Hannover: 18.000 retten die Bildung

Frostkeule 12.11.2003 19:39 Themen: Bildung
Bilder und Bericht zur Bildungsdemo in Hannover
Es war schon ein seltsames Gefühl nach dieser Lautstarken Demo, wieder in die schweigende Masse der Pendler in der U-Bahn zu steigen. 18.000 (Polizeiangaben) rockten in Hannover ab und brachten Ihren Wiederstand gegen den Bildungs- und Sozialabbau im Lande zum Ausdruck. Die lange Rednerliste übbrückten die StudentInnen mit wilden "Jump" einlagen um wenigsten ein bisschen Wärme auf den vollen Opernplatz zu bringen.

Drumherum inszenierte die Presse noch ihre Bilder und war kurz nach Demobeginn auch schon wieder verschwunden. Für H1 (Offener Kanal Hannover) war SKRATZT mit am Start und Dokumentierte die Demo per Video.

Auch die Polizei hat sich alle mühe gegeben die Demoteilnehmer auf Video festzuhalten und verfolgte das Geschehen aus einem verdunkelten Kleinbus. Zudem hat sich die Polizei auch nicht grad aus der Demo herausgehalten. Einmal wurde das Entfernen eines Polizei-Abzeichens aus einem Mantel gefordert, eine Drogen Kontrolle und zwei weitere Polizeikontakte waren zu beobachten. Zum Ende der Demo wurde ein Block der über den Aegiendentorplatz gehen wollte, eingekesselt und wieder zurück zum Hauptdemozug gebracht.

Was etwas aufgefallen ist, dass die ASTAs sich peinlich darum bemüht haben die Auflagen der Polizei einzuhalten und auch relativ viele freiwillige Ordner aufgepasst haben.

PS: Das Bild von dem Video Polizisten wurde Extra angefordert, bitte schreibt noch eine Ergänzung mit drunter was es mit dem "Vogel" auf sich hat.

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Ergänzungen

Wir waren mehr

Daniel 12.11.2003 - 21:50
Nachdem eine erste Polizeischätzung die Demobesucher auf 18.000 bezifferte trudelten noch einige Züge u.a. aus Göttingen ein. Auf der "Abschlusskundgebung" wurde von 22.000 Demonstranten gesprochen.

Bildet die Rettung!

Ordner

Rob 13.11.2003 - 01:52
"Was etwas aufgefallen ist, dass die ASTAs sich peinlich darum bemüht haben die Auflagen der Polizei einzuhalten und auch relativ viele freiwillige Ordner aufgepasst haben."

Nun ja, die "freiwilligen Ordner" haben ja nix geordnet, sondern sich nur diese Armbinde umgemacht, um eben die Auflagen der Polizei zu erfüllen. Wär doch auch blöd, wenn 25.000 Leute wegen so 'ner Formalie wieder nach hause geschickt würden, bzw., weniger zugespitzt formuliert, sich die Beine in den Bauch stehen, weil sich der AK Demo und die Polizei nicht über die Ordner-Frage einig würden. Also halb so wild.

von der entschlossenheit überrascht

habichnicht 13.11.2003 - 12:01
als die demo wieder am platz ankam, an dem es losging und auch die abschlusskundgebung gehalten werden sollte, kamen gerüchte auf, die bullen hätten studis gekesselt die einen anderen weg genommen hatten. sofort stürmten mindestens 2000 leute auf die bullen zu, die sofort die strasse freigaben. schöne aktion find ich, auch wenn es, wie sich später herausstellte keinen kessel gab, sondern die leute wohl lediglich aufgefordert wurden sich wieder zur demo zu begeben. übrigens haben, anders als oben behauptet, selbst die bullen (abends) von 22.000 teilnehmerInnen gesprochen. schade war bloß das auch ein vertreter des rechten göttinger astas sprechen durfte, ohne ausgepfiffen zu werden.

Die Polizei darf nicht Filmen

ich 13.11.2003 - 12:12
Wenn es sich um einen angemeldete Versammlung handelt dann darf die Polizei diese nicht Filmen. Das verstößt gegen das Versammlungsgesetz.
Also wenn ihr mal wieder Leute in grün oder in Zivil verkleidet filmen seht, dann geht zu ihnen hin und fordert sie, mit dem Hinweis dass das verboten ist, auf das Filmen einzustellen. Oder wendet euch an den Einsatzleiter.
In Lüneburg hat das schon einige male geklappt.

DIE POLIZEI DARF DOCH FILMEN

forestwolf 13.11.2003 - 13:07
DIe Polizei darf doch filmen, und zwar auch wenn die DEMO angemeldet ist!!
Wenn zu befürchten ist das es im Rahmen der DEMo zu gewaltigen Handlungen (Landesfriedensbruch)seitens der DEMO-teilnehmer kommt.

Filmen, der Kessel und anderes...

C**** 13.11.2003 - 14:08
Also, im Versammlungsgesetz heisst es:
"Die Polizei darf Bild- und Tonaufnahmen von Teilnehmern bei oder im Zusammenhang mit öffentlichen Versammlungen nur anfertigen, wenn tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme rechtfertigen, daß von ihnen erhebliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung ausgehen...."

Dazu stellt sich nun die Frage, ob Studenten, die für ihre Bildung auf die Strasse gehen, "eine erhebliche(!) Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Odnung" darstellen..!?

Wie dem auch sei...

"Auch die Polizei hat sich alle mühe gegeben die Demoteilnehmer auf Video festzuhalten und verfolgte das Geschehen aus einem verdunkelten Kleinbus."

Ich persönlich habe 3 Wagen gesehen, aus deren Dachluken gefilmt wurde, einer davon war der oben auf dem Foto abgebildet "Vogel" um dessen Bild ich als "Gegenleistung" gebeten habe, nachdem er mir frontal ins Gesicht filmte, nachdem ich ihn fragte, warum diese Aufzeichnungen gemacht würden!

"Zum Ende der Demo wurde ein Block der über den Aegiendentorplatz gehen wollte, eingekesselt und wieder zurück zum Hauptdemozug gebracht."

Der Grossteil der Eingekesselten waren meines Wissens Göttinger, denen ich gegenüber den Vorteil der Ortskenntnis hatte und so konnte ich kurz vor der Einkesselung entweichen und mir die Scene von aussen ansehen.

Es blieb nicht dabei, dass nur gekesselt und zum Opernhaus geleitet wurde, sondern es kam auch kurzzeitig zu Handgreiflichkeiten seitens der Polizei, die bereits ihre Knüppel in der Hand hatten.

Einem älteren Herren neben mir wurde die Diggicam von einem Beamten aus der Hand geschlagen, als er, ebenso wie die Polizei selbst, den Kessel filmte..

Zu diesem Zeitpunkt hätte man vielleicht von "Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung" sprechen können, da diese Gruppe sich gemeingefährlich nicht an den vorgegebenen Demoweg hielten und so könnten zu diesem Zeitpunkt Videoaufnahmen gerechtfertigt sein, doch wieso wurde von Anbeginn der Kundgebung vom Opernhaus aus der gesamte Platz gefilmt??






schöne bilder

john reed 13.11.2003 - 17:42
Danke für die Bilder!

Eigentlich eine sehr ermutigende Demo. War ja eine klassische Bündnisdemo, wo auch explizit die rechten ASten und so asoziale Spacken wie der Göttinger Uni-Präser Horst Kern (neben Oppermann einer der Durchpeitscher einer neoliberalen Roßkur im Hochschulbereich)integriert werden sollten. Es hat sich aber doch herausgestellt, daß die Linke schließlich doch mehr Erfahrung im Bereich Demonstrationsgeschehen hat, so daß auf dem Platz und auf der Demo (v.a. im vorderen Bereich) politisch doch eine Menge rübergekommen ist. Was ein rechter AStA in Göttingen in den letzten Wochen auf Demonstrationen und Veranstaltungen zensieren und unterbinden wollte, wurde auf dem Opernplatz auf der Hauptbühne offen ausgesprochen: "Bildung für alle - und zwar umsonst!". Dank an die beiden studentischen Schlußredner!!! - Genau, der niedersächsische Landeshaushalt ist auch mir scheißegal - wir stehen für ein Grundrecht auf Bildung, da gibt's keinen Verhandlungsspielraum unsererseits. Der Angriff auf die kostenlose Bildung reiht sich ein in die kapitalistische Abwicklung von Grundrechten wie u.a. das auf Bewegungsfreiheit (Stichwort: Schengen), Wasser (Stichwort: GATS) oder Versammlungsfreiheit (Stichwort: polizeilicher CASTOR-Transport).

Was mir am meisten aufstößt (neben dem peinlichen "wir sind stolz auf unsere Dozenten"-Redebeitrag des AStA Göttingen), ist die Tatsache, daß eine SPD-Schranze wie Gabi Andretta (Göttingen) auf der Hauptbühne die SPD-Politik der letzten Jahre in Niedersachsen schönreden durfte. Schließlich hat die SPD unter dem Schlawiner Oppermann (ebenfalls Göttingen) allgemeine Studiengebühren (Verwaltungsgebühr sowie Studiengebühren für SeniorInnen) und Langzeitstudiengebühren eingeführt. - Da hätte ich mir schon ein bisserl mehr Protest aus dem Publikum gewünscht.

Zu den Bullen: Die waren mal wieder mächtig präsent. Auf einer der letzten großen Studi-Demos kam es ja am Bildungsministerium zu Rangeleien mit den Cops, die Hunde einsetzten. (Damals kam mensch nicht in das Gebäude, aber die Bullen sahen einige ihrer Barette durch die Menge fliegen.) Diesmal waren die Bewegungen Richtung Ministerium ja auch eher zaghaft (was nicht zuletzt an der Witterung lag).
Es wurde am 12.11. wie bei linken Demos üblich reichlich gefilmt, auf dem Opernplatz und in den Seitenstraßen waren BFE-Einheiten in Vollmontur geparkt und einige auffällig-unauffällige Zivis waren durchgängig am Rand der Demo präsent.
Für Fans der Tourenwagenliga hier noch zwei Zivi-Karren vom 12.11.03:
H-JU 821 (schwarzer VW Kombi), H-JE 853 (silberfarbener VW Transporter - oder wie heißen die Dinger heute?).

Dank auch an die Föderation aus H für ihre coole HipHop-Einlage!

Alles für alle - umsonst und sofort!!!

Keine Standortkonkurenz

J*** 13.11.2003 - 18:37
Also was den AStA Redner aus Göttingen angeht weiß ich nicht wie es dazu kam das er redete. Leider war ich zu dieser Zeit nicht mehr da da ich nach den beriden Rednern aus Emden und Osnabrück gegangen bin. ich weiß nur das dieser Redner eigentlich keine Plattform bekommen sollte, da er für einen Astas in dem der RCDS stark dominiert reden sollte und diese mit ihrer Politik für ein HOK und Studiengebühren unerwünscht waren.

Zwischendurchj gab es auch kleine differenzen an der Hauptbühne zwischen demionstranten die gegen Standortkonkurenz waren und dies den Veranstaltern unter dem Logo AStA vorwarfen. Doch auch dies konnte entschärft werden, denn wir waren eigentlich unter dieser Vorraussetzung angetreten das es nicht um Standortkonkurenz gehen dürfte. daher wurden auch in die Reden keine Standortinteressen eingebaut und dies wurde auchklar im Vorfeld von allenm Rednern gefordert. Differnte Meinungen gibt es zur Redeteilnahme von Grünen und SPD und Gewerkschaften. Diese wurden nicht von allen Demoteilnehmern gern gesehen. Immerhin haben auch sie keine weißen Westen.
Auf der anderen Seite sind es leute aus der derzeitigen Opposition im Landtag und daher praktisch was Abstimmungen angeht.

was die Geschichte mit den AStA Ordnern angeht ist eine weitere Sache. Es waren zum großteil Leute die keine Erfahrungen mit sowas haben, die noch nie vorher auf einer DEMO waren und die diese Aufgabe übernommen haben, weil es eine gewisse Anzahl von Ordnern geben mußte. ich finde sie haben sich tapfer geschlagen.

Schein oder nicht Schein...???

Marius 13.11.2003 - 19:01
Liebe Gemeinde,

auch ich möchte einen kleinen Beitrag zu Euren Berichten hinzufügen. Selbst wenn ich die Demo nicht aus der Sicht der hier wahrscheinlich in der Mehrheit vertretenden Leser verfolgen durfte, so war ich trotzdem hautnah dabei.

Witzig finde ich den Beitrag einer Person, die schreibt, dass die Bullen mal wieder stark vertreten waren, dass zig BFE´en in den Seitenstraßen den Aufzug begleiteten, etc.....

Dem war nicht so. Aufgrund des Castortransportes waren nämlich gar nicht soooooo viele "Bullen" da.

Zwar waren zwei Zugriffseinheiten (BFE´en) vor Ort, aber insgesamt waren die "Grünen" mit nur etwa 120 Mann/Frau vor Ort...

An diesem Tag hätte in Hannover einiges von Eurer Seite aus passieren können. Leider habt Ihr die Situation nicht richtig gedeutet.

Also, Tip für´s nächste Mal: Augen auf beim Demolauf....


Trotzdem: Danke für Eurer solidarisches Verhalten.


Nicht nur die Studierenden ...

Birgit Polster-Portloff 29.11.2003 - 18:42
waren bei der Demo am 12.11. gegen die Mittelkürzung an den Hochschulen (HOK) in Hannover dabei - auch ganz viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den nichtwissenschaftlichen und wissenschaftlichen Bereichen der Uni Göttingen - es ist schade, daß darüber in den Medien so gut wie nicht berichtet wird - denn es geht uns alle an! Studierende ebenso wie die "übrigen Beschäftigten" an der Uni.
... eine Mitarbeiterin der Georg-August-Universität Göttingen

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wow — alex

Nach hause schicken? — Lohnsklave

wie wäre es — communism culture

? — jaja