Polizei stürmt Münchner Tröpferlbad

Rote Hilfe e.V. OG München 30.01.2004 15:04 Themen: Repression SiKo München
Am gestrigen Donnerstagabend (29.l .2004) stürmten gegen 20:30 Dutzende Polizeibeamte eine Vorbereitungsveranstaltung im Münchner Tröpferlbad zur kommenden ?Sicherheitskonferenz". Auf der Veranstaltung mit dem Titel 'kreatives Malen und Basteln' sollten u.a. Transparente und Kundgebungsmaterial hergestellt werden.
Sicherheitskonferenz" 2004 wirft ihre Schatten voraus:

Vorwand für die Durchsuchung ist die Suche nach der Verfasserin eines Flugblattes, das in Halle(Saale) verteilt wurde. Das Flugblatt erfülle eine Straftat, da eine stilisierte vermummte Person zu sehen sei. Dies stellt nach Auffassung des Beschlusses des Amtsgerichts zur Durchsuchung des ?Tröpferlbades" einen Aufruf zu Straftaten dar. Es enthalte, so das Gericht, ?eine Aufforderung, an den Versammlungen in einer Aufmachung, die geeignet und den Umständen nach darauf gerichtet ist, die Feststellung der Identität der Versammlungsteilnehmer zu verhindern, teilzunehmen, also zu einer Straftat."

Als wäre diese Unterstellung einer Straftat nicht absurd genug (so handelt es sich bei dem monierten Bild offensichtlich nicht um eine Versammlung), wird in einer langen Konstruktion versucht, einen Zusammenhang zum ?Tröpferlbad" zu konstruieren. Dazu zieht das Gericht andere Flugblätter mit ähnlich lautenden Inhalten oder Parolen heran, die wiederum einen Hinweis auf das im Tröpferlbad stattfindende ?Convergence Center" während der Aktionstage gegen die ?Sicherheitskonferenz" enthalten. Dieser an den Haaren herbeigezogene Zusammenhang (schließlich ist nahezu auf jeder Publikation zum Thema auch das Convergence Center aufgeführt), sollte nun gestern den Vorwand für die Durchsuchung liefern. Ebenso wie z.B. die Diskreditierung der Gegnerinnen als ?Berufsdemonstranten" (Polizeipräsident Schmidbauer in der SZ vom 29.12.2003) sollen diese Maßnahmen Menschen davon abhalten, an den legitimen Protesten gegen die ?Sicherheitskonferenz" teilzunehmen.

Die Polizei ergreift mit dieser Strategie der Abschreckung politisch Partei. Es geht dabei nicht um die Abschreckung vor vermeintlichen Straftaten , sondern um die Delegitimierung und Einschüchterung politischer Gegnerinnen. Tausende Menschen werden z.B. im Rahmen der Anreise Opfer polizeilicher Maßnahmen, Namen werden auf schwarzen Listen notiert, Videoaufzeichnungen von allen Teilnehmerinnen angefertigt und vermutlich wieder wie die letzten Jahre Hunderte daran gehindert, an den legitimen Protesten teilzunehmen.

Neben der Durchsuchung wurden bei der Aktion die Peronalien aller Anwesenden notiert. Wie üblich füllt die Polizei damit vermutlich ihre ?Schwarzen Listen" über Oppositionelle,.die bei den kommenden Versammlungen als Grundlage für polizeiliche Maßnahmen wie Anreiseverbote, Zurückweisungen und Unterbindungsgewahrsam dienen werden.

Niederlage für die Polizei bereits bei Stürmung letztes Jahr
Bereits im letzten Jahr mussten die Teilnehmerinnen an dem im Tröpferlbad stattfindenden ?Convergence Center" eine mehrstündige Freiheitsberaubung durch die Polizei über sich ergehen lassen. Einige wurden aufgrund ihrer Herkunft (Berlin, Göttingen) als ?potentielle Straftäter" bezeichnet und in Unterbindungsgewahrsam genommen. Einige der Betroffenen haben dagegen Beschwerde eingelegt. Ein Fall wurde bereits vor Gericht verhandelt und endete mit Feststellung der Rechtswidrigkeit der polizeilichen Maßnahmen. Die von der Polizei erfundene Behauptung der ?Planung von Straftaten" konnte diese - trotz damals anwesender Polizeispitzel - vor Gericht nicht beweisen.

Offensichtlich versucht die Polizei auch dieses Jahr wieder durch absurde Konstrukte, die Aktionen gegen die ?Sicherheitskonferenz" politisch zu diskreditieren. Paula Schreiber, die Pressesprecherin der Roten Hilfe e.V. Ortsgruppe München erklärt hierzu: ?Die Polizei ist mit ihrer Strategie der Abschreckung und Überwachung politische Partei gegen die Proteste geworden. Es geht längst nicht mehr um Strafverfolgung, sondern um eine Strategie der Einschüchterung legitimer Proteste".
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Ergänzungen

kl. ergänzung

mitglied 30.01.2004 - 16:37
"und vermutlich wieder wie die letzten Jahre Hunderte daran gehindert, an den legitimen Protesten teilzunehmen."

dazu muss bemerkt werden, dass es sich letztes jahr wie dieses jahr nicht nur um legitime sondern auch um legale veranstaltungen handelt(e).
in diesem sinn verstösst der staat (in form seiner exekutive) gegen sein eigenes grundgesetz (demonstrationsrecht).

aber wer das vom bürgerlichen staat und dem kapitalistisachen system nicht erwartet, ist naiv.

Auch für die Demokratie auf die Straße

Alfons Kilad 30.01.2004 - 21:09
Die Zustände sind dem nicht unähnlich, was einst der DDR vorgeworfen wurde: Die ganze Polizeimacht wird aufgeboten um Demokratie zu verhindern. Zwar sprechen nach mühseligen Prozessen oft die Gerichte demokratisches Recht, aber zunächst verhält man sich ersteinmal wie in einer Diktatur. Es es noch dazu albern auf das Vermummungsverbot herum zuhacken. Denn solange die Exekutive die Freiheit des öffentlichen Protestes missachtet, kann Vermummung gar kein Strafbestandteil sein. Es ist eher Notwehr auch im Sinne von § 227 BGB. Notwehr gegen das verfassungswidrige Erfassung von Demokraten, um die Demokratie für die herrschende Politik abzuwürgen (etwas, was das Bundesverfassunggericht bestimmt nicht meinte). Wer dagegen sich zur Wehr setzt verteidigt die Demokratie gegen ihre politischen Gegner. Im übrigen treffen sich ja auch nach gültiger Rechtssprechung dort von Polizei geschützt, Kriminelle (vgl. Berlusconi Italien, vgl. den jetzigen Prozess gegen Chirac-Freund Alain Juppe, wobei Chrac wieder mit Schröder befreundet ist usw. bishin zu US-amerikanischen Kriegsverbrechern, die ihrer Strafverfolgung durch unabhängig Gerichte mit der Drohung sogar von Atomwaffen gegen den Internationalen Gerichtshof entgehen wollen).
Es wird Zeit das jeder Zweifler seine Angst überwindet und nach München kommt. Es geht um die Demokratie.

Soli-Aktion in Oldenburg

gerd 30.01.2004 - 21:30
Für alle, die im Norden wohnen, nicht nach München können und trotzdem etwas gegen das KriegstreiberInnentreffen unternehmen wollen:
In Oldenburg wird am 7.2. eine Solidaritätsaktion mit der Demo in München stattfinden. Treffpunkt: 13 Uhr Lefferseck.

22 videoclips zur nato-kriegskonferenz 2003

jens blatt 30.01.2004 - 23:46
in münchen, auf der themenseite no-nato bei kanalB:

 http://kanalb.de/topic.php?clipId=66

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Der Staat oder die Verantwortlichen? — faschistischer Amtsrichter

unglaublich — rwor