Zur Definition des Faschismus

hermogenes 18.08.2003 23:11 Themen: Antifa
Zur Definition des Faschismus



"Ein Faschist ist ein Mensch, der die Menschen seiner eigenen Gruppe tötet und verprügelt.
Wer Todesstrafe, Sterbehilfe, Folter oder Prügelstrafe befürwortet, ist faschistoid."
Zur Definition des Faschismus


?Ein Faschist ist ein Mensch, der nur das sucht, was er schon gefunden hat?
Jean Paul Sartre (1)

?Jeder ist ein Faschist, der nicht weiss, dass er einer sein könnte.?
Kurt Tucholski(1)

"Der Faschismus ist die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals."
Georgi Michailowitsch Dimitroff

Ich gehe davon aus, dass eine Definition höchstens aus einem Satz bestehen darf, wenn sie ihre Funktion erfüllen soll. Das ist hier der Fall.
Die Definition von Dimitrow besticht dazu hin durch politische Verortung, übersieht aber, dass die Frage, was terroristisch und was freiheitskämpferisch ist, vom Standpunkt des Betrachters abhängt. Ausserdem ist in einer Gesellschaft, in der das Kapital verstaatlicht ist, die Einheits-Partei gleichzeitig Element des Finanzkapitals. Und die reaktionärsten, am meisten chauvinistischen und am meisten imperialistischen Elemente innerhalb der Partei neigen dazu, die Macht im Staate an sich zu reissen, schon weil es keine reaktionäreren, mehr chauvininstischen und mehr imperialistischen Elemente gibt, die sie ihnen streitig machen könnten. Haben sie jetzt festgestellt.
Trotzdem bleibt das definierte Phänomen etwas im Dunkeln.
Selbstverständlich gibt es jede Menge hochgelehrter Abhandlungen über die verschiedensten Faschismustheorien, die unter anderem auf die Zusammenhänge mit Menschenmassen (Elias Canetti), Militär, Männerbünden (Klaus Theweleit), schlagenden Studentenverbindungen (Kurt Tucholski), Rassismus und nicht zuletzt unterdrückter Sexualität verweisen (Wilhelm Reich). Aber eine Abhandlung ist noch keine Definition.
Vermutlich gibt es auch Erklärungen der Faschisten selbst, was sie sind und warum und wozu. Nun habe ich aber den erheblichen Eindruck erlitten, dass gerade die systematische Lüge eine bevorzugte Taktik der Faschisten ist, deswegen halte ich es für überflüssig, darauf weiter einzugehen.
Ich stelle lieber die Frage: ?Was hätte Sokrates getan??
Er hätte vermutlich versucht, den Begriff etymologisch zu analysieren, will heissen, die Wurzeln des Wortes zu untersuchen. (2)
Und da kommt man als erstes zu den römischen Faschisten, die seit den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts mit wechselndem Erfolg in Italien nach der Herrschaft streben.
Diese Faschisten leiten ihren Namen von lateinisch ?fasces? ab, das im antiken Rom das Wort für ein Bündel aus Ruten war, in deren Mitte ein Beil eingebunden war. Die Römer übernahmen diese Symbolik von den Etruskern. Diese fasces wurden bei öffentlichen Veranstaltungen von den Liktoren (Polizeihauptleuten) vor dem Prätor (Polizeipräsident) hergetragen und symbolisierten die Macht des Staates, seine Angehörigen körperlich zu züchtigen und gegebenenfalls hinzurichten.(3)
Konkret zeigen sie die totale Macht des Staates über das Individuum.
Man versprach sich dadurch größtmögliche soziale Disziplin und maximale militärische Schlagkraft.
Es ist ja nun nicht so, dass der Faschismus neben der bekannten Irrationalität seiner lügnerischen Propaganda nicht auch über eine durchaus stringente innere Logik verfügt, nämlich diejenige der Räuberbande, welche lautet: ?Wir überfallen die Anderen, bringen alle um, die sich wehren, versklaven den Rest und nehmen ihnen alles weg.?
Wer in der Lage ist, seine "eigenen Leute" umzubringen, wird erst recht keine Probleme damit haben, alle anderen umzubringen.
Dies ist nur möglich, wenn die Führung die Macht hat, Widerspruch dagegen als Verrat zu denunzieren und die "Verräter" mittels Hinrichtung nachhaltig zum Schweigen zu bringen.
Allerdings bedeutet totale Macht auch die totale Versuchung desjenigen, der sie ausübt, sie eben nicht nur im Interesse der Gruppe zu brauchen, sondern auch zu persönlich eigennützigen Zwecken zu mißbrauchen und wenn das rauskommt und das tut es dann doch immer wieder, nehmen die "Verräter" regelmässig überhand.
Darum wurde die Todesstrafe im Antiken Rom zweimal wieder abgeschafft, beziehungsweise bekam der Verurteilte zumindest das Recht, vor der Hinrichtung vor der Volksversammlung zu sprechen.
Auch heisst es schon in den zehn Geboten ?Du sollst nicht töten? und gemeint ist damit in Sonderheit:?Du sollst nicht deine eigenen Leute töten?.
Deswegen schlage ich folgende Definition vor:

"Ein Faschist ist ein Mensch, der die Menschen seiner eigenen Gruppe tötet und verprügelt.
Wer Todesstrafe, Sterbehilfe, Folter oder Prügelstrafe befürwortet, ist faschistoid."

Und meine Frage ist jetzt nicht, ob es Gruppen gibt, auf die diese Definition zutrifft und die von sich oder anderen nicht als faschistisch bezeichnet werden, sondern, ob es Gruppen gibt, die nach allgemeiner Auffassung als faschistisch gelten, auf die diese Definition aber nicht zutrifft.

Es ist mir klar, dass ich hier Gefahr laufe, den deutschen Faschismus und in Sonderheit den Holocaust zu verharmlosen. Schließlich ist diese Diskussion anfangs der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts schon einmal gelaufen. Und nachdem erstmal alle froh waren darüber, dass das Wesen des Faschismus als solchen endlich mal herausgearbeitet worden war, fanden es dann die Linken Scheiße, dass Nolte und Konsorten feststellten, dass die Linken angeblich damit angefangen hätten und der rechte Faschismus nur eine berechtigte Reaktion darauf war.
Dazu kann ich nur sagen: Es waren nicht die Linken, die damit angefangen haben.
Es war nicht einmal der römische Sklavenhalterstaat, obwohl der die entsprechende Symbolik publik machte, als er sich von der absoluten Monarchie zur Republik entwickelte.
Es stellte sich aber zu jeder Zeit die Frage, ob man, wenn man sich gegen ein brutales System wehrt, nicht eben so brutal sein muss. Die Französischen Revolutionäre beantworteten diese Frage ebenso uneingeschränkt mit "Ja!", wie es Stalin, Mao, Pol Pot und doch vermutlich auch Lenin taten ("Durch Terror sind wir an die Macht gekommen, durch Terror werden wir sie behalten"(4). Es war nicht zufällig Stalin, der das Leninsche Konzept des Internationalen Sozialismus zurückführte auf das des Nationalen Sozialismus und für seine sonstige "Reformen" seit 1935 von Reich als "Rotfaschist" bezeichnet wurde. Nationalsozialismus ist die Propaganda, Faschismus ist die Praxis.
Vermutlich benutzten sie zur Durchsetzung eigener Interessen den gleichen Vorwand, wie auch die amerikanischen Richter (zumindest einiger Staaten), dass nämlich die Todesstrafe eine abschreckende Wirkung auf welche Delinquenten auch immer besäße. Das tut sie nicht, aber sie erleichtert die Vertuschung der eigenen politischen Morde und sonstiger Machenschaften.

Interessant wäre an dieser Stelle, wie die von mir so hoch geschätzten Zapatisten diese Frage letztendlich beantworten.
Die Eta jedenfalls pflegt(e) die übliche faschistische Regel: "Verräter verfallen der Feme!"

Dabei könnte ich mir vorstellen, dass es durchaus unterschiedliche Grade des Faschismus gibt, die sich an der Frage festmachen, wie groß die Chancen des zum Tode verurteilten sind, der Hinrichtung zu entgehen. Der Grund, aus dem die Todesstrafe verhängt wirde, ist in dieser Hinsicht eigentlich sekundär, bei Bedarf läßt er sich im Allgemeinen konstruieren.
>>Level 1
Der schlechteste Fall ist zweifellos der, bei dem man vom Führer oder seinen Schergen ohne jede weitere Anhörung möglicherweise auf der Stelle hingerichtet wird. Ein Verfahren, zu dem angeblich Saddam Hussein neigte, ebenso wie alle absolutistischen Herrscher.
>>Level 2
Der zweitschlechteste Fall, könnte ich mir vorstellen, ist der, bei dem man die Chance auf ein gerichtliches Verfahren bekommt. Das ist in der USA angeblich der Fall und die Nachteile sind bekannt: Man muss einen Anwalt bezahlen können, sonst nützt es einem gar nichts.
>>Level 3
Der drittschlechteste Fall, meines Erachtens, wurde im alten Rom von den Volkstribunen durchgesetzt: Der Verurteilte bekam das Recht, vor der Volksvesammlung zu sprechen. (Allerdings auch nur, wenn er römischer Bürger war, wie zum Beispiel der Apostel Paulus, der deswegen nicht einfach in Palästina hingerichtet werden konnte.)
>>Level 4
Noch etwas besser schien mir der Modus zu sein, den die Yaqui-Indianer angeblich praktizierten (die traditionellerweise die Kerntruppe aller mexikanischen Revolutionäre stellen): Der Delinquent konnte nur von der Vollversammlung verurteilt werden, die dann auch die Hinrichtung vollstreckte, indem sie sich am Abhang eines Hügels aufstellte und mit ihren Waffen auf den Delinquenten zielte, der aber nicht gefesselt war und das Recht hatte, den Abhang runter zu rennen und durch den Fluß zu schwimmen. Gelang ihm das, war er frei.
>>Level 5
Am allerbesten allerdings scheint es mir, die Todesstrafe völlig abzuschaffen, wie das in Deutschland gerade unter dem Eindruck des Faschismus auch passiert ist.
Auch wenn man bedenken muss, dass sie automatisch wieder eingeführt wird, sobald sich Deutschland im Kriegszustand befindet, gleichzeitig wird auch die Öffentlichkeit vom Verfahren ausgeschlossen, so dass man sich dann faktisch wieder auf Level 2 befindet.

Wieso der Faschismus regelmäßig zusammen mit dem Antisemitismus einhergeht, hat unter anderem sicherlich den gleichen Grund, aus dem ein Räuber sich normalerweise entschließt, den am schlechtesten bewachten Geldtransporter zu überfallen, der aber gleichzeitig das meiste Geld transportiert: Größtmögliche Beute bei geringstem Risiko.
Das war dann auch das Argument, mit dem in der Weimarer Republik die Nazis die Kommunisten überzeugen konnten, nicht alle Kapitalisten zu enteignen, sondern nur diejenigen, die sich mangels Zugriff auf Reichswehr, Frei-Korps etc am schlechtesten wehren konnten, nämlich die Juden.
Interessanterweise ist der Antisemitismus im gleichen Maße rückgängig, wie sich rumspricht, dass die israelische Armee eine der effektivsten der Welt ist und dass in Israel eh nix zu holen ist, nicht mal Öl. (Die Juden in den USA haben auf der anderen Seite Zugriff auf die US-Armee und sonstige Dienste, so dass auch sie nicht mehr im Zentrum der räuberischen Begierde stehen.)
Dass die deutschen Faschisten die Juden, die sie ja bereits vollständig ausgeraubt und versklavt hatten, dann auch umbrachten, kann meines Erachtens mit der wirtschaftlichen Logik der Räuberbande nicht mehr erklärt werden. So zynisch es klingen mag, scheint mir hier eher die Definition des Deutschen zu greifen:
"Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu betreiben."(5)
In der Tat wird auch immer noch bestritten, dass es einen Befehl des Führers oder zumindest seines Stabes gab, die vollständige Vernichtung der Juden in die Wege zu leiten, sondern möglicherweise beruhte dies hauptsächlich auf dem vorauseilenden Gehorsam subalterner Verwaltungskräfte, denen jegliche Einsicht in die praktische Räuber-Logik fehlte, und die die ihnen eingetrichterte Propaganda von der jüdisch-boschewistischen Bedrohung tatsächlich selber glaubten.

Auch wenn ich weiß, dass es mir nichts nützen wird, will ich hier noch darauf hinweisen, dass es mir nicht darum geht, das Verhalten der Deutschen Faschisten zu relativieren oder gar zu entschuldigen, ich halte es lediglich für angebracht, einen Begriff zu definieren, bevor man ihn verwendet. Dann ist ein Wort eine Waffe und die Feder mächtiger als das Schwert. Wenn nicht, dann nicht.
Ich bin mir ebenso darüber im Klaren, dass der Begriff Faschismus im Allgemeinen für republikanische Systeme gebraucht wird, die aber trotzdem die absolutistische Macht des Staates über seine Bürger ausüben wollen. Sie sind damit nicht besser als die absoluten Monarchien, die sie einst abzulösen beabsichtigten, aber auch nicht notwendigerweise schlechter. Das Kriterium sollte meiner Meinung nach das Recht des Bürgers auf Leben und körperliche Unversehrtheit sein. Deswegen würde ich auch Monarchien oder was auch immer als faschistisch bezeichnen, sobald sie dieses nicht garantieren.
Des Weiteren ist mir schmerzlich bewußt, dass ich in diesem Text immer nur die männlich Form der Wörter verwendet habe. Dies geschah aus Bequemlichkeit, nicht aus der Absicht, Frauen aus welchem Zusammenhang auch immer auszuklammern. Und keineswegs deswegen, weil ich denke, dass der Faschismus hauptsächlich eine Angelegenheit von Männerbünden wäre. Er war dies allerhöchstens zu der Zeit, als Frauen noch vom öffentlich-politischen Leben ausgeklammert waren, zumindest als Täterinnen.
Abgesehen von moralischen Einwänden, die Machtpolitiker im Allgemeinen eh nur im Rahmen ihrer Öffentlichkeit interessieren, möchte ich all jenen, die es jetzt notwendig finden, in der Reaktion auf faschistische Strukturen, selber solche zu entwickeln, folgendes zu bedenken geben:
Die Aussicht, bei Nichtgefallen vom Führer hingerichtet zu werden, fördert nicht die geistige Freiheit. Das Fehlen geistiger Freiheit aber ist Dummheit. Und diese ist im Konfliktfall im Allgemeinen der Grund der Niederlage.
Nix für ungut,
Hermogenes

(1) Beide Zitate zitiert nach mündlicher Überlieferung. Über Korrekturen, bzw. Quellenangaben wäre ich dankbar.

(2) Plato, Kratylos

(3) Der einzige Platz auf der Welt, an dem diese Rutenbündel auch heute noch von Bedeutung sind, ist interessanterweise der amerikanische Kongress, dessen Rednerpult sie flankieren.

(4) Lenin zitiert nach Emma Goldmann
(5) Richard Wagner
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Ergänzungen

Roter/Brauner Faschismus

Dominik Schmidt 19.08.2003 - 01:11
Faschismus, politisch korrekt:

Im weiteren Sinne kann der Faschismus definiert werden als ein politisches System, das gekennzeichnet ist durch antiparlamentarische, oft antisemitische, totalitäre Führerstaatstendenzen und sich vielfach einer sozialrevolutionären Ausdrucksweise bedient.
Der an die Macht gelangte Faschismus lässt die bestehende Gesellschaftsordnung grundsätzlich unangetastet. Von Militärdiktaturen und anderen autoritären Regimes unterscheidet sich der Faschismus durch eine breitere Machtbasis, die durch zentral gesteuerte Massenorganisationen angestrebt wird.
Diese Massenanhängerschaft kommt vor allen aus dem kleinen Mittelstand, der sich zwischen den Machtblöcken des Großkapitals und der Arbeiterbewegung bedroht fühlt. Der herrschende Faschismus strebt jedoch den Ausgleich mit dem Großkapital an, während er demokratisch-unabhängige Arbeiterorganisationen zerstört. Charakteristisch für den Faschismus ist die erbitterte Gegnerschaft gegen Demokratie, Liberalismus und Sozialismus.

wissen.de

Der Begriff Faschismus wird meistens mit dem 3. Reich in Verbindung gebracht, dieses Vorgehen in Deutschland ist im negativen Sinne ein Vorzeigestück für den faschismus.

Antifa:

Gruppen wie Antifa sind ganz klar Regimegegner, sie sind gegen das bestehende Regime. Hier muss man zwischen "Staatsantifa" und autonomer Antifa unterscheiden.

Autonome Antifa´s sehen den Kampf gegen den Faschismus, als Kampf gegen die gesellschaftlichen Bedingungen.

Roter Faschismus

Der Charakter der gegenwärtigen Weltsituation wird in erster Linie bestimmt durch europäische Faktoren, an deren Spitze Deutschland und Rußland stehen.

Diese Faktoren, in Deutschland durch den Nazismus, in Rußland durch den Bolschewismus verkörpert, sind Ergebnisse einer Entwicklung, die den Inhalt der europäischen Nachkriegswirtschaft und Nachkriegspolitik bildet.

Diese Nachkriegsepoche ist ökonomisch verankert im ultraimperialistischen Monopolismus, der zum System des Staatskapitalismus drängt. Politisch bahnt sie eine totalitäre Staatsordnung an, die im Diktatursystem gipfelt.

Nur aus der kritischen und analytischen Betrachtung dieser Phänomene und Zusammenhänge läßt sich der Zugang zum tieferen und eigentlichen Verständnis des Faschismus wie des Bolschewismus gewinnen. Alles andere sind Rand-, Begleit- und Folgeerscheinungen der zentralen Ursachen, die, zum Mittelpunkt wissenschaftlicher Untersuchung erhoben, nur zu einer schiefen Betrachtungsweise verleiten und ein verfälschtes Bild der Situation ergeben.

er russische Staat, der nur fälschlich “Sowjetstaat” heisst, kam als erster zur verfassungsmässigen Etablierung der Diktatur, zum Auf- und Ausbau eines politischen und administrativen Terrorsystems, zur ausschliesslichen Parteiherrschaft, zur Methode der mechanisch-bürokratischen Gleichschaltung, zur politischen und staatlichen Totalität.

Russland schuf damit das Modell für die übrigen Staaten, die an einem entscheidend kritischen Punkte ihrer Existenz gezwungen waren, das demokratische System aufzugeben und eine politische Diktatur zu errichten. Man darf sagen, dass auf diese Weise Russland zum Lehrmeister des Faschismus geworden ist.

Das ist kein Zufall, kein Witz der Weltgeschichte, keine nur scheinbare Duplizität der Erscheinungen. Vielmehr drängen alle Indizien zu der Annahme, dass es der Ausdruck und die Konsequenz eines und desselben Prinzips auf verschiedenen Ebenen der Entwicklung, des historischen und politischen Geschehens ist. Mag es den Parteikommunisten gefallen oder nicht – unleugbar ist die Tatsache, dass Staatsordnung und Staatsführung in Russland, Italien und Deutschland – um nur diese drei Staaten zu nennen – einander zum Verwechseln ähnlich sind. Wer Gefallen an Paradoxen hat, kann von einem roten, schwarzen und braunen “Sowjetstaat” oder einem schwarzen, braunen und roten Faschismus sprechen.

Otto Rühle - 1939
(Angregungen von linkeseite.de)

Fazit:

Es gibt roten und brauner Faschismus, beider ist, so zeigt es uns die Geschichte, eine menschenfeindliche Form der Gesellschaft.
Wann etwas faschistisch ist, ist schwer zu urteilen, der Faschismus hat unendlich viele Gesichter.


"Nichts ähnelt mehr einem Chamäleon als der Faschismus" Palmira Togliatti

written by Dominik Schmidt, Quellenangaben sind in Blau makiert

Faschistoid =geil auf mehr Faschismus

1984 19.08.2003 - 11:14
Schon vergessen daß der oberste Standartenführer aller BRD-Richter und Staatsanwälte Mackenroth die Wiedereinführung der Folter für den "obersten Souverain" in diesem Lande - das Volk - gefordert hat - und weiter in Amtund Würden ist.
Offenbar haben die BRD-Richter - trotz Beamteneid - nichts dagegen, ein Aushängeschild für ihre Verfassungstreue - wie Mackenroth zu haben.
Dieser Mackenroth und seine Leibstandarte sind "faschistoid"!

noch eine definition

anti 19.08.2003 - 12:35
noch eine definition von faschismus, die mir recht gut gefällt:
"faschismus heißt, ganz wörtlich, 'prügelherrschaft'. ein faschistischer staat ist ein staat, der seine untertanen mit prügeln regiert und das auch ganz offen proklamiert. [..] eine herrschende klasse braucht den prügelstaat immer dann, wenn sie ihre herrschaft mit vernunftgründen nicht mehr rechtfertien kann." ratet mal, von wem die ist...



sebastian haffner, 1967

kleines Detail

Mangalore 19.08.2003 - 12:48
Kleine Korrektur/Aufklärung. Könntest du deine Aussage das Deutschland im Kriegsfalle die Todesstrafe wiedereinführen kann präzisieren? Meines Wissens existierte diese Möglichkeit nur über einen veralteten Paragraphen im bayerischen Grungesetz, der vor einigen Jahren revisiert wurde. Seitdem ist die Todesstrafe in Deutschland selbst im Kriegsfalle nicht mehr möglich, wobei ich nicht ausschliessen will das im Krieg sowas auch in wenigen Stunden wiedereingeführt werden könnte.

Greets, mangalore

interessante Lektüre nichtsdestotrotz

Nazis und Faschisten

elfboi 19.08.2003 - 13:26
Meiner Ansicht nach waren die Nazis eine kleinbürgerliche Spießerversion der Faschisten. Das typisch elitäre Denken der "echten" Faschisten fehlte ihnen zu großen Teilen, stattdessen konstruierten sie einen Pseudo-Sozialismus (daher auch Nationalsozialismus), bei dem die Elite durch die "Volksgemeinschaft" ersetzt wurde. Viele deutsche Faschisten aus der national-reaktionären Ecke, oft auch alter Adel, waren anfangs für die Nazis, weil sie dachten, sie könnten sie kontrollieren und zu ihren Handlangern machen, aber später gab es sogar aus ihren Reihen einige, die gegen die NS-Herrschaft arbeiteten, wobei sie allerdings ganz gewiß keine Demokratie aufbauen wollten, sondern nur den Untergang der deutschen Größe zu verhindern suchten...

Alle Faschisten sind Arschlöcher, aber glücklicherweise gibt es selbst in der Rechten viele Fraktionen, die sich gegenseitig bekämpfen. Wir sollten dafür sorgen, daß das so bleibt, und sofort hellhörig werden, sobald verschiedene Gruppen von Faschisten, Nazis, Rassisten oder Reaktionären anfangen, sich gegenseitig zu unterstützen - genau dann wird es gefährlich, das haben wir '33 gesehen, und ich befürchte, daß eine derartige Situation gerade wieder in der Entstehung begriffen ist.

Faschismus = Imperialismus ???

Hermine 19.08.2003 - 13:40
"Der Faschismus ist die offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals."
Georgi Michailowitsch Dimitroff

Die Dimitroff Definition finde ich recht problematisch, sie spricht den Faschisten sämtliche antikapitalistisches Wirken ab - der Faschismus als konsquente Fortführung des Kapitalismus. Dies kommt in erster Linie einem selbstgefälligem Verständniss der "Linken" entgegen. Am Beispiel der NS-Diktatur kann man verfolgen das hier der Umgang mit dem Finanzkapital sehr wechselhaft verlief. So gibt es hier eindeutige Trends zum Staatsmonopolismus unter Führung der NSDAP Fürsten
So gründet Göring die staatseigenen "Reichswerke Hermann-Göring". Das Unternehmen ist 1944 mit 228 Betrieben der größte europäische Stahlkonzern.

Andererseits konnte sich zum bsp. ein Herr Himmler kaum tief genug bücken um Spenden aus der Wirtschaft einzusammeln. So hatte fast jedes grosse deutsche Unternehmen ein Vorstandsmitglied mit einem "SS-Ehrengrad" im "NS-Eliteorden" plaziert.
Auch nennenswert ist die Entfernung der sozialistischen Strömung innerhalb des NS-Regimes, beispielsweise die Verfolgung/Eliminierung der Strasser-Brüder.
Trotzdem gehe ich bei dieser Anbiederung von praktizierter Machtpolitik aus, Ziel die komplette Übernahme aller machtrelevanten Positionen im Staat durch die "revolutionäre"(ja so war das Selbstverständnis) NSDAP. Bleibt die Frage ob ein länger bestehendes "Reich" das Kapital feindlich übernommen oder assimiliert hätte.

In diesem Sinne sehe ich auch das Eingreifen Englands und der USA in den von Deutschland angezettelten Krieg, die Motivation war sicherlich nicht der geheuchelte Humanismus sondern eher die Rückeroberung wirtschaftlicher Einflusszonen in die "freie Welt" des Monopolkapitals. Gegenüber einem Imperialismus-konformen NS-Staat wäre dies nicht notwendig gewesen.

das Problem dabei, für mein Verständnis wird Faschisten/Nationalsozialisten zu undifferenziert der Antikapitalismus abgesprochen, die entstehende Lücke wird inzwischen gern von der Querfront-Fraktion ausgefüllt, und sorgt wie auch hier auf IMC zu beobachten, für Verwirrung.

Falsch: verwirrende Zitate, verharmlosend

inDee 19.08.2003 - 14:24
Dieser Text betont seltsam harmlose Zitate über den Faschismus und ist möglicherweise absichtliche Desinformation.
Bitte beachtet gängige Faschismus-Definitionen aus verläßlichen Quellen:

Charakteristika des Faschismus:

- "das Eintreten für eine idealistische, rassistische bzw. sozialdarwinistische Philosophie, das Ziel der Errichtung eines neuen nationalistischen, autoritären Staates, die permanente Aktivierung der Massen, eine streng hierarchische Gliederung sämtlicher gesellschaftlicher Institutionen und der Wirtschaft. (...) In Stil und Auftreten der faschistischen Bewegung selbst, die über eine Massenbasis und eine eigene Parteimiliz verfügte, stehen die positive Bewertung von Gewalt und Krieg, die Verklärung der Jugendlichkeit und die extreme Betonung des maskulinen Prinzips im Vordergrund, desgleichen die quasi-religiöse Inszenierung von Versammlungen, Aufmärschen und Auftritten des jeweiligen "Führers".

- "ausgeprägte Orientierung auf eine Führerperson, nationalistische, antikommunistische, antidemokratische und antipluralistische Einstellung sowie ein gewalttätiger Wille zur Macht und Verherrlichung des Militärischen. (...) Antisemitisches und rassistisches Gedankengut finden sich in allen faschistischen Bewegungen, am ausgeprägtesten in Deutschland. "

- "Faschismus ist eine antiparlamentarische, antidemokratische, antikommunistische, extrem nationalistische und tendenziell rassistische Bewegung, die zum Ziel einen gleichgeschalteten, autoritären, totalitären Einparteien Staat hat.
(...)
Gefordert wird ein bedingungsloser Zusammenhalt für die Nation. Die Aggressionen der Massen werden auf äussere und innere Feinde und auf andere Völker und Minderheiten gelenkt.

Oppositionen werden von der starken Führung unter Missachtung der Freiheits- und Menschenrechte und mit Hilfe von Propaganda unterdrückt, und das Volk wird damit gelenkt."


(leicht nachvollziehbare definitionen)
 http://www.shoa.de/faschismus.html
 http://www.sjoe.at/content/content.php?ID=614
 http://www.fortunecity.com/boozers/austral/358/6DEFI.htm

(schwerer nachvollziehbare definitionen)
 http://www.slp.at/zeitung/zo098mittelseite_kasten.html
 http://www.anarchie.de/main-12434.html

Alles ganz schön verwirrend

sandra 19.08.2003 - 14:49
Ich halte Dir hier vorgetragende, auf sehr abstraktes Niveau reduzierte Erklärung, das ein Faschist "Ein Faschist ist ein Mensch, der die Menschen seiner eigenen Gruppe tötet und verprügelt. Wer Todesstrafe, Sterbehilfe, Folter oder Prügelstrafe befürwortet, ist faschistoid." sei, für wenig erhellend, erklärend, ahistorisch und falsch.

Ich möchte auch auf den, oftmals inflationär gebrauchten Umstand: "Der deutsche Faschismus seit 1933 sei aus der Mitte der Gesellschaft entschanden" hinweisen, den ich so, für ungenau und falsch halte. Die Ausführungen aus dem Aufsatz von dem Historiker Kurt Gossweiler: "Faschismus aus der Mitte der Gesellschaf ? " , marxistische Blätter 1995 S.35 ff., sollte sich jeder ernsthaft Interesssierte ins Wissen und Gewissen rufen. (dieser Aufsatz ist online nicht verfügbar)


Kurt Gossweiler erklärt auf Seite 35:

Das kommunistische Faschimusverständnis wird gewöhnlich auf die viel zitierte "Dimitroff-Formel" reduziert:"Der Faschismus an der Macht ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals." ... er führt weiter aus:

1. dass dieser Satz keine Faschismusdefinition, sondern (lediglich) die Kennzeichnung eines einzigen Aspekts des Faschismus, nämlich seines Klassencharakters ist,

und zwar 2. des Klassencharakters des Faschismus an der Macht, also eines Herrschaftssystems." Kurt Gossweiler führt für die Kennzeichnung des Klassencharakters des Faschismus Dimitroff weiter an: "Der Faschismus, das ist nicht die Form der Staatsmacht, die angeblich über beide Klassen, dem Proletariat und der Bourgeoisie steht, wie z.B Otto Bauer behauptet hat. Das ist nicht das ´aufständisches Kleinbürgertum´, das von der Staatsmaschine Besitz ergriffen hat, wie der englische Sozialist Brailfort erklärt."

Das viele Hauptelemente der marxistisch-leninistischen Faschismusdefinition von Rudolf Hilferding entlehnt sind, die er in seinem 1910 erschienenen Buch ´Das Finanzkapital´ so beschrieb:

´Das Finanzkapital will nicht Freiheit, sondern Herrschaft.. War der Liberalismus ein Gegner der staatlichen Machtpolitik, wollte er seine Herrschaft sichern gegenüber den alten Gewalten der Aristokratie und Bürokratie, indem er ihnen die staatlichen Machtmittel im möglichst geringen Umfang gewährte, so wird die Machtpolitik ohne jede Schranke zur Forderung des Finanzkapitals.... Das Verlangen nach Expansionspolitik aber revolutioniert auch die ganze Weltanschauung des Bürgertums. Es hört auf, friedlich und human zu sein... In der Rassenideologie entsteht so eine naturwissenschaftlich verkleidete Begründung des Machtstrebens des Finanzkapitals, das so die naturwissenschaftlichene Bedingtheit und Notwendigkeit seiner Handlungen nachweist. Anstelle ds demokratischen Gleichheitsidelas ist ein oligarchisches Herrschaftsidels
getreten.´, ist weitgehend vergessen.




zu dem Aspekt, die Mitte der Gesellschaft sei schuld, heisst es auf Seite 39 unter anderem:

"Die meisten Leute, die davon sprechen, der Faschismus käme aus der Mitte der Gesellschaft, meinen, dass er aus der Masse der einfachen Leute komme.
Verwiesen wird bei dieser Argumentation auf die Nazi-Wähler, die die NSDAP zur stärksten Partei gemacht hätten, wodurch die Übertragung an sie unausweislich geworden sei.

Eine sozialpsychologische Theorie untermauert die These, dass der Faschismus aus der Mitte, aus der Masse komme, mit der Behauptung, die autoritären kapitalistischen Strukturen hätten ein autoritäres Verhalten der Menschen zur Folge.

Es ist aber eine Erfahrungstatsache, dass die faschistischen Parteien, wenn sie überhaupt Massenparteien wurden, dann nicht in "normalen" Zeiten, sondern in Zeiten ökonomischer Krisen, in denen grosse Massen einfacher Leute aus dem Kleinbürgertum und der Arbeiterklasse existenziell in Not und Verzweifelung gestürzt wurden und werden.

Das zeigt: Es ist keineswegs "die Menschennatur" oder die autoritäre Struktur der kapitalistischen Gesellschaft an sich oder die autoritär-patriarchalische Struktur der Familie, auch nicht die Faszination durch die faschistische Propaganda, was von sich aus die Menschen zur Aufnahme faschistischer Parolen und Ideologie bereit macht: Solange die bestehenden Verhältnisse nicht für grosse Massen unerträgliche werden und sie dazu treiben, nach Mitteln und Wegen zu Ihrer Beseitigung zu suchen, ist die faschistische Demagogie ziehmlich chancenlos.

Tatsache ist eben auch, dass die Nazipartei in der Weltwirtschaftskrise in sehr kurzer Zeit von einer bedeutungslosen Splitterpartei - 1928: 800.000 Stimmen! - zur stärksten Partei mit über 13 Millionen Stimmen im Juli 1932 aufstieg. Daher haben es die Monopolapologeten ziehmlich leicht,gläubige Abnehmer zu finden für die Behauptung, es seien die Massen der Nazifwähler gewesen, die Hitler an die Macht gebracht hätten.

Dennoch ist das eine unverschämte Lüge, denn die Nazipartei wurde just in dem Moment an die Macht gehoben, als ihr die Wähler wieder in Massen davonzulaufen begannen.
Bei den Juli-Wahlen am 31.7.1932 hatte die NSDAP 13.7 Millionen Stimmen erhalten. Bei den Novemberwahlen - 6.11.1932 - zwei Millionen weniger: 11.7 Millionen. Die Nazipartei befand sich in einer tiefen Krise, die innerparteilichen Streitereien drohten zur Spaltung der Partei zu führen (Strasser-Göring).

Ein Zerfall der Nazipartei fürchteten aber ihre Freunde und Förderer in den Chefetagen der Banken und Konzernzentralen kaum weniger als die Naziführer selbst. Kurt von Schröder, der es wirklich genau wusste, sagte darüber im Nürnberger IG Farben Prozess am 21. Juli 1947 aus:´Die allegemeinen Bestrebungen der Männer der Wirtschaft gingen dahin, einen starken Führer in Deutschland an die Macht kommen zu sehen, der eine Regierung bilden Würde, die lange Zeit an der Macht bleiben würde. Als die NSDAP am 6.November 1932 ihren ersten Rückschlag erlitt, und somit also ihren Höhepunkt überschritten hatte, wurde eine Unterstützung durch die deutsche Wirtschaft besonders dringend.´

Die nicht wegzuwischende Wahrheit ist: Nicht die Millionen Wähler haben Hitler an die Macht gebracht, sondern die Millionäre, die Elite der deutschen Wirtschaft.

Aber bedeutungslos war es natürlich nicht, dass sich Millionen Deutsche von der Nazidemagoie einfangen liessen. Wäre Hitlers NSDAP durch ihre Entscheidung nicht zur stärksten Partei geworden, hätten die Herrschenden die Errichtung ihrer Diktarur nicht auf dem Wege einer scheinbar normalen, verfassungsmässig legalen Regierungsbildung vornehmen können. Das aber war von sehr grosser Bedeutung, um von vorneherein jeden Versuch eines Widerstandes gegen die Regierung Hilter zu illegalisieren, die Verteidiger der Weimarer Verfassung und der Demokrarie gegen ihre faschistischen Feinde in die Position der Verfassungsbrecher zu manövrieren.

Und das war ferner auch wichtig, um den Führern der Sozialdemokratie die Möglichkeit zu geben, die Fortsetzung Ihrer Tolerierungspolitik, ihrer "kleineres Übel" - Politik, selbst einem Kabinett Hilter gegenüber plausibel zum machen, ihre Weigerung, sich dem
Aufruf der KPD zum Generalstreik gegen Hitler anzuschliessen, ´rechtsstaatlich´zu begründen, wie es im sozialdemokratischen ´Vorwärts´ vom 30. Januar geschah.

Dort war zu lesen:´Gegenüber dieser Regierung der Staatsstreichdrohung stellt sich die Sozialdemokratie und die ganze Eiserne Front mit beiden Füssen auf den Boden der Verfassung und der Gesetzlichkeit. Sie wird den ersten Schritt von diesem Boden nicht tun.´Dies kam einer Garantiererklärung gleich, dass der Konsolidierung der Hilterregierung von Seiten der Arbeiterbewegung keine Hindernisse in den Weg gelegt würden, denn die KPD, alleine auf sich gestellt, war natürlich nicht in der Lage, angesichts der Millionen Nazianhänger Massenaktionen auszulösen, die eine ernsthafte Gefährdung der Regierung hätte bewirken können. "


Ich möchte nur auf diese Umstände, hinweisen, wenn über Faschismus gesprochen, geredet, geschrieben wird.


Ausserdem ist mir völlig unklar, worin der faschistoide Aspekt besteht, wenn der Autor unter anderem betont: die Forderung nach Sterbehilfe sei faschistoid.

Wenn ein erwachsender Mensch selbst sterben will, aus welchen Gründen auch immer, so soll und muss dieser Wunsch auch von staatlicher Seite aktiv ermöglicht werden.

Das ganze wirkt Hybrid zum Thema Rassismus

Ritzratz 19.08.2003 - 16:20
Wer per Definitionen danach sucht wird auch finden, wie zum Beispiel diese Definitiongekreische um revisionistische Bemühung dringlicher Themen wie Rassismus und folgenden Erscheinungen. Ehrlich gesagt habe br />
Smash racism

Blöder scheiss

hoxha 19.08.2003 - 17:55
Vom roten und braunem Faschismus zu sprechen ist jawohl die Höhe! Ist das hier eine linke oder eine CDU seite?

 http://www.bbv-net.de/news/politik/2003-0305/stalin/stalin[0].html

jajaja

Warhead 19.08.2003 - 18:57
Roten Faschismus kanns gar nicht geben,alles Propagandalüge und Nestbeschmutzerei.Nun gut.
Wie nennt man dann den Terror der Roten Khmer,die stalinistischen Pogrome gegen Menschewiki,Trotzkisten,Juden,Kulaken und am Ende gegen alles und jeden,den Antizionismus in Polen geschürt von der kommunistischen Partei,den Terror der Kulturrevolution,den Sozialismus ulbrichtscher Prägung,die Barberei von Sendereo Luminoso in Peru uswusw...nicht zuletzt der Umgang mit uns untereinander.Wie gehts denn auf unseren Plenen zu,das sollen Menschen sein??Wir führen uns untereinander auf wie die letzten Kanaillen,wir schreien aneinander nieder,bei Streitereien heisst es "Zwanzig gegen einen bis das Blut zum Vorschein kommt,Diskreditierung und Intrige gehören zum guten Ton,Rollkommandos machen missliebige Server platt...von Personen mal gar nicht zu schweigen...wir sind der letzte Dreck,wenn wir Faschismusdefinitionen anwenden wollen brauchen wir uns lediglich unsere Hackfressen im Spiegel betrachten und uns grinst das grösste auszudenkende Übel entgegen

Ahistorischen Fehlleistungen

sandra 19.08.2003 - 20:16
Es ist schon erschreckend, mit welcher Unwissenheit, mit welcher Geschichtslosigkeit hier alles in einen Topf geworfen, umgerührt und am Ende fast 150 Jahre Geschichte, deren Verbrechen, Verbrecher, Opfer und Täter in einem Topf landen. Der Erkenntnisgewinn ist gleich null. Da werden die bürgerlichen Spielarten vom rot-brau-schwarzen Faschismus wiedergegeben, so dass sich die Vertreter der IG Farben über soviel Selbstzerfleischung und Dummheit die Fäuste reiben.

Natürlich entstand der Stalinsmus, mit alle seinen Verbrechen an den unterschiedlichsten Menschen unter ganz konkreten historischen Bedingungen, Bedingungen, die sich von der Entstehung des Faschismus völlig unterscheiden.
Wer diese einfachsten Gegebenheiten schon nicht wahrnehmen, will, kann, der braucht keine Diskussionen zu führen.


Totalitarismus-Doktrin & Faschismusdefinition

Karl 20.08.2003 - 12:43
Seit der Entstehung der "Totalitarismus"-Doktrin und ihrer Verbratung etwa im Verfassungsschmutz-Bericht in Form des "Extremismus"-Paradigmas ist die Zeit natürlich nicht stehen geblieben.

Die neuen Verkleidungen dieser Schemata zwecks Gleichsetzung von Marx und Gobineau finden sich in den Ausführungen der Anti(linken)Deutschen wieder, aber auch in Propaganda-Begriffen wie "rot-lackierte Faschisten" oder "roter Faschismus".

Dabei sollte man sich nicht irre führen lassen: Solche sagen "Stalin" und meinen Marx.

Denn der Fascismo ist, wie Mussolini richtig sagt, einzig und allein dafür auf der Welt, um den Marxismus mit Stumpf und Stiel auszurotten.

Historisch gesehen ist die faschistische Massenbewegung immer dann stark geworden, wenn die Arbeiter- und linken Bewegungen an Macht und Masseneinfluss gewannen. Und die Nazis aller HERREN Länder haben sich immer mit dem Kapital verbündet gegen die Aufständischen und Rebellischen und vor allem gegen eine drohende Revolution, welche auch die Eigentumsverhältnisse angetastet hätte.

Sicherlich flossen in den deutschen Faschismus nicht nur Kapitalbedürfnisse ein. Es sind darin auch mittelalterliche Strömungen enthalten, wie etwa die gesamte Esoterik und der Irrationalismus sowie der mörderische Judenhass, der schon in vergangenen Jahrhunderten zu Pogromen und partiellen Ausrottungen der Juden und "Andersartiger" geführt hatten.

Dass nun das Nazi-Gesoxe mittels des Staatsapparates diesesn mittelalterlichen Wahn mit modernster Technik und Betriebswirtschaft kombinieren durften, ändert nichts an ihrer geistigen Herkunft und es ändert nichts daran, dass es den Konzernherren und den Militärs wenig bis nichts ausmachte - im Gegenteil: Zwangsarbeit in den KZs war eine Profitquelle und Motor der imperialistischen Angriffs und Vernichtungskriege Deutschlands ...-

hervorragende analyse

Murat 20.08.2003 - 23:30
Unter  http://marxists.anu.edu.au/deutsch/archiv/trotzki/faschism.htm findet ihr eine hervorragende Analyse des Faschismus.

Gruss
Murat

Ja, nee, is klar,...

hermogenes 24.08.2003 - 20:50
Ja, nee, is klar,...

hermogenes

an Dominik: Das wollte ich damit sagen: Man erkennt den Faschismus nicht an seinem Gesicht, sondern an seiner Hand.

an 1984: Nein, das habe ich nicht vergessen, es war im Gegenteil ein weiterer Tritt in meinen Hintern, diesen Text endlich zu veröffentlichen. Tatsächlich schützt uns die Verfassung nicht wirklich vor dem Faschismus, sondern gibt nur den groben Rahmen vor, in dem um seine Wiedereinführung gestritten wird. (>> M. Foucault)

an anti: Wie gesagt, Vorsicht, in den Prügeln steckt auch noch ein Beil.

an Mangalore: Ich dachte in der Tat, im Krieg würde per Notstansgesetz das Standrecht wieder eingeführt, aber ich stelle mit Freuden fest, dass ich mich irrte (zumindest was den Buchstaben des Notstandsgesetzes angeht). Danke, das hab ich gebraucht.

an elfboi: Ich hoffe, es gibt keine konkreten Anhaltspunkte (z.b.: in Form eines potentiellen Führers) für Deine Befürchtungen, oder?

an Hermine: Ich habe die Definition Dimitroffs erwähnt, weil sie zu Ostzeiten als die alleinig seligmachende galt.
Tatsächlich hast du mich am schwächsten Punkt erwischt, nämlich an der Frage: "Was ist Kapitalismus?" Spontan würde ich sagen: Staatsmonopolkapitalismus (und um solchen handelt es sich doch wohl bei Göring) ist auch Kapitalismus. Das wirft natürlich die Frage auf: "Was war es dann bei Stalin?" Vermutlich auch nix anderes. Zumal die Sowjetunion doch nicht zuletzt im Wettrüsten mit den USA unterlag, da sie den dazu notwendigen Mehrwert nicht mehr aus ihren sonstigen wirtschaftlichen Aktivitäten schöpfen konnte, obwohl sie es zweifellos versuchte.
Kapitalismus ist im Sinne des Wortes die Möglichkeit und damit die Notwendigkeit, aus einer bestimmten Menge Geld durch Verzinsung bzw. Schöpfung eines Mehrwertes mehr Geld zu machen.
Dies ist in grossem Massstab erst möglich seit Johannes Calvin 1600 das alttestamentarische Zinsverbot aufgehoben hat mit der Begründung, wer Boden besitze, könne durch dessen Bewirtschaftung ja auch eine Rendite erzielen, also müsse es auch derjenige tun können, der anderweitigen Besitz habe.
Wenn die Querfrontler die Abschaffung des Zinses fordern, würde ich nicht einmal widersprechen (abgesehen davon, dass es sich um Demagogie handeln dürfte), aber ich denke, es geht dann auch darum, das Recht auf Grundbesitz zumindest soweit in Frage zu stellen, dass Land (nach einer zweifellos fälligen Bodenreform) nicht länger als für 50 Jahre verkauft werden darf. Siehe dazu die Erläuterungen zum Halljahr in Christentum und Sozialismus (CuS): Peter Winzeler: Zinsverbot und Halljahrszyklus - Die Grundlagen biblischer Marktwirtschaft.

an inDee: Ich halte weder Sartre noch Tucholski für harmlos oder gar unverlässlich zumal sie im Unterschied zu Dir das Wesen einer Definition begriffen zu haben scheinen:
Es geht nicht um eine Beschreibung verschiedener Elemente, die bei den meisten Spielarten des Faschismus meistens da sind, manchmal aber auch nicht, sondern um das Element, das bei allen Spielarten vorhanden ist und dessen Nicht-vorhanden-sein bedeutet, dass es sich nicht um Faschismus handelt.
So fehlt z. b. bei den Freien Kameradschaften die strenge hierarchische Gliederung, bei den hebräischen und italienischen (?) Faschisten der Antisemitismus, während der quasi-religiöse Auftritt des Führers auch bei sogenannten demokratischen Parteien und nicht Menschen opfernden Religionsgemeinschaften zu verzeichnen ist. In faschistischen Frauen-Vereinigungen wiederum fehlt das maskuline Prinzip.

Natürlich waren mir die Definitionen Sartres und Tucholskis etwas zu unscharf und Dimitroff gibt auch eher eine Beschreibung als eine Definition.
Das Kriterium für eine Definition ist aber nicht, ob sie leicht oder schwer nachzuvollziehen ist, sondern ob sie zutrifft.
Und meine Frage lautete nicht, ob irgendeine Organisation, die unter meine Definition fällt, leugnet, faschistisch zu sein, sondern ob eine allgemein als faschistisch anerkannte Organisation nicht unter meine Definition fällt.
Dies wurde bis jetzt von niemand behauptet.
Und selbst, wenn es noch behauptet und bewiesen werden sollte, ist es infam, mir zu unterstellen, ich würde absichtlich andere in die Irre führen, also Desinformation zu betreiben.
Die Denunziation des Fragenden als Ketzer ist ein Merkmal der scholastischen Dogmatik, die mehr mit Faschismus zu tun hat als es alles freie Denken je kann.

an sandra: Danke für die historischen Details.
Es ging mir allerdings nicht darum, zu behaupten, der Faschismus käme aus der Masse der einfachen leute, sondern darum, das zu Grunde liegende Prinzip der Räuberbande zu entlarven; dessen Versprechen einer gerechten Teilung der Beute zwar die notleidenden Massen verführen soll, sich jedoch letzten Endes immer als leer erweist.
In Deutschland beherrschten in der Tat die herrschenden Schichten des Finanzkapitals dieses Spiel besser als die Konkurrenz der Kommunistischen Partei, in Russland war es andersrum. "Wieso", ist eine gute Frage; vielleicht weil man in Deutschland durch die Vorgänge in Russland gewarnt war.
Die präferierten Mittel waren allerdings so ähnlich, dass es in den frühen dreissiger Jahren in Deutschland zu Bündnissen zwischen Kommunisten und Nazis kam, in den späten dreissiger Jahren zum Hitler-Stalin-Pakt und seit den neunziger Jahren in Russland zur Verschmelzung von Nazis und "Ex-Kommunisten".

Wenn ein erwachsener Mensch wirklich sterben will, sollte er dazu in der Lage sein und nicht eines Staates bedürfen, der dies doch im Zweifelsfall zum Vorwand nimmt, gleich noch tausend andere umzulegen.
Ein Staat hat grundsätzlich immer genug damit zu tun, dafür zu sorgen, dass diejenigen, die leben wollen, auch leben können.

an Ritzratz: Hä?

an hoxha: Um auf der Höhe zu bleiben: links und rechts sind Definitionen des Parlamentarismus; wenn es Dich aber beruhigt: Ich bin weder in der CDU noch in einer anderen Partei. Leute, die mich kennen, halten mich oft für einen Kommunisten, ich selbst bezeichne mich seit je her als Anarchist; da es aber zu "Ostzeiten" wie auch jetzt Überschneidungen zwischen diesen und den Nazis gab, hielt ich es angebracht, den besagten Begriff konkret in und für die Praxis zu definieren. Es ist nicht so, dass ich nicht auch hin und wieder das Bedürfnis hätte, auch und gerade den eigenen Leuten eins aufs Maul zu geben, aber ich denke, es bringt einen nur in Teufels Küche.

an Warhead: Ganz so drastisch hätte ich es ja jetzt nicht gesagt, aber in der Tat geht es mir um die Bewältigung der Gegenwart und nicht (nur) um die akademische Aufarbeitung der Vergangenheit.
Und eben für eine Bedingung menschlicher Plena halte ich die Tabuisierung körperlicher Gewalt untereinander. Bis die Schreiereien aufhören, ist es dann immer noch ein weiter Weg, aber ohne diesen ersten Schritt kann man ihn nicht gehen.

an sandra: Ich weiss, dass ich nichts weiss und zugegeben, ich war damals auch nicht dabei, als der Stalinismus entstand. Eine bürgerliche Spielart des Faschismus war er aber doch eigentlich nicht, selbst wenn zu Ostzeiten die Anrede "Genosse Bürger" lautete; und die Bürokratisierung der Sowjet-Union durchaus kleinbürgerliche Einflüsse erkennen liess.
Ich vermute jedoch, dass es für ähnliche Verbrechen ähnliche Ursachen geben dürfte (ohne das jetzt als Rechtfertigung verstanden wissen zu wollen) und stelle mir die Frage, wie eigentlich die Weltwirtschaftskrise 1929 konkret auf die Sowjetunion gewirkt haben dürfte.

an Karl: Mir eine Nähe zum Verfassungsschutz zu unterstellen, halte ich für infam. Bellt hier ein getroffener Hund oder ist es einfach mal wieder die erste Pflicht des Spitzels, andere zu verdächtigen?
Auch mit dem Rassismus Gobineaus habe icht nichts zu tun, bis heute kannte ich diesen Namen nicht einmal.
Marx halte ich nach wie vor zu Gute, dass er versuchte, mittels einer Analyse des Kapitals soziale Gerechtigkeit herbeizuführen. Ich unterstelle ihm aber auch, dass er auf Grund seines kleinbürgerlich-autoritären Charakters die Erste Internationale hat platzen lassen; das mag verständlich sein als Konsequenz aus der Niederlage der Pariser Kommune, aber aus heutiger Sicht wurde der Kapitalismus nicht nachhaltig auch durch eine noch so autoritäre Partei beseitigt. (In Kuba bestätigt die Ausnahme die Regel und das auch erst seit 42 Jahren.)
Und selbst, wenn Mussolini ausnahmsweise hier etwas Wahres gesagt hätte: Es ist eine verbreitete Ansicht, dass gerade Stalin den Marxismus nicht nur verraten sondern auch verkauft hätte (zumindest die deutschen KommunistInnen, die sich auch im russischen Exil den Luxus einer eigenen Meinung leisten zu können glaubten).

an Murat: I'll have a look

an alle: Danke für Aufmerksamkeit und Verständnis

Wenn Faschisten nicht "Faschisten" genannt w.

ergänzer 12.10.2003 - 15:36


Jens Renner-Freitag 26.09.03
Wenn Faschisten nicht "Faschisten" genannt werden





KEIN STREIT UM WORTE
Über die Wiederbelebung eines umstrittenen Begriffs

Die jüngste Entgleisung von Silvio Berlusconi, der Italiens einstigen Diktator Mussolini mit den Worten lobte, er sei immerhin guten Willens gewesen und habe "die Opposition nur in die Ferien an die Grenze geschickt", hat wieder einmal die Frage nach "qualitativen Unterschieden" zwischen dem deutschen und italienischen Faschismus laut werden lassen. Eine seriöse Debatte erscheint jedoch nur dann denkbar, kann dabei auch auf den "Faschismus" als Begriff zurückgegriffen werden, ohne dass ein williger Zeitgeist dies als anachronistisch denunziert.

In seiner Rezension von Sven Reichardts Buch Faschistische Kampfbünde, das dem Vergleich des italienischen Squadrismus mit der SA gewidmet ist, spricht der Berliner Historiker Moritz Föllmer von einer "Revitalisierung des Faschismusbegriffs". Auch andere Kritiker des dickleibigen Werkes sehen den Beweis dafür erbracht, dass auf einen "generalisierenden" oder "idealtypischen" Faschismusbegriff nicht verzichtet werden könne. In dem sehr viel schmaleren, aber nicht weniger lesenswerten Buch "Faschismus" kontrovers, herausgegeben von Werner Loh und Wolfgang Wippermann (*), wird diese Debatte offen geführt: mit Leidenschaft und nicht ohne Polemik.

Dimitroffs klassische Formel

Wer nach 1990 den Begriff Faschismus in einem übergreifenden Sinne gebrauchte, geriet schnell in Verdacht: Konservativen gilt "Faschismus" als "Schlagwort aus der Mottenkiste kommunistischer Propaganda". In dem 1994 erschienenen neu-rechten Bekenntnisbuch Die selbstbewusste Nation wurde offen gewarnt, Antifaschisten wollten mit ihren Parolen den "antitotalitären Konsens" der alten Bundesrepublik zerstören. Von links kam dagegen der Einwand: Es sei verharmlosend, den in seiner völkermörderischen Gewalt einzigartigen Nationalsozialismus als Faschismus zu bezeichnen, weil er so mit der vergleichsweise "gemäßigten" Mussolini-Diktatur auf eine Stufe gestellt werde.

Ob von Faschismus oder von Totalitarismus zu reden sei, war seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts immer wieder Gegenstand heftiger wissenschaftlicher, vor allem politischer Kontroversen. Auf frühe Analysen des italienischen Faschismus an der Macht folgten wenig später die ersten Versuche, Faschismus und Kommunismus als zwei Seiten der selben Sache darzustellen. Beides war von politischem Interesse geleitet. Die Faschismusanalysen aus den Reihen der Kommunistischen Internationale (Komintern) sollten den Kampf gegen die schlimmsten Feinde der Arbeiterklasse - die als "Sozialfaschisten" bezeichneten Sozialdemokraten - voranbringen und die proletarische Revolution beschleunigen. Die von Sozialdemokraten selbst betriebene Gleichsetzung von Faschismus und Bolschewismus diente der Abgrenzung von der Sowjetunion, war aber auch eine Replik auf die Sozialfaschismusthese der Komintern.

Bezogen auf den weiteren Verlauf dieser Debatte sind bis heute oft nur die Namen Georgi Dimitroff (Arbeiterklasse gegen Faschismus) und Hannah Arendt (Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft) im Gedächtnis geblieben. Die "klassische" und zu Beginn des Kalten Krieges hegemoniale Totalitarismustheorie von Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzezinski etwa ist dagegen weitgehend vergessen - anders als Dimitroffs ebenso "klassische" Formel: Der Faschismus sei "die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals" - so hatte der bulgarische Kommunist 1935 die Doktrin der Komintern auf den Punkt gebracht.

Heute gilt diese Definition durchweg als Musterbeispiel ökonomistischer Engstirnigkeit. Vielen Kritikern dient sie auch als Beleg für die Untauglichkeit sämtlicher marxistisch orientierter Faschismusanalysen, ja des Faschismusbegriffs überhaupt. Dabei mag eine inflationäre Verwendung dieses Begriffs durch die Linke ebenfalls zu seiner Diskreditierung beigetragen haben.

Nun ist allerdings der politisch motivierte Gebrauch eines Begriffs kein zwingender Grund, darauf ganz zu verzichten. Der ausgewiesene Faschismus-Experte Wolfgang Wippermann gesteht das grundsätzliche Problem der Instrumentalisierung zwar zu, hält aber an einem "generischen" Faschismusbegriff fest und führt dafür sowohl politische wie wissenschaftliche Argumente ins Feld. Zusammen mit Werner Loh hat er namhafte Wissenschaftler zu einer kontroversen Debatte in der Zeitschrift Erwägen Wissen Ethik eingeladen, deren Ergebnisse nun in Buchform vorliegen.

Theorie mittlerer Reichweite

Am Anfang steht Wippermanns Frage: "Hat es Faschismus überhaupt gegeben?" Gemeint ist Faschismus als internationales Phänomen, dessen unterschiedliche Ausprägungen sich mit ein und demselben Begriff belegen lassen. Wippermann bejaht diese Frage, weil er im Erscheinungsbild, im politischen Stil und in der Ideologie aller faschistischen Bewegungen, Parteien und Regimes wesentliche Gemeinsamkeiten sieht: das Führerprinzip, uniformierte und bewaffnete Sturmtrupps, einen Kult der Männlichkeit und Gewalt, antisozialistische, antikapitalistische, antimodernistische und antifeministische Momente. Als Kern der faschistischen Ideologie betrachtet er den Rassismus. In dieser Hinsicht habe es zwischen den einzelnen Faschismen "graduelle und quantitative, aber keine qualitativen Unterschiede" gegeben. Vom faschistischen "Realtypus" Italiens sei der deutsche "Radikalfaschismus" abzugrenzen. Diesen als Nationalsozialismus zu bezeichnen, ist aus Wippermanns Sicht "schon deshalb abzulehnen, weil das faschistische Regime in Deutschland rassistisch und nicht ›national‹ und schon gar nicht ›sozialistisch‹ war."

Während Wippermann für Erhalt und Rehabilitierung eines generischen Faschismusbegriffs wirbt, räumt er zugleich ein, dass er eine Faschismustheorie weder bieten könne noch wolle. Da die bestehenden "Globaltheorien" des Faschismus sich - ebenso wie die Totalitarismustheorien - als untauglich erwiesen hätten, plädiert er für die Kombination verschiedener "Theorien mittlerer Reichweite" und legt besonderes Gewicht auf die "Bonapartismus"-Theorie August Thalheimers (**), die den Machtantritt des Faschismus aus einem Gleichgewicht der Klassen erklärt.

Die Mehrheit der von Wippermann zur Diskussion seiner Thesen gebetenen Wissenschaftler hält einen generischen Faschismusbegriff gleichfalls für richtig. Nur wenige Anhänger von Totalitarismuskonzeptionen - etwa Friedrich Pohlmann aus Freiburg und Wolfgang Kraushaar vom Hamburger Institut für Sozialforschung - grenzen sich scharf davon ab. Erhellend sind vor allem die Beiträge aus dem anglo-amerikanischen Raum. Namentlich Roger Griffin (Oxford) und Stanley G. Payne (Wisconsin) weisen darauf hin, dass in Großbritannien und den USA vergleichende Faschismusforschung, die auf einem generischen Faschismusbegriff aufbaut, recht etabliert sei. Zum speziellen Fall des deutschen Faschismus erinnert Griffin an Ian Kershaws Formulierung, der Nazismus sei "sowohl einzigartig als faschistisch". Gegen Wippermanns These von der ideologischen Zentralität des Rassismus setzt Griffin sein Konzept der "nationalen Wiedergeburt", die sich alle Faschisten zum Ziel gesetzt hätten: Ihr "palingenetischer Ultra-Nationalismus" (***) richtete sich gegen Verweichlichung und Dekadenz und wollte die "Reinigung des Volkskörpers" von Feinden und "Schmarotzern".

Auch die marxistisch orientierten Diskutanten Reinhard Kühnl, Werner Röhr und Karin Priester tragen mit ihren Beiträgen zum Erkenntnisgewinn bei, indem sie vorrangig die soziale Funktion des Faschismus betonen. Alle drei widersprechen der These, Kern der faschistischen Ideologie sei der Rassismus. Vielmehr, so Karin Priester, sei der kleinste gemeinsame Nenner "der Antimarxismus und der Kampf gegen die sozialdemokratische Arbeiterbewegung. Nicht umsonst gründeten die sog. Achsenmächte einen ›Antikominternpakt‹ und nicht einen ›Antizionismuspakt‹ oder ähnliches."

Die in Wippermanns Buch dokumentierten Texte zeigen, von einem verbindlichen Zwischenergebnis der Debatte kann keine Rede sein. Zu viele Fragen bleiben umstritten. Ihre Lösung sollte nicht allein der Wissenschaft vorbehalten bleiben. Denn in Sachen Geschichtspolitik - und darum handelt es sich hier - kann die öffentliche, auch polemische Debatte durchaus erkenntnisfördernd sein, man denke an den "Historikerstreit" von 1986/87, der überwiegend in der Presse geführt wurde.

Von Italien 1922 bis Chile 1973

Aufschlussreich ist auch der Vergleich zwischen den faschistischen Regimes in Deutschland und Italien. Deren gravierende Unterschiede wurden in der breiten Öffentlichkeit mit einiger Verspätung wahrgenommen, dann aber oftmals zu Gegensätzen vergrößert. Dabei geraten die Gemeinsamkeiten zunehmend aus dem Blick, besonders was ihre soziale Funktion betrifft. Hier scheint mir Reinhard Kühnl die Sache auf den Punkt zu bringen: "Die Klasse der abhängig Arbeitenden stumm zu machen - das war (und ist) überall die soziale Substanz des Faschismus - von Italien 1922 bis Chile 1973." Zutreffend ist seine Beobachtung, dass der Faschismus an der Macht auf einem "Bündnis zwischen der faschistischen Partei und den Machteliten aus Ökonomie, Militär und Bürokratie" beruht.

Auch die verbreitete Behauptung, dem italienischen Faschismus seien - im Unterschied zum deutschen - Rassismus und mehr noch Antisemitismus fremd gewesen, erweist sich als haltlos. Gegen eine politisch motivierte verharmlosende Darstellung der Mussolini-Diktatur haben italienische Historiker wie Enzo Collotti, Michele Sarfatti oder Nicola Tranfaglia die rassistische Dimension der faschistischen Ideologie und Herrschaftspraxis, vor allem in den afrikanischen Kolonien, nachgewiesen. Sarfatti zeigt auch anschaulich, wie die italienischen Juden schon 1923 durch die Schulreform zu Bürgern zweiter Klasse wurden. Die Verkündung der antisemitischen Rassengesetze folgte zwar erst 1938, aber nicht, wie vielfach behauptet, auf deutschen Druck hin. Beim Vollzug des Völkermordes leisteten die italienischen Faschisten Hilfsdienste, während Teile der italienischen Armee in den von ihr besetzten Ländern sogar Juden retteten.

Allerdings gibt es unter Mussolini keine Entsprechung zum nazistischen "Erlösungsantisemitismus" (Saul Friedländer). Hier liegt nicht nur die größte ideologische Differenz zwischen deutschem und italienischem Faschismus, wenn man Yehuda Bauers Ansicht teilt, "dass die rassenantisemitische Ideologie der Nazis den zentralen Faktor darstellte, der zur Shoah führte." Dass sich die historische Singularität der Shoah mit einer allgemeinen Faschismustheorie nicht erklären lässt, ist eine Banalität, aber kein überzeugender Einwand gegen eine solche Theorie.

Einstweilen geht es lediglich um den Begriff. Dieser rechtfertigt sich nicht nur aus den genannten Gemeinsamkeiten der faschistischen Bewegungen und Regimes. Er ist auch nicht nur für die Geschichtsschreibung von Wert, sondern ebenso für die Analyse von Bewegungen, die derzeit unter dem schwammigen Sammelbegriff Rechtspopulismus gefasst werden. Vieles von dem, was einschlägige Neuerscheinungen als "Merkmale des Rechtspopulismus" auflisten, ließe sich mit einigem Recht auch als faschistisch bezeichnen - kein Plädoyer für alarmistische Rhetorik, sondern für begriffliche Genauigkeit. "Dass die Faschisten nicht ›Faschisten‹ genannt werden, kommt zunächst einmal ihnen zugute", schrieb der Historiker Kurt Pätzold schon 1999.

So muss Wippermann und seinen Gesprächspartnern für ihre Bemühungen um eine "Revitalisierung" des Faschismusbegriffs ebenso gedankt werden wie für manchen Lesehinweis. Zu kurz kommen dabei frühe marxistische Faschismusanalysen, von denen manche - namentlich die von Clara Zetkin, Antonio Gramsci und Palmiro Togliatti - besser sind als ihr Ruf. Auf Ernst Noltes frühe Arbeiten, die Wippermann zur erneuten Lektüre empfiehlt, sollte man dagegen verzichten. Nolte schrieb 1989 - also nach dem "Historikerstreit" - zu Recht, seine "Grundauffassungen" hätten sich seit Jahrzehnten "nicht verändert, auch nicht im Hinblick auf die ›Endlösung der Judenfrage‹". Der Nationalsozialismus als "Faszinosum" (Ex-Bundestagspräsident Jenninger/CDU) geistert ebenso durch Noltes 1963 erschienenes Hauptwerk Der Faschismus in seiner Epoche wie die These aus dem Historikerstreit, der Völkermord an den Juden erkläre sich aus der Angst Hitlers wie auch der Masse der Deutschen vor dem "jüdischen" Bolschewismus.

(*) Werner Loh und Wolfgang Wippermann (Hrsg.): "Faschismus" kontrovers, Lucius und Lucius (Stuttgart) 2003, 253 Seiten, 29 EUR

(**) 1884 - 1948 / kommunistischer Politiker, Mitbegründer der KPD 1919, 1930 erschien sein Aufsatz "Über den Faschismus" im Organ der KPD-Opposition Gegen den Strom

(***) Palingenesis - Wiedergeburt