Wo ist die Antifa, wenn man sie braucht?

Der Martin 11.03.2005 18:28 Themen: Antifa Antirassismus
Neukölln Bezirksbürgermeister Busckowsky (SPD) in der "Jungen Freiheit".
Auch wenn der Artikel als Meldung von der dpa übernommen worden ist und wahrscheinlich im allgemeinen Meldungs-Dschungel untergehen wird, ist es doch wichtig, dass diese Aussagen - gerade weil sie von einem SPD-Politiker kommen - nicht unwidersprechen stehen bleiben können.

Interessant ist auch, wie hier die so genannte "Ehrenmord"-Debatte hilft, Dämme einzureißen. Würde es den Etablierten wirklich um "Frauenrechte" gehen, würden sie sich erst einmal um die bis zu 200.000 "Zwangsprostituierten" kümmern müssen, die Jahr für Jahr hier her verbracht werden.

Anbei die dpa-Meldung vom heutigen Abend:

Berlin (dpa) - Der Bürgermeister des Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), hat in der rechtsgerichteten Wochenzeitung «Junge Freiheit» mit der Vision der multikulturellen Gesellschaft abgerechnet. Eine «Mafia der Gutmenschen» sei für die gescheiterte Integrationspolitik verantwortlich, sagte er dem Blatt (Freitag). «Es war der Hochmut der moralisch Selbstgerechten.»

Die PDS kritisierte Buschkowsky wegen des Interviews mit dem rechtskonservativen Blatt scharf und stellte die Frage nach der politischen Tragbarkeit des Politikers.

Buschkowsky warf der Gesellschaft Doppelmoral vor, weil viele Meschen weit mehr empört seien, «wenn Ausländer rechtsextremistischer Gewalt zum Opfer fallen, als wenn türkische Frauen aus Gründen der Familienehre erschossen» würden. Vermutlich hänge das mit der deutschen Fixierung auf den Nationalsozialismus zusammen. Diese dürfe aber nicht davon ablenken, «was heute in unserem Land geschieht.»

Die PDS-Abgeordnete Evrim Baba aus Neukölln reagierte empört. «Es ist ein Skandal, diesem Blatt ein Interview zu geben. Damit leistet Buschkowsky rechten Ideologien Vorschub. Er beschwört Überfremdungsängste und führt eine Hetzkampagne.» Es stelle sich die Frage, ob Buschkowsky als Bezirksbürgermeister noch tragbar sei.
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Ergänzungen

antifa keine dienstleistung

oigen 11.03.2005 - 19:51
"Wo ist die Antifa, wenn man sie braucht?" fragst du ganz unschuldig und stellst dir antifaschistische gruppen scheinbar als dienstleister vor, die den job schon erledigen werden. aber warum stösst du nicht mal selbst was an und wenn es nur ne mail an deine lokale antifa ist, werd aktiv und mach das selber, was du hier einforderst. antifa ist keine dienstleistung, die das gewissen der restlinken beruhigt.

Mehr...

h48.de 11.03.2005 - 20:15
...Nachrichten über Buschkowsky, den Mord an Hatun Sürücü und Nord-Neukölln im Allgemeinen finden sich - und können ergänzt werden - unter folgendem Link:

@ Der Martin

paul 12.03.2005 - 10:50
wer fragt, der kann auch selber handeln. ein paar freunde zusammentrommeln, den sachverhalt erklären und die sache veröffentlichen, so wie du es schon gemacht hast.

besonders ekelhaft ist

tagmata 12.03.2005 - 14:16
daß Frauen in der BRD ökonomisch gesehen immer noch Menschen zweiter klasse sind, wie anläßlich des Weltfrauentags mal wieder bestätigt wurde. Das christlich-abendländische und später das nazistische Bild der Frau als Mutter und Hausfrau ('Kaiser Kinder Küche Kirche' hieß das vor 100 Jahren) hat halt seine Spuren hinterlassen. Da kommen ein paar Morde von durchgeknallten Islamfundis doch ganz gut, um sich nicht Gedanken drüber machen zu müssen, wie ungerecht die Lage von Frauen, insbesodere alleinerziehenden Müttern, in der guten deutschen Leitkultur immer noch ist.
Parallelgesellschaft? Eine Parallelgesellschaft sind irgendwelche 'freien Kameradschaften', irgendwelche elitären Bonzenzirkel, die scientific community der Molekularbiologie und so weiter und so fort doch auch. Hinter dem Konzept der 'Parallelgesellschaft' versteckt sich nicht mehr als ein irriges Gesellschaftsbild; vielleicht liegts an den Nazis, daß gerade Deutsche so empfänglich für die Lüge der Gesellschaft als homogene Masse Menschen sind; in Frankreich und UK, wo ebensolche Probleme bestehen, wird jedenfalls wesentlich anders an die Sache herangegangen. Nicht unbedingt erfolgreicher, aber doch deutlich weiger gallig uznd verbissen. Enoch Powells 'Rivers of Blood' war in UK eine bemerkenswerte Ausnahme - Horrorvisionen über eine 'durchmischte und durchrasste' (Stoiber) Gesellschaft gehören hierzulande bis in die SPD hinein, in der CDU mittlerweile sowieso, zum 'guten' Ton. Diese Saat wird irgendwann aufgehen, und nachher will's wieder keiner gewesen sein.

Ergänzung?

ANNA Ski 12.03.2005 - 20:09
Soweit ich das mitgekrigt hab hat der Typ inzwischen erklärt das sein Interview ein baudauerlicher Fehler gewesen sei, er sprach aber wohl nicht davon falsch zitiert worden zu sein.
Nebenbei wird es natürlich auch durch das Bedauern nicht wieder gut; und es bleibt fragwürdig warum überhaupt immer wieder ein nationalistisches Medium von "unsereren demokratischen VertreterInnen", aus den etablierten Parteinen, zur Verbreitung ihrer menschenverachtenden Meinungen benutzt wird.

Buschkowsky

ein Überblick 17.04.2005 - 06:09

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