Proteste gegen Filbinger in Ludwigsburg

AAM 17.09.2003 00:56 Themen: Antifa
Heute haben ca. 150-200 Demonstranten gegen den Empfang von Hans Filbinger in Ludwigsburg protestiert. Anlass war die Ehrung Filbingers zu seinem 90. Geburtstag. Dieser war zur NS-Zeit Marinerichter und verantwortlich für einige Todesurteile. Bis heute hat er seine Schuld nicht eingestand.
Zitat Filbinger:"Was damals Rechtens war, kann heute nicht unrecht sein."
An der Kundgebung und der darauf folgenden Spontandemo nahmen nach meinen Schätzungen ca. 150-200 Menschen teil. Um 16.30 Uhr ging die Kundgebung mit verschiedenen sehr guten Beiträgen los. Das Interesse der Medien (Fernsehen, Radio) war groß, da schon im Vorfeld des Empfangs Filbingers, heftige Kritik dagegen zu vernehmen war und eine neue Diskussion über seine Zeit als Marinerichter entbrannte. In Freiburg, die Heimatstadt Filbingers, wurde diese Veranstaltung von der Familie abgesagt, da die Proteste dagegen enorm waren. Während der Kundgebung wurde ein Kranz zu Ehren eines Ermordeten niedergelegt.
Als die Kundgebung zu Ende war, machten sich einzelne Gruppen auf den Weg zum Schloss, indem Filbinger geehrte werden sollte. Leider wurde der Weg zu diesem von den „Ordnungshütern“ in Grün versperrt. Schließlich gelang es einer Gruppe in die Nähe des Schlosses zu kommen und es wurde an der Strasse Transpis entrollt und Parolen gerufen. Zeitweise kam es durch die Polizei zu einem Stau, da für die heranrückenden Gäste die Strasse, wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen, gesperrt wurde. Nach einiger Zeit machten alle sich auf den Weg zu einer Spontandemo, dass auch die Ludwigsburger Passanten in der Innenstadt mitbekommen, dass in Deutschland Mörder für ihre Taten geehrte werden. Ständig begleitet von der Polizei, die aus Frust, dass alles friedlich blieb selber mal die Initiative ergriff und rumpöpelte. Durch die Innenstadt über eine Hauptstrasse ging es wieder zurück zum abgeriegelten Schloss.
Zu diesem Zeitpunkt fingen die Roboter in Grün ,aus unerklärlichen Gründen, an sinnlos durch die Gegend zu rennen. Die Zivilpolizisten waren nicht mehr Zivil und die Staatshüter bekamen Angst vor Kameras. Somit war klar, es ist Zeit nach Hause zu gehen. Auf dem Nachhauseweg wurden Passanten über Filbinger aufgeklärt, diese konnten es gar nicht fassen, dass dieser geehrt wird.
Ein paar älter Herrschaften machten sich über die Robocops lustig und ärgerten sich darüber, dass sie als Steuerzahler diesen ganzen Aufwand bezahlen mussten.

Ob man diesen Tag jetzt als Erfolg bezeichnen kann, weis ich nicht. Auf der einen Seite wurde einige Passanten aufgeklärt und es wurde deutlich gemacht, dass man mit einem solchen Verhalten nicht einverstanden ist.
Auf der anderen Seite wird Filbinger nicht viel von den Aktionen mitbekommen haben und den Empfang konnte man auch nicht stören.

Naja, vielleicht hatte die JU (Jugendorganisation der CDU) mehr Erfolg. Diese protestierten gegen unsere Kundgebung. Gesehen habe ich nur eine Person und das war noch am Bahnhof. Wieviel letztendlich da waren weis ich nicht, in der Ludwigsburger Zeitung stand, dass sie mit ca. 20 Personen rechnen.


Mehr Infos:
www.infoladenludwigsburg.de
 http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/24/0,1367,MAG-0-2067320,00.html
(text+kurzes video)
www.linkeseite.de
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Ergänzungen

Erinnert an Escraches

Maxx 17.09.2003 - 01:44
In Argentinien gibt es die Aktionsform des Escraches. Dazu ziehen Menschen vor die Häuser der Mörder und Schreibtischtäter der Diktatur-Phase. Meist bleibt es bei Reden, Lärm, ein paar Farbbomben. Das ganze gibts in vielen Variationen. Mitgebrachte Spiegel sollten der Polizei zum Beispiel zeigen, wie sie beim Schutz von Verbrechern aussehen. Filbinger ist in Deutschland eine sehr gute Adresse für solche Kundgebungen. Dabei kann ruhig über seine zwielichtige Bedeutung für die Bundesrepublik in den 60ern und 70ern berichtet werden. Gab ja damals riesige Skandale.

noch ne anmerkung

badenerinberlin 17.09.2003 - 08:15
der gute herr war in den 70ern ministerpräsident in baden-württemberg. und das gar nicht so kurz. nach auffliegen des ganzen ( insgesamt hatte er während seiner richterkarriere drei todesurteile gegen deserteure ausgesprochen ) wurde er von lothar späth abgelöst.

Walter Gröger nachträglich zum Tode verurtei

Hausmann 17.09.2003 - 11:32
Der "nachgewiesen unschuldige" (JU) Herr Filbinger hatte das Urteil gegen den, wegen Desertion schon zu acht Jahren Zuchthaus verurteilten Schlosser Walter Gröger aus Schlesien, der als Matrose zur Marine gezwungen worden war, nachträglich in eine sofort vollstreckbare Todesstrafe umgewandelt.
Es war nicht irgendein beliebiges (Todes)urteil, sondern im letzten Kriegsjahr das Urteil eines fanatischen Nazi-Juristen.

Als einer der typischen Protagonisten der Atomindustrie und des Atomstaates begann Filbinger seine Karriere im Nazi-Staat und hat mit dessen Prinzipien nie gebrochen.
"Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein" (Zitat Filbinger zu dem Todesurteil gegen Walter Gröger)

1934 in einem Aufsatz die Nazi-Justitz gelobt

Walter Gröger 17.09.2003 - 12:11
Hans Filbinger hatte 1934 in einem Artikel „Nationalsozialistisches Strafrecht – Kritische Würdigung des geltenden Strafgesetzbuches auf die kommende Strafrechtsreform“. die Nazi-Justizt hochgelobt.
Zitat: „erst der Naionalsozialismus (...) (schuf) die geistigen Voraussetzungen für einen wirksamen
Neubau des deutschen Rechts“

Beim Todesurteil von Walter Gröger war Filbinger nicht Richter sondern er war der Staatsanwalt, der die Umwandlung der Zuchthausstrafe
in die Todesstrafe forderte.
Nach Zeugenaussagen hatte der in dem Verfahren die Schwedische Freundin und mutige Flucht- Helferin von Walter Gröger in übelster Weise als "Nutte", "Schwein" und "Spionin" beschimpft.
Filbinger hatte dann das Erschießungskommando, welches Walter Gröger ermordete persönlich befehligt.

informiert euch v o r h e r

tak 17.09.2003 - 14:13
wäre mal nett wenn ihr, die ihr diesen artikel lehst bzw. geschrieben habt euch ernsthaft mit dem thema filbinger in der ns-zeit auseinandersetzen würdet. wenn ihr das vor der demonstration gemacht hättet wären nicht so peinliche aussagen zustandegekommen wie: filbinger befehligte das erschießungskommittee...
informiert euch doch mal bitte auch wer den filbingerskandal lanciert hat und bitte tut mir den gefallen informiert euch darüber was golo mann zum thema filbinger geagt hat.
dann meldet euch wieder.

nicht böse gemeint, aber nach eurer roten "gehirnwäsche" bitter nötig.
es gibt immer zwei seiten...

höchster bei der Ermorung anwesender Offizier

rote Gehirnwäsche 17.09.2003 - 16:53
Hans Fillbinger hatte die Erschießung persönlich angeordnet und war als höchster Offizier persönlich bei der Ermordung zugegen.
(Definition Mord StGB: Wer aus niederen Beweggründen, (...) heimtückisch =die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers ausnutzend einen Menschen tötet)
Hans Fillbinger hat den Verlauf der Erschießung kurz und sachlich wie folgt beschrieben:
"»Das Kommando ›Feuer‹ erfolgte um 16.02 Uhr. Der Verurteilte starb um 16.04 Uhr. Die Leiche wurde durch das Wachpersonal gesargt und zum Zwecke der Bestattung abtransportiert.«
Quelle: "Metall" Zeitschrift der IG Mettall, 1978
Noch nach Kriegsende in einem Gefangenenlager hatte er einen Soldaten, der sich das Hakenkreuz von der Uniform grissen hatte, mit der Begründung verurteilt, daß ein solches Verhalten "ein hohes Maß an Gesinnungsverrat (darstelle)"
In jenem Artikel, auf den oben schon hinwiesen wurde, shrieb Filbinger übrigens weiter,: "Schädlinge am Volksganzen, deren offenkundig ver brecherischer Hang immer wieder strafbare Handlungen hervorrufen wird, werden unschädlich gemacht."

Das ist nicht die Sprache eines Mitläufers, das ist genau die Sprache der Täter.

was soll mir das sagen??

tak 18.09.2003 - 22:44
h. filbingers anwesenheit an der erschießung grögers muss im negativ ausgelegt werden, andererseits macht ihn seine bloße anwesenheit nicht zum kommandanten des erschießungskomitees.
Es gibt meines wissens nach keine überprüfbaren angaben zur erschießung. ich kann mich aber irren, und wenn du bessere informationen hast schick' sie mir bitte zu.
bei anderen kommentaren auf dieser seite habe ich gelesen, dass filbinger für seine "tätigkeit als nazirichter" geehrt werden sollte. aussagen wie diese kann man als vernüftiger, klardenkender mensch doch nicht tätigen. keinem anständigen mensch auf dieser welt würde es in den sinn kommen jemanden für verbrechen gegen die menschlichkeit zu ehren. (hiermit möchte ich aber nicht behaupten, dass h. filbinger soche begangen hätte)

solche dinge und andere hatte ich gemeint, als ich von einer besseren information sprach.


was noch erwähnt werden sollte sind die sprechchöre die auf der demo zu hören waren: =deutsche polizisten, schützen die faschisten=
selbst für den fall, dass h. filbinger ein faschist ist bzw. sein sollte, hat er wie jeder andere mensch ein recht auf leben und auf schutz.
solche aussagen finde ich traurig, absurd und mit meinem grundverständnis von toleranz nicht zu vereinbaren.

--- eigentlich nur schade ---

Bitte keine eckigen Klammern

Pete 19.09.2003 - 02:03
Bitte keine eckigen Klammern verwenden. Im Posting-Formular werden eckige Klammern als Teil eienes Html-Tags fehlinterpretiert. Dadurch können Teile des Textes verschwinden.

Filbinger IMC Artikel Chronologie

ein Überblick 19.09.2003 - 19:42
Zwei Vorträge zu Filbinger
 http://de.indymedia.org//2003/09/62005.shtml

Bilder von Protesten gegen Filbinger
 http://de.indymedia.org/2003/09/61956.shtml

Aktion zu ehem. NS-Marinerichter Filbinger
 http://de.indymedia.org//2003/09/61810.shtml

Proteste gegen Filbinger in Ludwigsburg
 http://de.indymedia.org//2003/09/61813.shtml

Zur Lage der NATION eine Zusammenstellung
der "Neurechte" Autor Ansgar Graw schreibt sehr geschickt über Filbinger in der Welt/Mopo
 http://de.indymedia.org//2003/08/58942.shtml

Unterstützen Grüne Nazi-Richter?
 http://de.indymedia.org//2003/08/58695.shtml

Grüner OB gibt Nazirichter Ehrenempfang
 http://de.indymedia.org//2003/07/58030.shtml

ein system des industriellen mordes...

redhorse 20.09.2003 - 18:24

wer einem system des perfekt organisierten industriellen massenmordes - aus welchen Gründen auch immmer (Rassismus, Karrieregeilheit, etc...)-
in leidender Position dient, kann ohne Zweifel als Feind der gesamten
Menschheit angesehen werden...
Die Gauck-Behörde, die sich mit den Verbrechen gegen DDR-Oppositionelle
auseinandersetzt, hat ca. 3000 (?) Mitarbeiter, die Kommision, welche die
Verbrechen, der Nazijuristen aufarbeitete hatte ganze vier(!) Mitarbeiter.
Deserteure der Wehrmacht werden teilweise noch heute durch geminderte Rentenansprüche diskriminiert, während die Soldaten, die nicht desertierten, vielleicht auch an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sind, "normale" Rentenauszahlungen erhalten.
Naturlich war nicht jeder Soldat automatisch auf der Seite der Faschisten,
doch jeder, der für Hitler kämpfte hat sich ohne Zweifel Schuld aufgeladen.
Mein Opa beispielsweise meldete sich 1943 freiwillig zur Marine, um nicht nach Rußland mit 20 Jahren ziehen zu müssen. Leute wie Filbinger, hatten in der Marine die wichtige Funktion, die verbrecherische Diszipin und den Willen zum Gehorsam der Ausführung von Verbrechen, durch abschreckende Zwangsmaßnahmen aufrechtzuerhalten.
Beinahe hätte mein Opa auch jemanden umgebracht, in den letzten Tagen des Krieges, fiel ihnen ein Engländerin die Hände. Sein Freund und er plädierten dafür, den Gefangenen freizulassen (der Krieg war ja praktisch bereits verloren). Der anwesende Offizier hingegen wollte die sofortige standrechtliche Erschiessung... Doch Sie konnten sich durchsetzen und ließen den Gefangenen laufen, dieser bat noch um sein Gewehr. Wäre er ohne
Gewehr erschienen, wäre er in England, wegen "Feigheit vor dem Feind" (!)
angeklagt worden.

SOLDATEN SIND UND BLEIBEN MÖRDER! BASTA!

an den mod

tak 06.10.2003 - 15:15
'tschculdigung, dass ich dich fälschlicherweise beschuldigt hab' meine äußerungen zu zensieren. hab's einfach nciht gewusst, das mit dem htmldings

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