Yorck59 oder Die Häuser denen die drin wohnen

offenes Treffen des Projektraum-Neukölln 20.01.2005 14:10
Mieterhöhungen im Briefkasten sind immer ärgerlich. Vor allem, wenn das Geld nicht ausreicht, sie zu begleichen. Bereits vor längerer Zeit bekamen die BewohnerInnen der Yorckstrasse 59 in Kreuzberg Post vom Hausbesitzer. Er kündigte eine Mieterhöhung um 55% an. Eine Erhöhung der Miete ist für die BewohnerInnen des Hauses nicht bezahlbar. Der Besitzer machte allerdings eine Verlängerung der Mietverträge von dieser Mieterhöhung abhängig. Das ist eine klare Ansage: Wenn ihr eine höhere Miete nicht bezahlen könnt, fliegt ihr raus!
Vertreibung durch Mieterhöhung ist weit verbreitet, doch wird selten öffentlich gemacht. Die Drohung von Hausbesitzern: Entweder ihr bezahlt mehr Geld oder ihr sitzt auf der Strasse kennen viele Menschen. Im Norden Neuköllns, wo zwei Drittel der BewohnerInnen von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld leben, übernimmt die städtische Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ diese Rolle. Momentan sind viele MieterInnen der „Sozialwohnungen“ in der Rollbergsiedlung von drastischen Mieterhöhungen betroffen. Durch die Hartz IV-Gesetze und der gleichzeitigen Mietpreiserhöhungen fallen viele der „Sozialwohnungen“ nicht mehr unter das, was die Behörden als „angemessen“ definieren. Am 01.07.2005 endet die Übergangsfrist für „angemessenen Wohnraum“ in Bezug auf Hartz IV. Vielen droht dann der Umzug. Anderen, die nicht gehen können oder wollen, droht die Räumung. Das ist nichts Neues, doch wird zunehmend verschärft.

Die BewohnerInnen der Yorckstrasse 59 wollen sich nicht vertreiben lassen! Sie wollen ihr Haus retten und damit nicht nur billigen Wohnraum, wie es ihn in Berlin kaum noch gibt. Darüber hinaus wird mit diesem Haus ein soziales und politisches Projekt verteidigt, welches gerade im Kampf gegen unsoziale Politik eine wichtige Rolle spielt. Das Projekt „Yorck 59“ bietet verschiedenen gesellschaftlichen Initiativen Raum und Unterstützung, wie z.B. dem Anti-Hartz-Bündnis und der Antirassistische Initiative (ARI), sowie weiteren Gruppen und Projekten. In der Veranstaltungsetage der Yorkstrasse 59 gibt es regelmäßig Kiez-Küche und Getränke zum Selbstkostenpreis, sowie Raum für Ausstellungen, Veranstaltungen, Partys und vieles mehr.

Das Projekt „Yorck 59“ erfüllt wie viele anderen selbstorganisierten Projekte eine wichtige Funktion, denn obwohl viele Menschen immer weniger Geld zur Verfügung haben, steigen die Mieten, die Fahrpreise der BVG, der Eintritt ins Schwimmbad und vieles mehr. Zwar gibt es vereinzelt Protest gegen diese unsoziale Politik, doch muss leider regelmäßig deprimiert festgestellt werden, dass sich durch Demonstrationen denkbar wenig ändern lässt und verantwortliche Politiker Proteste einfach aussitzen können, wie zuletzt die Proteste gegen Hartz IV. In selbstorganisierten Projekten wie der „Yorck 59“ oder dem „Projektraum“ in Nord-Neukölln kann eine widerständische Alltagsorganisierung entwickelt werden, die über punktuelle Proteste hinausgeht.

Das offene Treffen des Projektraum-Neukölln lädt zum Mitmachen ein:

Neuigkeiten werden im Projektraum und ausgehängt, sowie dort mittwochs ab 19Uhr bei der Kiez-Küche und sonntags ab 20:30Uhr beim Kino bekannt gemacht. Ihr könnt auch jederzeit in der Yorkstrasse 59 vorbeischauen, wo ihr Neues erfahren und euch einbringen könnt. Im Projektraum und in der Yorck 59 kann sich auch auf eine Notfall-Telefonliste eingetragen werden, um im Fall einer Zwangsräumung informiert zu werden. Kommt vorbei und fragt nach! Wenn es zu einer Zwangsräumung kommt, treffen wir uns zunächst im Projektraum, um dann gemeinsam nach Kreuzberg aufzubrechen und die BewohnerInnen konkret durch verschiedene Aktionen zu unterstützen.

Aktuelles auch unter: www.yorck59.net

PROJEKTRAUM-NEUKÖLLN (Hermannstr.48 2.HH 1.Stock – U8 Boddinstr.)
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Ergänzungen

meines wissens

... 20.01.2005 - 14:49
sind mieterhöhung in so kurzen Zeiträumen nur in einem bestimmten Umfang (Prozentual) rechtlich erlaubt. Also am besten mal informieren - denn 55% scheint mir en bisschen viel zu sein....

meines Wissens aber ...

k.A. 20.01.2005 - 14:56
handelt es sich um gewerbliche Mietverträge halt für Fabriketagen, da zieht so was nicht!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

Ja und ? — Max

.......................... — ....................

@ Info-S — Yorck-59-Bewohner