Hamburg: Neuer Wagenplatz auf der Hafenstraße

Seit dem Beginn des Hamburger Schwarz-Schill Senats vor zweieinhalb Jahren stehen Bauwagenplätze ganz oben auf der Abschussliste der rechten Stadtregierung. Die Räumung der Bambule im November 2002 löste allerdings eine Protestwelle aus, wie es sie in Hamburg seit vielen Jahren nicht gegeben hatte.

Die für April 2004 geplante Räumung des Wagenplatzes Henriette war aufgrund der Proteste schon nicht mehr so einfach möglich. Für eine Aktionswoche wurde bundesweit mobilisiert, und dies zeigte Wirkung: Bürgermeister Ole von Beust sprach für den Platz eine vorläufige Duldung für weitere 18 Monate aus.

Mit der heutigen Besetzung geht die Bauwagenbewegung endgültig in die Offensive. Seit mehreren Monaten wurde für eine große Besetzungsaktion in Hamburg mobilisiert, und über 100 LKWs, Wohnmobile und Bauwagen hatten sich angekündigt, einschließlich mehrerer WagenbewohnerInnen aus anderen europäischen Ländern. Nicht kleckern, sondern klotzen, scheint das Motto der Aktion zu sein: Statt einer kleinen Platzbesetzung gelang eine massenhafte Besetzung fast der gesamten Hafenstraße.

Gleichzeitig mit der Besetzung der Hafenstraße wurde im Karolinenviertel ein Haus besetzt. Diese Aktion thematisierte den Leerstand und den Abriss von Wohnraum in Hamburg und setzte sich in direkten Bezug zur Aktion an der Hafenstraße.

Die BewohnerInnen der Häuser St.Pauli Hafenstraße hingen Solidaritäts-Transparente auf und beschallten die Straße mit netter Musik. Gleichzeitig wurde unten auf der Straße Essen ausgegeben, und ein Straßenfest begann.

Polizei wurde eine Stunde nach der Besetzung in der Gegend rund um die Hafenstraße zusammengezogen, sperrte die Straße ab, und beschränkte sich zunächst auf die Beobachtung der Szenerie. Drei Stunden nach der Besetzung begannen sie mit der Räumung des neuen Wagenplatzes. LKWs, Wagen und Wohnmobile werden einzeln aufgebrochen und weggefahren. Dabei geht die Polizei äußerst gewalttätig vor, beschädigt die Wagen und setzt Schlagstöcke und Tränengas gegen die protestierenden BewohnerInnen und UnterstützerInnen vor. Auf die von den BesetzerInnen angebotenen Verhandlungen gehen Polizei und Senat nicht ein.

Aussage eines Menschen, dessen Wagen gerade von der Polizei weggeschobenwird: "Es handelte sich um eine friedliche, wenn auch zuerst unangemeldete Demonstration, bei der wir uns mit unseren Wohnungen versammelthaben. Das brutale Vorgehen zeigt die Unfähigkeit des Hamburger Senats einepolitische Lösung zu finden."

Trotz der Räumung, die immer noch andauert und mehrere Stunden dauern wird, wird die Tatsache als Erfolg gewertet, dass es überhaupt möglich war, eine Besetzung in diesem großen Ausmaß durchzuführen.

Breaking-News von Samstagvormittag
24-04-2004 14:38 In St.Pauli sind an vielen Orten Leute unterwegs. Eine kleine Spontandemo wurde am Hein-Koellisch-Platz von Polizeieinheiten eingeholt.
24-04-2004 14:36 Die Wagen in der Hafenstrasse sind mittlerweile fast alle geraeumt, bzw. konnten einige sich freihandel mit der Auflage eine Bannmeile einzuhalten
24-04-2004 14:34 Die Polizei zieht langsam aus der Hafenstraße ab.
die Beschädigungen halten sich wohl bei den meisten Wagen in Grenzen. Ein Wagen wurde stärker beschädigt.
24-04-2004 13:10 Polizei geht weiter mit grosser Härte im Kessel Hafenstrasse vor. Weiter werden Fahrzeuge beschädigt obwohl Besitzer vor Ort sind und Hilfe anbieten.
24-04-2004 12:57 Die Solidemo in der Kastanienallee wurde gekesselt, die Polizei verlangt einen Verantwortlichen
24-04-2004 12:39 Demo ist jetzt auf der Reperbahn, Kastanienallee, 200-300 Leute
24-04-2004 12:29 Demo ist in der Wohlwillstrasse in Richtung Kiez
24-04-2004 12:24 50 Leute sind auf der Feldstrasse und blockieren den Verkehr - 40 Leute im Kessel in der Hafenstrasse
24-04-2004 12:00 12 Uhr Treffpunkt an der Feldstrasse zu einer Demo gegen die Räumung
24-04-2004 11:18 Die Polizei bricht weiter Wagen durch Einschlagen der Scheiben auf. Die Zündung wird kurz geschlossen. Laut Anwalt der Wagenmenschen weigert sich der Senat jegliche Verhandlungen zu führen.