Auf nach Mittenwald

VON CHRISTOF SCHNÜRER Mittenwald - An Proteste bei Gedenkfeiern der
Gebirgstruppe haben sich die Mittenwalder seit Pfingsten 2002 mehr oder
weniger gewöhnt. Dass linksmotivierte Demonstranten nun auch am
bevorstehenden Volkstrauertag, 14. November, stören wollen, ist allerdings
neu. Bürgermeister Hermann Salminger berichtete jedenfalls beim jüngsten
Veteranentreffen im "Postkeller" von einer weiteren Störaktion auf dem Hohen Brendten.

Dort oben, am Ehrenmal der Gebirgsjäger, wird seit vielen Jahren von
Vertretern der Marktgemeinde, der Bundeswehr, der Veteranen und
Reservistenverbände ein Kranz zum Gedenken der Gefallenen beider Weltkriege niederlegt.
Nach diversen Recherchen auf einschlägigen Internetseiten, wo zu Protesten
in Mittenwald aufgerufen worden sei, habe man sogar kurzzeitig eine Absage
dieses traditionellen Zeremoniells ins Auge gefasst, aber ebenso schnell
wieder verworfen, bestätigt Klaus Esper von der Ortskameradschaft. "Das
lassen wir uns nicht nehmen."
Noch deutlicher wurde Bürgermeister Salminger während der Generalversammlung des Veteranenvereins. Zu einem möglichen zweiten Pfingsten am Volkstrauertag meinte das Gemeindeoberhaupt: "Warum können uns diese Menschen nicht in Ruhe lassen? Warum greifen sie unsere Toten noch immer als Verbrecher an? Es ist unwürdig, wenn eine Gesellschaft ihre toten Soldaten vergisst."
Gerüchte werden bewusst gestreut
Verwunderlich nur, dass die Sicherheitskräfte von Protestaktionen am
kommenden Wochenende nichts wissen. "Es liegen polizeilich keine Hinweise
vor, die eine Störung der Kranzniederlegung vermuten lassen", bestätigte
gestern der Sprecher der Direktion Weilheim, Klaus Schürgers. Ins gleiche
Horn stößt Jürgen Behl, der geschäftsführende Dienststellenleiter in
Mittenwald: "Das sind Gerüchte, wohl bewusst gestreut."
Auch die möglichen Demonstranten zeigen sich überrascht: "Davon höre ich zum ersten Mal", meint Ernst Antoni, Geschäftsführer der "Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes" (VVN) in Bayern. Wer auch immer einen Aufruf im Internet startete, "wir waren`s nicht." Selbst der VVN-Bundessprecher Ulrich Sander aus Dortmund schüttelt den Kopf: "Ich weiß nichts davon."
Wie verlässlich auch immer die Indizien im Internet sein mögen, schon jetzt mehren sich die Anzeichen, dass am Volkstrauertag in Mittenwald wohl mehr Polizisten als sonst Dienst schieben werden.

mm


11.11.2004 Garmisch Partenkirchner Zeitung