Direct Action Herbst 2003 in und um Gießen

Direct-Action-Häschen 19.11.2003 18:30 Themen: Soziale Kämpfe
Diesmal war der Bericht deutlich schwieriger ... nur sehr wenige der Aktionen (oder waren es auch weniger???) wurden bekannt. Einige Recherchen waren sehr mühevoll. Offenbar hakt es am Austausch von Gruppen oder die Vermittlung wird schlechter oder was auch immer. Egal: Hier folgt ein Überblick über kreative Widerstandsaktionen in den letzten Monaten im Raum Gießen: Anti-Castor, Aktionen gegen den Volkstrauertag, direkte Aktionen im Rahmen der Uni-Proteste usw.
Das Ganze chronologisch ...

Initiative Sicheres Gießen beim Erstsemester-Infotag
Am 15. Oktober stellten sich viele Gruppen und Vereine vom Weltladen bis zum RCDS im Uni-Hauptgebäude vor. Mit dabei war die Initiative Sicheres Gießen. In Polizeiuniform gabs ein Starter-Set mit Preisrätsel für alle Erstsemestis – damit alle persönlich in der Innenstadt für Ordnung sorgen konnten, z.B. mit einer Sitzuhr zum Messen, wie lange mensch rumsitzt und nicht konsumiert und einer Fanpostkarte des Regierungspräsidenten, wie er im eigenen Garten für totale Sauberkeit sorgt (siehe Bild oben, erklärender Text auf der Rückseite).
Zudem gabs einen Infostand, wie mensch die Stadt eigenhändig verschönern kann (technische Tipps zum Sprayen, Spurenvermeiden & Co.).


Direct Action beim Uni-Streik
Die Situation in Gießen ist schwierig – die Studierendenschaft ist traditionell recht homogen organisiert, der AstA steht auf formal-demokratische Organisationsmuster und mag Autonomie und Vielfalt nicht. Es „herrschen“ zwar Gruppen, die sich „links“ nennen, aber in den Schriften, Auslagen und auf Pinnbrettern wird rauszensiert, was den dominanten Gruppen nicht passt. In diesem Klima versuchten einige Menschen Ideen der Organisierung von unten und der direkten Aktion einzubringen. Auf den zentralistisch gesteuerten VVs und Plena gab es dazu kaum Chancen. Direkte Aktionen gab es aber trotzdem neben den dominanten Latsch-Demos und VVs, auf die alles zugeschnitten war. Außerdem gab es Versuche, offene Aktionsräume und –plattformen zu schaffen. Im Einzelnen:
- Innerhalb der „offiziellen“ Struktur gab es einige Arbeitsgruppen, die direkte Aktionen vorbereiteten und durchführten, z.B. Straßentheaterszenen in der Innenstadt von Gießen.
- Die Blockaden einiger Uniteile legten den Betrieb dort lahm. Leider gingen die Blockaden nicht über das „Nein“ an den Türen hinaus, d.h. es gab keine Aneignung und keine Umwandlung in Räume offenen Lernens und Lebens.
- Verschiedene Gruppen aus Fachbereichen wie Musik, Sport, Medizin usw. agierten in der Innenstadt als Chor, Trommelgruppe, als Dauerlauf mit Aktionen unterwegs oder Trauermarsch.
- Wahrscheinlich gabs noch einiges mehr, auch in einigen Seminaren und Vorlesungen. Die Aktionen blieben aber ziemlich am Rande.
- Zunächst in den AstA-Räumen, dann im Haus E des Phil II entstand eine offene Aktionsplattform (siehe Bilder, zu der Idee:  http://www.projektwerkstatt.de/plattform) und eine OpenSpace-Lernwerkstatt, wo hierarchiefreie Methoden angewendet werden sollten ( http://www.hierarchnie.de.vu).
- In Internet wurde eine offene Aktionenseite eingerichtet, auf der alle ihre Aktionsideen eintragen konnten ( http://www.aktionenseite.de.ms).
- Es gab Workshops zu „Direct Action – Einführung“, „Kreative Antirepression“ und „Kommunikationsguerilla“.
- Am 13.11. kam es nachts zu zwei Versuchen, das vor allem von der Uni-Verwaltung genutzt Uni-Hauptgebäude zu besetzen. Ein Versuch scheiterte an der Einschüchterungswirkung des patriarchal-arrogant auftretenden Uni-Präsidenten, der zudem mit der Polizei drohte. Die Mehrheit der Anwesenden stieg daraufhin aus der Besetzung aus. Offenbar in der Folgenacht gab es einige militante Attacken auf bisher nicht blockierte Uni-Gebäude, vor allem das Juridicum und das Hauptgebäude (Verschließen und Besprayen der Wände). Die Aktionen stießen vor allem in den zu diesem Zeitpunkt schon auf eine eher kleine FunktionärInnenrunde zusammengeschmolzenen Plenums- und Zentralstrukturen des Streiks auf Ablehnung. Die Uni- und betroffene Dekanatsleitungen forderten willkürlich aufgrund ihres Äußeren verdächtigte Personen und schließlich die offiziellen Studierendenversammlungen zur Distanzierung von den Attacken auf. Sie drohten mit verschiedenen Aktivitäten, z.B. Einschalten von Polizei und Einstellung der Unterstützung (die es vom Uni-Präsidium eh nie gab). Leider war die Wirkung auf die Führungskreise des Uni-Streiks massiv.
- In der Nacht auf den 18.11. kam es zu sehr mysteriösen Sachbeschädigungen am Phil II. Da jegliche Vermittlung fehlte, ist auch das Ziel unklar. Motiv könnte hier eine Gegenaktion gegen den Streik sein, denn das Phil II war bislang die Hochburg der Proteste. Dennoch wurde auch diese Sachbeschädigung gegen die Streikenden gewendet von der Hochschulleitung – und die Führungskreise zogen sich den Schuh eingeschüchtert an. Damit dürfte diese Aktion im Sinne der direkten Aktion als die erfolgreichste einzustufen sein – falls es GegnerInnen des Streiks waren. Dann konnten diese mit der Aktion die Streikenden spalten, erheblich einschüchtern, in eine Unterwerfung unter die widerliche Uni-Leitung führen und zudem viele Personen für einige Zeit beschäftigen. Nur leider kam diese gelungendste Aktion von der „falschen“ Seite.
- Am 15.11. formulierten Direct-Action-Leute einen Vorschlag für eine Ausweitung und Veränderung des Uni-Protestes in Richtung eines bunteren, offensiveren und „von unten“ organisierten Streiks. Die Ideen wurden gar nicht erst weiterverteilt. Beim VV-vorbereitenden Plenum am 18.11. abends wurden die Ideen noch mal direkt vorgestellt, aber erneut gar nicht beachtet. Alle anderen Personen, die sich äußerten, formulierten ihren Wunsch, die Proteste zentralistischer zu steuern und auch in der VV den Ablauf vollständig zu manipulieren. Nach Lage der Dinge gibt es ab diesem Zeitpunkt keine organisierten Direct-Action-Ebenen mehr im Protest. Das muß niemanden abhalten, kreativ zu agieren. Aber in den zentralen Strukturen ist alles auf totale Kontrolle und Steuerung ausgerichtet. Bemerkenswert ist, wie viele Personen über ihre im Streikverlauf erst bekommenen Ämter als „VertreterInnen von AKs“ usw. auch das Verhalten von FunktionärInnen annahmen. Allerdings scheiterten die FunktionärInnen mit ihrem Versuch, die Fortführung eines einheitlichen, zentral kontrollierten Streiks in der VV am 19.11. Wer anderen eine Demokratie gräbt, fällt selbst hinein ...


Volkstrauertag attackiert!
Offenbar in der Nacht auf den 16.11. (Volkstrauertag) wurden in und um Gießen massiv Ehrenmale attackiert. Sprüche über Helden, Vaterland oder „Unsere“ Toten usw. wurden unkenntlich gemacht, Totenköpfe als Blickfang aufgemalt und Parolen gesprüht/gemalt. Berichte über solche Aktionen kamen aus verschiedenen Ecken – wirkte ganz oder fast flächendeckend, jedenfalls wohl 20 oder mehr Attacken. Rund um die Ehrenmale waren Plakate zu finden, die intensiv vermittelten, worum es ging. Darauf wurde die Verlogenheit des Trauerns um Soldaten, die Konstruktion völkischer Gemeinschaft usw. kritisiert (leider liegt keines dieser Plakate vor). In der Presse wurde der Text der Polizei abgedruckt:
„Denkmäler beschmiert
Heuchelheim / Grünberg: Wegen Verdachts der Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe ermittelt die Kripo Gießen gegen unbekannte Täter, die vermutlich in der Nacht vom 15. zum 16.11.03 Friedhofsdenkmäler, ein Wartehäuschen und ein Ehrendenkmal beschmierten. Sie brachten mit blauer, schwarzer und weißer Farbe kritische Sprüche gegen Armeen an. Hinweise erbittet die Kripo Gießen unter der Rufnummer 0641-7006-2555.“


Und außerhalb der Zeitleiste:
Immer wieder waren AkteurInnen aus der Region bei überregionalen Aktionen mit dabei, z.B. bei den antirassistischen Aktionstagen in Fürth, bei den Direct Action Tagen in Magdeburg (gegen § 129a) – mehrfach kam dabei die Direct-Action-Plattform aus der Projektwerkstatt in Saasen zum Einsatz ( http://www.projektwerkstatt.de/plattform). Das kann gerne so weitergehen – noch besser wäre aber, wenn es mehr offene Strukturen und kreative Plattformen in diesem traurigen Lande mit seiner meist langweiligen politischen Bewegung gäbe ...

Und zum Schluß das Schweißtreibendste: Der Direct-Action-Kalender für 2004 mit vielen vielen Tipps zu frechen und kreativen Aktionen ist fertig. Gibt’s per Versand und z.B. in Gießen auch in einigen Buchläden u.ä. (Büchergilde, Domizil, Comic-Dealer). Mehr ...  http://www.projektwerkstatt.de/kalender.


Links:
- Direct-Action-Seiten:  http://www.direct-action.de.vu
- Aktuelle Berichte:  http://www.projektwerkstatt.de/aktuell
- Kreative Antirepression:  http://www.projektwerkstatt.de/antirepression
- Herrschaftsfreie Utopien:  http://www.herrschaftsfrei.de.vu
- Dominanzabbau in Gruppen:  http://www.hierarchnie.de.vu

Aktuelle Termine und Seminare:
- 21.-23.11. in Halle (also jetzt gleich ...): Direct-Action-Seminar mit vielen Workshops und praktischen Übungen J (Treffpunkt Stura-Gebäude, Universitätsplatz 7 in Halle – Infotelefon auf dem Seminar ist 0171/8348430)
- 5.-7.12. in der Projektwerkstatt Saasen: Seminar zu Abnormalität
- 12.-14.12. in der Projektwerkstatt Saasen: Seminar zu kreativer Antirepression (Aktionen bei Polizeikontakt, Festnahme, Personalienkontrolle, Verhaftung, vor Gericht usw.).
- 15.12., 8.30 Uhr, Amtsgericht Gießen: Prozeß gegen zwei Projektwerkstättler wegen Verdachts verschiedener direkter Aktionen in und um Gießen ( http://www.projektwerkstatt.de/antirepression/prozesse/anklage1.html)
- 24.12. abends (mit Übernachtungsmöglichkeit und offenem Ende ...): Antiklerikaler Diskussions- und Aktionsabend


Anhang
Der Vorschlag für „von unten“ organisierte Proteste an der Uni Giessen ... in den zentralen Strukturen einfach weggedrückt:

Vom Streik zum sozialen Protest
Was als Streik an Teilen der Universität Gießen begann, vor allem die geplanten Studiengebühren betraf und nur zögerlich in die Stadt und Gesellschaft hineinwirkte, sollten wir zu einem breiten sozialen Protest weiterentwickeln. Dabei stehen eine vielfältige Organisierung von unten, eine breite Mobilisierung, die Aktion in die Gesellschaft hinein, der Widerstand gegen die Verantwortlichen von Sozialabbau und neoliberaler Umgestaltung und die Debatte plus experimenteller Verwirklichung von Alternativen und Utopien im Mittelpunkt.
Sozialer Protest heißt:
- Vielfältig, breit getragen, in allen gesellschaftlichen Bereichen verankert und sichtbar.
- Offensiv, Störung und somit Kommunikation erzeugend, visionär.
- Vernetzt und solidarisch mit allen sozialen Gruppen dieser Gesellschaft.
- Organisiert als emanzipatorisches Experiment, d.h. agierend aus der Vielfalt der Menschen und Gruppen bzw. an der Uni der Studierenden, der Arbeitsgruppen, Fachbereiche, Seminare usw.

Wir schlagen für die Vollversammlungen vor:
- Die Vollversammlung wird zum Ort des Austausches, der Impulse und Mobilisierung sowie der Initiative für neue Projekte. Sie beschließt nicht über die Form des Protestes.
- Um dieses zu erreichen, sollte die VV in zwei Teile geteilt sein: Erstens im Plenum für Berichte und Ankündigungen neuer Initiativen sowie zweitens im OpenSpace, d.h. vielen kleinen Gruppen in den Foyers und Räumen, wo die neuen Initiativen und Projekte sich treffen und loslegen.
- Denkbar und wünschenswert ist, nach diesen zwei Phasen noch praktische Protestformen, z.B. Demos, Besetzungen, Sit-ins usw. folgen zu lassen (Vorschläge dafür im ersten Teil der VV einbringen).

Wir schlagen für die Fachbereiche, Seminare usw. vor:
- Die Fachbereiche bzw. die Studierenden bestimmter Häuser entscheiden selbst über die Art ihres Protestes. Denkbar sind viele Varianten von der Blockade über Aktionen in Seminaren und Vorlesungen, alternative Bildungsveranstaltungen bis zu einer Mischung oder einem Wechsel von allem. Ergebnis ist ein buntes Mit- und Nebeneinander vielfältiger Aktionsformen in den verschiedenen Teilen der Uni, wobei diese auch innerhalb eines Hauses/Fachbereiches immer wechseln können (z.B. ein Blockadetag pro Woche u.ä.).
- In den Fachbereichen/Häusern werden Infoboards mit den aktuellen Terminen usw. sowie Orte für alternative Bildung, selbstorganisierte Kreativität und Aktionsplanungen bzw. Treffen von Arbeitsgruppen geschaffen.

Wir schlagen für die alternativen Seminare, Aktionen und Projekte vor:
- Alles ist möglich. Alles entsteht „von unten“, d.h. Aktionsideen und Projekte starten als konkrete Idee von Menschen, die Lust darauf haben – z.B. in den Fachbereichen, in Projekt- oder Arbeitsgruppen, aus Seminaren heraus.
- Alle alternativen Seminare, Projekte und Aktionen werden, so die Gruppen es wollen, ständig auf der Internetseite und den Infoboards in den einzelnen Häusern dargestellt. Täglich kommt eine Streikzeitung heraus (Kopieren über Nacht, Verteilen morgens/vormittags in den Uni-Gebäuden sowie in der Innenstadt) – wenn keine Zeitung erscheint, wird als Notlösung ein Termin- und Projektezettel kopiert. Langfristigere Aktionen und Projekte bzw. solche, die da gerade aktuell sind, können in der VV vorgeschlagen werden (eventuell mit anschließendem Treffen).
- Größere Aktionen und Projekte entstehen dann, wenn viele mitmachen wollen. Die tragen dann auch die Aktion – nicht eine formale Struktur wie VV oder irgendein sonstiges Formalplenum/-gremium. Autonomie und Organisierung von unten sind die Stärke eines vielfältigen Protestes, nicht demokratische Rituale.
- Als vernetzende und nach außen gerichtete Medien sollten mindestens die Wandzeitungen/Infoboards in den Häusern der Uni (auch in der Innenstadt?), das Internet und die Streikzeitung bestehen. Sinnvoll wäre es, wenn dazu konkrete Arbeitsgruppen bestehen, damit es nicht an Einzelnen und deren Zeitmöglichkeiten hängt.

Für alle Veranstaltungen und Treffen empfehlen wir, höchstes Augenmerk auf die Entwicklung hierarchiearmer/-freier, gleichberechtigter und kreativer Diskussions- und Arbeitsformen zu legen. Fish Bowl statt Podium für Streitdiskussionen, Kleingruppen statt Plena, OpenSpace statt Vortrags-Aneinanderreihung seien als Beispiele für mehr genannt (siehe  http://www.hierarchnie.de.vu).

Wir schlagen für den Aufbau eines sozialen Protestes vor:
- Mehr und intensivere Aktionen „nach draußen“, also in der Innenstadt, in Kaufhäusern, Bussen und Bahnen, auf Straßen, bei Partei- und anderen Veranstaltungen.
- Direkte Aktionen vom Straßentheater über alternative Seminare in den Parteigeschäftsstellen oder im Vorgarten von Ministern, Landtagsabgeordneten usw., in Behörden ... bis Sabotage. Eine gute inhaltliche Vermittlung sollte immer dazugehören (siehe auch die Aktionenseite www.aktionenseite.de.ms und www.direct-action.de.vu).
- Die Idee, dass (möglichst) alle Aktionen und Projekte ihre Vorhaben bekannt geben und so über die Grenzen von Gruppen und Fachbereichen hinaus vielfältiger Protest entsteht, gilt auch für soziale Gruppen und Aktionen außerhalb der Insel „Universität“. Aktionen anderer sozialer Gruppen sollten deshalb ebenso in Internet, auf Wandzeitungen, in der VV und in der Streikzeitung vorgestellt werden wie umgekehrt andere soziale Gruppen von den Aktionen, die in den Uni-Protesten entstehen, mitbekommen sollten und immer eingeladen werden. Ziel ist es, auch diese Grenze (Uni – Nicht-Uni) konsequent zu übertreten und einen sozialen Protest zu entwickeln, der dynamisch, offen, grenzenüberschreitend und direkt ist.

Wir schlagen für den Umgang mit diesem Text vor:
- Wir können ihn auf der VV beschliessen. Er ist soviel wert wie wir draus machen. Dieser Beschluss klärt, dass nicht formale Gremien und Beschlüsse die Basis des Protestes sind, sondern die Menschen. Der Streik lebt nicht nur durch Euch, sondern wir sind der Streik!
- Wer diesen Beschluß als bindend betrachtet, hat ihn nicht verstanden. Mit Beschlüssen ist es wie mit herrschaftsförmiger Gesellschaft: Sie müssen verändert werden, wenn Menschen es wollen! Wartet nie darauf, dass Euch andere oder formale Beschlüsse etwas vorgeben oder erlauben. Macht, was Ihr wollt!
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Ergänzungen

Vorschlag zur Weiterführung des Streiks ...

Für offene Strukturen! 19.11.2003 - 19:19
Der Vorschlag "Vom Streik zum sozialen Protest" (siehe Anhang des Berichtes oben) kann auf einer CoForums-Seite weiterentwickelt, ergänzt usw. werden. Der Originalvorschlag bleibt hier unverändert stehen.

Streik geht doch weiter ...

DA-Hase 19.11.2003 - 21:59
Tja ... die ersten Infos waren falsch - im Rundfunk wurde der ASTA-Chef zitiert, daß der Streik nicht weitergehen würde. Offenbar gelang es der Kungel-Zentrale aber doch, die Mehrheit herzustellen. Danach soll es einen Streik geben - aber ohne Blockade der Eingänge. Was genau passieren wird, bleibt offen. Mehr dazu, was von offizieller Seite geschieht, unter der Streik-Internetseite des ASTA. Sorry für die vorübergehende Falschinfo ... war sogar doppelt geprüft. Aber wenn sie viele irren ...

Zimtlatsche als Symbol des Streiks abgelehnt

Denki 20.11.2003 - 13:58
Gestern Abend war wiedereinmal ein Treffen der widerlichen Eliten des Giessener-Studi-Streiks. Thema des Abends: "Der Streik braucht ein Symbol". Nach einigen Diskussionen, über die Notwendigkeiten von Symbolen in einer herrschaftsfreien Diskussion, die wir versucht haben anzustoßen, einigten sich die anwesenden Eliten auf die Notwendigkeit eines Symbols, um die politische Einheit zu betonen. Wir haben dies zunächst skeptisch aufgenommen, beteiligten uns aber doch an der Diskussion. Es bot sich zumindest die Chance ein Symbol des kreativen Widerstandes einzubringen. Nach kurzen Nachdenken wurde von uns die Zimtlatsche als Symbol vorgeschlagen. Die Zimtlatsche deswegen, weil sie für Freiheit uns Ich-Verwirklichung jenseits des allseits vorhandenen Konsumdruckes steht und durch ihren guten Geruch auch noch für die Verringerung der Luftbelastung im Sinne der Kyoto-Protokolle und gegen die Haltung der amerikanischen Herrschaftseliten steht. Jedoch wurde unser Vorschlag von den Anwesenden Jung-Funktionäris kategorisch mit der Begründung abgelehnt, mensch wolle sich nicht öffentlich lächerlich machen. Auch in dieser kleinen Anekdote vom Rande kommt nach unserer Meinung die widerliche Haltung der Jung-Herrschenden aus ASTA und Streikelite zum Ausdruck, die jede Form kreativer Ideen und kreativen Widerstandes ablehnen um eigene Machtansprüche zu sichern. Und so wird auch diese Veranstaltung mit irgendeinem peinlich martialischen Logo etikettiert das nur einmal wieder die Herrschaft der Eliten dokumentiert.

"Diktatorische" VV am 19.11.2003

Proteststudi 20.11.2003 - 16:24
Die Distanzierung vom "Vandalismus" in Juridicum und Phil II wurde im Beisein des Uni-Präsi ausgesprochen und es hörte sich an, als ob dies keine geforderte Aktion war, sondern "von Herzen" kam. Die Studis klatschten auch alle brav. Sie klatschten aber
auch als der Präsi persönlich berichtete, wie die Hochschulpräsis sich
30 Mio-Kürzungen haben aufschwätzen lassen, statt die Regierung wegen
des Bruchs des Hochschulpakt-Vertrages anzuklagen.
Was massiv vorangetrieben wurde, war die Streikpropaganda. Die AStA-
oder DL-Menschen gingen sogar so weit, selbst Protestformen ohne
Gebäudeblockade Streik nennen zu wollen (wurde so im Abstimmungsantrag
formuliert), um einen Streik durchzubringen.
Zu Beginn gab es einen Antrag aus dem Publikum, die Abstimmung über
den Streik vor den Berichte-Teil zu ziehen, nachdem eine Abstimmung
darüber aber per Handzeichen nicht klar zu erkennen war, zog der
Student den Antrag wieder zurück, um nicht vor dem Gebäude abstimmen
zu müssen. Ein Anderer brachte den Antrag aber wieder ein - Pfiffe und
Buhrufe war die Reaktion bis ein Mensch auf dem Podium dann wörtlich "diktatorisch"
bestimmte, dass zuerst die Berichte verlesen würden, er würde sich
auch ganz kurz fassen.
Was dann als Bericht folgte, war eine Zusammenfassung der Koch-Politik
und das Ergebnis eines Gesprächs mit ihm am Morgen der Demo in
Wiesbaden!!! D.h. Koch war dort und wer ihn zu sehen bekommen hat, war
wieder nur ein Millibruchteil der Anwesenden, während die Masse nicht
einmal eingefordert hat, dass er ihnen gegenübergestellt werde! (Die
Sprechchöre "Koch muss weg!" kann man wohl nicht als direkte
Aufforderung verstehen...) Jedenfalls konnte der Berichterstatter mit der
Darstellung dieses Gesprächs (Koch habe von baufälligen Uni-Gebäuden
nichts gehört, das Geld für andere Ausgaben sei nun einmal im Haushalt
angesetzt und müsse nun dafür ausgegeben werden) kräftig Stimmung
machen.
Die anschließende Diskussion und das Abstimmungsverfahren waren dann
ein ziemliches Chaos. Eine vorher aufgestellte Rednerliste wurde
beschnitten als angeblich aus dem Publikum der Antrag kam, jetzt
endlich abzustimmen, und die Formulierung und Abarbeitung der Anträge
wurde hauptsächlich von AStA/DL vorgegeben.
Das Schöne war, dass Viele das gemerkt haben! Einige machten sich auch
lautstark (auch ohne Mikro) Luft und sprachen offen ihre Kritik aus.
Andere warfen ihnen dann vor, das Verfahren aufzuhalten oder sogar zu
gefährden. Ich selber bin nicht mehr in Erscheinung getreten, war dann
aber auch nicht mehr so nötig.
Schlussendlich gab es aber doch eine Abstimmung per Hammelsprung, die
mit 1.200 gegen Streik und 800 dafür ausfiel. Jetzt bestimmen die
Fachbereiche bzw. Gebäude jeweils nach einer dortigen VV, ob ihre
Häuser dicht gemacht werden oder welche Aktionen laufen können. Schlussendlich doch noch eine Wende hin zu selbstorganisierten, individuellen Protesten..?

brrr ... widerliche Uni- und Streikführer

Anti-Hierarchi 13.12.2003 - 10:31
Oben im Bericht wird vom Uni-Streik berichtet. Wie die Dinge sich organisieren, zeigt ein Text im Giessener Anzeiger. Irgendwelche Leute hatten die Gebäude von Rechtswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften bemalt und offenbar auch Schlösser unbrauchbar gemacht (Türen damit verriegelt). Darüber hatten sich schon etliche Streikeliten aufgeregt, aus der Fachbereichsleitung wurden Studies zu Unterschriften mit Distanzierungen gezwungen (jaja, die letzten Jura und handeln standrechtlich ohne jegliche Beweisführung nach Aussehen ...).
Danach dachte sich die Unileitung noch einen zweiten "Anschlag" aus, um weiter die Streikenden zu spalten. ASTA und weitere StreikführerInnen knickten auch sofort ein und schleimten bei der Unileitung rum. Die machte aber trotzdem den Schritt in die Presse (siehe Text unten). Und der ASTA hetzte gut mit ... eklig auch deshalb, weil die aufgemalten Parolen sehr ähnlichen denen von Flugblättern, Transparenten usw. der Streikeliten sind - aber wer seine eigene Macht durch Diffamierung anderer stärken bzw. sichern kann, macht das eben. Jedenfalls wenn er in diesen Kadergruppen ist wie DL, Jusos, Grüne & Co.


„Durch dumpfe Sprüche kann niemand überzeugt werden“
Farbschmierereien an Unigebäuden in der Licher Straße – Strafanzeige gegen Unbekannt

GIESSEN (mus). „Mich erinnert das Ganze an die Zeit der französischen Revolution“ sagt Prof. Martin Morlock aufgebracht. „Damals hungerten die Menschen und fingen an, Bäckerläden zu zerschlagen.“ Und jetzt erfolge der Protest gegen Langzeitstudiengebühren durch Sachbeschädigung. Denn: Unbekannte haben Türen am Campus in der Licher Straße beschädigt und Parolen wie „Kochs Laden dicht machen“, „Bildung für alle“ oder „Lieber jetzt wehren“ in roter Schrift an die Wände der Gebäude gesprüht. Laut Unipräsident Stefan Hormuth wird die Universität deshalb Strafanzeige gegen Unbekannt stellen. Die – zunächst provisorische – Beseitigung der Schäden soll in den nächsten Wochen erfolgen. „Meine Kollegen und ich sind entsetzt und empört“, so Morlock, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften. Prof. Martin Lipp, Dekan des ebenfalls betroffenen Fachbereichs Rechtswissenschaften, vermutet einen indirekten Zusammenhang zu den Streikaktionen der vergangenen Wochen. „Es wäre möglich, dass die Täter Nicht-Studierende waren“, so Lipp in einer persönlichen Einschätzung gegenüber dem Anzeiger. Denn an den Streiks seien auch Personen beteiligt gewesen, die „nicht eingeschrieben sind“ und nun möglicherweise als „Trittbrettfahrer“ diese Verwüstungen angerichtet hätten.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der JLU hat sich bereits persönlich und schriftlich an die Dekane der betroffenen Fachbereiche sowie das Unipräsidium gewandt und sich darin von „Aktionen“ dieser Art distanziert. „Wir haben auch in der Vollversammlung dazu aufgerufen, solche sinnlosen Aktionen zu unterlassen“, betont Thomas Schmitt, Referent Hochschulpolitik beim Asta. „Durch dumpfe Sprüche kann niemand überzeugt werden.“ Vielmehr entstünden der Universität durch solche Aktionen Kosten, die „an anderer Stelle besser verwendet werden können“.
Dass gezielt die beiden Fachbereiche am Campus in der Licher Straße von Verwüstungen betroffen waren, könnte damit in Zusammenhang stehen, dass sich die Fachschaften nicht offiziell am Streik beteiligt haben. „Ich hätte mir eine bessere Kommunikation von Seiten des Asta gewünscht“ , schreibt Thomas Kottke, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Risikomanagement und Versicherungswirtschaft, in einem offenen Brief. Durch mangelnde Kommunikation der Missstände an anderen Fachbereichen, herrschten „Grabenkämpfe“ zwischen dem Asta und den beiden Fachbereichen, so Kottke weiter. „Beide Seiten sollten die Grabenkämpfe beenden“, fordert er. Denn: „Meine Erfahrung ist, dass eine geschlossen auftretende Studierendenschaft mehr erreichen kann als eine zersplitterte.“
Quelle:  http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=952663&_next=GA_Hochschule