Hotel eine letzter Akt der Bambule, aber die Rangelei in F 4 ist rasch beendet. Doch vor L 6, wo die Personalien der Besetzer erfasst werden, geht der Polit-Rabatz weiter: Der harte Kern organisiert dort eine Sitzblockade

© Mannheimer Morgen - 30.04.2005

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Wohlüberlegte Aktion — MichaelS.