Antirassistischer Einkauf in Berlin-Spandau

Linke Bande Spandau/Antichipkarteninitiative 27.06.2004 15:52 Themen: Antirassismus
Am 26. Juni 2004 fand von 14-16h ein antirassistischer Einkauf bei MiniMal in der Goltzstr. 15 statt, der erste antirassistische Einkauf in Spandau seit einer ganzen Weile. Überwiegend positive Resonanz der PassantInnen und eine Menge spontaner antirassistischer Einkäufe - ein Erfolg!
Nachdem nun auch in Neukölln das Chipkarten- und Gutscheinsystem endlich abgeschafft worden ist, halten nur noch die beiden Berliner Bezirke Spandau und Reinickendorf an diesem rassistischen System fest. Das soll nicht so bleiben.

Daher fand am 26. Juni 2004 (14-16h) ein antirassistischer Einkauf bei „MiniMal“ in Spandau (Goltzstr. 15) statt. Aufgerufen hatten die Initiative gegen das Chipkartensystem, das Spandauer Bündnis gegen Rechts, Linke Bande Spandau und die Antifa Südwest.

Die Kundgebung war mit 30-40 Leuten für Spandauer Verhältnisse verdammt gut besucht, aber auch von den angesprochenen PassantInnen kam überwiegend positive Resonanz. Viele von ihnen erklärten sich spontan bereit, antirassistisch einzukaufen, so dass innerhalb von zwei Stunden rund 500€ an Bargeld zusammenkamen. Die vorhandenen 2€- und 10€-Gutscheine waren nach relativ kurzer Zeit vergriffen; Die Chipkarten machten noch ein Weilchen die Runde, konnten aber nicht komplett „geleert“ werden.

Die Stimmung im Laden war im Allgemeinen recht gechillt. Nur ab und zu kam es zu Irritationen, als sich zum Beispiel eine der Verkäuferinnen weigerte, einem Gutschein-Kunden eine Zahnbürste und eine Tube Sekundenkleber zu verkaufen. Interessant war auch, dass ein Gutschein-Kunde anfangs die gesetzlich festgelegten 10% des Gutscheinwertes nicht in Bar als Rückgeld ausgezahlt bekam. Bleibt die Frage, ob das Restgeld von „MiniMal“ generell nicht herausgegeben wird und – sollte das so sein - in wessen Tasche dieses Geld am Schluss dann landet. Mit einem Kommentar des Filialleiters (o-Ton) war die Sache aber relativ zügig vom Tisch: „Hauptsache Ruhe...“. Alles klar.

„MiniMal“ in der Goltzstr. ist mittlerweile der einzige Laden in Spandau, der Gutscheine und Chipkarten noch akzeptiert. Bis vor Kurzem zählten noch Bolle in der Schönwalder Str. und der Birlik-Market in der Lynarstraße dazu, die sind jedoch abgesprungen. Jetzt sind die MigrantInnen der „MiniMal“- Preisgestaltung komplett unterworfen, eine der verheerenden Konsequenzen der Politik der Spandauer CDU/FDP-Regierung.

Der Leiter des Arbeitsamtes Spandau gab obendrein noch falsche Informationen heraus. Angeblich 60 Läden stünden den MigrantInnen für den Einkauf mit der Chipkarte oder dem Gutschein Berlinweit zur Verfügung. Von diesen angeblich 60 nehmen allerdings tatsächlich nur 39 Läden und 2 Apotheken Chipkarten und Gutscheine. Obwohl er die 60 nannte, bedauerte er doch sehr die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten für MigrantInnen, wies aber darauf hin, dass er da im Amt nichts machen könne.


 http://www.antira-einkauf-spandau.tk/
 http://www.chipkartenini.squat.net/
 http://www.chipkartenini.squat.net/notcipladenliste.html
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Ergänzungen

Jo klar

LBS 27.06.2004 - 16:56
Ich bin jetzt nicht näher auf das Chipkartensystem und den antirassistischen Einkauf eingegangen.

Informiere dich bitte unter
www.antira-einkauf-spandau.tk
oder unter der oben genannten Website der Initiative gegen das Chipkartensystem.

Sorry!

eine kurze erklärung

Michael 27.06.2004 - 17:16
das chipkartensystem funktioniert folgendermaßen: asylbewerber bekommen in spandau und reinickendorf (2 verbleibenden bezirken von berlin) kein bargeld, sondern lediglich chipkarten und sogenannte gutscheine im wert von 10, 5 oder 2 euro. damit können sie aber nur in bestimmten läden einkaufen, die zumindest in spandau zu den eher überteuerten gehören. die chipkarteninhaber erhalten also keine möglichkeit selbst frei zu bestimmen, wo sie ihr geld lassen möchten. außerdem wird das geld, was sie bis zum ende des monats nicht ausgegeben haben einfach von der chipkarte gelöscht! das ist eine form von rassistischer politik, die wir in keiner form tolerieren können. wie sollen sie geschenke für ihre kinder kaufen oder für warme kinderbekleidung sparen?

beim "antirassistischen einkaufen" geht es darum, dass die leute die sowieso in den läden einkaufen, wo das chipkartensystem zugelassen ist, uns die gutscheine der asylbewerber abnehmen und uns dafür den baren gegenwert geben. das geld können wir an die ayslbewerber weitergeben und die verfügen damit über die möglichkeit frei über ihr geld zu verfügen.

ergänzungen zu meiner kurzen erlärung sind durchaus erwünscht. ich wollte ja nur einen kleinen überblick liefern.

...und in Bayern

Baiuware 27.06.2004 - 18:31
In Bayern würden sich die Asylbewerber über ein solches Chip-System wohl freuen, von Bargeld mal ganz zu schweigen.
So weit ich weiß, gibts in Bayern für Asylbewerber nen Fresskorb vom Staat und kein Geld um selber wählen zu können welche Nahrung mensch zu sich nimmt.
In Bayern schreibt der Staat vor was gegessen wird.
Das die Ausgabe von Essenskörben teurer als die Ausgabe von Geld ist, ist den Behörden bekannt. Und das soll such so sein.
Die Lebensmittelkörbe werden nicht verteilt da es billiger wäre, sie werden verteilt als zusätzliche Repression.

Mal überspitzt gesprochen:
Stellt euch mal einen Afrikaner vor, der in seinem Fresspaket Weißwürste, Sauerkraut, eingelegt Rote Beete und ähnl. findet.
DAS ist Repression (und auch noch zur Lasten der Steuerzahler)!!!!

ups

LBS 27.06.2004 - 18:42
Meinte natürlich den Leiter des Sozialamtes in Spandau, nicht den Leiter des Arbeitsamtes.
Seine Äußerung stammt vom 1. Juni 2004.

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? — umpf