Brutaler Naziüberfall in Pirna

Lisa Schubert 03.10.2004 01:07 Themen: Antifa
In den frühen Morgenstunden des 02. Oktober 2004 kam es zu einem erneuten brutalen Überfall von vier Nazis auf eine Gruppe Jugendlicher. Nach einem Konzertbesuch wollten sieben Jugendliche noch zu einer Tankstelle um etwas zu trinken. Mittlerweile war es gegen vier Uhr, als ein grauer Ford Escord an die SB-Tankstelle in Pirna gefahren kam. Aus dem Wagen stiegen vier männliche Personen, die ihrem Outfit nach durch die Jugendlichen sofort der Naziszene zugeordnet werden konnten.
Drei Personen gingen an den Nachtschalter und eine Person kam sofort auf die Jugendlichen zugelaufen und forderte sie auf, sich mit ihm und seinen Gefährten zu prügeln. Da die Jugendlichen nach dem Konzertbesuch und in den frühen Morgenstunden nicht mehr in der Lage waren sich zu verteidigen, war es für die Nazischläger ein Leichtes, die Gruppe brutal anzugreifen. Einem Jugendlichen wurde aus dem Sprung gegen den Kopf getreten, so dass er sofort zusammenbrach. Einer Frau aus der Gruppe wurde von einem der Nazis brutal in die Seite getreten und fast alle erlitten Schläge und Tritte ins Gesicht und gegen den Oberkörper. Nach einigen Minuten ließen die Angreifer von ihren Opfern ab um sich auf den naheliegenden OBI-Markt Parkplatz zu stellen und sich mit Techno-Musik zu belustigen.

Noch bevor sie ihre Opfer verliesen, beschimpften und verhöhnten sie die blutenden Jugendlichen. Den Leuten wurde außerdem angedroht, wenn sie sich am 27.11.2004 in Pirna sehen lassen würden, gäbe es richtig Prügel. Eines der Opfer musste in der Notaufnahme behandelt werden.

Für den 27.11.2004 ist die zweite Demonstration der Kampagne "Schöner Leben - ohne Naziläden" geplant, zu der Bürgerinitiativen und Antifagruppen aufrufen. Nachdem in Chemnitz die erste Demonstration von etwa 250 Neonazis und Hooligans angegriffen wurde, wollen die extremen Rechten nun auch in Pirna ordentlich zuschlagen. Wir müssen daher auch im Vorfeld der Demonstration verstärkt mit Naziüberfällen dieser Art rechnen. Nach Angaben der Veranstalter wird es aber kein Abweichen vom Demonstartionstermin geben. Wichtigstes Ziel sei es weiterhin, den Naziladen "Eagle" auf der Breiten Straße (im "Schwarzen Adler") zu schließen. Eine Bürgerinitiative plane darüber hinaus Druck auf den Vermieter auszuüben. So gelang es zum Beispiel in Chemnitz eine Kündigung des Mietvertrages des "Backstreetnoise" für spätestens 2005 zu erwirken. Es darf nicht hingenommen werden, dass Neonazis hier ohne Weiteres rechte Devotionalien und Tonträger, wie in einem ganz normalen Geschäft (ver)kaufen können.
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Ergänzungen

kurze frage:

gottvater 03.10.2004 - 02:07
wurde anzeige erstattet?

Irgendwie komisch

kritisch 03.10.2004 - 02:18
Irgendwas stimmt doch an dem Artikel nicht ganz. Wenn die Rechten angeblich minutenlang auf die Antifas eingeprügelt haben und später noch auf einem angrenzenden Parkplatz Techno-Musik (sic!) gehört haben, warum habt ihr nicht die Polizei gerufen? Es ist auch ziemlich unglaubwürdig, dass der Tankwart dem ganzen Treiben tatenlos zugesehen hat statt hinter dem abgesicherten Nachtschalter die Polizei zu rufen. Außerdem kenne ich persönlich keine Tankstelle, die zwar über einen Nachtschalter aber nicht über Kameraüberwachung verfügt. Irgendwie erinnert mich die ganze Story an einen Vorfall mit der Antifa Lüdenscheid...

@kritisch

gottvater 03.10.2004 - 05:00
bei den antifas aus der säxischen schweiz gilt es als extrem uncool die bullen zu rufen. weiss der teufel warum...
aber hinterher rumheulen, ja ja.

nuja, wenn ich mitten in der nacht sturzbesoffen (durch den text habe ich genau diesen eindruck) trouble habe, kommen mir auch nur recht selten klare gedanken in den kopf.

gleichwohl ist es bei uns in der ecke (komme selber aus pirna) nicht soooo unwahrscheinlich, dass der tankwart hinter seiner dicken glasscheibe tatenlos zuschaut.

noch was zu dem punkt "...vier männliche Personen, die ihrem Outfit nach ... sofort der Naziszene zugeordnet werden konnten."
verdammt, hier bei uns laufen echt ALLE jugendlichen im "nazi style" rum, ich bezweifle ernsthaft dass es sich bei den angreifern um ideologisch gefestigte NAZIS gehandelt hat.

uncool vs. cool

tut nichts zur sache 03.10.2004 - 10:28
@gottvater

deine aussage stimmt so nicht. die cops zu rufen macht ja nur dann sinn, wenn die täter gleich gestellt werden können, dann raten dir auch die antifas aus der ssw, die cops zu rufen. ansonsten reicht später dann auch ne anzeige, wenn mensch wieder klar im kopf ist und das für und wider abgewägt hat. woher die informationen aus diesem text stammen, vor allem dass die täter dann auf dem obi-parkplatz gefeiert haben, muß auch an dieser stelle nicht geklärt werden.

anzeige zu erstatten oder nicht, ist kein lebensgefühl was mensch als cool oder uncool bezeichnen kann. es ist meinen erfahrungen nach eine abwägung zwischen den umstand: welche strafe haben die täter zuerwarten bzw. welchen sinn macht eine anzeige und wie weit gebe ich etwas über mich preis. es wäre nicht das erste mal, dass nazis akteneinsicht bekommen und dadurch an die kompletten daten ihrer opfer kommen um nachher druck auf sie auszuüben. dies gilt es abzuwägen eine strafanzeige muß mensch nicht gleich in den ersten 24h stellen. inwieweit dann immer noch individuelle gründe von personen gegen eine anzeige sprechen, muß mit den personen geklärt werden und nicht im rahmen eines indymediabeitrages.

ich finde es ziemlich mies, dass auf einen beitrag über einen überfall reaktionen kommen, die (vielleicht bin ich eines der opfer?) andere zwingen sich für das und das zu rechtfertigen... warum habt ihr nicht... fehlt nur noch der vorwurf: ihr wart doch zu siebt, hättet ihr doch...

und ja, mindestens einer der täter wurde von den opfern sofort als nazis eingeordnet. wer sich sich mit solchen menschen einlässt und andere überfällt und bedroht, da bedarf es keiner diskussion mehr über "ein geschlossen rechtsextremistischen weltbild". das ist in meinen augen ein nazi, nicht mehr und nicht weniger und gehört so bezeichnet.

@tut nichts zur sache

gottvater 03.10.2004 - 15:58
zuerst: sorry indymedia, ich weiss dass das hier kein diskussionsmedium ist. aber ein paar gedanken müssen noch raus ;-)

anzeige erstatten oder nicht ist kein sache von cool oder uncool, da haste recht. ich bitte diese etwas unglückliche formulierung zu entschuldigen.

aber in meinen augen kann es nur zwei arten geben, mit nazis umzugehen. bei der ersten wird jeder nazi der aufmuckt umgehend brutal ins krankenhaus gedroschen und seine wohnung zerlegt, so dass die ganz klar wissen wo der hammer hängt und wer hier das sagen hat.
diese art militanz gibt es hier nicht, wird es auch nie geben.
deswegen bleibt in meinen augen nur variante zwei. jeden pupser der nasen wird angezeigt, noch den harmlosesten schubser. gut, die ersten 5 anzeigen werden dann vom gericht eingestellt oder bekommen sinnlose ministrafen. aber bei der 6. gewaltsache blättert sich der richter die akten des angeklagten durch, sieht das da ja doch schon einiges vorgefallen ist, und die chanchen stehen dann nicht schlecht, das der assi einwandert. im gegensatz stellt euch vor, der gewalttäter hat noch nie ne anzeige bekommen, ja ist doch klar das der dann auf alle zeiten weitermachen wird.

dass der eigene name dann unter umständen bekannt wird, damit muss man leben können wenn man zu seinen einstellungen steht. zudem sich sowas in einer kleinstadt wie pirna eh relativ leicht rausfinden lässt, auch ohne akteneinsicht.

soe, und nu noch was zur art der kritik auf den beitrag. ich selber hatte früher auch das ein oder andere unangenehme zusammentreffen mit nazis. habe damals auch alles falsch gemacht was ging.
aber hey, wenn mir das niemand sagt und ich daraufhin nicht selbst über das geschehene reflektieren kann, habe ich ja keine chanche es bei nächsten mal richtiger zu machen. deswegen: seht (auch wenn es schwer fällt) meinen kommentar als konstruktive kritik ;-)

@kritisch

Arrow 04.10.2004 - 03:45
Hast du schonmal versucht bei einem Naziübergriff in der Sächsichen Schweiz die Polizei zu rufen? Da kannst Du nämlich meist warten bis Du schwarz wirst! Der Tankwart hatte wahrscheinlich auch keinen Bock das am nächsten Abend seine Tanke von einer Horde Nazis zerlegt wird! Ich kenne solche Berichte zu Hauf da ich selbst eine Menge Freunde zwischen Dresden und Bad Schandau habe.

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die Polizei ei ei — Erwinchen

falls es jemanden tröstet.... — ex-jugendlicher

@ ex-jugendlicher — gehtto