Agenturschluss in der BRD - erste Berichte

Rudolf Mühland 03.01.2005 13:01 Themen: Soziale Kämpfe
Hier gibt's die ersten Bericht vom Agenturschluss aus Hamburg, Berlin, Oberhausen, Duisburg, Düsseldorf, ...
und ein Mustertext für all diejenigen die es heute nicht bis in die Agneturen hineingeschafft haben ;-)
Agenturschluss in Oberhausen

Der Tag begann um 07.30 mit einer Kundgebung des Oberhausener Bündnisses gegen Sozialabbau. Dort hatte man zuvor offensichtlich beschlossen, dem Arbeitsamtleiter und der Chefin der örtlichen Zwangs-Arbeitsgemeinschaft ein Sprachrohr zu bieten. Die Leitungsebene trollte sich dann fluchtartig, als die ersten AgenturschliesserInnen eintrafen. Leider beschloss auch der Großteil des Bündnisses seine Kundgebung zu beenden und sich aus dem Staub zu machen. Ein Spaltung, über die noch zu reden sein wird.

Pünktlich um 08.00 begannen dann die Aktionen zum Agenturschluss an denen sich bis zu 150 Leute beteiligt haben und die von zwei anwesenden Kamerateams und einigen Radiosendern begleitet wurden. Da die Polizei die Eingänge mit Ketten von Beamten abgesichtert hatte, wurde zunächst nach voheriger Ankündigung angetestet, ob die Agentur tatsächlich die Durchführung einer Vollversammmlung in ihren Räumen verhindern will. Der Durchbruchsversuch schlug fehl, aber in Kombination mit dem einen oder anderen Zug um das Gebäude und einem weiteren Versuch sich Einlass zu verschaffen, war der Agenturschluss auf diese Weise perfekt.

Mehr als zwei Stunden lang wechselten sich Musikeinlagen, Redebeiträge, Feuerperformances und die eine oder andere spontane Demo ab. Im Verlauf der Blockade wurde kurzfristig der Verkehr vor der Agentur auf einer der Hauptachsen Oberhausens unterbrochen.

Während der Aktionen gab es viele Gespräche mit Arbeitslosen, die unsere Flugblätter und Arbeitsplätzchen in der Regel sehr freundlich annahmen und stinkesauer davon berichteten, dass sie von der Polizei am Betreten des Gebäudes gehindert worden seien. Denen, die es dennoch geschafft haben, wurde sofort ein Sachbearbeiter oder ein Security (die waren im Übrigen nicht zu unterscheiden) zur Seite gestellt, der sie abfertigte und anschließend wieder hinausbegleitete.

Wir sind sehr zufrieden mit dieser ersten Agenturschlussaktion in Oberhausen und kündigen hiermit bereits an: Wir werden wiederkommen und der Agentur, vor allem aber auch den Trägern, die sich an den 1-Euro-Drecksjobs beteiligen unangekündigte Besuche abstatten. Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder keine Frage.

--
FAU-IAA OG Moers
Bismarckstrasse 41a
D-47441 Moers
www.fau.org
www.syndikat-a.de



Erster Bericht aus Duisburg

Um Acht Uhr traf sich die FAU-Du am Arbeitsamt und ging anschließend hinein, um dort in den Räumen ( Warteräume und BIZ ) die Sonderbeilage zu verteilen. Um den Arbeitslosen den Besuch bei ihrer Lieblingsagentur zu versüßen, boten wir ihnen zusätzlich noch "Arbeitsplätzchen" an ( " Bei uns bekommen Sie noch Arbeitsplätzchen! Heute umsonst, gestern noch für einen Euro!" ). Nach ca. zehn Minuten wollte uns ein Angestellter / Leiter der Agentur nach draussen begleiten. Jedoch wurden wir von ca. 4 oder 5 Kamerateams abgefangen, die die Aktion ganz lustig fanden, weswegen wir dann im Foyer bleiben konnten. Im BIZ hielt uns auch keiner davon ab Plätzchen und DAs zu verteilen. Ein paar von uns wurden interviewt, was im Eifer des Gefächts manchmal etwas daneben gegangen sein kann...aber die machen da ja eh draus, was sie wollen! - NDR für Panorama (6.1.), RTL fürs Nachtjournal und noch andere, meist Zeitungen aus der Umgebung.

So um Neun kam dann das Duisburger Sozialbündnis (MLPD, und Initaitiv e.V.) an und hielt dort eine Kundgebung, in der Zwischendurch auch mal der Herr Schartau (Besuch der BA in Duisburg und in Mülheim) " in die Mangel" genommen wurde , naja...ihm wurden von der MLPD Fragen gestellt... Da standen wir aber etwas beiseite und haben uns mit den Arbeitslosen beschäftigt, die auch oft dankbar waren, daß da überhaupt was passierte am Amt und sie dann auch mal kurz jemandem ihren ganzen Mist, den Sie in der letzen Zeit erlebt haben und der auf sie noch zukommt erzählen konnten.

Um Zehn gab es vom Amt noch ne Info-Veranstaltung für arbeitslose Jugendliche (also bis 25). Dort wurde denen kurz und allgemein erklärt, was sie alles Wunderbares von der Agentur erwarten können (es wurde nicht verschwiegen, daß ihnen Saktionen blühen, wenn sie nicht mitarbeiten...). Das Ganze ging so zehn Minuten (hätte also auch ein Brief gereicht!) und dann durften sie sich ihren persönlichen Termin abholen, damit ihnen das Amt weiterhelfen kann.

Kleine Anekdote hierzu:
Als diese Veranstaltung schon lief kam noch ein Fascho-Pärchen hereingeschneit, bei dem anscheinend nur ER betroffen war! Als es dann hieß sich anzustellen, um den Termin zu vereinbaren, stellte sich heraus, daß sein Mütterchen auch mit im Raum saß ( sie war also pünktlich - ihr Sohnemann nicht!!!) und er mal eben durchblicken ließ, daß er schonmal rausgeht und sie für ihren Sohn alles klären kann. Ein Sympi und eine der FAU-Du gingen draussen am Fascho-Pärchen vorbei und der Sympi meinte kurz und sehr angebracht : "War wohl nix mit : Arbeitsplätze nur für Deutsche!" Der Spruch mußte sein, da hatte er einfach recht. Danach mußten die beiden aber schauen, daß sie die Beine in die Hand nehmen, da der Fascho (2meter x 1meter) doch aufstand und den beiden zeigen wollte, wos langgeht. Aber alles ging gut aus und er ging wieder zu Mama und Schätzchen! ... DAS nur am Rande...

Naja, wie schon gesagt, war relativ viel Presse und Fernsehen anwesend, leider hätten wir ruhig mehr Widerständler sein können, aber auch so haben wir ganz gut Sonderbeilagen verteilen können und die Resonanz war auch ganz positiv. Wir sehen weiter!!!

(ps: auch Angestellte und Polizisten deckten sich mit Arbeitplätzchen ein--- man kann ja nie wissen, wofürs gut ist!! ... in Oberhausen wurden auch welche von einer kleinen Gruppe von uns verteilt)

Hoffe, es gab heute ähnlich positive Erfahrungen in anderen Städten.

Grüße aus Duisburg!
www.fau.org
www.fau-duisburg.tk



Bericht aus Düsseldorf

Die FAU-Düsseldorf hat heute seit 7.3o Uhr (Öffnungszeit der hiesigen
Arbeitsagentur) die DA Sondernummer "Zieht euch warm an" (kann auf
www.fau.org bestellt werden) verteilt.
Die Reaktionen waren durchweg positiv. Eine Menge Leute nahmen sich vor
bzw nach ihrem Besuch in der Agentur ein wenig Zeit um mit uns zu reden.

Nach ca: 45 Min. tauchten das erstemal ein Paar Büttel auf. Sie wollten
wissen wer wir sind, warum wir da sind, was wir da verteilen usw.
Da wir ihnen nicht schnell und höflich genug antworteten fühlten sie sich
provoziert unsere Personalien festzustellen - zur Gefahren abwehr.
Außerdem nahmen sie einer "Kundin" der Arbeitsagentur ein Exemplar der
DA-Sondernummer ab (sie fragten diese und die Frau gab ihnen ohne
umschweife ihr gerade erst erhaltenes und noch nicht gelesenes Exemplar).
Naja - wenns ihnen hilft

Wiederum eine halbe Stunde später kamen erneut zwei Büttel. Diesmal
offensichtlich die Vorgesetzten der orherigen. Die waren alles in allem
etwas lockerer drauf.
Kurz vor zehn (für zehn war eine Kundgebung der PDS angemeldet) tauchte
dann der Antifa KoK auch noch auf. Mit 10-20 Leuten waren sie in der
Agentur, verteilten ihre Fleyer und hängten für ein paar Minuten ihre
mitgebrachten Transparente im Eingangsbereich der Agentur auf.

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon alle unsere Exemplare der
DA-Sondernummer verteilt. Nach einem kurzen aufwärmen mit einer Tasse
Milchkaffe kam dann nur noch ich zurück um zu sehen was da ggf noch so
abgeht.
der antifa-KoK war zu diesem Zeitpunkt schon weg und die PDS löste die
Kundgebung gegen 12.oo Uhr offiziell auf.

Insgesamt beteiligten sich bis zu 50 Personen in Düssedorf am
Agenturschluss. Das Spektrum reichte von der FAU-Düsseldorf, über den
Antifa-KoK, die Arbeitslosen Ini bis hin zur PDS und MLPD (in der
Aufzählung sind viele nicht genannt, es geht mir nur um das Spektrum).

Alles in allem werden wir ggf schon am nächsten Donnerstag sehen ob und
welchen effekt unsere Verteilaktion hat, denn ein paar zeigten durchaus
ein deutliches Interesse.

Soweit der bericht aus Düsseldorf

Rudolf Mühland
Anarchie und Luxus
www.fau.org



Erster Bericht aus Hamburg

Moin!

Hier in Hamburg mobilisierten wir als FAU gemeinsam mit einem Bündnis von einem Dutzend weiteren linken und linksradikalen Gruppen zur BA Hamburg-Mitte.
Die Mobilisierung war erfolgreicher als wir selber dachten, mehr als 300 GegnerInnen von Hartz IV fanden sich ein.
Aufgrund des Ansturms hunderter KollegInnen, die Ihr nicht überwiesenes Geld abholen wollten, kam eine Blockade nicht mehr in Frage.

Es wurden verschiedene Flugblätter sowie die d.a.-Sondernummer an Angestellte und BesucherInnen verteilt, es gab einen Infostand von der FAU und dem Bündnis, ein gratis Frühstücksbuffet in der Agentur und verschiedene kleine Aktionen und Spiele. Eindeutig ist, daß die Aktion Agenturschluß nur ein Auftakt zu verschiedenen und vor allem auch entschlosseneren Aktionen in der nahen Zukunft war.

FAU-IAA Hamburg
www.fau.org





Presseinfo: Agenturschluss schwarz-rot: Berlin Storkower Straße

Im Rahmen der bundesweiten Agenturschluß-Aktionstages kam es in der für
Berlin-Pankow zuständigen Agentur für Arbeit zu einer Aktion.
Etwa 50 Menschen fanden sich in der "Agentur" ein, verteilten Brötchen,
Kaffee und Sekt. Gleichzeitigt informierten sie mit Flugblättern und
Transparenten über die Zumutungen durch Hartz IV und ALG II und den
Möglichkeien dem etwas entgegen zu setzen.
In der dritten Etage des Gebäudes fand ein spontanes Konzert statt.
Die Schilder der Agentur wurden mit Transparenten verschönert und mit
Plakaten "geschlossen".

Freie ArbeiterInnen Union Berlin [FAU-IAA]
Straßburger Str. 38
10405 Berlin
fon: 287 008 04
fax: 287 008 13
mail:  faub@fau.org
web: www.fau.org




Und ein Vordruck für alle die heute nicht in die Agenturen hineinkamen:

An die
Arbeitsagentur
XY str. 00
Postleitzahl Stadt

Stadt, den 3.1.2005

Sehr geehrte Damen und Herren,

leider war es mir heute nicht möglich, in der Arbeitsagentur Müllerstraße vorzusprechen, weil ich von der Polizei / durch besondere Umstände, die ich nicht zu verantworten habe, am Zutritt gehindert wurde. Dies wird durch untenstehende Person/en bestätigt.

Mit freundlichen Grüßen



Name, Anschrift, Tel.Nr. und Unterschrift der ZeugInnen:
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Ergänzungen

Nazimahnwache in HH

gefunden 03.01.2005 - 14:42
... im freier wid. forum:
Sa, 8.1. Hamburg-Harburg soll eine Nazi-Mahnwache wg. "lebensgefährlichem Messerangriff auf einen Kameraden" um 11Uhr Winsenerstr. stattfinden.
Man sollte der Sache mal nachgehen.

Nazis von der Strasse fegen!