Webradios: 30% werden dichtgemacht

Z 02.03.2005 11:33 Themen: Medien Netactivism
Ein Drittel aller Radios wird wahrscheinlich dichtmachen. Keine Angst, euer freies Radio wird fleißig weitersenden. Gemeint ist das Senden über Internet, auf neudeutsch "Webcasting". Den Webcastern droht ab ersten April eine saftige Gebührenerhöhung. Die höheren Gebühren müssen an die GVL gezahlt werden.
Sie ist die Verwertungsgesellschaft der MusikerInnen, treibt für sie bei denjenigen Geld ein, die die Werke der Künstler zweitverwerten.

Eben das tun Webcaster und jahrelang waren die rechtlichen Bedingungen, die dabei für sie galten in einer Art Schwebezustand. Ein Interimszustand, der nun beendet wird, weil notwendige internationale Verträge geschlossen wurden.

Doch bei den Machern zahlreicher kleiner Webradios machte sich angesichts dieser Botschaft keineswegs Erleichterung bemerkbar. Ein wütender Aufschrei ging durch die Szene, als es hieß, dass die Erhöhung bis zu 1000 Prozent betragen könne. Protest-Webseiten wurden organisiert, und eine Kampagne gegen die Gebührenerhöhung ins Leben gerufen. Scharfe Kritik gibts auch an neuen Auflagen durch die GVL, die von der Szene als Schikanen empfunden werden.

Nüchterner geht man beim Radioring, in dem sich 100e von Webradios organisieren - mit den Neuigkeiten um. Doch auch hier ist man sich Sicher: Die Zeiten sind vorbei, in denen jeder mit wenig Aufwand im Internet auch in dieser Form "so mal eben" kreativ werden konnte.

Erwin Reichel ist Sprecher für den bundesweiten Radioring und selbst Webcaster, nämlich bei Radio "hallosagen" aus Nürnberg. Welche Reaktionen gabs dort wohl, bei Eintreffen der unfrohen Botschaft? Michael Liebler von Radio Z sprach mit Erwin Reichel.

Infos:
GVL:  http://www.gvl.de
Radioring:  http://www.radioring.de
hallosagen:  http://www.hallosagen.de

Beitrag:
 http://zip-fm.reportnet.de/index.php?mode=program&s_id=203&cat=57#art787
 http://zip-fm.reportnet.de/audio/webradio_1_1109696336.m3u
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Ergänzungen

Keine GVL in Usbekistan oder Cayman Islands

Clever&Smart 02.03.2005 - 15:47
Webspace im Ausland könnte eine Alternative sein- meistens gibt es außerhalb Deutschlands keine Reichskontrollministerium für Musik (GEMA) oder Gebührenhaie wie die GVL...

listening winds

ap 02.03.2005 - 22:16
irgendwann (ist schon ebbes länger her), als chumabawamba noch so richtig gut und ziemlich unumstritten (=pc) waren, hiess das: "flickering pictures hypnotise, we spent our lifes watching others lies..." es sei den sehr sehr genauen überlassen, das auf des hören, statt sehen eben, zu übertragen, aber:
was schert es denne, was irgendwelche leuts für drecks-urheber(???)gesetz-radio-scheizzdreck-mist-undsoweiter-kram verzapfen?
warum nicht einfach machen? auf den ganzen legalistischen krimskrams scheissen; einfach subversiv machen?
muss alles einen genehmigten rahmen haben?
home burning is disturbing multinational music-cooporations (früher, mitte der 80er hiess das noch "killing", statt "disturbing...") - and it´s about time.
wer braucht eigentlich genehmigtes, öffentlich schlechtliches radio? vom fernsehen ganz zu schweigen...

do it!!! for YOUR truth - not someones profit!!!

wishes
ap

nur die halbe wahrheit

auch da 03.03.2005 - 02:42
tach,

nun das ist ja nur die hbalbe wahrheit zum thema.

die gvl macht es ja nur vor, die gema gibt es ja auch noch und die werden dann ebenfalls die selben gebühren nochmal erhebne, genau wie es nun auch läuft

mal ein beispiel wie es heute läuft

25 euro bekommt die gema und 25 euro bekommt die gvl, für 25 hörer im monat und 24 stunden programm (therotisch9

nun plant die gvl aber den monatsbeitrag auf 300 euro anzuheben, das ergibt mit der gema (300) dann zusammen 600 euro nur gebühren, für ein hobby ist das dann nicht mehr zu tragen

dazu kommen dann noch die server und traffic pro monat, 700-800 euro für 25 hörer und wer man nebenher noch werbung schaltet dann würden gema und gvl nochmal extra abkassieren, also gegenfinanzieren geht da schon garnicht

einige meinungen laufen schon wieder in die richtung, "dann läd man sich ebend wieder die alben aus dem netz und gibt sein geld den radios, dann fliesst das geld über die gvl zu den künstlern"

das wars auch schon

Gemapflichten

Karlheinz Meier 03.03.2005 - 03:15
Die Erhöhung der GVl und die geschönten (12 Stunden Sendezeit pro Tag) Beispielrechnungen sind nur ein Teil der Miete.

Zusätzlich müssen für alle bereitgehaltenen Musikstücke pro Jahr Gebühren entrichtet werden. Also im Extremfall beim Streaming von zu Hause für ! Alle MP3s auf der Platte !
(die man ja bereit hält)

Als wäre das noch nicht genug, müssen Webradios zudem GEMA-Gebühren bezahlen.
Bei den Gema-Gebühren steckt der Teufel besonders für "befreundete Webseiten" im Detail. Die Kombination aus Werbung zur Webspace-Finanzierung und Titeleinblendung ("Radio ... spielt jetzt ...") könnte durchaus unter folgende Gema-Regelung fallen :

"5) Verlinkung auf Seite mit Webradio

Das Einbinden eines von dritter Seite veranstalteten Webradios auf die eigene Webseite kann ebenfalls eine Vergütungspflicht auslösen. Hier kommt es wesentlich auf die Realisation im Einzelfall an. Für nähere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an uns"
(Direktes Zitat aus der Gema-Homepage)

Was das kostet kann steht weiter oben :

"Im Regelfall beträgt die Vergütung 10% der Einnahmen (bei Mehrkanalradio ab 25 Kanälen 12%). Einnahmen sind insbesondere die aus Audio-Werbung, Bannerwerbung, Abonnements, Sponsoring oder Bartering erzielten Einnahmen. Diesen Einnahmen stehen ähnliche wirtschaftliche Vorteile in Höhe des ihnen entsprechenden Wertes gleich."

oh mann

wirkliche gema kritikerin 16.03.2005 - 00:24
Liebe Freunde des guten Geschmacks,

Dieser urspruenglich hier eingestellte Artikel zeigt zumindest einen Ansatz von Realitaet. Hey, er ist sogar so geschrieben, dass auch nicht-Soziologen, -Politologen und -Rechtler ihn verstehen koennen.

Die Geschichte mit den Gebuehren beruht auf eine Klage vor dem EuGH bezueglich Europaeischer Wettbewerbskriterien. Dass eine GVL oder auch eine GEMA ihre Gebuehren erhoeht liegt also als wirtschaftlicher Verein mit staatlicher Verleihung, wie die GEMA es ist, in der Natur der Sache. Genauso wird in Nachbarlaendern, wie Belgien, Frankreich, etc. gehandelt. Man will damit den Wettbewerb innerhalb der EU ankurbeln...

Sollte man vielleicht in einem Forum wie diesem auch mal ueber die soziologischen Hintergruende einer solchen Rechtssprechnung diskutieren oder ist meckern, rummobbern und schlechtmachen jetzt der Weg, den wir gehen wollen. Frau/mann kann Dingen gegenueber kritisch sein, sprich beide Seiten anschauen.

Ausserdem ist es leider in diesem Kontinent Mode geworden, an die Armen, Kleinen Unternehmen und Schwachen den FRust der Zivilisation auszulassen. DAher, schaut mal, was Euer Lobbyverband (Radioring) da macht und wenn er nichts macht, dann seht zu, dass ihr euch in Chats in Arbeitsgruppen zusammenfindet. Es gibt bestimmt auch Anwaelte, die sowas interessant finden.

GEMA Gebühr für freie Songs?

j.cappallo 17.03.2005 - 12:22
Ich habe da mal eine Frage:
Es gibt ja genug freie Bands und Musik im Netz. Kann oder will die GEMA auch für Songs Gebühren kassieren, wenn die Künstler definitiv erklären, dass sie keine Verwertungsgebühren wollen?

Vielleicht liegt ja darin dann auch die Zukunft des Webradios:
In der Promotion von unbekannten Bands an den Musikgesellschaften vorbei.
Ich denke das könnte doch eine lohnende Aufgabe sein, zumal diese Bands mit Sicherheit so etwas begrüssen würden.