Abschlusserklärung der Autonomen Antifa [M]

Autonome Antifa [M] 03.06.2004 15:31
Seit dem 29. April 2004 gibt es die Autonome Antifa [M] in ihrer bisherigen Form nicht mehr. Nach längerer gruppeninterner Diskussion haben die derzeitigen Aktivistinnen und Aktivisten der seit über 14 Jahren bestehenden Autonomen Antifa [M] beschlossen die Gruppe zu teilen.
Abschlusserklärung der Autonomen Antifa [M]

Seit dem 29. April 2004 gibt es die Autonome Antifa [M] in ihrer bisherigen Form nicht mehr. Nach längerer gruppeninterner Diskussion haben die derzeitigen Aktivistinnen und Aktivisten der seit über 14 Jahren bestehenden Autonomen Antifa [M] beschlossen die Gruppe zu teilen.

Es war stets Teil des Konzepts der Autonomen Antifa [M] unter einem Dach verschiedene linke Strömungen und Ansätze zu vereinen, um dadurch der innerlinken Zerstrittenheit vorzubeugen und den Schwerpunkt auf den gemeinsamen Nenner, den antifaschistischen Kampf legen zu können. Unterschiedliche Positionen konnten in längeren Debatten zu gemeinsamen Standpunkten vereint und produktiv in antikapitalistische Politik umgesetzt werden. Unseres Erachtens nach ist dies auch erfolgreich in der Zusammenarbeit mit anderen Linksradikalen und in Bündnissen mit bürgerlichen Gruppen gelungen. Unsere Trennung heisst für uns nicht, dass dieser sammelnde Charakter grundsätzlich gescheitert ist, er ist in unserer aktuellen Diskussion allerdings an seine Grenzen gestoßen.

Unsere Trennung ist Resultat von politischen Diskussionen und der Auswertung praktischer Initiativen, bei denen seit über einem Jahr die Standpunkte innerhalb der Gruppe erhebliche Differenzen aufwiesen. In den letzten Monaten mussten wir fest stellen, dass auf Grund der verschiedenen Ansätze und Einschätzungen eine gemeinsame von der gesamten Gruppe getragene Politik kaum bis gar nicht mehr möglich war. Daher war es an der Zeit einen Schnitt zu machen.

In drei neuen Gruppen werden die Aktivistinnen und Aktivisten aus den eigenen politischen Vorstellungen neue Konzepte entwickeln und sich ein neues Profil geben. Trotz aller Unterschiede werden einige der bisherigen Projekte gemeinsam weitergeführt, auch einer punktuellen Zusammenarbeit anlässlich zukünftiger Kampagnen steht nichts im Weg. Alle befinden sich wie zuvor auch heute und morgen in Konfrontation mit der gesellschaftlichen Realität des kapitalistischen Systems.

Der Kampf geht weiter!

Autonome Antifa [M] im Mai 2004


Autonome Antifa [M]
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Ergänzungen

Teil eines ganzen Hybriden Backlash

Tom 03.06.2004 - 18:35
Teile der Antifa Strömung nach der Wiedervereinigung sind im Zuge einer Kampagnenpolitik so dermaßen mit sich selber beschäftigt, daß der große Kuchen gegen Neonazi-Strukturen allmählich trocken wird, und nicht destotrotz ganz wichtige Aufbaumechanismen im Transitgang werden weiter den Bereich durchspülen, im Untergrund, o.a.in anderen Diskussionsforen aufzudecken, was aufzudecken gilt----den hybriden Backlash antirassistisch und antifaschistisch zu zerstören.
Interessant wäre eine antipatriarchale Diskussion zum Thema Antifa-Strukturen in der BRD/Europa, oder auch eine reclaiming symbol dazu.

Feuer und Flamme
Stay intersexed, Rebel !

Da ist was wichtiges verloren gegangen

Sympatisant 04.06.2004 - 11:24
Die gute M schaffte es nochmal in die bundesweiten Medien und zeigte damit, dass sie ein wichtiger Zusammenhang in der Linken war. Hier der Artikel aus der Frankfurter Rundschau:

NIEDERSACHSEN
Göttinger Autonome nach internem Streit gespalten

Göttingen · 3. Juni · pid · Eine der stärksten autonomen Gruppierungen in Deutschland, die Göttinger Autonome Antifa (M), hat sich aufgelöst. Dies teilte die Gruppe in einer "Abschlusserklärung" mit. Nach längerer interner Debatte hätten die Aktivisten beschlossen, sich in drei neue Gruppen zu teilen, heißt es darin. Als Grund für die Trennung nennt die Gruppierung erhebliche Differenzen in den politischen Ansätzen und Einschätzungen. Das Konzept der vor über 14 Jahren gegründeten Autonomen Antifa (M), "unter einem Dach verschiedene linke Strömungen und Ansätze zu vereinen", sei an seine Grenze gestoßen.

Die Sprecherin des niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Maren Brandenburger, sieht durch die Spaltung die autonome Szene geschwächt. Auch seien einzelne Führungskräfte der Autonomen nicht mehr in Göttingen aktiv. Brandenburger warnte allerdings vor einem "Abgesang". Auch nach der Spaltung würden sich Göttinger Aktivisten vermutlich weiter linksextremistisch betätigen. Göttingen hatte jahrelang neben Berlin als stärkstes Zentrum der autonomen Bewegung gegolten.

in der taz vom vom 12.6.2004

ilse 12.06.2004 - 10:40
Antifa ist out - der Mythos aber bleibt
Eineinhalb Jahrzehnte hat die Göttinger Autonome Antifa (M) linksradikale Trends gesetzt. Nun hat sie sich sang- und klanglos aufgelöst. Grund war nicht nur - wie bei so vielen linken Gruppen - der Nahostkonflikt. Pop-Antifa ist einfach nicht mehr Pop
VON FELIX LEE

Kein Hochglanzflugblatt, kein mehrseitiges Kommuniqué, selbst die für einen solchen Anlass üblichen Langzeitdebatten im linken Internet-Portal indymedia fehlen. Und von mehr als "erheblichen Differenzen innerhalb der Gruppe" ist im Auflösungspapier (www.puk.de//aam) auch nicht die Rede. Das ist ungewöhnlich für einen politischen Zusammenhang, der in seinen besten Zeiten fast wöchentlich mit Stellungnahmen an die Öffentlichkeit ging.

Seit dem 29. April 2004 gibt es die Göttinger Autonome Antifa (M) nicht mehr. Statt dessen drei neue Gruppen ohne Namen. Unklar, ob sie überhaupt jemals die Breitenwirkung erzielen werden, wie es die "M" eineinhalb Jahrzehnte getan hat. Das Ende einer Gruppe, das Ende einer Bewegung?

Schon um den Namenszusatz "M" ranken sich Mythen. Angeblich stand M schlicht für Mittwoch, den Sitzungstag. Entstanden ist "die M" Anfang der 90er in Göttingen, als sich in anderen Städten längst das Ende der autonomen Bewegung abzeichnete. Es war die Zeit von Hoyerswerda, Solingen und Rostock. Gewalttätige Übergriffe von Neonazis standen auch in Südniedersachsen auf der Tagesordnung. Mit spektakulären Aktionen zum Beispiel gegen das rechtsextreme Schulungszentrum in Adelebsen oder Zentren der inzwischen verbotenen FAP (Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei) gelang es der M, das Thema Neofaschismus in eine breite Öffentlichkeit zu tragen.

Als antikapitalistisch und revolutionär verstanden sich die Mitglieder. Revolutionär waren sie zumindest dadurch, wie sie in die linke Szene hinein wirkten. Denn ihr zentrales Instrument war Öffentlichkeitsarbeit - für die klandestinen Autonomen damals ein Tabubruch.

Die M bildete nicht den ersten Schwarzen Block auf einer Demo, aber sie war es, die ihn medienwirksam kultivierte. Wollten sich die schwarz vermummten und behelmten Demo-Teilnehmer ursprünglich mit dieser Präsentationsform vor allem vor Observationen der Neonazis schützen, alarmierte dieser martialisch wirkende Trupp schnell den Staatsschutz. Zunächst kam das Vermummungsverbot, dann folgte eine Repressionswelle. Vier Jahre ermittelte eine Sonderkommission wegen Bildung einer kriminellen oder terroristischen Vereinigung (§§ 129 und 129a StGB). Es gab Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und Anklagen - am Ende standen 17 Antifas wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung vor Gericht. Verurteilt wurde keiner.

Das linksliberale Klima in Göttingen tat ein Übriges. Nirgends gelang es einer als linksextrem geltenden Kraft, ein so breites Bündnis hinter sich zu sammeln. Von Gewerkschaftern, Professoren, Studenten bis hin zu SPD-Mitgliedern - auf den Demo-Zügen durch die Universitätsstadt solidarisierten sich zeitweise mehrere zehntausend Menschen mit der M. Antifa-Arbeit wurde hip - nicht zuletzt im von ihr gegründeten Netzwerk, der Antifaschistischen Aktion/Bundesweite Organisation (AA/BO), fand die M viele Nachahmer.

Antifaschismus ist auch in der linken Szene Göttingens längst anderen Themen wie Globalisierungskritik und Sozialabbau gewichen. Damit folgt die Auflösung der M einem Trend, der bundesweit seit einigen Jahren zu beobachten ist: Pop-Antifa ist nicht mehr Pop. So wie sich viele andere linke Gruppen am Nahostkonflikt zerstritten haben, war zumindest die Frage zum Umgang mit der Friedensbewegung auch bei der M ein Spaltungsgrund. Vordergründig, denn hinter diesem Streit steckt mehr: Generationenwechsel, andere subkulturelle Gepflogenheiten und der "Wegzug vieler Führungskräfte", wie es der Verfassungsschutz formuliert.

Dem Hauptstadtpendant, der Antifaschistischen Aktion Berlin, gelang es nach der Spaltung vor einem Jahr, sich in separaten Gruppen, in neuen Bündnissen und mit anderen Themen wieder zu sammeln. In anderen Städten wie in Köln haben sich Antifa-Strukturen so gut wie aufgelöst.

Ob mit der Spaltung der M in Göttingen etwas wegbricht, was viele Jahre weit über die Stadtgrenzen hinaus das politische Geschehen beeinflusste, ist noch nicht abzusehen. Zumindest aber bei Polizisten lebt der Göttingen-Mythos fort. Bei ihnen klingeln noch immer die Alarmglocken, wenn sie auf Demonstrationen - wie jüngst in Berlin-Köpenick - das Autokennzeichen "GÖ" sichten. Auch Niedersachsens Verfassungsschutz wagt nicht, von einem "Abgesang" zu sprechen. Sprecherin Maren Brandenburger glaubt zwar an eine "deutliche Schwächung der Szene". Ihrer Einschätzung nach bleibt Göttingen aber eine "linksextremistische Hochburg".

taz Nr. 7381 vom 12.6.2004, Seite 7, 152 Zeilen (TAZ-Bericht), FELIX LEE

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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schön wäre es... — ...zu...

Na klaaar! — Gletscher

kaka — kaka