Indien: Aktuelles vom Narmada-Projekt - 2

Kh. 26.07.2003 16:28 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Übersetzung ? Teil II des Berichts von Narmada Bachao Andolan (NBA)
v. 13.07.2003 00:19 -  http://germany.indymedia.org/2003/07/57223.shtml

Trotz eines Gerichtsbeschlusses wird der Damm erhöht, bevor die Umsiedlung abgeschlossen ist. Dadurch sind in der gegenwärtigen Monsunzeit 12 000 Familien des Narmada-Gebiets akut von Überschwemmung bedroht.
Mängel bei den Umsiedlungsaktionen der drei betroffenen Bundesstaaten Maharashtra, Madhya Pradesh und Gujarat: Mangelhafte Entschädigung, mangelhafte Infrastruktur und fehlendes Kulturland an den Siedlungsorten, Unstimmigkeiten bei der Einschätzung der Betroffenen, Adivasis in den Wäldern sind noch nicht als Geschädigte anerkannt, ihre Existenz ist bedroht. Instrumentalisierung des Narmada-Wassers für politische Zwecke in Gujarat
Teil I siehe:  http://germany.indymedia.org/2003/07/57771.shtml

6. Falsche Behauptungen über Wiedereingliederungsmaßnahmen und Beihilfen

Obwohl die Narmada-Kontrollbehörde die Genehmigung unter der Voraussetzung erteilt hat, daß die Wiedereingliederungsmaßnahmen bei allen bei einer Staudammhöhe unter 100 m betroffenen Familien zuvor vollständig abgeschlossen wurden oder es vor Beginn dieser Monsunsaison sein würden, werden sich nicht weniger als 12 000 (zwölftausend) Bauern- und indigene Familien an den Ufern des Narmadaflusses auf eine Überschwemmung während des Monsuns gefaßt machen müssen. Diese Tatsache wurde durch wiederholte Studien und von der Regierung ernannte Untersuchungskommissionen zweifelsfrei festgestellt. Die auf Landzuteilung basierende Umsiedlung ist eine Hauptbedingung des Untersuchungsausschusses im Narmada-Wasserkonflikt (Narmada Water Dispute Tribunal - NWDT), zu deren Einhaltung sich die Staatsregierungen verpflichtet hatten. Obwohl sie dies sehr wohl wissen, haben sich die Bürokraten und Politbosse in den Regierungen von Gujarat, Madhya Pradesh und Maharashtra zusammengetan, um eine noch größere Überschwemmung und Verwüstung als die katastrophale Flut im vorigen Jahr herbeizuführen, um das Volk arm zu machen. Bei den spärlichen Fortschritten der Wiedereingliederung mit Landzuteilung ist diese Erhöhung des Staudamms und die dadurch verursachte Überschwemmung illegal, ungerecht und eine klare Mißachtung des Urteils des Obersten Gerichtshofes von 2000.

(7.) A. Situation in Maharashtra ?
Fakten der Arbeitsgruppe und einiges darüber hinaus ...

Der frühere Ministerpräsident Vilasrao Deshmukh und seine Regierung in Maharashtra hatten bekräftigt, sie hätten noch kein Land für die Wiederansiedlung der in diesem Bundesstaat betroffenen Adivasis* ausfindig gemacht. Im September 2001 hatte sie auch eine gemeinsame Arbeitsgruppe unter Teilnahme von NBA ernannt, um die exakte Zahl der betroffenen Familien und deren Umsiedlungsstatus zu ermitteln. Die Arbeitsgruppe schloß im Jahr 2002 ihre Arbeit ab und kam dabei zu schockierenden Befunden, aber auch zu klaren Empfehlungen.

Der Arbeitsgruppe zufolge gibt es in den ursprünglichen Dörfern 568 Familien, die bei voller Dammhöhe als betroffen ERKLÄRT wurden, während 1088 weitere zu nicht Betroffenen erklärt wurden, je nach Erfüllung des Alterskriteriums. In ihrem Fall könnte die staatliche Verwaltung Entscheidungen und Maßnahmen treffen, aber die Bürokratie führte ein Bewertungsverfahren ein, das mit der Beschwerde-Behörde (Grievance Redressal Authority ? GRA) unter Leitung des Richters Kurdukar nicht sofort in Funktion trat. Die Beschwerdebehörde hat die früher zu nicht Betroffenen Erklärten nunmehr doch als betroffene Familien (PAF) eingestuft, während dagegen mehr als 250 betroffene Familien an den Orten der Wiederansiedlung wieder zu Nichtbetroffenen erklärt wurden. Aber obwohl noch viel Arbeit unerledigt geblieben ist, drohte nicht nur die Einschätzung von betroffenen Familien in jedem Dorf, sondern auch die ganze Planung in eine Sackgasse zu geraten.

Zusätzlich zu diesen 1656 betroffenen Familien wurden weitere 1277 Familien durch die Arbeitsgruppe als ?Betroffene? ausgewiesen, jedoch nicht zu solchen erklärt. Dies muß noch geschehen, indem das Stichdatum 1987 neu festgelegt werden muß. Die Narmada-Kontrollbehörde und das Richter-Daud-Komitee, ein weiteres, 2001 von der Staatsregierung ernanntes Komitee, hatten dies schon vor Jahren empfohlen. Außerdem befinden sich schon 500 Familien an den Neuansiedlungsorten, die auf das versprochene Land, eine neue Wohnung und andere Einrichtungen warten.

Dann gibt es noch Menschen, die vom Hochwasser betroffen sind, das ihre Dörfer oder ihr Land umgibt, die von der Außenwelt abgeschnitten, unerreichbar oder unbewohnbar bzw. unbrauchbar sein werden. Die Arbeitsgruppe hatte auch eine Studie über dieses Land in Auftrag gegeben, die noch fertigzustellen ist. Die dabei ermittelten Familien müssen noch hinzugezählt werden.

Es gibt auch ein großes Problem mit den sogenannten ?wilden Siedlern? (?Encroachers?) im Wald. In Wirklichkeit haben die Leute schon seit Generationen dort gelebt, aber sie werden auf Grund der Unfähigkeit des Staates, die Regelung des Landproblems (Land Settlement) rechtzeitig abzuschließen, trotzdem als ?Encroachers? behandelt. Dieser Prozeß begann schon vor einigen Jahren, auf der Grundlage des Urteilsspruchs des Obersten Gerichtshofes. Die Zählarbeit geht recht planlos voran. NBA hatte eine Petition beim Hohen Gerichtshof in Mumbai (Bombay) eingereicht, diesen sogenannten ?Encroachers? in den 73 Dörfern im Taluk* Akrani, von denen 24 vom Staudammprojekt betroffen sind, Landrechte zu gewähren. Der Gerichtshof hat die Staatsregierung (von Maharashtra) aufgefordert, den Prozeß zu beschleunigen. Ungefähr 1/3 von ihnen (die von der Regierung von Maharashtra der Indischen Union vorgeschlagen wurden) sind von der Indischen Union gebilligt. Die Landrechte müssen noch erteilt werden und sie müssen ihr Land/ihr Eigentum noch erwerben. Diese und Andere ? Hunderte ? würden die Zahl der betroffenen Familien weiter erhöhen, und es wird geschätzt, daß nicht weniger als 4000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche zu ihrer Neuansiedlung nötig wäre. Wo ist das Land?


Sardar Sarovar und Maharashtra

Maharashtra wird kein Wasser vom Sardar-Sarovar-Damm bekommen, obwohl in den Werbeprospekten Gujarats 1999 einmal, aber auch nur einmal, angekündigt wurde, daß 37 500 Hektar in Maharashtra Wasser zur Bewässerung erhalten würden! Das war eine lächerliche Behauptung, da sich diese Fläche aus der Berechnung der im Einzugsgebiet des Narmada in Maharashtra abzuleitenden Wassermenge ergab, bevor sie den Hauptfluß erreicht. Das hat nichts mit dem Staudamm und dem Stausee zu tun!

Maharashtra mag vielleicht 27% der aus dem Projekt gewonnenen Energie, dh. 390 MW installierter Leistung erhalten, während die verfügbare Energie weit weniger betragen wird (20 MW!).*** Aber auch das ist noch unsicher, da Gujarat damit begonnen hat, Wasser aus dem Nebentunnel bei 90 m anstatt 110 m Höhe abzuleiten.

Dafür muß der Staat Maharashtra über 5000 Adivasi-Familien aussiedeln und wieder neu ansiedeln. Er hat bereits 6 800 ha seines Waldes in der Überflutungszone eingebüßt, 4 200 ha. grünen Waldes wurden zu Umsiedlungszwecken geschlagen. Er wird etwa 1200 bis 1500 Crores* (12 ? 15 Mrd.) Rupien an Kosten für den Dammbau an Gujarat zahlen müssen. Wofür opfert er alle seine Ressourcen und das Leben der Adivasis?


8. Maharashtras Unterstützung für das Sardar-Sarovan-Projekt ? zu welchem Preis?

Girish Sant und Suhas Pranjapye, zwei (nicht von der Regierung ernannte) Mitglieder der SSP?Kosten?Nutzen-Prüfungskommission traten von ihren Posten aus Protest dagegen zurück, daß die Regierung von Maharashtra den neuesten Kostenanschlag und andere mit dem Dammprojekt zusammenhängende Daten nicht vorgelegt hat. Dies, obwohl Maharashtras Ministerpräsident dem Bewässerungsminister Anweisung dazu erteilt hatte; der letztere macht Gujarat dafür verantwortlich und erklärt offen, daß Gujarat nicht kooperativ sei. Unbekümmert um ihr Versagen, gehörigen Respekt und Prestige von Gujarat zu erlangen, muß die Regierung von Maharastra noch über die Rücktritte entscheiden. NBA verlangt dagegen, daß diese nicht akzeptiert werden sollten, die Mitglieder sollten weiter für eine realistische Einschätzung des Nutzens, den das Projekt für Maharashtra haben würde, arbeiten.

Kein Tropfen Wasser, kein Fischereirecht, nicht weniger als 20 Mrd. Rp. (an Kosten) und ein unsicheres Volumen an elekrischer Energie ? 27% von dem, was erzeugt wird -, da Gujarat Wasser bei niedrigerem Niveau ableitet und der Energiegewinnung keine Priorität beimißt. Wird der Preis ebenso hoch sein wie bei Enron? Wird der zu zahlende Preis, wegen des Entzugs finanzieller Mittel von weiteren Projekten in den Flußssystemen des Krishna, Tapi und Godawari, es wert sein? Enthalten wir uns der Antwort und lassen wir das offizielle Zweier-Komitee seine Arbeit tun. Dies ist nicht im Interesse der Adivasis, oder der Bevölkerung des Bundesstaats und des Staates selbst! Warum also nicht?


(9.) B. Situation in Madhya Pradesh

Von Aussiedlung und Wiederansiedlung
In Madhya Pradesh gab es nach dem Eingeständnis der Regierung des Bundesstaates vom vorigen Jahr 7913 vom Projekt betroffene Familien (von 12 444 in allen drei Bundesstaaten) bei einer Staudammhöhe von 100 m, während es bei einer Höhe von unter 110 m 12 681 betroffene Familien (von insgesamt 18 000) gab. Von diesen wurden (bei 100 m) 3360 in Gujarat und 1670 in Madhya Pradesh wieder angesiedelt und von denen unter 110 m 353 in Gujarat und 2089 in Madhya Pradesh. In Wirklichkeit sind aber alle diese Zahlen zweifelhaft: Ob diese vielen Aussiedler wirklich auf neuem Land in Madhya Pradesh wieder angesiedelt wurden und ob so viele Tausende Menschen nach Gujarat wechselten, ist zu bezweifeln.

Auch wenn wir die Regierungszahlen für bare Münze nehmen, bleiben noch immer 2883 bei unter 100 m betroffene Familien und 6949 bei unter 110 m, die neu angesiedelt werden müssen. Diese Zahlen gehen wieder einmal von einer Gesamtzahl umzusiedelnder Familien von bis zu 40 999 im Rahmen des Sardar-Sarovar-Projekts aus. Aber letztes Jahr hatte die Regierung von Madhya Pradesh selbst klargestellt, daß die Gesamtzahl 43 000 sei, also ist die Zahl der betroffenen Familien in M.P. unbedingt höher anzusetzen. Wenn zudem mehr und mehr sogenannte ?nichterklärte? Aussiedler zu Betroffenen erklärt werden, wird die Gesamtzahl ohnehin ansteigen.

Jeder der mit dieser Sache zu tun hat, weiß, daß es praktisch unmöglich ist, die Dorfbewohner des Nimad?Gebiets mit ihrem fruchtbaren Land und ihren großen, gut bewirtschafteten Dörfern mit einer Menge landwirtschaftlicher, kommerzieller und sozialer Aktivitäten noch vor der herannahenden Monsunzeit umzusiedeln.

Für ihre Umsiedlung steht kein Kulturland mehr zur Verfügung. Die 4900 Hektar, die die Staatsregierung angeblich ausfindig gemacht hat - an sich lächerlich angesichts des ungeheuren Ausmaßes der Umsiedlungsaktion, bei mindestens 33 000 betroffenen Familien ? wurden schon vor langer Zeit, nach einer gemeinsamen Begehung mit den Verantwortlichen, abgelehnt, da das Land voller Dornbüsche, steinig und unkultivierbar war und auf verschiedene Dörfer verstreut. Sogar noch die Katasterunterlagen der betroffenen Dörfer im Jhabua-Distrikt, dem ersten Gebiet in Madhya Pradesh, das überflutet wird, sind unvollständig. Die sogenannten ?Neusiedlungen? in M.P. sind menschenleer, da es ringsum kein kultivierbares Land gibt.

Was das Ökologische anbelangt, sind die Aufforstungs-Ausgleichsmaßnahmen auf Staatsland im Jhabua-Distrikt von Madhya Pradesh praktisch gleich Null, obwohl die Regierung behauptet, daß 90% der Aufforstung auf Staatsland abgeschlossen sei.

Die Bearbeitung des Staubeckens ist auch sehr ungenügend. In diesem Monsun wird noch viel mehr Schlamm in das Staubecken fließen, wodurch das Flußbett erhöht und die Ufer von Muttererde entblößt werden.

Die Regierung von Madhya Pradesh ist illegalerweise dazu übergegangen, die umzusiedelnde Bevölkerung zu zwingen, Entschädigung in Form von Barauszahlung anzunehmen. Dies ist eine eindeutige Verletzung der Weisungen des NWDT** und des Obersten Gerichtshofs. Noch vor kurzem hatte Digvijay Singh* in seiner schriftlichen Antwort an seine Parteivorsitzende Sonia Gandhi (Congress) versichert, daß sein Staat die strikte Einhaltung des Urteils des NWDT und des Obersten Gerichtshofes gewährleisten werde.

Das Sardar-Sarovar-Projekt und Madhya Pradesh
Das Sardar-Sarovar-Projekt wird für die ohnehin verarmte Wirtschaft von Madhya Pradesh eine schwere Bürde darstellen. Dieser Bundesstaat wird keinerlei Bewässerung aus dem Projekt erhalten. Nur elektrische Energie wird er nutzen können, aber auch das ist noch unsicher, da Gujarat damit begonnen hat, Wasser aus dem Nebentunnel bei 90 m statt bei 110 m zu entnehmen.

Es gibt keine Finanzplanung; jüngst hat der indische Rechnungshof (Comptroller and Auditor General of India ? CAG) die für das Projekt Verantwortlichen wegen der finanziellen Situation, daß 22% der Ausgaben zur Schuldenrückzahlung verwendet werden, scharf gerügt. Das Projekt wird den Staat Madhya Pradesh ungefähr 40 ? 50 Mrd. Rupien kosten.

Die Regierung Digvijay Singh hatte in einem 1998 vor dem Obersten Indischen Gerichtshof angestrengten Zivilprozeß noch selbst die Reduzierung der Höhe des Staudamms gefordert, da sie die Betroffenen nicht umsiedeln könne und weil der Staat das fruchtbare Land des Nimad-Gebiets retten wollte. Sie hatte klargestellt, daß es nicht genug Land gibt, um alle 33 000 betroffenen Familien Madhya Pradeshs umzusiedeln und daß der Staat kein Geld zur Verbesserung der verschlechterten Umweltbedingungen hat. Im Fall der Zustimmung, die Staudammhöhe zu reduzieren, hatte Madhya Pradesh Gujarat angeboten, für alle Verluste bei der Energieerzeugung Entschädigung zu leisten. Warum änderte die Regierung von M. P. so abrupt ihren Standpunkt, da doch die Situation die gleiche geblieben ist oder sich eher noch verschlechtert hat?


10. Probleme im Gebiet Alirajpur

Die 26 vom Sardar-Sarovar-Projekt betroffenen Dörfer im Tahsil* Alirajpur (Jhabua-Distrikt) sind durchweg Adivasi-Dörfer und obwohl es ein 100%iges Adivasi-Gebiet ist, werden ihre Rechte verletzt. Die Katasterunterlagen sind nicht aktualisiert und in einigen Fällen wurden Grunderwerbsentschädigungen (? land acquisition awards) im Namen verstorbener Personen ausgegeben. Die sogenannten ?Forest Encroachments? [angeblich wilde Siedlungen im Wald ? Kh.] sind noch nicht anerkannt. Tatsache ist jedoch, daß diese Adivasis schon Jahrhunderte vor der Gründung des indischen Staates dort gelebt haben.

Ein weiteres Hauptproblem: die Zählung der betroffenen Familien ist absolut falsch, da mehr als 500 dabei nicht berücksichtigt wurden. Wo werden diese Menschen bei der bevorstehenden ?dūb?, der Überflutung, hingehen?

Das Überflutungsgebiet ist nicht richtig vermessen worden. Es gibt viele Dörfer und Weiler, die zu Inseln werden, wenn sich der Stausee füllt, aber ihre Bewohner werden nicht als betroffene Familien betrachtet.

Die meisten der betroffenen Familien in diesem Gebiet ziehen Land in Madhya Pradesh vor, aber das erhalten sie nicht. Stattdessen wird ihnen auswärts in Gujarat Land zugeteilt.

Alle diese Menschen sind seit 1994 den Überschwemmungen und der totalen Vernichtung ihrer Kulturen ausgesetzt gewesen, ohne daß ihnen für die Verluste Entschädigung gewährt worden wäre. In diesem Zusammenhang sollte man sich daran erinnern, daß die Regierung von Maharashtra ihren betroffenen Adivasi-Familien einige Hunderttausende (Lakhs*) Rupien als Entschädigung zugesagt hat, nicht so jedoch Madhya Pradesh.

11. Probleme im Gebiet Nimad
Einige Dörfer sind 100% Adivasi, aber ihre Rechte werden mißachtet. Hunderte ihrer älteren Söhne müssen noch registriert werden.

Hunderte betroffener Familien wurden dazu gezwungen, Entschädigung in bar anzunehmen, nachdem die Regierung erklärte, sie habe kein Land. Die Zählung betroffener Familien ist deshalb unvollständig.

Die Überflutungsfläche ist nicht richtig vermessen. Sogar die anliegenden Häuser fehlen in den Unterlagen, und manchmal sind die weiter oben gelegenen Häuser einbezogen worden, während die unteren fehlen.

Viele, die Land in Madhya Pradesh wollen, werden gezwungen, auswärtige Landzuteilungen in Gujarat anzunehmen, die sie aber abgelehnt haben. Sie werden trotzdem als ?umgesiedelt? geführt.

Der Bau von ?avaid makaan? (illegale Errichtung von Gebäuden) wird von den Behörden ermutigt.

Korruption bei der Verteilung von Bargeld-Entschädigungen.

Der Prozeß des Landerwerbs wurde vorangetrieben, ungeachtet der Einwände der Leute / Nazaria-Untersuchung (od. -Vermessung) / Verteilung von Bargeld-Entschädigung

Neusiedlungen sind nicht fertig oder verfügen über kein Land.

Tempel, Moscheen und andere religiöse, kulturelle oder archäologische Stätten werden überflutet, aber es findet keine Verlagerung der Gebäude statt.

Während dieser Monsunzeit werden dichtbevölkerte Dörfer mit Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern, Asphaltstraßen der Überflutung ausgesetzt sein. Der Grad der Verwüstung wird von der Regenmenge abhängen.

12. Kampf der Adivasis in Muthanga
Die Adivasis und Bauern des Narmada-Tals unterstützen die Adivasis von Kerala voll in ihrem Kampf um ihre Landrechte. Die Regierung von Kerala hätte darüber schon früher entscheiden sollen und Antony hätte seine Versprechen erfüllen müssen. Die Regierung beschloß, ein entwaldetes Gebiet innerhalb des Schutzgebiets zuzuteilen. Wir fordern Wälder zur gemeinschaftlichen Nutzung (Community Forests), die die Adivasi-Gemeinden bewirtschaften und pflegen können.

Die Organisation Narmada Bachao Andolan verurteilt außerdem die von der Polizei begangenen Grausamkeiten, die Anschuldigungen wegen angeblicher Verbindung zu den Naxaliten* und ähnliche Fälle. Sie erhebt auch Einspruch gegen die Behandlung von Aktivisten durch die Polizei ? die Lathi*-Attacke - vor allem gegen die Behandlung der CPM-Aktivisten: C. S. Sujatha (früherer Distriktsvorsitzender von Alappuzha), N. M. Krishna Das (CPM- Parlamentsmitglied, Pallakad) und Andere. Antony sollte seine Versprechen halten.


(13.) C. Die Situation in Gujarat

Um die grobe Verletzung der demokratischen und Menschenrechte der indigenen Bevölkerung und der Bauern des Narmada-Tals zu rechtfertigen, hat die Regierung von Gujarat einen weiteren Reklame- und Medienrummel wegen der Zuleitung von Narmada-Wasser zum Kutchch durch Pipelines gestartet. Diese Zuführung von Narwada-Wasser durch Pipelines ist keine neue Idee, sie wurde von den Machthabern Gujarats schon in den 1990er Jahren immer wieder vorgebracht und dann wieder verworfen.

Als die Staudammhöhe bei 80 m war, behauptete der damalige Minister für Entwicklung des Narmadaprojekts in der ersten Amtszeit Kesubhai Patels 1995, daß ganz Saurashtra* mit einem Kostenbudget von 1 Mrd. Rupien durch eine Pipeline mit Narmada-Wasser versorgt werden könnte. NBA hatte diesen Vorschlag damals gutgeheißen und sich gefragt, ob es möglich sei, Saurashtra bei so minimalen Kosten mit Wasser zu versorgen. Die Regierung hätte diese Sache weiterverfolgen sollen.

Sonderbar ist, warum in aller Welt Gujarats Regierung damit bis zum Sommer 2003 gewartet hat, wenn die Bevölkerung doch schon so viel früher mit dem Pipeline-Wasser des Narmada hätte versorgt werden können. Es scheint, daß die nachfolgenden Wahlen Narendra Modi* eine weitere Gelegenheit boten, die heilige Narmada-Kuh nochmals zu melken. Das hatte er vorher schon zweimal getan: 2001 in Rajkot, als er dort bei einer Nachwahl kandidierte und dann 2002 in Ahmedabad, als er nochmals Wahlen ankündigte. An beiden Orten mag das kurzlebige Narmada-Wasser vielleicht etwas an Wählergunst eingebracht haben, aber das trug wenig dazu bei, das chronische Wasserproblem zu mildern.

Hier haben wir nun wieder die ?Trinkwasser?-Komponente des in Aussicht gestellten Narmada-Wassers. Die wichtigste Zusicherung im Rahmen des Narmada-Projekts ist die Bewässerung von 37 000 Hektar kultivierbaren Landes im Kutchch. Dabei ist zu betonen, daß von der vorgeschlagenen Bewässerungsfläche von 180 000 ha höchstens 1,6 % der gesamten kultivierbaren Fläche im Kutchch, dh. 37 000 ha, und 9,2 % des Landes in Saurashtra Wasser aus dem Projekt erhalten würden. Kaum 2 % des gesamten Wassers aus dem Stausee ist dem Kutchch vorbehalten, obwohl die Regierung von Gujarat 1969 vom Untersuchungsausschuß im Narmada-Wasserkonflikt (NWDT) mehr Wasser beansprucht hatte, auf die Zusicherung hin, daß der Damm Wasser zur Bewässerung von 110 000 ha im Kutchch liefern würde. Die Regierung von Gujarat verwendete eine für den Wiederaufbau des Kutchch bestimmte Anleihe von 6 Mrd. Rupien bei der Asian Development Bank (ADB) für das Narmada-Trinkwasser-Pipelineprojekt (The Hindu, 20. 5. 2003)

Auch die jetzige Versorgung mit Pipeline-Wasser ist noch eine Illusion. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis politisch einflußreiche Gebiete, die zwischen dem Damm und Kutchch liegen, von Bharuch, Baroda, Ahmedabad, Kheda bis Nord-Gujarat, Anspruch auf das Narmada-Wasser erheben werden. Schon jetzt ist klar, daß die Regierung von Gujarat keinen politischen Willen hat, den langfristigen, nachhaltigen und dezentralisierten Wasserwirtschaftsplan, der die wahre und dauerhafte Lösung für die von Dürre bedrohten Gebiete darstellt, umzusetzen. Etwa 85-90 % des Haushalts von Gujarat werden vom Sardar-Sarovar-Projekt aufgezehrt; da bleibt kein Geld für andere Projekte und Pläne übrig.

An vielen Neuansiedlungen in Gujarat werden die Gujarater Aussiedler immer unruhiger, die Beschwerden nehmen von Tag zu Tag zu. Wir haben Beweise aus erster Hand, daß die Behörden an manchen Orten die elektrischen Zähler entfernen, die den Leuten als Teil ihres Rehabilitationspakets anfangs überlassen worden waren. Jetzt leben sie ohne Elektrizität. Es brauchte all diese Jahre, bis die Leute die von den Behörden angewandten Tricks erkennen konnten.

Sogar das Kanalwasser ist für sie schwer zugänglich geworden. Sie müssen zweimal im Jahr 1200 Rupien für die Entnahme von Wasser aus dem Kanal zahlen (bei Verwendung ihrer eigenen Dieselpumpen). Dafür erhalten sie falsche Quittungen. Diese Quittungen haben weder Stempel noch Unterschrift. Kurz gesagt, aus den Leuten ist von korrupten Beamten auch noch das Letzte herausgepreßt worden. Für Menschen, die seit Generationen an den Ufern des Narmada-Flusses lebten und Ackerbau trieben und dabei dessen frei dahinfließendes Wasser verwenden konnten, ist die Konfrontation mit der korrupten Bürokratie und der halsabschneiderischen Marktwirtschaft leider zu einer vollendeten Tatsache geworden. Der einzige Ausweg besteht darin, ihre Rechte und ihre Stärke zu erkennen und für ihr Recht auf Lebensunterhalt zu kämpfen und sich zu organisieren.


* Adivasi ? kollektive Bezeichnung für die indigenen Völker Indiens
* Crore - in Indien gebräuchlicher Zahlenwert, 1 Crore = 10 Millionen
* Digvijay Singh ? Ministerpräsident von Madhya Pradesh
* Lakh - in Indien gebräuchlicher Zahlenwert, 1 Lakh = 100 000
* Lathi ? lange Prügelstöcke der indischen u. pakistanischen Polizei
* Narendra Modi ? Ministerpräsident von Gujarat
* Naxaliten ? Von Naxalbari (Bengalen) ausgehende maoistische Landnahme-Bewegung ab 1967 (Enteignung von Großgrundbesitzern). Sie beherrschen heute noch einige Gebiete in Bihar, Orissa und Andhra Pradesh, bzw. führen dort Guerilla-Aktionen durch. Zunehmender militärischer Druck durch die Staatsgewalt.
* Saurashtra ? Gebiet in Gujarat, Halbinsel Kathiawar
* Taluk(a)/Tehsil ? Kleiner Verwaltungsbezirk unterhalb der Distriktsebene

**ABKÜRZUNGEN:
** CAG - Comptroller and Auditor General of India ? Indischer Rechnungshof
** GRA ? Greavance Redressal Authority ? Behörde zur Bearbeitung von Beschwerden
** NBA ? Narmada Bachao Andolan ? Bewegung zur Rettung des Narmada
** NWDT - Narmada Water Dispute Tribunal ? Untersuchungsausschuß od. Schlichtungsstelle(?) im Narmada-Wasserkonflikt

*** Die große Differenz ergibt sich aus der starken Entnahme von Wasser zur Bewässerung, das dann nicht mehr zur Energieerzeugung zur Verfügung stehen wird. Nach einer anderen Darstellung soll die installierte Leistung insgesamt 1250 MW und die gesamte verfügbare Energie zunächst 439 MW, in der Endphase jedoch nur noch 50 MW betragen.


 Weitere Infos:  http://www.narmada.org
 Fotos:  http://www.narmada.org/images.html
 Karten des Projekts:  http://www.narmada.org/maps/maps.gif
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Update 1

friend of the NBA 27.07.2003 - 23:32
NARMADA BACHAO ANDOLAN
62, Mahatma Gandhi Marg, Badwani, Madhya Pradesh
Tel: 07290-222464 Email:  badwani@narmada.org

Press Note/ July 27, 2003

INCREASING NARMADA DAM-WATERS SUBMERGED MAHARASHTRA VILAGES; TRIBALS
FORCIBLY DISPLACFED WITHOUT RESETLEMENT; RESISTANCE CONTINUES

As the increasing submergence waters of the Narmada have entered in the
Maharashtra villages affected by the Sardar Sarovar Project (SSP), the
state government sent police to displace the people forcibly and demolished
their houses, without resettling them according to the law. The people in
the Chimalkhedi have resisting the attempts by the police to break their
backs and the struggle.

The floodwaters have been increasing since Saturday (July 26), due to the
increased dam height of 100 meters, at alarming proportions, and there are
indications that the submergence level will increase further due to the
release of 105,000 cusecs water from the upstream Tawa dam. Water level at
Dam site on 26th midnight was 100.29 mts. On Saturday afternoon at 15:00
hours 13 gates of Tawa dames were opened at 5 feet level, which means
roughly after 30 hours the increased water flow will be reached at Sardar
Sarovar Dam site. On July 27 morning, the discharge from Tawa was 150,000
cusecs.


The water has submerged, and the first villages of Maharashtra have
marooned and the people have been forcibly displaced. Village Chimalkhedi
got marooned becoming an island. In the morning of July 27, the Police
along with hired laborers from Kevadiya Colony demolished the houses in the
village. They tried to bribe Noorji, the young activist of Andolan,
promising him PAF status and asking him to make people bow down to the
pressures and shift. Noorji denied it strongly and said that until the land
for land based rehabilitation is extended to all the affected, he will keep
fighting tirelessly. By noon, Police demolished Dharamsingh's home, while
this action was going on, people resisted this brutal attack, staying
non-violent. Police also let their cattle loose on their fields.
Subsequently the police arrested all the people from the village, who
resisted and thwarted attempts of police to take them away in barge. Their
belongings were seized and removed from their homes and took it to the
tinsheds, the silver coloured "relief" camps. In the evening, all were
released with a threat that they will have to move as the waters are going
to rise dangerously within next few hours.

It is yet another instance and evidence, if that was needed, to show that
the governments have conspired to force submergence and thereby the
displacement on the people without any proper and lawful resettlement.

As the floodwater is going to increase there will be more submergence and
destitution. We consider that Maharashtra and Madhya Pradesh governments,
along with the adamant Gujarat and Central governments have deliberately
precipitated the crisis to make the people flee away, without any
responsibility to resettle them. We make it clear that the governments just
cannot get away from its responsibility and task. People in the Narmada
valley will be resisting all the attempts to make the people destitute and
helpless like the displaced people from other dams in the state and
country. The Government of India and Maharashtra and M.P. will have to
answer to the people of Narmada valley and from the country at large for
this terrorism on its own people.


Medha Patkar

Update 2 /Action Call

friend of the NBA 27.07.2003 - 23:34
Dear all,

This is yet another update about the grim situation in
the Narmada valley.
We hope you received the earlier update.

The water level at the dam site as of today morning
was 99.8 mts, with an
increase of 5 cms every hour. Lot of villages are
badly affected, though the
actual impact is not yet fully known. The false
statements given by the
Government of Maharashtra in the Assembly and by the
Water Resources Minister in the
Parliament the other day that all the people in
Maharashtra and Madhya
Pradesh getting affected at 100mts are properly
rehabilitated is disgustingly
false. If that were the case, Maharashtra government
would not have dispatched 20
vehicle full of police to villages yesterday, to
‘save’ the people. The
truth is that, over 1500 people in Maharashtra and
over 12,000 people in Madhya
Pradesh (in both states, majority are tribals) are yet
to be rehabilitated.
They remain in the villages not because they refuse to
be rehabilitated, but
because they are NOT provided rehabilitation.

We urge you to kindly take up the matter at your
level. You may please:

Call the Ministers /
Alert the Media /
Spread the word /
Write letters / faxes to the concerned Ministers /
Meet the Governor of your state /
Come to the valley to be with the people.

Please convey the concerned authorities that
displacement without
rehabilitation is not acceptable. Governments not
following the Tribunal Award and
Supreme Court judgement will only help people lose the
faith in them and that can
create chaos and unrest in the valley. They should
take a bold step to stop
the construction till the rehabilitation is over,
rather than enacting the
drama of arresting the people in guise of saving them,
repeatedly.

Your timely action will help the people’s struggle at
this crucial juncture.

In solidarity,

Maju Verghese,
Joe Athialy
From Mumbai

Contacts:

Prime Minister of India
Address: Atal Behari Vajpayee Prime Minister of
India 7, Safdarjung Road,
New Delhi - 110 001
Fax +91-11-3016857, +91-11-3019545 (PM Office)
+91-11-3019334 (PM residence)
Email  vajpayee@sansad.nic.in OR
Email to PM at  http://pmindia.nic.in/writetous.htm
Phone +91-11-3016996 (Joint Secretary of PM)
+91-11-3018939 (Personal Secretary of PM)

Chief Minister of Maharashtra
Address : Shri Sushilkumar Shinde,
Chief Minister,
Mantralaya, Mumbai,
Maharashtra - 400 023

Phone +91-22-23634950; +91-22-23630408;
(Residence)
+91-22-22025151; +91-22-22025222; (Office)
Fax: 022-23633272, 022-22029214
Fax +91-22-23633272, +91-22-22029214

Maharashtra Minister for Rehabilitation
Phone +91-22-2025251 (office)
+91-22-3633659; +91-22-3697278 (residence)
Fax +91-22-202-8660

Chief Minister of Madhya Pradesh
Address Shri Digvijay Singh,
Chief Minister of Madhya Pradesh
Vallabh Bhavan
Madhya Pradesh
Fax +91-755-540 501; +91-755-551781
Phone +91-755-540500; +91-755-540361;
+91-755-(540502 to 540504);
+91-755-661503 (Residence)
+91-755-551581; +91-755-551433; (office)
Email  cm@mpchiefminister.com OR  cm@mp.nic.in

Deputy CM Subhas Yadav
Phone: +91-755-551583 (Office) +91-755-660544
+91-755-660919 (Home)
+91-9826097818 (Cell)

R. Gopalakrishnan
Secretary to Chief Minister of Madhya Pradesh
+91-755-555657 (Residence)
 gopalkr@sancharnet.in (email)

Chairman of R&R subgroup of the NCA
Address: Mr.Baswan,
Chairman, R&R Sub-Group of NCA,
Secretary, Ministry of Social Justice and Empowerment,
Shastri Bhavan,
New Delhi-1

Phone +91-11-3382683; +91-11-3385180