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Organisiert die antifaschistische Selbsthilfe

Kneipengänger 23.09.2004 00:02
Offensive antifaschistische Demo Fr, 24.9 18h ab Frankfurter Tor

Im gemeinhin als tolerant und linksalternativ dominiert angesehenen Bezirk Friedrichshain finden mit regelmäßiger Kontinuität rechtsextrem motivierte Übergriffe statt, die nicht selten von Kneipen ausgehen. Immer wieder gerät das Publikum bestimmter Kneipen des als alternativ geltenden Bezirkes in negative Öffentlichkeit durch tätliche Übergriffe oder Verbalattacken. Selbst wenn die jeweiligen Täter eindeutig einem organisierten Spektrum von Neonazis zuzuordnen sind, werden diese Angriffe häufig als harmlose Streitigkeiten von Trinkern dargestellt oder als nicht erklärbare Gewaltausbrüche abqualifiziert.
Rechte Alltagskultur

Rassistische Angriffe gehen nicht nur von Personen aus, die dem organisiserten neonazistischen Spektrum angehören. Dadurch lassen sich die Übergriffe nicht mehr in das klassische Bild des rechtsextremen Angriffs einordnen. Infolge dessen wird das Motiv Rechtsextremismus teilweise bewusst nicht erkannt oder wahrgenommen. Dass rassistische Vorfälle nicht als rechtsmotiviert begriffen werden, scheint nicht unbedingt verwunderlich. Denn Denkmuster, die zu rassistischn Übergriffen führen, sind in Grundlagen, in der gesamtgesellschaftlichen Realität vorhanden: Solche Angriffe treffen eben nicht beliebige Individuen, sondern die Menschen die sich einer gesellschaftlichen Normalität nicht anpassen wollen und können. Sie werden nicht nur ausgegrenzt, sondern sind auch Projektionsfläche für Aggressionen.
Bei Nazis liegt eine extreme Ausprägung solcher Denkmuster in Idologie und Auftreten vor. Verüben sogenannte normale Bürger rechts-motivierten Angriffe, werden sie oft nicht mehr als solche erkannt, obwohl sich Versatzstücke nazistischer Denkmuster hinter diesen Übergriffen verbergen. Doch zeigen verschiedene Beispiele aus der Chronik von Übergriffen in Friedrichshain, dass diese entpolitisierten Vorfälle nicht ziellos irgend jemanden treffen, sondern sehr wohl rechte Motive haben. Die Betroffenen sind immer Personen, die entweder nicht der gesellschaftlichen Normalität entsprechen oder solche Personen, die als vermeintlich nicht-deutscher Herkunft identifiziert werden. Es handelt sich hierbei nicht um Einzeltaten, vielmehr sind sie Ausdruck eines strukturellen Verhältnisses. So lassen sich auch in jüngerer Vergangenheit mit stetiger Konsequenz Übergriffe verzeichnen, die einen rechten Hintergrund haben.

Einige Beispiele

Im Juli 2003 ging eine Gruppe von Neonazis aus "Frankies Relaxbar" am S-Bhf Frankfurter Allee mit Billardqueues auf vier junge Vietnamesen los. Einer der Vietnamesen wurde bei dem Angriff schwer verletzt. Eine Reaktion auf diesen Vorfall von seiten der Nachbarschaft ereignete sich nicht. Das nahegelegene "Jessner Eck" in der Jessner Straße bildete auch schon häufig Ausgangspunkt für rassistische Pöbeleien und Angriffe. Im September 2003 wurde ein Punk in der Jessner Straße von vier Neonazis, die aus einem Army Jeep stiegen schwer verletzt. Von diesem Schauplatz nicht weit entfernt liegt seit Anfang 2004 die "Green Bar" am Wismarplatz. Im Mai diesen Jahres pöbelten Neonazis, die vor der Kneipe saßen, eine Gruppe augenscheinlich "Nicht-Deutscher" rassistisch an. Ein Polizeieinsatz ver-hinderte einen tätlichen Angriff der Neonazis. Auch nach diesem Vorfall berichteten Anwohner des Wismarplatzes von weiteren Beispielen, bei denen Gäste der "Green Bar" Passanten scheinbar grundlos angriffen.

Das jüngste Beispiel aus der Reihe solcher Angriffe ereignete sich im Juni dieses Jahres in der Neuen Bahnhofstraße in der "Kietz -Kneipe". Eine, vom Stammpublikum des Lokals als "Zecke" eingestufte Frau wurde aus der Kneipe heraus angepöbelt und geschlagen. Einzelne Neonazis verfolgten die junge Frau daraufhin in einen Hausflur, wo sie sie noch zwanzig Minuten unter weiteren Drohungen, Beleidigungen und Tritten esthielten. Auf den Vorfall angesprochen, bekannte sich der Wirt der "Kietz -Kneipe" offen zu seiner rechten Einstellung und kündigte einen "Krieg" an.

Schweigen ist Zustimmung !

Während sich der Wirt der "Kietz -Kneipe" offen zu seinem rechten Weltbild bekennt, dulden andere Kneipenbetreiber und das Kneipenpublikum lediglich die Anwesenheit eines rechten Klientels und tragen dadurch passiv zu rechtsextremistisch motivierten Übergriffen bei. Aus diesem Grund sollen Kneipenbetreiber, Wirte und vor allem das Kneipenpublikum sich ganz klar zu solchen Übergriffen und generell rechten Verhalten positionieren. Tun sie dies nicht, bringen sie damit unmissverständlich zum Ausdruck, dass sie diese Denkmuster mittragen. Um weitere Angriffe aus solchen Kneipen heraus in Zukunft effektiv zu verhindern, muss ein antifaschistischer Selbstschutz organisiert werden.
Damit Friedrichshain nicht zu einer Gefahrenzone für all diejenigen wird, die sich einem autoritären, rassistischen und sexistischem Weltbild nicht beugen, wird es zur Verpflichtung für alle AnwohnerInnen im Kiez sich zu rassistischen Angriffen und Pöbeleien zu verhalten. Wir wenden uns gegen jegliche rassistische Auswüchse, in Kneipen, auf der Straße, einfach überall!
Aus diesem Grund fordern wir alle Kneipen, Bars und anderen Lokale im Bezirk Friedrichshain dazu auf, sich offen gegen rechts zu positionieren, damit dem rassistischen Publikum das Bier möglichst schal gemacht wird. Den Nazis keine öffentlichen Räume!!

Am 24.09.2004 findet eine offensive antifaschistische Demonstration durch Friedrichshain statt, bei dem Orte und Kneipen aufgesucht werden, die bereits durch rechte Angriffe aufgefallen sind.

Die als unpolitisch dargestellten Angriffe werden mit den Worten beschrieben, in deren Kontext sie erfolgt sind - als rechte Übergriffe. Die Öffentlichkeit soll sensibilisiert und rechte Angriffe sichtbar gemacht werden. In Zukunft sollen rechte Übergriffe wahrgenommen und bekämpft werden. KneipenbesitzerInnen, WirtInnen und rassistischen Kneipen-gängerInnen soll vor Augen geführt werden, dass in Zukunft solche Übergriffe nicht mehr stillschweigend hingenommen werden.

Auf der Demo ist eine Positionierung zum Nahost-Konflikt nicht erwünscht. Nationalfahnen sind zuhause zu lassen !!!


Vorraussichtliche Demoroute:
Frankfurter Tor - Grünbergerstr - Boxhagener Platz - Wismarer Platz -
Neue Bahnhofstr. - Oderstr -Jessenerstr - Frankfurter Allee - PettekovenstrVorraussichtliche Demoroute:

In diesem Sinne
Organisiert den Antifaschistischen Selbstschutz!!!
Keine Ruhe den Rassisten und Faschisten!!!
Keine Kneipen den Nazis

AufruferInnen:
PiRat, Antifa Friedrichshain, Autonome Antifa Infernal,
AAP, Antifa Weißensee, AM 1040

Und nicht vergessen: Nazidemo am 25.9 verhindern !!!!
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Ergänzungen

Zum Teil unseriös

nicki 23.09.2004 - 10:59
Liebe FriedrichshainerInnen,
das Anliegen von Euch ist super und ich werde auch sicher zur Demo kommen, aber wen wollt Ihr mit Euren Infos über "Frankies Relaxbar" hinterm Ofen vorlocken. Bei Karstadt oder bei Kaufhof gabs sicher auch mal Nazi-Übergriffe, und keine Reaktion der Konzernchefs. Ist jetzt Karstadt ein Hort der extremen Rechten?

Ich finde es zum Teil echt unseriös, was Ihr verbreitet. Mit "sicheren" Infos hat das herzlich wenig zu tun. Ich könnte niemandem überzeugend erklären, was Ihr da verbreitet.

Wenn Ihr mal 500 m weiter östlich nach Lichtenberg schauen würdet, fändet Ihr Orte/Lokale/Tatoo-Studios, die von bekennenden und offenen Nazis betrieben oder besucht werden. Zum Beispiel der Tatoo-Shop "Utgard" (der Name ist Programm) in der Nähe vom U-Bhf. Magdalenen Straße.

@nicki

finn 23.09.2004 - 11:51
>Bei Karstadt oder bei Kaufhof gabs sicher auch mal Nazi-Übergriffe, und >keine Reaktion der Konzernchefs. Ist jetzt Karstadt ein Hort der >extremen Rechten?

Ich finde es einen bedeutenden Unterschied, dass offen auftretende Neonazis sich in mehreren Kneipen eines Stadtteils etablieren (Öffentlichkeit) und finde es nicht richtig, das mit Kaufhäusern zu relativieren. Außerdem gibt es zahlreiche Anzeichen dafür, dass die rechte Szene sich in Friedrichshain auszuweiten versucht, was ganz entschieden im Alltag thematisiert gehört.

>Ich finde es zum Teil echt unseriös, was Ihr verbreitet. Mit "sicheren" >Infos hat das herzlich wenig zu tun. Ich könnte niemandem überzeugend >erklären, was Ihr da verbreitet.

Unseriös ist, wenn etwas nicht so beschrieben wird, wie es sich zeigt.
Wenn aber viele subjektive Eindrücke, Erfahrungen und sogar Gewalterlebnisse berichtet und zusammengetragen werden, ist das für mich seriöser als jede Zeitungsmeldung.

Beispiele hierfür gab es in letzter Zeit nicht wenige:

- 1.Mai der Versuch in Friedrichshain zu marschieren
( http://de.indymedia.org//2004/05/82279.shtml)
- Nazübergriff im September
( http://de.indymedia.org//2003/09/62304.shtml)
- antifa Friedrichshain - Chronik
( http://freeweb.dnet.it/antifhain/chronik.htm)

Keine Gnade mit Faschisten, ob in Kneipen oder auf der Strasse!

Franks Relaxbar

Katjusha 23.09.2004 - 13:27
Einer der Hauptäter bei dem Überfall auf die Vietnamesen aus der Relaxbar, ist der altbekannte Neonazi Olaf Scholz. Dieser ist wenn er nicht gerade wieder mal im Knast sitzt, Stammgast in der Franks Relaxbar und seine (damalige) Freundin arbeitet hinter dem Tresen. Olaf Scholz ist schon seit Anfang der 90er in der Neonaziszene aktiv gewesen. Damals in der Weitlingstrassenszene, wurde wegen diverser Delikte Körperverletzung, Raub, etc. mehrere Male weggesperrt. Am 21.11.1998 versuchte er mit ca. 50 weiteren Nazis die Antifademo in Lichtenberg gegen das Cafe Germania anzugreifen und wurde wegen schweren Landsfriedensbruch festgenommen und eingeknastet, für relativ lange Zeit, da sich auch schon wieder verschiedene Körperverletzungsdelikte angesammelt hatten. Als jetzt der Überfall wegen den Vietnamesen vor Gericht verhandelt wurde (war einer von 9 Anklagepunkten!), gab er zu damals derjenige gewesen zu sein, der damals gegen die Antifademo den 1. Stein geworfen hatte.

Die anderen Täter und der Rest der Clique sind auch immer noch Gäste in Franks Relaxbar und im Jessnereck. Angesprochen auf den Vorfall mit den Vietnamesen, wurde behauptet, dass man ja garnicht rechts sei, aber diese Vietnamesen sind ja Illegale. Auch die Freundin eines anderen Täters arbeitete damals in Franks Relaxbar. Von Distanzierung kann keine Rede sein, man sieht sich und auch die Täter zu unrecht von allen Seiten beschuldigt.

Der Betreiber des Utgard zählt eigentlich nicht mehr zu den bekennenden und offenen Neonazis. Er hat offiziell schon lange seinen Rückzug aus der Szene erklärt. Was aber noch lange nicht heisst, dass da nicht weiter Neonazis verkehren.

Und am Sonnabend nach Wedding

Peterle 23.09.2004 - 15:11
Am Sonnabend geht's dann in den Wedding, wo die NPD mit ihren rassisstischen Sprüchen hetzen will.
Antifa-Demo beginnt um 10 Uhr am U-Bahnhof Pankstrasse (U8).
Kommt alle. Machen wir den Nazi-Aufmarsch zum Desaster!!!