pressemitteilung

K.lager 24.04.2004 20:05 Themen: Freiräume
Pressemitteilung vom Pressekollektiv des WagenburgKommittee
Pressemitteilung 3

Heute gegen 7.00 Uhr in der Frühe parkten sich ca.100 zum Wohnen umgebaute Lkw, Oldtimer und sonstige Fahrzeug auf der Hamburger Hafenstr. (St. Pauli) ab.
Nach nur 15 min. war die vierspurige Strasse über 1 km lang vollgestellt mit den bunten, fahrenden Behausungen von WagenburglerInnen aus dem ganzen Bundesgebiet.
Aus Freiburg, Berlin, Köln, Frankfurt/Main und Frankfurt/Oder, aus Kassel, Giessen und Darmstadt, Leipzig, Dresden, Recklinghausen, aus Lübeck und sonstwoher, selbst Fahrzeuge aus Holland und Frankreich fanden ihren Weg in die Hafenstr.
„Einmal im Leben pünktlich sein!“ war das Motto unter welchem sich diese hunderte von Menschen hier am 24.04.2004 versammelten und zwar pünktlich um 7.00Uhr in der Frühe.
Eine spontane Kundgebung sollte angemeldet werden, um für mehr Akzeptanz von Wagenleben, als selbstgewählte Wohnform , gegen weitere Räumungen und Kriminalisierung zu demonstrieren.
Hier in Hamburg, wie auch in Belin, Lübeck, Köln und vielen anderen Städten gibt es immer noch keine ernsthaften Verhandlungen mit politisch Verantwortlichen, so dass meist ausser polizeilichen Massnahmen keine nachhaltigen Lösungsansätze diskutiert werden. Im Wagen zu wohnen ist jedoch als alternative Lebensform zu legalisieren, Konflikte deeskalativ zu lösen.
Das Beispiel der Hamburger Bambule hat gezeigt, wie wenig Bereitschaft von Seiten der Regierenden besteht über alternative Ersatzgelände und Ausweichmöglichkeiten nachzudenken , geschweige denn ernsthaft zu verhandeln. In Berlin, Lübeck, Köln und anderen Städten sieht es ähnlich aus. Doch die bundesweite Wagenszene kann, will und wird sich nicht in Luft auflösen!

Die frühzeitig eintreffende Hamburger Polizei riegelte erstmal den gesamten Bereich am Hafenbecken ab. Vermittlungsversuche der Anwälte Andreas Beuth, Manfred Getzmann , von Claudius Liewen (GAL Bürgerschaftsabgeordneter für HH-Mitte) u.a. wurde von Seiten der Polizeiführung kein Gehör geschenkt und so konnte keine Kundgebung angemeldet werden . Obwohl die ca. 300 UnterstützerInnen friedlich im Sonnenschein frühstückten und die BesetzerInnen vollkommene Verhandlungsbereitschaft signalisierten, beginnt die Polizei gegen 10.00Uhr nach mehrfacher Aufforderung „unter Anwendung einfacher körperlicher Gewalt“ mit Wasserwerfern, Schlagstöcken und Räumfahrzeugen die Anwesenden einzukesseln.
Die DemonstrantInnen verhalten sich weiterhin friedlich und besonnen, auch als gegen 10.30 Uhr mit vollkommen unverhältnismässigen Mitteln die ersten Fahrzeuge aufgebrochen werden, dabei werden Fensterscheiben eingeschlagen, Schlösser zerstört , sogar vereinzelt Aussenspiegel abgeschlagen.
Die polizeiliche Gewalt gipfelt bei den ersten Festnahmen, bei welchen mutwillig schwere Sachbeschädigungen an einem normalerweise bewohnten LKW vorgenommen werden. Nicht nur die Fenster auf der Beifahrerseite werden mit Hilfe einer Brechstange eingeschlagen, die ins Innere der rollenden Wohnung eingedrungenen Polizeibeamten werfen privates Inventar auf die Strasse, zerstören die Inneneinrichtung, zwei im Fahrzeug befindlichen Wagenbewohner werden, obwohl sie keinerlei Widerstand leisten bei der Festnahme schwer verletzt. So verhält sich die weltoffene Metropole Hamburg zum Thema Akzeptanz einer kleinen Minderheit, welche für sich das Recht beansprucht in rollenden Behausungen zu wohnen.
Und unverhältnismässig ruppig geht die „Räumung der illegalen Strassenblockade“ weiter, ca. 90 Rollheimer-Wohnungen werden unter Gewaltanwendung aufgebrochen, Scheiben eingeschlagen, Zündschlösser und Lenkradschlösser zerstört um dann teilweise unsachgemäss und hektisch von einfachen Polizeibeamten weggefahren zu werden. Die juristische Grundlage dafür ist bisher noch völlig unklar. Ebenso unklar ist, wohin die Fahrzeuge verbracht werden sollen und wieso FahrzeughalterInnen mit Schlüssel der Zugang verwehrt wird.
Die im Kessel befindlichen 90 UnterstützerInnen und FahrzeughalterInnen werdenvorübergehend „ in Gewahrsam genommen“ und in verschiedene Gefängnisse der Stadt verbracht. Gegen 15.00 Uhr ist die Strasse geräumt, ca. 80 fahrbare Behausungen polizeilich „sichergestellt“ . Weniger als 15 Fahrzeugen wurde der freiwillige Abzug gewährt , den Bewohnern dieser werden unrechtsgemässe „Stadtverbote“ ausgesprochen, Menschen mit Hamburger Kennzeichen Verbote für vier Innenstadtbezirke.
Ab18.00 Uhr beginnt dann jedoch, nach eingehender technischer Kontrolle der Fahrzeugsicherheit, die Polizei nach und nach die „sichergestellten“ Fahrzeuge an die Besitzer rauszugeben.
Es kommt schon ab mittags zu Solidaritätsaktionen. Mit weiteren ist zu rechnen.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Nur ein Gedanke — Karl