Bielefeld: Burschen unter sich

e.g.a.l. 12.07.2004 17:06
Burschen unter sich (07.07.2004)
Obwohl die Burschen von der Normannia-Nibelungen mit Flyern in der Mensa für einen »Burschenschaftlichen Abend« warben, war wohl doch nicht jeder willkommen. Die Kameraden blieben lieber unter sich. Ein Einwurf von Mario A. Sarcletti.
Burschen unter sich (07.07.2004)
Obwohl die Burschen von der Normannia-Nibelungen mit Flyern in der Mensa für einen »Burschenschaftlichen Abend« warben, war wohl doch nicht jeder willkommen. Die Kameraden blieben lieber unter sich. Ein Einwurf von Mario A. Sarcletti.

Die Werbung in der Mensa für den »Burschenschaftlichen Abend« der Normannia-Nibelungen am vergangenen Samstag enthielt ein Novum: Die Burschen wollten eine verbindliche schriftliche Anmeldung bis Freitag. Wahrscheinlich wollten sie damit verhindern, dass ungebetene Gäste auftauchen, wie dies bei einem solchen Abend im März der Fall war. Damals besuchten Angehörige der Antifa eine Veranstaltung, die daraufhin nicht ganz reibungslos ablief (Webwecker berichtete). Bei den »Burschenschaftlichen Abenden« referieren auch schon mal Rechtsaußen wie Horst Mahler oder Franz Uhle-Wettler. Am Samstag wollten die Burschen zudem einen Unkostenbeitrag von 2,50 Euro. Das war mir der Vortrag von Brigadegeneral a.D. Reinhard Günzel zum Thema »Zivilcourage im Offiziercorps der Bundeswehr« wert. Ein Anruf am Freitag »auf dem Haus« in der Schloßhofstraße sollte klären, ob die Anmeldung auch per e-Post möglich ist.

Das Gespräch ergab, dass dem nicht so ist. Aber auch das Angebot, noch schnell eine schriftliche Anmeldung vorbeizubringen, wurde nicht angenommen. Der Abend sei schon geplant, weitere Anmeldungen würden nicht entgegengenommen, erklärte ein Bursche. Er versprach jedoch eine Prüfung und den Rückruf durch einen »Bundesbruder«, der jedoch leider nicht erfolgte.

Schade eigentlich, ich hätte gerne gehört, was der ehemalige Kommandeur der KSK-Truppen zu dem Thema zu sagen hat. Günzel war bundesweit in die Schlagzeilen geraten, weil er in einem Schreiben dem CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann zu seiner als antisemitisch kritisierten Rede zum Tag der deutschen Einheit gratuliert hatte. Für ihn wahrscheinlich ein Fall von Zivilcourage.

Worum es an diesem Abend gehen sollte, signalisierten die Kopien eines Artikels aus der Zeitschrift »Der Deutsche Fallschirmjäger«, die am Freitag in der Uni-Mensa auftauchten. Unter dem Titel »Fallschirmjäger – Kameraden?« beklagt ein Oberst a.D. Fritz Zwicknagl die mangelnde Kameradschaft im Offiziercorps gegenüber Günzel. »Als ob er plötzlich von Lepra befallen sei und jeder Kontakt zur Ansteckung führen könnte, so reagierte, mit einigen wenigen Ausnahmen, das aktive Führerkorps (sic!), das unserer Truppe nicht ausgenommen«, klagt der ehemalige Fallschirmjäger.

Dabei sei Kameradschaft über die Tagespolitik hinaus wirksam und messe »den Mann und nicht seine abweichende Meinung«, findet das CSU-Mitglied in dem Artikel. Dem Verteidigungsminister wirft er vor, die Entlassung Günzels wie ein »Standgerichtsurteil gestaltet« zu haben. Zwicknagl kritisierte in dem Artikel auch Bundespräsident Johannes Rau, »der es zwar ablehnt mit dem Schriftzug >Luftwaffe< zu fliegen, dem aber das Schicksal jedes einzelnen Asylbewerbers am Herzen liegt«, dafür, dass er die Entlassungsurkunde unterzeichnete.

Das versprach doch einen spannenden Abend, aber leider musste ich draußen bleiben. So konnte ich nicht hören, wie es aus Sicht Günzels um die Zivilcourage im Offizierskorps der Bundeswehr steht. Unklar bleibt auch, ob bei dem »Burschenschaftlichen Abend« auch über Zivilcourage in der Universitätsbibliothek diskutiert wurde. Denn von dort kommt die Vorlage für Hohmanns Rede, das Buch »Jüdischer Bolschewismus – Mythos und Realität« (Webwecker berichtete). Das hatte im Herbst vergangenen Jahres für Streit in der Hochschule gesorgt, für den Autor, den Bibliothekar Johannes Rogalla von Bieberstein, jedoch keine Konsequenzen gehabt. Dennoch wurde auch in diesem Fall in rechten Kreisen von einer Menschenjagd gesprochen. Über die hatte sich Bieberstein bei einer Tagung des Bundes Junger Ostpreußen beklagt. Dafür war er extra nach Bad Pyrmont gereist. Das Haus an der Schloßhofstraße ist da um einiges näher.

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