Argentinien/2"

selva 27.11.2003 21:46 Themen: Globalisierung
" Que se vayan todos " , das Buch über die Aufstände und die Selbstorganisation vom Dezember 2002 enthält soviel revolutionäre Intelligenz , dass - in der Situation der neu aufflammenden Repressionen dato - das, was geschieht in kollektivem , internationalem Kontext
überdacht werden sollte. Auszüge aus dem Buch
Rückblick auf die Entwicklungen und gewaltsam niedergeschlagenen Aufstände vom


Dezember 2002 unter :

Repression gegen soziale Bewegungen in Argentinien

 http://germany.indymedia.org/2003/03/44613.shtml

Einige Wochen vor den Präsidentenwahlen entsteht in Argentinien eine wilde Situation. Harte

Repression ist die Antwort auf die kapitalistischen Probleme und den Widerstand der Bevölkerung. Viele soziale Projekte, wie besetzte Fabriken, besetzte Häuser, kulturelle und soziale Zentren sind in

Gefahr, gewaltsam geräumt zu werden. Es begann am 25. Februar mit der Räumung des besetzten Gebäudes indem seit 20 Jahren etwa 500 Menschen lebten. (Fotos von der Räumung: "

el Padelai ",

Hintergründe zu Argentinien

 http://www.wildcat-www.de/dossiers/argentina/arg2002.htm

Bericht über die soziale Situation

 http://de.indymedia.org/2003/03/44118.shtml
Kongress der besetzten Fabriken

 http://de.indymedia.org/2003/03/44579.shtml

 argentiniensoli.hh@gmx.de
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"Für zehntausende internationale Besucher wurde Indymedia unser einziges "Fenster" zu dieser Revolte. Es lädt uns nicht nur dazu ein zuzuschauen, sondern selber Teil zu haben, sich einzubringen mit eigenen Berichten von Protest und Widerstand überall auf der Welt. Eine "nationale" Bewegung wurde "global""( Naomi Klein 2002 )









Vielfalt und Gegenmacht in den Erfahrungen der Piquetros ( Fortsetzung )

Anziehend wirken ihre Aktionen auch auf viele JournalistInnen sowie Gruppen und Initiativen,die mit der Piquetero-Bewegung zusammenarbeiteten: die Stadtteilversammlungen.Die ArbeiterInnen besetzter Farbriken,organisierte Universtitätsangehörige oder Menschenrechtsangehörige.

CTD ( Koordination Arbeitsloser ) und die ( Arbeitslosen ArbeiterInnen ) MTD artikulieren die Momente des sozialen Widerstandes dahingehend,dass sie die Gemeinsamkeiten die aus der Materialität gemeinsamer Erfahrungen entstehen,als einzige Bedingung und alleinigen Maßstab ihres Denkens akzeptieren.Sie entziehen sich so der klassischen Debatte über " Reform oder Revolution " ( Anmrkg: sie " machen Zeit " )

Kennzeichen dieser Vorgehensweise ist die Selbstbestätigung ( autoafirmacion )und die vielfältige Praxis von Gegenmacht.


Representation ist weder vermeidbar noch sondert sie sich notwendigerweise als dominantes Element ab.Die Delegierten,die nach dem Rotationsprinzip und auf Widerruf mit einem imperativen Mandat ausgestattet sind,die in- und mit - der Vollversammlung denken,müssen sich nicht automatisch vom Ganzen absondern.Und wenn sie dies tun,so riskiert die Organisation nicht viel,da nichts unwideruflich delegiert wird und die Delegierten nur mit einem punktuellen Mandat ausgestattet sind.Das Schlüsselelement der gesamten Frage liegt darin,zu vermeiden,dass die Represäntation sich unabhängig macht.

Ein/e Arbeitloser/se ist eine Person,die vor allem eines sucht und anstrebt: bezahlte Lohnarbeit.Sie will arbeiten und nicht die Lohnarbeitsgesellschaft in Frage stellen. Ihr fehlt etwas, um ein komplettes Individuum zu sein: sie ist ausgeschlossen .Ihre Anklage ist eindeutig ersichtlich: Sie kann nicht in ein reguläres Arbeitsverhältniss eintreten.

Der Name Piquetero/ra drückt hingegen etwas ganz anderes aus. Piquetero/a spricht von einer Handlung als SUBJEKT. Es handelt sich nicht um ein Synomym für Arbeitslose. Die Arbeitslosen stellen von der Bedürftigkeit geprägte und durch einen Mangel definierte Subjekte dar.Piquetera/o ist ein Individuum,das durch dieselben Entbehrungen geprägt,aber nicht vollständig von ihnen bestimmt ist.Der Unterschied ist aber noch grösser: Die einzelenen Mitglieder haben es erreicht, unter sozial prekären Zuständen als Subjekte zu handeln.Sie leugnen nicht die Situation,in der sie sich befinden,aber sie unterwerfen sich ihr auch nicht. Dieser Akt eröffnet eigenständige Möglichkeiten des Handelns und der Subjektbildung.


Exklusion ist der Ort, den unsere biopolitischen Gesellschaften konstruieren mit dem Ziel, Personen,Gruppen und Klassen auf untergeordnete Art und Weise zu intergrieren.In Worten von Agamben: Der Ausgeschlossene ist der Name des Eingeschlossenen als Ausgeschlossener

( Die selbstverwalteten Betriebe Argentiniens hingegen integrieren Arbeitslose in ihre nichthirarchischen Strukturen wann immer dies ökonomisch möglich wird )

Kampf um Brukman( inzwischen GEWONNEN ) in Argentinien vor den "Wahlen"



Video Zanon Arbeiter beim ESF  http://www.kanalb.de/index.php3

Von der politischen Illusion zu neuen Formen der Gegenmacht


Das Globale erlangt,selbst wenn es den Anschein haben mag.keine eigenständige Konsistenz.

Soziale Veränderungen können über die Representation hinaus als eine Dynamik begriffen werden,die sich nicht mehr in den dominanten Koordinaten der Modernität vollzieht.Die Produktion von Welt ist nicht mehr als das Werk eines in sich konsistenten Willens und wirksamen Subjektes ,das in der Lage wäre aus eigenen Willen und der wissenschaftlichen Erkenntnis historischer Gesetze heraus die Geschehnisse zu lenken.Nur wenn im Gegenteil die Idee eines geschichtsübergreifenden Subjekts und alle Fortschrittsmythen überwunden werden, wird der Weg offen zu einer Konzeption,von der aus sich Werte entwickeln lassen,welche die Existenz neu deuten.


Der dritte Sektor besteht aus Piquetro/as und Versammlungen die in praktischen Experimenten am Aufbau einer Gegenmacht von unten arbeiten und über Formen nicht-zentralisierter Organisationsformen debattieren.Sie beziehen ihre Inspiration eher von der mexikanischen EZLN oder von den neuen radikalen Bewegungen Lateinamerikas wie der brasilianischen Landlosenbewegung MST

Zu Zapatista siehe www.gruppeBASTA.de und www.chiapas.ch e

Als eine Bewegung der nationalen Befreiung verteidigt der Neozapatismus voll und ganz seine Zugehörigkeit zur mexikanischen Nation. Gleichzeitig ist sich diese Bewegung aber bewusst,dass es weder eine einheitliche Norm gibt, die " eigen Nation" zu leben,noch dass diese Norm anderen übergestülpt werden kann. Die zapatistische Haltung unterscheidet sich sehr von der modernen Auffassung ,die definieren will,was die Welt zu sein . Das " Bewaffnetsein" der EZLN hat keine Beziehung mehr zu traditionellen Guerilla-Strategien der Machteroberung.Im Mittelpunkt steht nach Worten der zapatistischen Befreiungsarmee EZLN,was in den indigenen Gemeinden passiert,und - ausgehend davon,die Demokratisierung der Zivilgesellschaft.Alle diese Formen des Protagonismus haben es nicht nötig, sich aus der konkreten Situation zu entfernen,um sich gemeinsam mit den übrigen Teilen der Gesellschaft >>zu artukulieren konkrete Universelle


"...und wir machten uns auf zur Plaza de Mayo .Es handelte sich um in Strassenmetern gemessene Bewusstseinsstufen oder- ebenen.

Niemand konnte von sich behaupten,er /siehabe das Ganze begonnen,und in meiner Kneipe Britanico hörte man tagelang den Satz." Ich sah dich und ging los"Es war eine Kette ohne Anfang.Jemand sagte mir,er habe seinen Fernseher laufen lassen als er ging und Stunden später, als er wiederkam,lief er noch immer.Auch mir passierte dasselbe.Alle diese Elemente mikrosozialer Alltäglichkeiten scheinen mir von grosser Bedeutung zu sein.das heisst,die Spontanität ist interessant,weil sie bestimmte Grundlagen hat und es sich eben nicht um eine riesige Strömung handelt ,deren konkreter Ausdruck nicht ausfindig gemacht werden könnte.Das Interessante sind diese kleinen Risse in der Alltagsroutine."

" In dem >Moment war ich so entrüstet,dass ich einem Polizisten hinterherlief.Der Typ begann auf mich zu schiessen.Es war wie in einem Film,und ich hörte,wie die Kugeln an mir vorbeipfiffen.Klar,der Polizist war überrascht,dass er mich nicht getroffen hatte.Er blieb stehen,senkte seine Waffe ,und da traf ihn mein Ziegelstein,der ihm fast den Kopf zerschlug.In dem Moment kam die Gendamerie und hätte uns beinahe alle festgenommen ( 19.Dez.2002 )

Ich trat auf des Goldes Gegenseite: ich nahm

Teil am Streik

Dort war der zarte Faden von Dauer

der die Geschöpfe eint; dort war das makellose

Band der Menschen lebendig

Es packte sie der Tod,

das Gold,und streckte nach ihnen scharfe Zähne

aus Gift. Das Volk aber legte seine

Feuersteine vor die Tür,

wurde solidarische Erdscholle,den Strömen

zweier parallelen Gewässern gleich,

aus Liebe Kampf

......im unzerstörbaren Zusammenstehen , in all den

Keimen aus Stein,die aufsprossten,

in jener Granate der Kühnheit ,die sich erhebt im

Salz der Verlassenseins,fand ich endlich der

Menschen verlorenes Element,

die ferne Stadt der Zärtlichkeit

( Pablo Neruda," Der grosse Gesang " )

" Que se vayan todos "

über

assoziation-a@t-online

Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker - Solidarität ist eine Waffe

Aktuelle Repression Protestmailadressen

 http://www.de.indymedia.org/2003/11/68152.shtml

Für hiesige piquetero/as:

www.tacheles-sozialhilfe.de

www.erwerbslos.de

www.forum-sozialhilfe.de

www.arbeitermacht.de

www.fau.org

 http://anarchosyndikalismus.org

John Holloway

" Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen"

Die Begründung einer Hoffnung auf eine Revolution ,die entweder von den real existierenden, widersprüchlichen, vielfältig gebrochenen Menschen gemacht wird oder gar nicht.

ISBN> 3-89691 -514-2

In Kooperation mit dem Instituto de Ciencias Sociales y Humanidades,Mexiko
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Ergänzungen