Aufklärung im Fall Oury Jalloh gefordert

Initiative für Oury Jalloh 29.03.2005 14:42 Themen: Antirassismus Repression
Oury Jalloh starb am 7. Januar 2005 in einer Gewahrsamszelle der Dessauer Polizei. Der 21-Jährige Mann aus Sierra Leone verbrannte bei lebendigem Leib auf einer Pritsche gefesselt, ohne dass ihm jemand zu Hilfe kam. Viele Fragen zu den genauen Umständen des Todes und dem Verhalten der verantwortlichen Polizisten sind noch ungeklärt. Im folgenden soll ein Überblick über das was geschehen ist und die AKtivitäten in diesem Zusammenhang gegeben werden.

Trauerfeier für Oury Jallow in Dessau 26.03.
MigrantInnen und Flüchtlinge fordern Aufklärung im Fall Oury JallohMehr Information:
http://www.thevoiceforum.org
http://www.attac.de/halle/oury/


Dringender Aufruf zu einer Faxkampagne: Initiative im Gedenken an Oury Jalloh fordert unabhängige Röntgenuntersuchung

Oury Jalloh starb am 7. Januar 2005 in einer Gewahrsamszelle der DessauerPolizei. Der 21-Jährige Mann aus Sierra Leone verbrannte bei lebendigem Leibauf einer Pritsche gefesselt, ohne dass ihm jemand zu Hilfe kam. Viele Fragenzu den genauen Umständen des Todes und dem Verhalten der verantwortlichenPolizisten sind noch ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt momentangegen zwei Polizisten wegen Körperverletzung mit Todesfolge und fahrlässigerTötung. Es wäre jedoch nicht das erste Mal das derartige Ermittlungeneingestellt bzw. zu Gunsten der Staatsbeamten ausgehen würden.

Nun wollen die Behörden den Leichnam nach Guinea abschieben, bevor die genauen Umstände seines Todes geklärt werden, wofür eine Röntgenuntersuchung notwendig wäre. Deswegen fordern wir:

Überführungsstop bis zur Überprüfung des rechtsmedizinischen Abschlussgutachten

Der Trauerfeier findet am 26. März statt. Die Behörden wollen spätestens am 29. März seine Leichnam abschieben. Wir müssen das unbedingt verhindern!!!

Unten steht die Faxnummer und E-Mail Adresse der Staatsanwaltschaft Dessau. Um die Überführung zu stoppen, muss es Druck geben.

Wir bitten Euch, immer einen Kopie Eures Schreibens an: "plataforma at riseup.net" zu schicken.

Staatsanwaltschaft Dessau
Ruststr. 5, 06844 Dessau
Telefon: 0340 / 202-0
Telefax: 0340 / 202-2150
E-Mail: poststelle@sta-de.justiz.sachsen-anhalt.de


Stellungsnahme der Anwältin von Oury Jalloh zur Presseerklärung der Staatsanwaltschaft

Von der Rechtsanwältin der Mutter von Oury Yallow wurde beantragt, eine Röntgenuntersuchung am Leichnam des Getöteten durchzuführen, um festzustellen, ob bei Herrn Yallow knöcherne Verletzungen bestanden.

Die Staatsanwaltschaft hat dies nach Rücksprache mit dem Rechtsmedizinischen Institut abgelehnt. Für eine derartige Untersuchung bestehe kein Anlass.

Eine derartige Untersuchung ist deshalb erforderlich, da zum einen kurz nach dem Tod von Herrn Yallow der Presse zu entnehmen war, die Handgelenke seien gebrochen gewesen. Außerdem ergibt sich aus den bisherigen Ermittlungen, dass Herr Yallow gegen seine Festnahme durch die Polizei Widerstand geleistet haben soll. Es ist durchaus denkbar, dass Herrn Yallow in diesem Zusammenhang Knochenverletzungen zugefügt wurden.

Außerdem ist nach wie vor ungeklärt, wie das Feuerzeug in die Gewahrsamszelle kommen konnte, da Herr Yallow vor seiner Verbringung in diese Zelle auf gefährliche Gegenstände hin untersucht wurde. In ihrer ersten Vernehmung gaben die Polizeibeamten an, es sei ausgeschlossen, dass im Rahmen dieser Durchsuchung ein Feuerzeug hätte übersehen werden können.

Eine weitere Ungereimtheit ergibt sich daraus, dass dieses Feuerzeug auf einer Asservatenliste vom 10.1.2005 nicht auftaucht, jedoch auf einer weiteren Asservatenliste vom 11.1.2005. Dazu erfolgte bislang noch keine Erklärung seitens der Staatsanwaltschaft.

Weitere ungeklärte Fragen sind:

  • Warum wurde Herr Yallow über einen Zeitraum von mehreren Stunden an allen vier Gliedmaßen angekettet, in dieser Gewahrsamszelle festgehalten.
  • Wie kann eine Matratze, die mit einem nicht entflammbaren Überzug überzogen ist, von einem gefesselten Menschen mit einem Feuerzeug in Brand gesetzt werden.
  • Soweit es in Verlautbarungen der Staatsanwaltschaft heißt, es sei zu prüfen, ob Selbstmord oder ein Unglücksfall vorliege, so ist dazu zu sagen, dass schon aus den bisherigen Ermittlungen zu entnehmen ist, dass auf jeden Fall ein starkes Maß an Fremdverschulden vorliegt, wenn man sich nur auf die Tatsache bezieht, dass über mehrere Minuten Rauchmelder und Alarm der Lüftungsanlage ignoriert wurden.
  • Weiterhin ist davon auszugehen, dass ein Mensch, auf einer brennenden Matratze liegt, unter derartigen Qualen leidet, dass minutenlanges Schreiben zu hören gewesen sein muss, auch dann, wenn letztlich die Todesursache nicht das Verbrennen ist.


Trauerfeier- und Demoaufruf

Wer kennt Oury Jallow oder Laye Kondé? Wer weiss etwas über ihre Leben und deren Familien, die sie zurückließen, über ihre Gefühle und Ängste? Wer weiß, wie sie starben und warum?

Am 7. Januar kamen in den Händen der Polizei zwei Afrikaner zu Tode. Am 7. Januar war in Deutschland einfach ein Tag, wie jeder andere. Gewöhnlich. Ein Tag, der für viele Menschen schon längst der Vergangenheit angehört und damit wie so oft in Vergessenheit gerät. Schlicht ein Freitag im ersten Monat des neuen Jahres, nicht mehr und auch nicht weniger.

Es gibt aber auch Menschen mit angespannterem Gedächtnis, die nicht so leicht vergessen. Aber was soll´s, da sind einfach ein paar Leute mehr, für die der 7. Januar etwas verdeutlicht. Nämlich das Weiterwirken der unrühmlichen Kolonialgeschichte dieses Landes und des Kontinents. Es sind Leute, die den Tod zweier Afrikaner einfach als Beweis für das Fortbestehen von vergangenen Verhältnissen in der Gegenwart sehen. Ein einziger Alptraum

Die Fakten:
Oury Jallow und Laye Kondé, beide aus Sierra Leone, starben, weil sie und ihres gleichen in diesem Land nicht willkommen sind. Sie starben, weil sie sich in einem Land wiedergefunden haben, in dem man nicht müde geworden ist "Ausländer Raus!" zu schreien. Sie starben, weil ihnen der deutsche Staat und die deutsche Gesellschaft nur Ausschluss und Isolation, Zerstörung und Abschiebung entgegen brachten, wie vielen, vielen anderen Menschen auch.

Oury starb an einem Bett festgebunden im Polizeigewahrsam der Stadt Dessau. Er verbrannte dort bei lebendigem Leibe. Ein Suizid meinen die Beamten gesehen zu haben. Laye starb in der Stadt Bremen. Seine Lungen waren aufgefüllt mit einem Getränk, welches ihn die Polizei erst befahl, dann zwang zu trinken. Es sollte ihn zum Übergeben und die im Magen vermuteten Drogen zum Vorschein bringen.

Wollt ihr mehr Informationen erhalten? Sollten wir objektiver sein? Wie sieht es damit aus: Gemäß eines Artikels der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ vom 9. März wurden allein im Januar diesen Jahres jede Stunde ein rechtsextremes Verbrechen begangen.Offiziell beliefe sich die Anzahl auf 745 Verbrechen und 39 Gewaltakte von Rechtsextremen in Deutschland. Im letzten Jahr gab es den Statistiken zu Folge 7.943 Verbrechen und 489 Gewaltverbrechen der rechtsextremen Szene.

Denken Sie, dass Oury und Laye in diesen Statistiken ein Platz zukam?Es besteht zumindest kein Zweifel, dass solch hässliche Verbrechen im Stillen begangen werden, so wie die Behörden sich um dessen Vertuschung oder Verharmlosung als Unfall bemühen. Verbrechen, welche vor langer Zeit ein täglicher Schrecken für viel Menschen des nicht-europäischen Erbes waren.

Aber was wir hier berichten, das ist nichts neues. Es wird wohl weder Euch noch uns als Neues gelten. Und Ihr werdet es genau wie wir ziemlich genau wissen. Wird nicht das, was normal genannt wird? Ist dies nicht banal, eine alltägliche Begebenheit, auch wenn nicht für Sie oder Ihn persönlich? Aber dann sehen Sie dies wieder nicht als Ihr Problem an. Es ist ja jemand Anderem zugestoßen. Wenn Sie dies lesen sollten, dann werden Sie sich vielleicht unwohl fühlen oder sogar aufgebracht sein. Das dürfte auch eine normale Reaktion sein. Sie werden wie wir an diese Gleichgültigkeit gewöhnt sein.

Und nun noch einmal zurück zu einigen Informationen, welche von der Tageszeitung herausgegeben wurden. Einer Studie des Konflikt-. und Gewaltforschers Wilhelm Heitmeyer zufolge sei die große, schweigende Masse überwältigend groß. 60 Prozent aller Deutschen glauben, dass schon zuviele Ausländer in diesem Land leben würden. 69 Prozent sind angenervt, weiterhin mit den Verbrechen gegen die Europäischen Juden in Verbindung gebracht zu werden. Von diesen 69 Prozent bezeichnet sich gut die Hälfte politisch als Mitte.

In Dessau wies der ermittelnde Staatsanwalt die Möglichkeit zurück eine zweite unabhängige Autopsie zu unternehmen. Dabei hätten dort unbeantwortete Fragen gelöst werden können, wie: war sein Handgelenk wirklich gebrochen oder nicht? Nun scheinen sie ihre Gedanken geändert zu haben und die Behörden bereiten Schwierigkeiten für die öffentliche religiöse Beisetzung eines Afrikaners, der vielen Freund und Bruder war.

Freunde von Oury sagten, sie würden die Prozession mit oder ohne Genehmigung der Behörden durchführen. Und sie werden nicht halt machen, die eigentlichen Ereignisse in Dessau anzuklagen. Seit solch starke Positionen häufig bezogen wurden, bedeutet es für die, welche es widerstanden ihre Köpfe zu senken, oft allein gelassen zu werden. Deswegen ist es um so wichtiger, dass wir ihr Streben unterstützen und Oury einen würdigen Abschied erweisen, zumindest einen, den letzten.

Abschließende Worte. Es wird Sie weder viel Zeit in Anspruch nehmen noch viel Geld kosten, Ourys Freunde für das zu unterstützen, was ihm zu Lebzeiten in diesem Land vorenthalten wurde: Würde und Respekt. Es wird nur ein einziger Tag ihres Alltages sein. Kommen Sie nach Dessau.

Wir fordern:
Überführungsstop bis zur Überprüfung des rechtsmedizinischen AbschlussgutachtenEine unabhängige Ermittlung der Umstände Ourys TodEinen Gerichtsprozess gegen die verantwortlichen Polizeibeamten wegen TötungEntschädigung für die Familie Oury JallowsEin Ende der Polizeikontrollen und –gewalt Gerechtigkeit!!!


Contact: plataforma@riseup.net


Chronologie der Ereignisse um den Feuertod

Hier die Chronologie der Ereignisse um den Feuertod des Asylbewerbers am 7. Feb 2005, so wie es sich der Staatsanwaltschaft Dessau, nach den bisherigen Ermittlungen, darstellt.
Zitat:

08:30 Uhr: Einlieferung des Oury Jallow in das Polizeirevier Dessau; Bewachung durch zwei Beamte im Untersuchungsraum des Gewahrsamsbereichs

08:45 Uhr: Durchsuchung des Oury Jallow im Untersuchungsraum des Polizeireviers Dessau

09:10 bis 09:30 Uhr: Ärztliche Untersuchung des Oury Jallow und Blutentnahme, wobei Oury Jallow aufgrund seines unruhigen Verhaltens bereits mit Hand- und Fußfesseln auf der Untersuchungsliege fixiert wurde

09:30 Uhr: Verbringen des Oury Jallow in die Zelle 5 und Fixierung der Hand- und Fußfesseln in der Zelle

10:00 Uhr: Zellenkontrolle, wobei Oury Jallow orientiert vorgefunden wurde und mit den beiden Beamten sprach

10:03 Uhr: Erneute Kontrolle durch einen anderen Beamten. Dieser fand Oury Jallow schlafend oder sich schlafend stellend vor

10:37 Uhr: Weitere Zellenkontrolle durch einen Beamten ohne Feststellung von Besonderheiten.

11:05 Uhr: Nach Wahrnehmung klappernder Geräusche nochmalige Zellenkontrolle durch zwei Beamte, mit welchen Oury Jallow dann sprach

11:45 Uhr: Zwei Beamte prüften wiederum die Zelle und sprachen mit Oury Jallow

11:54 Uhr: Die beiden Beamten, welche die Zelle ab 11:45 Uhr kontrolliert hatten, verließen den Keller

Kurz vor 12:00 Uhr: Der Dienstgruppenleiter stellte während eines Telefonats den Ton der Wechselsprechanlage zwischen seinem im ersten Obergeschoss gelegenen Dienstraum und der Zelle des Oury Jallow leise, weil er den Gesprächsteilnehmer am Telefon nicht verstehen konnte. Die im Zimmer des Dienstgruppenleiters anwesende Kollegin drehte den Schalter jedoch unverzüglich wieder auf laut, so dass die akustische Verbindung zwischen dem Raum des Dienstgruppenleiters und der Zelle nur kurze Zeit unterbrochen war.Die nachfolgenden Zeiten bedürfen noch minutiöser Rekonstruktion. Sie können deshalb an dieser Stelle noch nicht genau angegeben werden:

Zwischen 12:04 Uhr und 12:09 Uhr: Über die Wechselsprechanlage nahmen der Dienstgruppenleiter und seine Kollegin plätschernde Geräusche wahr und der Rauchmelder schlug an. Weil in der Vergangenheit mehrere Fehlalarme stattfanden, stellte der Dienstgruppenleiter den Alarm ab.

Über die Wechselsprechanlage hörten der Dienstgruppenleiter und die Kollegin danach Rufe des Oury Jallow und eine Intensivierung des Plätscherns. Anschließend schlug der Rauchmelder erneut Alarm. Während der Dienstgruppenleiter den Alarmknopf wiederum ausdrückte, alarmierte die in dessen Raum anwesende Kollegin eine Verwaltungsmitarbeiterin pflichtgemäß vom Alarm des Rauchmelders. Unmittelbar danach schlug auch der Lüftungsschalter Alarm. Über die Wechselsprechanlage konnte ein sehr intensives Plätschern in der Zelle des Ouri Jallow festgestellt werden.

Nunmehr begab sich der Dienstgruppenleiter von seinem Zimmer aus in den Keller.

Die Kollegin blieb im Zimmer des Dienstgruppenleiters und hörte über die Wechselsprechanlage nun erstmals den Ruf Oury Jallows: Feuer. Zur selben Zeit hörte sie, wie Schlüssel in das Zellenschloss gesteckt wurden. Sie informierte über den Alarm des Lüftungsschalters nochmals pflichtgemäß die Verwaltungsangestellte.

12:09 Uhr bis 12:11 Uhr: Versuche, in die Zelle einzudringen und Oury Jallow zu retten, scheiterten an der starken Rauchentwicklung

12:11 Uhr: Ein Beamter hatte sich eine Decke besorgt und kroch auf dem Boden in Richtung der Zellentür. Auf Grund des zu starken Qualms musste auch er umkehren. Er vernahm bereits kein Lebenszeichen Oury Jallows mehr.

12:15 Uhr: Abfahrt der Rettungskräfte von ihrem Standort

12:18 Uhr: Ankunft des Rettungswagens des Deutschen Roten Kreuzes im Polizeirevier Dessau

12:20 Uhr: Ankunft der ersten Einheit der Berufsfeuerwehr Dessau im Polizeirevier Dessau

12:21 Uhr: Vordringen des ersten Rettungstrupps der Feuerwehr in den Keller. Nachfolgend erreichten noch zwei weitere Rettungstrupps den Keller

12:35 Uhr: In der Zelle wurde das Brennen der Leiche Oury Jallows wahrgenommen. Es erfolgte sofortiger Löschmitteleinsatz, ohne dass die Leiche verändert worden wäre.

Bittmann
Leitender Oberstaatsanwalt

Quelle: Staatsanwaltschaft Dessau


Weitere Links

Indymedia
tödliche Polizeigewalt in Dessau und Bonn

Demonstration am 22.01.05 - 12.30 in Dessau

Selbstverbrennung oder doch eher Mord?

Presse:
Einfach sterben lassen
http://www.freitag.de/2005/08/05080203.php

Video Link von Spiegel TV:
http://www.spiegel.de/video/content/0,4916,7782-1-0,00.html

»Ich gehe nicht von einem Selbstmord aus«
http://www.jungewelt.de/2005/02-17/020.php

Gleichgültigkeit mit Todesfolge
http://www.sueddeutsche.de/sz/2005-02-18/politik/artikel/sz-2005-02-18-008-constanze_tod-a.constanze_tod/

Mehr Information:
http://www.thevoiceforum.org
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Ergänzungen

Sierra Leone - Geschichte

ip_ghost 02.04.2005 - 11:00
Sierra Leone

Geschichte

1462 erreichte der Portugiese Pedro de Cintra das heutige Sierra Leone; in der Folgezeit wurden mehrere europäische Handelsniederlassungen gegründet. 1787 errichteten britische Philanthropen für befreite Sklaven die Niederlassung Freetown, die 1808 britische Kronkolonie wurde. Am 27. 4. 1961 erhielt das Land die Unabhängigkeit im Rahmen des Commonwealth. Nach Militärputschen 1967 und 1968 wurde 1971 die Republik ausgerufen. Bereits seit 1989 kämpfte die Revolutionary United Front gegen die Regierung. 1994 begann ein Bürgerkrieg, der mit äusserster Brutalität geführt wurde. Dabei wurden Amputationen in großen Teilen der Bevölkerung vorgenommen und von beiden Seiten Kindersoldaten zwangsrekrutiert. Der Bürgerkrieg wird durch den illegalen Handel mit Diamanten finanziert.
[Bearbeiten]


mehr -->  http://de.wikipedia.org/wiki/Sierra_Leone

_____________________________________________-

Ein Überblick über Beginn, Ursachen, gegnerische Parteien, Ziele, Verlauf und
Kriegsfolgen.

mehr -->  http://www.hls.sha.bw.schule.de/konflikt/sierra/sierra1.htm

_____________________________________________

Kindersoldaten in Sierra Leone - Sebastian Bolesch / Das Fotoarcihiv.
Sebastian Bolesch stellt in seinem Fotoarchiv Bilder zu dem Thema zur Verfügung.

--> www.africa-photo.com/gallery/bolesch/kindersoldaten/








überführung gestoppt

initiative für oury jalloh 02.04.2005 - 11:11
MIGRANTINNEN UND FLÜCHTLINGE: ÜBERFÜHRUNG VORÜBERGEHEND GESTOPPT. ZWEITE, UNABHÄNGIGE OBDUKTION WIRD DIESE WOCHE NOCH STATTFINDEN

Die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh macht bekannt, dass – trotz fehlender Unterstützung seitens der Staatsanwaltschaft – eine zweite Obduktion des Leichnams von Oury Jalloh stattfinden wird. Die Kosten werden vorläufig von der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh übernommen.

Stellungsnahme der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh:

Ein wichtiger Schritt wurde am Samstag getan, indem die Öffentlichkeit aufmerksam gemacht worden ist, was am 7. Januar 2005 im Polizeirevier von Dessau passiert ist. Nichtsdestotrotz bleibt die einzige Möglichkeit um die Wahrheit herauszufinden der öffentliche Druck. Den werden wir weiterhin pausenlos ausüben.

Wir kritisieren, dass kaum ein Dessauer und insgesamt sehr wenige Deutsche an der Trauerfeier und an dem Trauermarsch teilgenommen haben. Wir fragen uns, ob das damit zu tun hat, dass Oury Jalloh einfach ein für die Abschiebung vorgesehener Flüchtling war.

Für uns ist die Vertuschung dieser Geschichte vielfältig und wird von allen beteiligten Behörden getragen. Unabhängig davon, was die Ergebnisse einer zweiten Untersuchung sein werden, wurde alles gemacht um eine Aufklärung zu verhindern.

Hiermit veröffentlichen wir einige unserer offenen Fragen zum Fall Oury Jalloh:

Die Zweifel daran, wie man sich völlig betrunken an einer Pritsche gefesselt lebendig verbrennen kann, sind schon bekannt. Dazu fragen wir:

· Aus welchem Stoff wurde die Matratze gemacht?
· Wie brennt sie, wie schnell und vor allem wie viel von dem Stoff braucht man um so ein Feuer von 365 Grad auszulösen?
· Wo genau war die Matratze „beschädigt“ und was sind die Vorschriften für den Fall, dass solche Gegenstände beschädigt sind?
· Wo ist die Matratze und wie viel ist noch übrig?

Ergänzend muss gefragt werden, da gerade auf einem Polizeirevier die Videoüberwachung eigentlich komplett sein sollte:

· Wo sind die Überwachungsgeräte?
· Wo sind die – kompletten – Videobände des Reviers ab dem Zeitpunkt von Oury Jallohs Einlieferung, seiner Durchsuchung und seiner „Fixierung“ in der Zelle?

Weitere Fragen sind:

· Was steht im Feuerwehrprotokoll über den Einsatz?
· Wie ist die Akustik im Revier (ab wann kann man die Schreie eines Menschen hören, der lebendig verbrennt?)

Zu einem späterem Zeitpunkt werden wir andere Zweifel, die wir haben, veröffentlichen.

Zum Schluss geben wir bekannt, dass – trotz fehlender Unterstützung seitens der Staatsanwaltschaft – eine zweite Obduktion des Leichnams von Oury Jalloh stattfinden wird. Die Kosten werden vorläufig von der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh übernommen.

Wir fordern:


* Überführungsstopp bis zur Überprüfung des rechtsmedizinischen Abschlussgutachten
* Unabhängige Untersuchung der Ereignisse
* Einrichtung einer unabhängigen Komission in Absprache mit den Angehörigen
* Anklage wg. versuchtem Mord gegen die Verantwortlichen
* Entschädigungszahlung an Oury Jallohs Familie
* Schluss mit rassistischer Polizeibrutalität und Kontrolle
* GERECHTIGKEIT!!!

@ initiative...

tagmata 03.04.2005 - 05:28
Solche offenen Fragen sollten dokumentiert an die Vertretung der Anklage, dh hier die Staatsanwaltschaft geschickt werden, Werden sie im Prozeß übergangen, können sie immer noch öffentlich aufgeworfen werden, und dabei kommt es besser, wenn sie zb als Leserbrief oder so schon irgendwo dokumentiert sind (Indy geht glaub ich nicht so gut).

Rassismus tötet!

no-racism.net 04.04.2005 - 16:33
Auf no-racism.net findet sich eine unvollständige Dokumentation von Todesfällen bei Deportationen und in Polizeigewahrsam. Seit dem Tot von Marcus Omofuma am 1. Mai 1999 im Zuge einer gewaltsam durchgeführten Deportation wird im Zuge der Dokumentation von sogenannten "Einzelfällen" immer sichtbarer, wie mörderisch die Umsetzung Rassistischer Ideologie und Gesetze ist. So zahlreich wie die Todesfälle sind auch die Zwangsmaßnahmen, die viel zu oft einen tötlichen Ausgang für Menschen im Polizeigewahrsam haben.

BUNDESWEITE DEMO AM 1. APRIL IN DESSAU

plataforma 01.03.2006 - 14:35
BUNDESWEITE DEMO AM 1. APRIL IN DESSAU

GEGEN RASSISTISCHE STAATSGEWALT, VERTUSCHUNG UND STRAFLOSIGKEIT

OURY JALLOH: MORD IN DER POLIZEIZELLE

ABFAHRT VON BERLIN: 10.15 ALEXANDERPLATZ

Kann sich ein Mensch selbst verbrennen, wenn er an Händen und Füßen fixiert worden ist?

Wie ist es möglich, dass ein Mensch ausgerechnet in einer Gefängniszelle im sogenannten „Sicherheitsgewahrsam“ verbrennt und die Todesumstände über ein Jahr lang ungeklärt bleiben?

Wieso stellten die diensthabenden Polizisten die akustische Verbindung leise?

Warum hatte Jalloh ein Feuerzeug, wenn – so die Polizeibeamten - vor dem Arrest die rechtlich vorgeschriebene Durchsuchung durchgeführt worden waren? Warum tauchte das Feuerzeug in der Asservatenliste erst später auf?

Ist es überhaupt möglich, die Todesschreie eines Menschen, der Minuten lang in den Flammen verbrennt NICHT zu hören und den Rauch NICHT zu bemerken? Ausgerechnet in einem Polizeirevier, wo absolute Kontrolle die Norm stellt?

Oury Jalloh, ein 21-Jähriger Flüchtlinge aus Sierra Leone, starb am 7. Januar 2005 in Polizeigewahrsam, mit Handschellen an Händen und Füßen auf das Zellenbett gefesselt. Todesursache: Hitzeschock. Die offizielle Version: Das Opfer habe die Matratze mit einem Feuerzeug angezündet, Feuer gefangen und sei verbrannt. Also Selbstmord?
Diese Version warf vor einem Jahr schon schwerwiegende Zweifel auf, die bis jetzt nicht entkräftet worden sind, sondern sich erhärtet und ausgeweitet haben.

Das Feuer brach, den Ermittlungen zufolge, gegen Mittag in der Zelle aus. Der Rauchmelder in der Zelle schlug zweimal Alarm. Geräusche und Hilferufe, von einer Gegensprechanlage übertragen, wurden von den diensthabenden Beamten registriert, aber ignoriert.

Angeblich hatte der Dienstgruppenleiter die Anlage kurz vor zwölf Uhr leise gestellt, weil er ein Telefongespräch nicht verstehen konnte. Erst als auch der Lüftungsschalter Alarm schlug, ging er in den Keller. Zu spät. Oury Jalloh lag auf einer brennenden Matratze, sein Körper quasi verkohlt. Reste eines Feuerzeugs wurden erst bei späteren „Ermittlungen“ in der Zelle gefunden.

WÄHREND ES EINSEITIG IN RICHTUNG SELBSTMORD ERMITTELT WIRD, BLEIBEN DIE VERDACHTE UNGEKLÄRT UND DIE VERDÄCHTIGE UNBERÜHRT.

13 Monaten nach dem Tod Oury Jallohs gibt es immer noch keine Klarheit über die Umstände und die Verantwortungen. Trotz massiver, mittlerweile der Öffentlichkeit bekannter Unregelmässigkeiten und Widersprüche wird kein Gerichtsprozess angestrengt. Die verantwortlichen Polizeibeamten und der Arzt, der den Todesschein ausstellte, sind immer noch im Dienst. Die Dessauer Staatsanwaltschaft hat zwar Anklage wegen Körperverletzung
mit Todesfolge und wegen fahrlässiger Tötung gegen zwei Polizisten erhoben. Mit immer neue Einwände wird aber versucht, die Verfahren einzustellen - bis ins Absurdum. Jetzt heisst es, die Anklage der Rechtsanwälte der Familie Jalloh sei nicht gültig, denn es beständen nicht genügend Beweise, dass es sich tatsächlich um die Familie Jalloh handele. Die Zeit vergeht. Bestimmte Verbrechen vergisst man.

Die Geschehnisse in Dessau sind nur der Gipfel des Eisbergs. Die Realität von Flüchtlingen und MigrantInnen in ganz Europa wird von Tag zu Tag dramatischer. Zunehmende Verfolgung und Kriminalisierung kennzeichnen den Alltag von nicht-Europäern in Form von immer mehr Gewalt, Kontrollen, Abschiebungen. Damit werden Hass und Ausgrenzung noch tiefer in der Gesellschaft verankert. Allein zwischen 1990 und 2004 starben in Deutschland elf MigrantInnen im Zuge polizeilicher Maßnahmen, zwölf wurden durch rassistische Angriffe auf der Straße umgebracht.

Es ist wohl üblich, über den Rassismus zu sprechen, der von Nazis auf die Straße getragen wird. Über den Rassismus innerhalb der Institutionen wird hingegen wie gewöhnlich geschwiegen.

Aus dem Protokoll der Gespräche zwischen dem diensthabenden Polizeibeamten und dem zuständigen Arzt im Fall Jalloh:
Polizist: "Pikste mal 'nen Schwarzafrikaner?"
Arzt "Ach du Scheiße. Da finde ich immer keine Vene bei den Dunkelhäutigen."
Lachen. Polizist: "Na, bring doch 'ne Spezialkanüle mit!"
Ein zweites Protokoll hält den Dialog zweier Polizeibeamter unmittelbar nach dem Tod fest.
"Hat er sich aufgehangen, oder was?"
"Nee, da brennt's." "Wieso?"
"Weiß ich nicht. Die sind da runtergekommen, da war alles schwarzer Qualm." "Ja, ich hätte fast gesagt gut. Alles klar, schönes Wochenende, ciao, ciao."

Nun wird auch Mouctar Bah, der Mensch, der im Mordfall Oury Jalloh am Entschiedensten für Wahrheit und Gerechtigkeit gekämpft hat, kriminalisiert und verfolgt. Am 7. Februar schlossen die Behörden sein Telecafe - im „öffentlichen Interesse“, so hieß es, da er angeblich Drogendealer in seinem Laden tolerierte. Das Cafe war Bahs finanzielle Grundlage und ein zentraler Treffpunkt für die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh.

Obwohl die Presse an verschiedenen Stellen Aufmerksamkeit auf die rassistische Hintergründe des Todes erregt hat (z. B. Spiegel, ARD) und einige Initiativen eine Rückhaltlose Aufklärung der Widersprüche forderten, bleibt die Neigung zum Verschweigen und Vergessen in dieser Gesellschaft bis heute stärker.

Es bedarf JETZT einen entschiedenen öffentlichen Drück, damit der Prozess tatsächlich eröffnet wird.

SCHLUSS MIT DER STRAFLOSIGKEIT DER VERANTWORTLICHEN UND DER KRIMINALISIERUNG VON UNSCHULDIGEN!
WIR LASSEN UNS NICHT EINSCHÜCHTERN!

WIR FORDERN:

AUFKLÄRUNG, GERECHTIGKEIT, ENTSCHÄDIGUNG

GEGEN RASSISMUS UND STAATLICHE GEWALT


Nicht über alles wächst Gras...
STOPPT DEN POLIZEITERROR GEGEN FLÜCHTLINGE UND MIGRANTINNEN!

BREAK THE SILENCE!

Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, unterstützt von ARI, Plataforma, THE VOICE
 http://plataforma-berlin.de /  http://thevoiceforum.org
Für mehr Information: 0176 - 254 33750

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