Nazitreffpunkte in Berlin Friedrichshain

Antifa Friedrichshain 29.06.2004 16:52
Aktionen gegen rechte Treffpunkte in Berlin-Friedrichshain
Antifa klärt Kiezbewohner auf

Mit 5000 Flugblättern, die flächendeckend in Berlin-Friedrichshain in die Briefkästen gesteckt wurden, informierte die örtliche Antifa-Gruppe die Nachbarschaft am 25. Juni über Treffpunkte von Rechtsextremisten im Bezirk. Vor allem Kneipen und Bars, in denen das Stammpublikum größtenteils aus Neonazis besteht, werden in dem Flugblatt benannt und die Nachbarschaft zum Boykott aufgerufen.
Friedrichshain, seine Kneipen und die Nazis..

In jüngster Zeit häufen sich in Berlin-Friedrichshain rechtextremistisch motivierte Angriffe gegen vermeintliche Linke, alternative Jugendliche, Nicht-Deutsche und Obdachlose. Während Friedrichshain gemeinhin als junger, toleranter und alternativer Bezirk angesehen wird, haben sich an manchen Orten Angsträume für potentielle Opfergruppen von Neonazis herausgebildet, die aus Angst Angriffen ausgesetzt zu sein gemieden werden.
Nicht selten gingen solche Angriffe von Kneipen oder Bars aus, in denen die Rechten zuvor gesessen haben. Häufig nutzen Neonazis diese als feste Treffpunkte, um sich vor oder nach Aktionen zu treffen, sich auszutauschen, zu organisieren oder als Anlaufpunkt, wo sie andere, in ihrer Meinung noch nicht so Gefestigte, mobilisieren können.
Teils stehen die Kneipiers mit ihrer Gesinnung hinter diesem Stammpublikum, teils nehmen sie es einfach nur hin, aus Gründen der finanziellen Existenzsicherung. Der Appell an diese lautet jedoch: konsequenter Ausschluss von Rechten aus den Kneipen! Denn, folgt kein konsequenter Ausschluss dieser Personenkreise aus den Kneipen z.B. durch das Verbot von bestimmten Symboliken, rassistischen Witzen oder uniformierten Auftretens, wird die jeweilige Kneipe zum willfährigen Helfer für Angriffe, die von Rechtsextremisten in Friedrichshain ausgehen. Auch wenn Neonazis nicht während dem Besäufnis in der Kneipe anderen Schaden zufügen können, ist für niemanden steuerbar was davor oder danach passiert.

Die Chronik rechtsextremer Übergriffe in Friedrichshain spricht hier eine deutliche Sprache:
Am 5. Juni wurde vor der „Kietz-Kneipe“ in der Neuen Bahnhofstraße von Nazis eine als „Zecke“ eingestufte Frau aus der Kneipe heraus angepöbelt und geschlagen. Einzelne Neonazis verfolgten sie danach noch in einen Hausflur, um sie dort unter ständigen Drohungen, Einschüchterungen und kleineren Schlägen etwa 20 Minuten festzuhalten. Der Wirt der „Kietz-Kneipe“ verteidigte die Neonazis nach dem Vorfall und bekannte sich offen zu seiner rechtsextremen Einstellung. Die daraufhin informierte Hausverwaltung „Adaequata“ antwortete, dass sie dem Opfer in diesem Fall keinen Glauben schenke, aber bereits von Problemen mit dem Publikum der „Kietz-Kneipe“ aus der Nachbarschaft gehört habe. Während bei der „Kietz-Kneipe“ also klar ist, welche Meinung der Kneipenbetreiber zu dem rechten Stammpublikum hat, dulden andere Kneipen „nur“, dass sich neben dem „normalen“ Publikumsverkehr auch Neonazis in den Kneipen treffen.

Hier ist durch mehr als naive Toleranz die Kneipe „Blub2“ eine Ecke weiter in der Oderstraße aufgefallen, wo sich eher rechts eingestelltes Hooliganpublikum trifft und auch mal Musik der kürzlich verbotenen Neonaziband „Landser“ über die Kneipenanlage gespielt wird. Als im Januar 2003 mehrere Jugendliche von Neonazis durch die Neue Bahnhofstraße gejagt wurden und einer von ihnen verletzt am Boden liegen blieb, flüchteten einige der Angreifer vor der eintreffenden Polizei ins „Blub 2“.

Das naheliegende „Jessner Eck“ in der Jessner Straße war in Vergangenheit auch schon Ausgangspunkt für rassistische Pöbeleien und Angriffe gegen vermeintliche Linke. Am 20. September 2003 wurde in der Jessner Straße ein Punk von vier Neonazis, die aus einem Army-Jeep stiegen, schwer verletzt.

Nur ein paar Schritte weiter durch das schöne Friedrichshain befindet sich am Wismarplatz seit Anfang 2004 die Kneipe „Green Bar“. Am „Vatertag“ pöbelten Neonazis davor eine Gruppe augenscheinlich „Nicht-Deutscher“ rassistisch an und versuchten sie zu schlagen, was nur durch Polizeikräfte verhindert werden konnte. Bewohner des Wismarplatzes berichteten daraufhin, dass sich auch am 8. Mai Neonazis dort sammelten und Passanten scheinbar grundlos verbal angriffen.

Einen weiteren Treffpunkt für eine kleine aber sehr aktive Gruppe Neonazis stellte lange Zeit „Frankie’s Relaxbar“ in der Pettenkoferstraße in der Nähe vom S-Bhf. Frankfurter Allee dar. Als dann am 10. Juli 2003 die Neonazis aus der Bar heraus mit dort lagernden Billardqueues auf vier junge Vietnamesen losgingen und einen von ihnen schwer verletzten, wurde öffentlich Druck auf die Bar ausgeübt, Rechtsextremisten keinen Treffpunkt mehr zu geben. Bisher haben sich zwar aus dieser Bar keine Straftaten mehr ereignet, ein Wechsel des Publikums war jedoch nicht zu erkennen.

Rechte müssen konsequent aus Bars und Kneipen ausgeschlossen werden. Nur durch das Zurückdrängen aus dem öffentlichen Raum ist es möglich für die Zukunft weitere Gewalttaten zu verhindern. Weiterhin kann die Organisierungsfähigkeit der Neonaziszene stark eingeschränkt werden, wenn es keine festen Institutionen oder Treffpunkte gibt, wo einzelne Neonazis mit anderen in Kontakt treten können.

Es dürfen keine Kneipen unterstützt werden, die solches Treiben fördern. Dann lieber zu Hause auf dem Balkon in Ruhe etwas trinken, als durch das Geld Betreibe und indirekt Nazis zu unterstützen.

Antifa Friedrichshain (Juni 2004)
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Ergänzungen

Guter Anfang

Freund der Betroffenen 29.06.2004 - 22:11
Ich finde, das eure Aktion ein guter Anfang ist. Es wird auch nicht nur dabei bleiben, hoffe ich.
Ergänzend muss noch hinzugefügt werden, dass von Seiten der rechtsradikalen Kundschaft (in erster Linie des Wirtes), in der neu übernommenen Kneipe an der "Neuen Bahnhofstraße", den Bewohnern angedroht wurde, dass sie (die Nazi-Brut) nicht für umsonst ihre Kneipe eben dort an dieser Stelle haben. Die Linken sollen zurückgedrängt bzw. verjagt werden, damit Friedrichshain teilweise zurückerobert werden kann. Ist für mich sowas von einleuchtend...! Tja, die Zeiten werden härter...
Alle Antifa-Friedrichshain diffamierenden Postings gehören für mich in die Sparte "Nazi-Spam" und haben selbst unter den "Inhaltlichen Ergänzungen" nichts zu suchen. Ne Antifa-Homepage am Ende eines Eintrages kann auch jeder Nazi angeben!

Mit antifaschistischen Grüßen

Ein nicht damit Einverstandener

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Was soll das? — abc

Lechts und Rinks? — antifa2004

Ergänzung — Antifa

wieso hetze? — bigo

Erfahrung macht klug! — Fantifa

scheiß nazis — icke