Berlin: Demo am 9.11.

Autonome Antifa Moabit [aam] 31.10.2003 22:45
Aufruf zum Block

Gegen Antisemitismus, Rassismus, Faschismus und Patriarchat weltweit!

Treffpunkt: So, 9.11. 13:30 Uhr, U9 Hansaplatz, Berlin
9.11.1938 - 9.11.2003
Aufruf zum Block
Gegen Antisemitismus, Rassismus,
Faschismus und Patriarchat weltweit!

9. November 1938, vor 65 Jahren: Reichspogromnacht in ganz Deutschland. Der von den Nazis organisierte Deutsche Mob zieht los, um Synagogen zu verbrennen, jüdische Friedhöfe zu schänden, jüdische Geschäfte zu demolieren, Jüdinnen und Juden in ihren Wohnungen und auf der Straße zu misshandeln. Die Kosten für die entstandenen Schäden haben auf einen Befehl Görings hin die Betroffenen selbst zu zahlen.
Neu an diesem Pogrom ist seine generalstabsmäßige Organisierung durch den deutschen Staat und die Nazipartei. In München koordiniert ein Kommandeur des NSKK (National-Sozialistisches Kraftfahrer-Korps) den Transport von SA, SS und deutschem Mob zu den Schauplätzen des Pogroms. Sein Name: Franz Strauß. In der Nachkriegs-BRD nach seiner Heirat mit einer der reichsten Erbinnen Münchens wird er sich Franz Josef Strauß nennen...

Die generalstabsmäßige Organisierung der Judenverfolgung, die in der Pogromnacht ihren Anfang findet, endet in den Krematorien von Auschwitz, Treblinka, Sobibor, Trostjanez, Jasenovac...
Im "III. Reich" sind mit den Nazis Antisemiten an der Macht, die die totale Vernichtung des Feindbildes - der jüdischen Bevölkerung - nicht nur predigen, sondern die technischen und industriellen Möglichkeiten Deutschlands, eines der entwickeltsten Industrieländer der (damaligen) Welt, auch ausnutzen um dieses mörderische Programm in die Realität umzusetzen. Und die übergroße Mehrheit der Deutschen macht mit: Laut Goldhagen (Normale Deutsche und der Holocaust) haben sich von 80 Mio. Einwohnern Deutschlands ca. 3 Mio. aktiv an den Verbrechen beteiligt, von denen die wenigsten aktiven Nazi- Organisationen angehörten. Kaum bekannt ist heutzutage der Einsatz der sogen. "Polizeibataillone" - Vorläufer der heutigen Bereitschaftspolizei - bei Völkermordaktionen in Osteuropa. Den 3 Mio. Mördern, einer dementsprechend größeren Zahl an MitwisserInnen und "schweigender Mehrheit", stehen in Deutschland 400 000 aktive WiderstandkämpferInnen, davon 3/4 KommunistInnen, gegenüber. Von ihnen werden nur 100 000 den Nationalsozialismus überleben. (Zahlen der britischen Militärregierung, Hamburg 1946).

Nach der Niederlage 1945 verschwindet der Antisemitismus aus den öffentlichen Äußerungen der Deutschen - und zwar in beiden deutschen Staaten. In der BRD überleben zwei weitere Ideologien, die auch die Gesellschaft des "III. Reiches" zusammengehalten hatten: Antikommunismus und antislawischer Rassismus, der sich zu Zeiten des Kalten Krieges insbesondere gegen "Russen" richtet. Der Antisemitismus bleibt latent, d.h. unterschwellig, weiterhin präsent, bei den seit Mitte der 60´er Jahre erstarkendenden Neonazis (1964 NPD- Gründung) auch manifest, d.h. offen artikuliert (Schändung jüdischer Friedhöfe, antisemitische Aufmärsche, Propaganda, etc.).

Den nächsten großen Einschnitt in der Geschichte der Deutschen stellt die sogen. "Wende" im Osten und die nachfolgende Einverleibung der DDR durch die BRD dar. Die beginnenden 90´er Jahre sind gekennzeichnet von einem Wiederaufleben des deutschen Nationalismus und einem bis dahin in der Nachkriegsgeschichte nicht da gewesenen Aufschwung neonazistischer Bewegungen. Deren Antisemitismus eifert historischen Vorbildern nach: sprunghaft steigt die Zahl der Angriffe auf jüdische Friedhöfe und Mahnmale. Vorläufiger Höhepunkt ist der Attentatsplan der Münchner "Kameradschaft Süd" auf die Grundsteinlegung des Jüdischen Gemeindezentrums in München. Verhindert von der Polizei im Herbst diesen Jahres (Warum? s.u.). Zur Erinnerung: Das alte Jüdische Gemeindezentrum wurde in der Reichspogromnacht zerstört. Transportoffizier der Nazis: Franz (Josef) Strauß.
Ein weiteres Hauptfeindbild der Neonazis seit Beginn der 90´er sind Flüchtlinge und MigrantInnen. Propagandistisch wird dieser Rassismus von Herrschenden und Medien unterstützt, bis die Pogrome im Osten und die Morde an MigrantInnen im Westen aufgrund der Reaktionen - isb. im westlichen - d.h. wirtschaftlich wichtigen Ausland - die Regierenden und die Medien dazu zwingen, diese Kampagne weitgehend herunterzufahren. Und das Ziel, die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl, ist zu dem Zeitpunkt erreicht. Weitere rassistische Sondergesetze gegen Flüchtlinge werden folgen, i.A. von der Öffentlichkeit mit Ausnahme von antirassistischen Gruppen weitgehend unbemerkt.
Offenen Antisemitismus in der Form und Intensität, wie Rassismus gegen Flüchtlinge und MigrantInnen ausgedrückt wird, kann sich Deutschland, d.h. insbesondere die deutsche Wirtschaft ("Exportweltmeister"), im wahrsten Sinne des Wortes nicht leisten. Jedoch hat der Antisemitismus im heutigen Deutschland den Wiedereinstieg in politische Debatten aus der Mitte der Gesellschaft geschafft, wie die Äußerungen des nach wie vor angesehenen, deutschen Intellektuellen Martin Walser ("man möge doch die Deutschen von der Auschwitz- Keule verschonen und endlich zur Normalität zurückkehren") oder die antisemitischen Äußerungen eines Jürgen W. Möllemann (Juden wären wegen ihres Verhaltens selbst für Antisemitismus verantwortlich - bezogen auf M. Friedman) zeigen.

Der Umgang von Herrschenden und Medien mit dem offenen Antisemiten Möllemann zeigt jedoch auch, dass offener Antisemitismus zur Durchsetzung deutscher Herrschafts- und Wirtschaftinteressen als nicht zweckdienlich angesehen wird. Imageverluste Deutschlands bei seinen wichtigsten Handelspartnern - und NATO-Partnern - bedeuten Milliardenverluste für die exportorientierte deutsche Großindustrie. Offener Antisemitismus in Deutschland würde Wegfall der milliardenschweren Rüstungsaufträge aus Israel bedeuten - und wer sollte es den Israelis verdenken? Es bedeutete auch Einstellung der Zusammenarbeit zwischen israelischer und deutscher Armee auf Generalstabsebene, und in punkto Kampferfahrung kann die Bundeswehr ja von ZAHAL sicherlich noch einiges lernen.
Nein, offener Antisemitismus in Deutschland ist deutschen Großmachtinteressen alles andere als zuträglich. Anderswo mag das anders sein (s.u.)...

In Deutschland ebenfalls historisch gewachsen ist antislawischer Rassismus.
Der eignet sich nach wie vor zur Durchsetzung deutscher Kolonialinteressen: Am Balkan.
Nach dem Wegfall "des Russen" als Feindbild - Kalter Krieg und Warschauer Pakt sind mittlerweile Geschichte - wird in einer beispiellosen Hetzkampagne seit 1990 "der Serbe" hochstilisiert. Im Endergebnis tauchen über dem Himmel von Belgrad im März 1999 wieder deutsche Bombenflugzeuge auf, das dritte Mal in einem Jahrhundert, Kontinuität deutscher Politik, egal ob ein Kaiser, ein Nazi oder eine rot- grüne Koalition in Deutschland an der Macht ist. Nutznießerin in allen drei Fällen - die wahre Machthaberin - die deutsche Großindustrie. Legitimiert vom deutschen Außenminister Josef Fischer mit der Äußerung "Man müsse im Kosovo ein neues Auschwitz verhindern". Der geharnischte Protest der Überlebenden aus den deutschen Vernichtungslagern geht in der allgemeinen Kriegshysterie unter, findet allenfalls in der Antikriegs- und Antifa-Bewegung Beachtung. Ein Bösewicht, der in dieser Fischer- Äußerung (auch) einen antisemitischen Gehalt wiederfinden wollte...

Doch die offen antisemitische und rassistische Drecksarbeit machen im Interesse Deutschlands am Balkan Andere.
Zwei Beispiele mögen genügen:
Der erste Präsident des seit 1991 unabhängigen deutschen Vasallenstaates Kroatien, Franjo Tudjman, ist bekennender Antisemit. Seine Partei HDZ beruft sich offen auf die im 2. Weltkrieg mit Hitlerdeutschland verbündete Ustasa-Bewegung. Im entstehenden Kroatien finden der Pogromnacht vergleichbare staatlich organisierte Aktionen gegen die serbische Minderheit statt. Juden leben seit dem 2. Weltkrieg kaum noch in Kroatien, die meisten sind im Ustasa- Vernichtungslager Jasenovac ermordet worden. In der deutschen Presse ist von alledem nichts zu lesen, da ist nur von "kroatischen Freiheitskämpfern" und "völkischen serbo- Bolschewisten" die Rede, und es steht außer Frage wessen Partei das "demokratische Deutschland mit seiner gewachsenen Verantwortung in der Welt" zu ergreifen habe.
[Kurt Köpruner, Reisen in das Land der Kriege]
Neun Jahre und drei Kriege später: ein anderes Ex- jugoslawisches Gebiet, eine andere Ex- jugoslawische Stadt: Im Sommer 2000 flieht die kleine, aber sehr aktive jüdische Gemeinde aus Pristina (Hauptstadt des Kosovo) kollektiv nach Belgrad. Die Vertreibungsaktionen der völkisch-faschistischen UCK treffen auch andere: In Pristina leben von 40 000 SerbInnen vor dem Krieg jetzt gerade noch mal 100, im deutschen Kosovo - Sektor haben Bundeswehrsoldaten der Vertreibung der letzten 600 Sinti und Roma aus Orahovac durch UCK- Anhänger tatenlos zugesehen. Über den Nazi - Anteil bei den deutschen Streitkräften geben Veröffentlichungen der Antifa den notwendigen Aufschluss...
[u.a. R. Hartmann: Die glorreichen Sieger, Berlin 2001; ders.: Die ehrlichen Makler, Berlin 1999; eigene Recherchen]

Mit "Demokratie und Menschenrechten" hat all das nichts zu tun, dahingegen viel mit Antisemitismus, Rassismus und Faschismus, angezettelt und unterstützt von Deutschland, im Inland durchgesetzt von Regierung, Medien sowie der dahinterstehenden Wirtschaft, von weiten Teilen der deutschen Bevölkerung in den 90´ern unterstützt, heute ignoriert, am Balkan umgesetzt von Faschisten, Rassisten und Antisemiten, die sich Ustasa (kroatisch), UCK (albanisch) oder SDA (islamisch - fundamentalistisch; in Bosnien) nennen. Am Balkan militärisch durchgesetzt von der NATO, deren "zweitwichtigster Partner" nach Bekundung relevanter Politiker des wichtigsten - der USA - die Deutschen sind. Mit dem wichtigsten NATO - Partner muss der Kuchen (nicht nur) am Balkan auch geteilt werden. Und da geht es um handfeste Wirtschaftsinteressen (Gold, Chrom, Transportwege für Öl und Gas, Anteile am internationalen Drogen-, Frauen- und Waffenhandel). Im Bündnis plündert es sich leichter, das haben die Herrschenden in Deutschland aus den zwei (zum Glück!) verlorenen Weltkriegen gelernt.

Für uns als autonome AntifaschistInnen völlig falsche Schlussfolgerungen. Antisemiten, Rassisten und Faschisten: Unsern Hass den könnt ihr haben, unser Lachen kriegt ihr NIE! [Quetschenpaua, 1992], nach 11 Jahren so aktuell wie damals.
Und: der Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Faschismus - egal auf welche Nation oder Religion sie sich beziehen (einige Beispiele s.o.) - hier und weltweit mit allen Mitteln ist legitim. Gegen das zugrundeliegende Wirtschaftssystem, das Wenige immer reicher und Viele immer ärmer macht - auch hierbei spielt Nationalität und Religion ÜBERHAUPT KEINE ROLLE - natürlich auch. Antisemitisch ist die Gleichsetzung der jüdischen Religion mit Kapitalismus/Imperialismus, EGAL VON WELCHEM POLITISCHEN STANDPUNKT AUS. Es ist legitim, wenn antisemitisch, rassistisch und faschistisch Verfolgte sich gegen ihre Verfolger organisieren und zur Wehr setzen, auch militant oder militärisch. Und wenn sie es wollen, auch Staaten zu gründen oder Kolonien in unabhängige Staaten zu verwandeln oder Besatzungstruppen aus neugeschaffenen (NATO-) Protektoraten wieder rauszuschmeißen. Das alles natürlich, ohne dabei selber zu rassistischer, faschistischer oder antisemitischer Politik zu greifen. Und wenn das trotzdem passiert sind wir solidarisch mit den Bewegungen und Leuten, die das in dem entsprechenden Land bekämpfen!
Denn der Kampf um Befreiung ist international!

Wir stellen das Existenzrecht Israels nicht in Frage, aber wir lassen uns auch nicht von irgendwem die Solidarität mit antikolonialen Befreiungsbewegungen verbieten. D.h. weder vom Staat (§129 b), noch von den Nazis (Aufs Maul!), und auch nicht von vorgeblichen Linken, die uns "Nationalismus" oder "mangelnde Auseinandersetzung mit Antisemitismus" vorwerfen.

In diesem Sinne:
Gegen Antisemitismus, Rassismus, Faschismus und Patriarchat -
hier in Deutschland und weltweit!!!

Kampf (nicht nur) den deutschen Zuständen -
Kapitalismus/Imperialismus zerschlagen!

Solidarität mit der Friedensbewegung und den
fortschrittlichen Kräften in Israel und Palästina!


Treffpunkt zum Block:

Sonntag, 9.11. 2003
13:30 Uhr U9 Hansaplatz

Kundgebung:
14 Uhr Levetzowstraße

Demo:
15 Uhr von dort
zum Mahnmal an der Putlitzbrücke


AufruferInnen: Autonome Antifa Moabit [aam], Berliner Anti- NATO- Gruppe (B.A.N.G.), SternBurgBrigade
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Ergänzungen

wohl doch nicht

wissender 01.11.2003 - 04:46
...eher eine neue fake-gruppe der nervigen B.Ä.N.G.

Lüneburg rockt

Steffi 01.11.2003 - 09:00
Den Naziaufmarsch in Lüneburg (Niedersachsen) verhindern. Nach dem Castor nach Gorleben, die Nazis blockieren und zum Teufel jagen. 29.11.03 - wir stellen uns quer.

... eine andere Sicht der Dinge!

inhaltlicher Ergänzer 06.11.2003 - 21:35
Kein Vergeben, Kein Vergessen ... heißt Solidarität mit Israel!


"Es ist geschehen, also kann es wieder geschehen." Primo Levi


Am 9.November 1938, vor 65 Jahren, wurden überall in Deutschland jüdische Einrichtungen, Synagogen sowie Geschäfte und Wohnungen jüdischer Bürger brutal angegriffen, zerstört und niedergebrannt. Jüdinnen und Juden wurden wahllos von SA, SS und den ganz "normalen" Deutschen angegriffen, misshandelt und ermordet. Es kam überall zu willkürlichen Verhaftungen, so dass im Zusammenhang mit dem 9. November mindestens 30.000 Jüdinnen und Juden in die damals schon bestehenden Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt wurden.

An diesem und den vorangegangenen Tagen wurde den deutsche Juden und Jüdinnen schonungslos klargemacht, dass sie nicht zur deutschen Volksgemeinschaft gehören. Ab diesem Zeitpunkt gab es für sie nur eine Möglichkeit dem sicheren Tode zu entkommen: die Emigration. Jedoch als Staatenlose wurden viele deutsche Juden nirgendwo aufgenommen. Nur einige wenige schafften es in die Schweiz, Frankreich oder die Tschechoslowakei zu fliehen oder bekamen ein Visum für die USA. Ein eigener Staat, zu dieser Zeit, hätte für viele JüdInnen die Rettung vor der Lynchjustiz des nationalsozialistischen deutschen Mobs bedeutet.
Der 09. November 1938 war das Startsignal für die letzte Phase der Entrechtung, an deren Ende die industrielle Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden stand - der Holocaust. Wenn wir also am 09. November den Opfern gedenken, dann wissen wir, dass der Staat Israel als jüdischer Staat heute nach wie vor existentiell bedroht ist und nicht nur geographisch sondern auch politisch ausschließlich von Feinden umgeben ist. Durch diese prekäre Situation ist auch die Hoffnung der Zionisten obsolet geworden, dass durch die Gründung eines eigenen Staates der Antisemitismus verschwinden würde, dies ist nicht geschehen, der Antisemitismus reproduziert sich vielmehr geographisch, insbesondere in Deutschland, als sogenannte Kritik an Israel.

"Die Deutschen wollen aus dem Exil, aus der Kälte der Gesellschaft in die Wärme, in die Gemeinschaft, sie wollen zu sich kommen. So ist aus der Asche der Ermordeten der Stoff geworden, mit dem sich der neue Nationalismus das gute Gewissen macht, jetzt können die Landsleute statt Menschen Deutsche sein." Eike Geisel

Am 29. November 1947 beschließt die UNO-Vollversammlung, nach einer flammenden Rede des sowjetischen Außenminister Andrei Gromyko, die Gründung des Staates Israel in der Resolution 181. Die Sicherheitsratsmitglieder Großbritannien und China enthielten sich der Stimme, die sechs arabische UN-Delegationen, Ägyptens, des Irak, Syriens, des Libanon, Saudi-Arabiens und des Jemen verliessen unter Protest den Sitzungssaal. Sie drohten dem noch nicht gegründeten Staat mit Krieg inklusive der Auslöschung der palästinensischen Juden.

Die Gründung Israels am 14. Mai 1948 und der Abzug der britischen Truppen aus Palästina um Mitternacht führte direkt in die kriegerische Auseinandersetzung mit seinen Nachbarn. Am Morgen des 15. Mai 1948 griffen Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten und der Irak an. Die Ägypter drangen bis 50 Kilometer südlich von Tel Aviv vor, jordanische Truppen standen vor Jerusalem. Am 28. Mai mussten sich sogar die israelischen Milizen aus dem Altstadtviertel im Osten Jerusalems zurückziehen. Doch Israel und seine Bewohner kämpften um ihre Existenz. Der neu gegründeten israelischen Armee gelang es die ihnen zugesprochenen Gebiete zurück zu erobern. Ab Juli 1948 mussten sogar Teile des Gebietes, das laut UN-Plan den Palästinensern zugesprochen wurde, von den kriegsführenden arabischen Ländern aufgegeben werden. Der Krieg endete mit einem Waffenstillstand, nicht mit dem Frieden. Der jordanische König Abdullah I. verleibte sich das Westjordanland und Ost-Jerusalem ein. Ägypten übernahm die Kontrolle über den Gaza-Streifen.

"Es ist die Linke, die mit steil abweisender Gebärde abzulehnen hat, dass der Antisemitismus dürftig maskiert als Antizionismus wieder respektabel wird." Jean Améry

Als Staat gerät Israel speziell immer wieder ins Fegefeuer der "Kritik". Auch die Linke, welche die Besonderheit der Gründung des Staates Israels nicht als Konsequenz der gegebenen historischen Voraussetzungen anerkennt, glaubt lieber gerne Mal einen "zionistischen Faschismus" in Israel ausmachen können und bekämpfen zu müssen. Offensichtliche antisemitische Äußerungen werden zwar öffentlich angeprangert, dass aber der Antisemitismus in einem anderen Gewand sich nun gegen diejenigen, und ihre Nachfahren richtet, die der Vernichtung durch die Deutschen entgangen sind, wird in großen Teilen der deutschen Linken beharrlich ignoriert.

Das der Staat Israel heute militärisch bedroht wird, nicht nur von den Staaten die geographisch um ihn herum angesiedelt sind, sondern auch von dem alltäglichen antisemitischen Terrorangriffen seitens der Hamas, des islamischen Dijahds oder der Al-Aksa - Brigaden, wird selten in den Reden der auch noch sonst so fortschrittlichen radikalen Linken erwähnt. Im Gegenteil mit der Verneinung des militärischen Eigenschutzes und dem Verständnis für palästinensische Selbstmordattentäter bis hin zu einer offenen Solidarität mit eben diesen, gesellen sie sich zu den islamistischen Terroristen, die gegen jegliche Art von Emanzipation ankämpfen, hinzu. Für die deutsche Linke ist es eben nicht schwer sich "Gegen Antisemitismus" zu positionieren, solange Juden nur Opfer bleiben. So verkommt in Deutschland auch das reine Erinnern häufig zum bloßem Lippenbekenntnis.

Im Aufblühen des neuen Antisemitismus, in Form einer angeblichen Staatskritik, ist es daher die Aufgabe der Linken - gerade wenn sie dem Holocaust gedenkt und der Tatsache der heutigen Bedrohung Israels bewußt ist - ihn zu demaskieren und zu bekämpfen. Die immer noch währenden Vernichtungsdrohungen gegenüber Israel, aber auch der JüdInnen in der Diaspora zeigen eben deutlich auf, was Solidarität von radikalen Linken auch heute noch heissen muss: Die Unterstützung des Abwehrkampfes des Staates Israel.

Deutsche (Täter) sind keine Opfer!
Solidarität mit Israel!


UnterstützerInnen:
AG Antifa im Stura der Uni Potsdam, Antideutsche Kommunisten Malchin [AKM], Antifa Merseburg, Antifaschistische Aktion Nordfriesland [AAN], Antifaschistischer Arbeitskreis [AFA] Halle, Anti Nationale Nürnberger Antifa [A.N.N.A.], Autonome Antifa Moers, Gruppe.Internationale.Webteam [GI], Jugend Antifa Belzig [JAB], Pankower Antifaschistische Offensive [PAO] Youth Against Fascism And Government nOrdberlin [YAFAGO], Sinistra! Frankfurt a. Main

Termine:

Berlin:

09. November 14.00 Uhr Mahnmal in der Levetzowstrasse (Berlin-Moabit): Gedenkkundgebung "65 Jahre nach der Reichsprogromnacht" anschliessend: Antifaschistische Demonstration zum Mahnmal auf der Putzlitzbrücke. Kein Vergessen. Kein Vergeben.

Wie schon seit über 10 Jahren, veranstaltet die Antifaschistische Initiative[AIM] auch dieses Jahr zum Jahrestag der Reichspogromnacht 1938, am 9.November 2003 eine Gedenkkundgebung mit anschließender antifaschistischer Demonstration. 9. November 1938 // 9. November 65 Jahre nach der Reichspogromnacht

Sonntag, 09.11.2003 Jüdische Lieder und Lesungen zum Gedenken an die Progromnacht vom 09. November 1938 - 16 Uhr, Ev./Ev.-methodistische Versöhnungsgemeinde, Maratstraße 100 (Bln-Marzahn)

Im jüdischen Gemeindehaus ist um 18 Uhr die Gedenkfeier der Jüdischen Gemeinde. Erwartet wird Christoph Stölzl, Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses. Im Anschluss an eine Rede des Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer Stiftung, Ernst Cramer, ist eine Kranzniederlegung am Mahnmal an der Fasanenstraße geplant.

Um 19 Uhr wird in der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg, Zossener Straße 65, der Film "Das Scheunenviertel" gezeigt.

In der Sophienkirche in Mitte laden evangelische und katholische Jugendliche um 19.30 Uhr zu einem Pogromgedenken ein.

10.11.03: Am 10. November laden die Deutsch-Israelische Gesellschaft und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Berlin zu einer Veranstaltung ein. Zwei Autoren des Buches "Uns hat keiner gefragt" - Positionen der dritten Generation zur Bedeutung des Holocaust, Meike Herrmann und Johannes Valentin Schwarz, sprechen über ihre Erfahrungen bei der Beschäftigung mit diesem Thema. Veranstaltungsbeginn ist um 19.30 Uhr im Kleinen Saal des Jüdischen Gemeindehauses an der Fasanenstraße 79 in Charlottenburg.

Erkner:

Sonntag, 9.11., ab 11 Uhr // Denkmal gegenüber dem Gymnasium
Kundgebung in Erkner am 65. Jahrestag der Reichspogromnacht:
Gegen Antisemitismus, deutschen Großmachtwahn und Opfermythos

Am 9. November 1938 wurden in Erkner und Umgebung, wie im gesamten Deutschen Reich jüdische Einrichtungen wie Synagogen, Wohnungen und Geschäfte von SS, SA, Schutzpolizei und "normalen" Deutschen angegriffen, verwüstet und zum Teil niedergebrannt. Fast 100 Jüdinnen und Juden starben in der Reichspogromnacht, 30.000 wurden verhaftet und in KZs verschleppt, in denen die meisten von ihnen starben. Dieses Pogrom war ein Wendepunkt einer Politik, an deren Ende sechs Millionen europäische Juden vernichtet waren. Millionen von Deutschen ließen es geschehen oder beteiligten sich daran. Nach der Reichspogromnacht konnte niemand mehr behaupten von nichts gewusst zu haben. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus durch die Alliierten, die von den meisten Deutschen als Niederlage empfunden wurde, erklärten sie sich in DDR und BRD zu Opfern Hitlers und seiner Handlanger, von denen sie angeblich verführt worden seien. Sie verweigerten sich kollektiv der Reflexion der eigenen Mittäterschaft und gingen zum Alltag über.

Erfurt:

09.11.2003 9.30 Uhr:
Kranzniederlegung auf dem jüdischen Friedhof (W.-Seelenbinder-Str. / a.d. Thüringenhalle) anl. des Gedenkens an die Judenpogrome (Männer bitte mit Kopfbedeckung!);

11 Uhr: Synagoge am Juri-Gagarin-Ring, Gedenkveranstaltung und Gedenkgottesdienst anl. des 65. Jahrestages der "Reichspogromnacht", Redner: Wolfgang M. Nossen (Vors. der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen), N.N. (Landtags Thü.), N.N. (Stadtverwaltung EF), N.N. (Kirche), Am Jisrael Chaj! "Liturgie mit Jalda Rebling" (in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen),

19.30 Uhr: Rathausfestsaal Abschlussveranstaltung der 11. Tage der Jüdisch-Israelischen Kultur - Jiskor Ä wir gedenken ihrer ewiglich - Kantorin Avitall Gerstetter singt liturgische Gesänge und jiddische Lieder

Hamburg:

09. November 2003 // Uhrzeit: 15.00 Uhr // Treffpunkt: Finkenwerder Mahnmal Rüschweg
Kranzniederlegung zum Gedenken an die Opfer von Terror und Gewalt Finkenwerder in der NS-Zeit

09.11.2003 | 18.45 | 3001 kino | schanzenstrasse
Filmvorführung "Der gute Vater" (Dokumentarfilm, 2003 BRD, 90 Min.)

Wer vom Antisemitismus 2003 schweigen will, soll vom 9. November 1938 nicht reden. 65 Jahre nachdem der deutsche Nationalsozialismus in den Pogromen 1938 für die Welt offenkundig zu sich selbst gekommen war, erlebte der Antisemitismus in Europa eine ekelhafte Renaissance. Gewandelt haben sich weniger die antisemitischen Wahnprojektionen als vielmehr deren Projektionsfläche. Im Visier: Israel. Ein immer aggressiver werdender Antisemitismus verbindet sich hierzulande mit der Tendenz im 9. November ein für Deutschland allgemein „geschichtsträchtiges Datum“ zu sehen. Von der Novemberrevolution bis zur Maueröffnung: Alles ein Tag, alles irgendwie Geschichte. Seit 1989 funktioniert der 9. November vor allem als Datum, an dem die Ostdeutschen vom „totalitären DDR-System“ befreit wurden.
Ohne Beate Niemanns Recherche würde ihr Vater vermutlich auch als Opfer des „Stalinismus“ gelten. Der Dokumentarfilm „der gute Vater“ erzählt die Geschichte einer Tochter, die ihren Vater rehabilitieren will. Dieser wurde 1947 von der Roten Armee aus Westberlin entführt. Stattdessen findet sie heraus, dass er ein nationalsozialistischer Massenmörder war, der wahrscheinlich in den Siebzigern per Genickschuss hingerichtet wurde. Der dreifache Grimmepreisträger, Yoash Tatari, begleitet Beate Niemann auf ihrer Suche nach der Geschichte ihres Vaters. Gleichzeitig macht der Film deutlich, wie isoliert Eine, die keine Ruhe geben kann, auch heute, 65 Jahre nach der Reichspogromnacht, noch ist.

Beate Niemann zeichnet aus, dass sie nicht verzeihen will, nicht etwa das Bild des liebevollen Vaters („der doch auch seine guten Seiten hatte“) hochhält, sondern den Mann als das sieht, was er war: Einer der wenigen nationalsozialistischen Verbrecher, die für ihr Tun zur Rechenschaft gezogen wurden.

Beate Niemann wird an dem Abend anwesend sein und nach dem Film Fragen beantworten.
mehr Infos unter: www.antifa-hamburg.com >>>>>>


Leipzig:

09.11.2003, 16:00, Leipzig, Liebknecht-Haus, Braustr. 15
Info-Veranstaltung "Offene Diskussionsrunde zur Pogromnacht und modernen Formen des Antisemitismus"

Weimar:

09. November, 13 Uhr, Lichthaus-Kino im E-Werk am Kirschberg, Weimar:
Matinee mit dem Film "Der Spezialist" über den Eichmann-Prozess 1961, von Eyal Sivan, Frankreich/Deutschland/Belgien/Österreich/Israel, 1999

15 Uhr, Kulturzentrum "mon ami", Goetheplatz, Weimar:
Prof. Micha Brumlik, Direktor des Fritz Bauer Instituts in Frankfurt/Main (Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust): "Entwicklung antisemitischen Denkens in Nachkriegs-(West)Deutschland und der Israel-Palästina-Konflikt"

16.30 Uhr, Kulturzentrum "mon ami", Goetheplatz, Weimar:
Günther Jacob, Publizist, Hamburg: "Anti-Israelismus und die neue deutsche Opferrolle seit dem 11.9.01"

18 Uhr, Kulturzentrum "mon ami", Goetheplatz, Weimar:
Beate Klarsfeld, "Association des Fils et Filles des déportés juifs de France" (FFDJF), Paris: "Antisemitismus in Frankreich, der Nahostkonflikt und die Arbeit der FFDJF"
20 Uhr im Kulturzentrum "mon ami", Goetheplatz, Weimar: Round-Table-Gespräch und Diskussion mit Beate Klarsfeld, Micha Brumlik und Günther Jacob

Köln:

09. November: Kundgebung // 14:00 Uhr auf dem Friesenplatz, Köln (U 3/4/5/15/17/19 Friesenplatz).
Kampf dem Antisemitismus! - Solidarität mit Israel!
Kundgebung zum 65. Jahrestag der Reichspogromnacht

Frankfurt/Main:

09. November [13:00 | uni-campus bockenheim | frankfurt]
antifaschistische Demonstration "heimat vertreiben ... etwas besseres als die nation finden wir überall"

Im Zuge des Kommunismuskongresses rufen die autonome.antifa [f] und die KP-Berlin am 9.11. zu einer Demonstration gegen den aktuellen Revanchismus auf. In einer gesellschaftlichen Debatte um das sogenannte "Zentrum gegen Vertreibung" des BdV, deren Tenor doch nur darin besteht, das "die Deutschen die ersten Opfer Hitlers waren", halten wir es für dringend nötig dem nationalen kollektiv entgegenzutreten. Der Bund der Vertriebenen (BdV) und namentlich seine aktuelle Vorsitzende Erika Steinbach, betreibt seit seiner Gründung eine Politik, die darauf ausgerichtet ist, deutsche Täter zu Opfern zu stilisieren.
mehr Infos unter: www.autonome-antifa.com >>>>>>

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hihi — tom