Kein Tag ohne Autonomes Jugendhaus!

the horse you came in on 16.03.2004 22:30 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Bargtheide, im Speckgürtel Hamburgs gelegen, erlebte heute seine erste linke Demo seit 5 Jahren. An die 100 Menschen demonstrierten für den Erhalt des Autonomen Jugendhauses in Bargteheie.
(Krawall im Kuhstall, Vol.II)
Das seit 1984 bestehende Autonome Jugendhaus Bargteheide soll im Sommer 2005 einem Neubaugebiet weichen, und die Stadt hat, nachdem anfänglich Interesse signalisiert wurde, in der letzten Zeit deutlich gemacht, dass ihr an einem Erhalt nicht viel liegt. Anscheinend waren sich die Menschen im Rathaus einig, bei einem Durchschnittsalter von 16 Jahren der VerhandlungspartnerInnen müssten sie nicht viel Widerstand befürchten.
Doch falsch gedacht...
Kurzerhand stellten die momentan im AJH Aktiven eine Demo auf die Beine, die sich sehen lassen kann. Als ?Narrendemo? angekündigt, zogen an die 100 Menschen aus Bargteheide, Schleswig-Holstein und noch entfernteren Orten (an dieser Stelle vielen Dank für die... wie hieß das nochmal... glglglgl...Solidarität! Es scheint sie wirklich zu geben.) einigermaßen bunt gekleidet, aber doch entschlossen und mit eindeutigen Aussagen durch Bargteheide zum AJH. Taktisch besonders geschickt war die schriftliche Einladung an den Bürgermeister, auf der Demo Stellung zur Zukunft des AJH zu nehmen. Dass er nicht nur nicht erschien, sondern sich überhaupt nicht verhielt, wird in der Regionalpresse nicht unbedingt von Vorteil sein.
Die regionale Presse war auf der Demo erschienen und hat durchaus positiv berichtet:
 http://www.abendblatt.de/daten/2004/03/15/273162.html
Bei Zwischenkundgebungen wurde darüber informiert, was im AJH passiert, wer wie aktiv ist, und klar gemacht, das das Haus unverzichtbar ist. Es wurde auf die Idee einer ?Gesellschaft aus Menschen, die ohne Hierarchien und Unterdrückung selbst bestimmen, was passiert? verwiesen, die hinter der Idee das AJH und des Engangements dafür steht. (Einer der beiden Redebeiträge ist im Folgenden angefügt.) Solidarische Grüße an andere bedrohte Projekte wie die Walli und Lübeck und die Alte Meierei in Kiel waren selbstverständlich.
Nach der Demo wurde im AJH zu Tee und Vokü geladen. Aus der Sicht des Zugereisten kann nur gesagt werden, dass es eine wirklich gelungene Demo war. Insbesondere dem Lauti soll hier nochmal für das professionelle Auftreten gedankt werden. Das gilt für Technik und Ansagerin!

Ein neues, selbstverwaltetes, wunderschönes, paradiesisches, großartiges Autonomes Jugendhaus in Bargteheide -
alles andere ist Quark!

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Der zweite Redebeitrag:

Liebe Demoteilnehmerinnen und Demoteilnehmer,
liebe Menschen aus Bargteheide und sonstwoher,
liebe Menschen, die ihr jetzt im Haus aktiv seid,
liebe Bargteheiderinnen und Bargteheider, die ihr euch gerade wundert, wer hier demonstriert.

Hallo Stadtverwaltung.

Seitdem das Autonome Jugendhaus Bargteheide 1984 als ein selbstorganisiertes und eigenständiges Haus für Jugendliche aus Bargteheide und Umgebung entstanden ist, fand dort ein für die Bargteheider Jugendlichen und für Bargteheide wichtiges kulturelles und politisches Leben statt.
Das Autonome Jugendhaus ist ein zentraler und lebendiger Bestandteil der Jugendkultur Bargteheides. Und es bietet -
das ist ein Punkt, den die so sorgfältig rechnenden und kalkulierenden Menschen in der Stadtverwaltung und die Politikerinnen und Politiker Bargteheides bedenken sollten -
Jugendarbeit fast umsonst. Dieses Haus soll nun verschwinden, in seiner jetzigen Form nicht weiter bestehen. Aus dem Angebot der Stadt, ein Ersatzgebäude zu finden, wurde eine Zusammenlegung mit dem städtischen Juze - ein Witz für alle, die von Jugend in Bargteheide einen Funken Ahnung haben und eine Drohung für alle, die eigenständige Jugendarbeit, Kultur und Politik machen wollen. Wenn auch die Pläne, den Kirchenkeller Bargteheide zu schließen, wahr gemacht werden, wird das jugendpolitische Desaster in Bargteheide vollständig.
Anscheinend hat die Stadtverwaltung von Selbstverwaltung keine Ahnung - das wäre auch nicht verwunderlich. Verwunderlich aber ist es, wenn die Stadt mit dem Argument, es sei kein Geld da, eine Jugendarbeit beenden will, die fast umsonst funktioniert - denn das Autonome Jugendhaus trägt sich selbst.
Es geht aber nicht darum, der Stadt billige Jugendarbeit zu präsentieren, sondern darum, etwas zu erhalten, das vor 20 Jahren aus eigenem Antrieb und mit eigenen Kräften begonnen wurde und das noch unzählige Jahre bestehen soll.
Der Antrieb und die Kraft sind da - und wenn nichts zur Verfügung gestellt wird, wird sich eben genommen!
Die Stadt handelt unsozial und undemokratisch, wenn sie eigenständige Jugendarbeit unter dem Deckmantel des ?Sparzwangs? beendet. Diesen Raum zu erhalten, ist nötig und möglich. Angebote und Zugeständnisse sind vom AJH gemacht worden; es ist an der Stadt Bargteheide, nicht in den Kürzungswahn in sozialen und kulturellen Bereichen einzufallen und ihrem eigenen Motto zu entsprechen:
?Stormarns lebendige Stadt? braucht ein lebendiges Autonomes Jugendhaus!
Hinter der Idee des selbstorganisierten Jugendhauses steht für uns die Idee einer offenen Gesellschaft, einer Gesellschaft aus Menschen, die ohne Hierarchien und Unterdrückung selbst bestimmen, was passiert. Einer Gesellschaft, die aus freien Menschen besteht und den momentan allgegenwärtigen Widerwärtigkeiten wie Nazismus, Krieg, Verwertungslogik und Sexismus eine klare Absage erteilt. Um dieser Idee einen Raum zu geben, auch dafür brauchen wir das Autonome Jugendhaus in Bargteheide.
Eigenständige linke Jugendarbeit in eigenen Räumen ist für uns unverzichtbar. Wenn die Stadt meint, darauf verzichten zu können - wir können es nicht. Viele Wege führen zu einem neuen Autonomen Jugendhaus..

Wir freuen uns über die Menschen, die jetzt und immer weiter im Haus aktiv sind. Macht weiter so und noch viel mehr!
Solidarische Grüße gehen an alle Menschen, die gerade anderenorts selbstverwaltete Häuser und Plätze verteidigen: zum Beispiel an die Alternative in Lübeck und die Alte Meierei in Kiel ... alle sollen bleiben!

Für ein selbstbestimmtes, wildes und abenteuerliches Leben!
Ein neues, selbstverwaltetes, wunderschönes, paradiesisches, großartiges Autonomes Jugendhaus in Bargteheide
alles andere ist Quark!

Autonomes Jugendhaus bleibt!!!

Alles für alle - und zwar umsonst, luxuriös und in rauhen Mengen!

Die Weggezogenen Dabeigebliebenen.
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Weitere Fotos sind hier zu finden:
 http://mitglied.lycos.de/bagdadcitydemo01/bilder.htm
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Ergänzungen

letztes foto...

m. 17.03.2004 - 00:35
...kommt übrigens nicht aus der rathausstrasse, sondern von der ecke utspann-parkplatz / B75. dennoch sehr schöner bericht, auch wenn der lauti noch dazulernen kann...

langweiliger lauti

khfdfdg 17.03.2004 - 09:25
der lauti könnte näxtes ma n bisschen abwechslungsreicher sein, nich jeder mag hiphop/reggea...
ein fascho wollte mit freundin zum HSV-Spiel mitm zug, wurde daran aber von aktivistinnen gehondert sodass er in seine wohnung flüchten musste...tja das wars für ihn mitm fussball, der zug is abgefahren :)
doof war nur das sich kaum jemand für seine anwesenheit interessiert hat...
die demo war sonst ok, es waren leute von überall da, ich glaub sogar leute aus rotock gesehn zu haben...

Soligruesse

Kurti 17.03.2004 - 12:34
Soligruesse vom AZ-Wagenplatz aus Osnabrück!
Prima Engagement, prima Einsatz und gute Photos.
Freiräume schaffen und verteidigen!
Weiter so....

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ihhhh — -/-

"autonom"? — 2857

@2857 — the horse you came in on

@ 2857 — m.