Mehr als ein Kampf für eine FREIe HEIDe

einige von vielen 27.07.2003 01:00 Themen: Militarismus Ökologie
Noch in diesem Sommer soll die Bundeswehr den Bombenabwurfplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide, 100 Km nördlich von Berlin, wieder in betrieb nehmen. Für künftige Kriege will die Bundeswehr zusammen mit anderen Nato-Armeen die Bombardierung von Städten und mehr trainieren.
Seit nun schon mehr als 10 Jahren verhindert eine starke Bewegung in der Region mit Demonstrationen, Aktionen des zivilen Ungehorsams usw. die Wiederinbetriebnahme des "Bombodroms", welches zuvor von der Roten Armee genutzt wurde.Den Menschen in der Region geht es dabei um mehr als Lärm durch Tiefflüge über ihren Köpfen. Die Proteste richten sich gegen die Bundesregierung, welche einerseits das Betreiben des Bombodroms um jeden Preis erzwingen möchte, aber andererseits Pazifismus heuchelt. Auch die neue Rolle von NATO und Bundeswehr nach dem Zerfall des Ostblocks wird von Gegnern des Bombodroms thematisiert.
Bereits im Juni 2000 probten 30.000 Soldaten aus 14 NATO-Staaten eine erneute Jugoslawien-Intervention im östlichen Mittelmeer.

Zahlreiche Links und aktuelle Meldungen sind im Feature enthalten.
Bis zum 3.August fand in der Kyritz-Ruppiner Heide ein Protest-Camp statt. Täglich fanden Workshops, Aktionen deszivilen Ungehorsams und mehr statt. (Programm). Die Ankündigung von Polizei und Bundeswehr, Platzbegehungen rigeros zu unterbinden stellte sich reine Rhetorik heraus. Bis zu 20 mal fanden Aktionen auf dem Gelände des Bombodroms statt.
In den nächsten Wochen wollen die Menschen in der Region den Protest intensivieren und zu direkteren Aktionen übergehen, um die Inbetriebnahme zu verhindern. Dabei erhalten sie Unterstützung aus dem gesamten Bundesgebiet.

Updates
PDS macht Bombodrom zum Wahlkampthema
FREIe HEIDe: Kein Bombodrom bis 30. September
Verwaltungsgericht entscheidet über Bombodrom
1. Erlebnisbericht aus der Freien Heide
Freie Heide: Die finstersten Zeiten der schönen Prignitz
Kurzreportage vom Bombodrom
Printausgabe zum Runterladen
Frei-Heide-Camp: Interview mit AktivistInnen
FREIe HEIDe: Platzbesetzung Wittstock
FREIe HEIDe: Pro-Bundeswehr-Demo
Direct Action Zelt auf den Aktionstagen FREIe HEIDe
FREIe HEIDe: Spassdemo sorgt für Verwirrung
Picknick im Bombodrom - Fotos
84. Protestwanderung gegen das Bombodrom
FREIe HEIDe: Bilder von Aktionstag und Kundgebung
Bilder: Wittstock gegen Bombodrom - von randbild
Bombodrom: Fotoreportage 84.Protestwanderung
Nein zum Bombodrom: Geschichte einer Bewegung
Bomben für die Sicherheit - eine Woche später erklärt Struck, daß das Bombodrom ab sofort militärisch genutzt wird

Resist Now |BI Freie Heide |Freie Heide NB |AG Freier Himmel |Offene Heide |Resist |Inforiot

Änliches erlebte auch die Bevölkerung von Vieques, einer Insel nicht weit von Puerto Rico entfernt. Die Proteste dauerten Jahrzehnte an. Tausende wurden verhaftet. Hier gewannen die Bewohner 2003 schliesslich den ungleichen Kampf.(Artikel)

Am Vormittag des 9. Juli 2003 erklärte Verteidigungsminister Peter Struck, dass dasBombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide wieder militärisch genutzt werden soll. Bis zum 24. Juli 2003 war in Kreisen des Bundesverteidigungsministeriums offiziell von 1.700 Flugeinsätzen undSchießmanövern die Rede. Nun heisst es aber, dass bis zu 7.500 Einsätze durch verschiedene NATO-Armeen jährlich geplant sind. Dies bestätigte Winfried Nachtwei, sicherheitspolitischer Sprecher von Bündnis90 Die Grünen am 24. Juli 2003 in einem Interview mit Klemens Schulze vom RBB-Inforadio. Je nach Wetterlage können pro Einsatz mehrere Anflüge und Bombardierungen geprobt werden.Seit mehr als 10 Jahren kämpfen die Menschen aus der Region gegen diemilitärische Nutzung des 12.000 Hektar großen Areals, hundert Kilometer nordwestlich von Berlin. Dabei lassen sie keinen Weg aus. Neun Klagen wurden gegen diese Massnahme eingereicht. Protestaktionen, Ostermärsche, Wanderungen durchs Sperrgebiet und ziviler Ungehorsam sind seit 1992 an der Tagesordnung. Etwa 80 Prozent des Bombodroms bei Wittstock sind nach europäischem Recht als Naturschutzgebiet deklariert worden.

Peter Struck sprach sich damals gegen die erneute Nutzung vonMilitärobjekten der ehemaligen Sowjetstreitkräfte und damit auch gegen eine Wiedereröffnung des Bombenabwurfplatzes. In der Nachwendezeit wollte kein Politiker direkt in die Fussstapfen Stalins treten. In einer Zeit, in der ein im Fernsehen inszeniertes Kriegsende eine neuentstandene Friedensbewegung lahmlegen kann, scheint genug Gras über die Heide gewachsen zu sein, um solche unpopulärenEntscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg fällen zu können.

Das Bombodrom ist einzigartig in Europa. Die Bundeswehr wird dieses Gelände nicht nur selbst nutzen, sondern auch vermarkten. Armeen der Bündnisländer können das Areal anmieten. Das spart und bringt Geld. Diese Praxis ist nicht ungewöhnlich. Selbst in der Grundausbildung werden Bundeswehrsoldaten teilweise nach Kanada und in die USA eingeflogen, um auf den weitläufigen Truppenübungsplätzen Nordamerikas ausgebildet zu werden. Den Bürgern in der Region geht es um mehr als Lärm durch Tiefflüge über ihren Köpfen. Die Proteste richten sich auch gegen die zwiespältige Haltung der Bundesregierung, die einerseits das Betreiben des Bombodroms um jeden Preis erzwingen möchte, sich aber andererseits öffentlich gegen den Krieg ausgesprochen hat und damit große Unterstützung in breiten Teilen der Bevölkerung fand. Auch die neue Rolle der NATO und der Bundeswehr nach dem Zerfall des Ostblocks und des Warschauer Vertrags wird von den Gegnern des Bombodroms thematisiert. Bereits im Juni 2000 probten30.000 Soldaten aus 14 NATO-Staaten beim Manöver Dynamic Mix 2000 im östlichen Mittelmeer eine erneute Jugoslawienintervention. Die Bundeswehr war an dieser Übung mit mehreren Tornados und einer Flugabwehreinheit beteiligt.

In seiner Berliner Rede sagte NATO-Generalsekretär Robertson, gerade Deutschland sei ein gutes Beispiel dafür, wie die politische Führung unpopuläre Entscheidungen durchsetzen könne. Er bezog sich dabei auf die Wiederbewaffnung in den 50er Jahren, den NATO-Doppelbeschluss in den 80er Jahren und die wachsende Zahl der Auslandseinsätze der Bundeswehr in den 90er Jahren. "Don't be afraid to do the right thing, even if it appears unpopular. Stay the course. Public opinion is important, but it can never be an alibi for inaction.".
Die Wende und Transformation in den ehemals sozialistischen Staaten nahm der NATO den konkreten Feind. Dem Zerfall des Ostblocks folgte eine kurze Zeit der militärischen Feindbildlosigkeit. Heute existiert jedoch ein viel verwascheneres, austauschbares Feindbild.Je unaufhebbarer und undurchsichtiger die Bedrohung, desto größer undvielfältiger die Zukunftsmärkte für Sicherheit und Militärtechnologien überall auf derWelt.

Bei einer Redevor dem "Forum Bundeswehr und Gesellschaft" am 4. November kündigteNATO-Generalsekratär George Robertson an, der Gipfel in Prag werde zeigen, dass das Bündnis eine zentraler Schaltstelle in der Koordination des "Kampfes gegen den Terrorismus" sei. Um die weltweite Einsatzbereitschaft der NATO auszubauen, soll die Intensivierung des bereits begonnen Umstrukturierungsprozess der Streitkräfte zu schnellen Eingreiftruppen beschlossen werden. Das bedeutet neben einem Einschwenken auf die neue US-Doktrin der "präemptiven", also "vorbeugenden" Militärschläge vor allem neue Waffen, Truppen und Kommandostrukturen.

Erst am 18. Juni beschloss der Deutsche Bundestag die Entsendung vonSoldaten zur Unterstützung der EU-Militäroperationen im Kongo.Der Hauptaugenmerk dieser Operationen liegt auf der Sicherung des Zugangs zu Rohstoffen wie Kobalt, Coltan, Uran und Gold und Tantal, ein Stoff der zur Produktion von Mobiltelefonen verwandt wird.

Militarisierung ist ein Prozess, der nicht nur auf außenpolitischer, sondern auch auf innenpolitischer Ebene stattfindet. Die Wiedereinführung der Rasterfahndung und die Einschränkungder Bürgerrechte sind nur einige innenpolitische Auwirkungen, der nach dem 11. September erlassenen Gesetze.
Aus Strucks neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien geht hervor, dass die Bundeswehr auch für polizeiliche Aufgaben im Inneren eingesetzt werden kann. Der eigentlicheVerteidigungsauftrag wird in den Richtlinien maßlos überdehnt.

Die Proteste in der Kyritz-Ruppiner Heide richten sich gegen mehr als nur Fluglärm durch Tiefflieger und die Zerstörung eines riesigenNaturschutzgebietes. Die Aktivisten der Freien Heide und des Freien Himmels stehen nicht allen da. Eine ähnliche Entwicklung erlebte auch die kleine Insel in der Karibik Vieques, die nicht weit von Puerto Rico entfernt ist. Genau wie Menschen in der Prignitz in den Fünfzigern von der Sowjetarmee zur Vergrößerung des Bombenabwurfplatzes enteignet wurden, erging es auch den Leuten auf Vieques. 1938 begann die US-Navy auf der Insel mit dem Aufbau eines Truppenübungsplatzes und eines Militärstützpunktes. Hier konnte in der Luft, zu Lande und zur See mit schrfer Munition geübt werden. Die Inselwohner wurden verpflichtet, ihr Land zu Billigpreisen zu verkaufen. Teilweise wurden ihnen Fristen von 48 Studen erteilt, um ihre Gehöfte zu verlassen. Die Pläne der Navy, die Insel ganz fürsich zu vereinnahmen, scheiterten in den Sechzigern jedoch an den massiven Protesten der Bürger. Giftstoffe wie TNT, Tetryl und RDX belasten heute das Trinmkwasser der Insel. Die Menschen erkranken an Sklerodermie, Lupus und Fehlfunktionen der Schilddrüse. Durch die Luftbelastung erkranken immer mehr Kinder an Asthma. US-Soldaten belästigen die Inselbewohner.
Artikel über den Einsatz uranhaltiger Waffen: bei poonal

Die Fischer der kleinen Insel wehrten sich friedlich und blockierten mit ihren Booten Schiffe der NATO, die sich auf dem Weg zu einem Manöver befanden. Etwa ein Jahr nach der Gründung der Bürgerinitiative FREIe HEIDe gründete sich in der Karibik das Kommitee für die Befreiung und Entwicklung von Vieques (CDRV). Diese Initiative trat mit Informationen über die Gefahren des US-Stützpunktes für die Insel an die Öffentlichkeit und stieß auf viel Sympathie. 1999 wurde ein Wachschützer auf dem Navy-Gelände durch einen Blindgänger getötet.Die Proteste wurden daraufhin immer stärker. In der Bush-Administration wurden Gedanken laut, die Trainingsbombardements auf der Insel aufgrund der anhaltenden Proteste ganz einzustellen. Viele Aktivisten des Kommittees sitzen aufgrund ihrer Beteiligung an den Protesten gegen das karibische Bombodrom zur Zeit in Untersuchungshaft. Letzendlich gewannen die Bewohner der Insel den ungleichen Kampf.

In der Zeit vom 25. Juli bis zum 3.August 2003 findet in der Kyritz Ruppiner Heide ein Prostestcamp statt. Von dort aus werden Protestwanderungen, verschiedene Formen des zivilen Ungehorsams, verschiedene Themenworkshops und friedliche Aktionsformen gegen die erneute eröffnung des Bombodroms durchgeführt. Am 03.08. gibt es einen großen Aktionstag mit einer FREIe HEIDe-Olympiade, einer Tower-Bemalaktion und der 84. Protestwanderung der Bürgerinitiative.
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Ergänzungen

Thema wird zu oft verdrängt

Moos 26.07.2003 - 03:47
Eigentlich ungeheurlich, was sich da 100 Kilometer von Berlin entfernt zusammenbraut. Deutschland plant Städte-Zerbomben!
Auch die Verlogenheit der Politik war wie gewohnt enorm. Fast die gesamte SPD-Führungsspitze besuchte die Leute vor ort und tat auf pazifistisch und verständisvoll. Gut, daß sich wenige davon blenden liessen - im Gegensatz zu Teilen der Friedensbewegung, die durch ein paar gefakte Fernsehbilder (tanzende Bagdader) in sich zusammengebrochen ist.
Faszinierend übrigens, wie sich der Gedanke an eine herrschaftsfreie Welt teilweise in der Heide, wie auch im Wendland etablieren konnte. Das fand ich wirklich überraschend.

Siehe auch Telepolis-Artikel

Link 26.07.2003 - 04:16
Zum Training für schnelle Kriseneinsätze benötigt

Jetzt also doch: Die Bundeswehr wird das sogenannte Bombodrom in Brandenburg nicht aufgeben. Entgegen allen Versprechen, die SPD-Politiker noch vor nicht all zu langer Zeit abgegeben hatten, sollen Truppenübungsplatz und Luft-Boden-Schießplatz weiterhin genutzt werden. Bei den Grünen stieß die Entscheidung von Verteidigungsminister Peter Struck auf Unverständnis. Bürgerinitiativen kündigen an, mit zivilem Ungehorsam Bombenabwürfe verhindern zu wollen.

 http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/15209/1.html

sehr schön zusammenfassender artikel

nina 27.07.2003 - 02:43
danke schön.

Freie Heide und falsche Freunde

Dokumentation 27.07.2003 - 03:55

freie Heide in Nord Amerika / north carolina

world watching neo 27.07.2003 - 18:16
noth carolina bombodrom

 http://www.wavy.com/global/

North Carolina Residents To Protest Location Of Navy Jet Airfield
(AP) - Washington County, North Carolina, residents plan to protest the selection of
their farm fields as the likely site of a Navy jet airfield by circling the state Capitol in
pickups and tractors next week.
"We've got to fight with whatever means we've got," said Billy W. Corey, a Washington County commissioner. "They aren't fighting fair. Why should we?"
Residents and officials plan to meet Thursday morning to drive to Raleigh, where they will circle the Capitol building for one hour in trucks, cars and tractors hauled there on trailers. Several local business owners have offered a paid day off to employees who participate. The Washington County group plans to do the same thing another day in Washington, D.C.
In a final environmental impact statement released last week, the Navy recommended basing new F/A-18 Super Hornets at Oceana Naval Air Station in Virginia Beach and at Cherry Point Marine Corps Air Station.
Eight squadrons could go to Oceana and two to Cherry Point, or six squadrons to Oceana and four to Cherry Point.
Construction of the outlying landing field could begin in early 2004.
Residents believe the OLF would bring the negative effects of jet noise without the economic benefits of an aircraft base. In addition, thousands of acres would come under federal control and be removed from local tax rolls.
The Navy estimated that the construction of the field could create 433 jobs with a short-term impact on the local economy of $49 million. Once in operation, 50 full- and part-time jobs would be needed for refueling, firefighting and other duties at the 8,000-foot runway. The annual payroll would be between $950,000 and $1.2 million.
Officials from six counties in northeastern North Carolina met Thursday in Edenton, nearly a week after the Navy released a final draft of an environmental impact statement that named Washington County as the best site for an outlying landing field.
The counties have opposed the field since early last year, when the Navy first

The counties have opposed the field since early last year, when the Navy first announced in a draft environmental impact statement it was considering four sites in northeastern North Carolina. The field would be used to practice aircraft carrier landings.
Wayne Arney, assistant secretary of the Navy for installations, will make a final decision on the location of the field 30 days or more after the July 18 release of the statement.
Corey said he was not convinced that building the airfield in Washington County is a military necessity, as the Navy contends, as much as it is being driven by pressure and influence in Hampton Roads to reduce jet noise.

"They lied about needing to invade Iraq, and they're doing the same thing here," Corey said. "Not only is it worldwide, it's right here in our own country."
Billboards soon will go up in Washington County saying the military is attacking one of its own, he said.
The Navy proposes buying 30,000 acres around the Washington County site for $118 million rather than just acquiring air rights over nearby acreage, as was originally proposed. The military would not be required to pay local taxes, removing about 13 cents per dollar from the county's public coffers, Corey said.
"It's devastating," he said.
About 74 homes would have to be moved. If necessary, the Navy would use eminent domain as a last resort, according to the final document. A chart shows that 141 people would fall into a high-noise zone; another says 19 people would live in an accident potential zone.

Many of those people have lived on their farms all their lives, Corey said.

Sowjetische Altlasten in der Heide

Franz 28.07.2003 - 11:54
Ich spreche hier nicht für, aber auch nicht gegen den Übungsplatz. Ich glaube aber, dass es einige Fakten gibt, die leider konsequent ignoriert werden. Nicht jeder weiß nämlich, dass der Übungsplatz Wittstocker Heide durch den Vornutzer (Sowjetarmee) total verseucht wurde.

Im Gegensatz zum Vorhaben der Bundeswehr trainierten die Sowjets früher mit scharfer Munition. Die Zahl der Flüge waren bis 1990 um weit mehr als das zahnfache Höher als was die Bundeswehr plant (25.000 Flüge pro Jahr). Früher befanden sich im Nordteil über 450 Tank- und Munitionslager und Schießbahnen, auf denen sowjetische Verbände mit bis zu 10.000 Mann mit Panzern, Artillerie und Raketenartillerie mit scharfer Munition trainierten. Die Hinterlassenschaften dieser Jahrzehnte sind erdrückend: Munition, Blindgänger und Schrott bedecken das Zentrum des Übungsplatzes. Sie liegen zwischen Heidekraut, Kiefern und Birken. Die Gefahr für Mensch und Tier erhöht sich vor allem durch die sowjetischen Reste von Kugelbomben. Das sind tennisballgroße, grüne Metallkugeln, die sowjetische Flugzeuge aus Schüttbehältern kippten. Jeder Behälter enthielt 550 "Bälle", die erst im Flug durch Rotation scharf gemacht wurden. Die Mehrzahl detonierte beim Aufschlag, aber nicht alle. Demonstranten, die vor Jahren Kreuze errichteten, hatten in ihrer Naivität Glück. Als die Bundeswehr die Kreuze versetzte, entdeckten sie wenige Schritte neben diesen "Mahnkreuzen" einige dieser grünen Kugelbomben aus Sowjetzeiten. Nach dem Abzug der Sowjets wurden von der Bundeswehr allein 315 Tonnen Munition entsorgt. Sie befanden sich teils in Treibstofftanks, in Ölabscheidern oder wurden "illegal" im Wald entsorgt. Man stieß auch auf ausgekippte Pestizide von einer hohen Konzentration. Deshalb musste der Waldboden bis zu fünf Meter tief ausgegraben und entsorgt werden. Eine 30 Meter breite Schneise war zwei Meter tief und vier Meter über dem Boden mit Müll gefüllt (vom alten Reifen, über Ölfässer bis zu Munition und Asbest alles dabei). Ein Überraschung eigener Art war die Tatsache, dass die Sowjets als Unterbau für eine Betonpiste 2.000 Fünfig-Kilogramm-Bomben genutzt hatten, ohne die Zünder und die Sprengladung zu entfernen.

Wenn die Bewegung "Freie Heide" das Vorhaben der Bundeswehr nicht weiter blockiert, dann wird ab 2004 mit der überfälligen Munitions- und Altlastenbeseitigung im Kerngebiet des Platzes begonnen. Das ist eine gefährliche Arbeit, die von Hand geleistet werden muß. Die Dauer der Altlastenbeseitigung soll nach vorsichtigen Schätzungen etwa 7-12 Jahre dauern. Das bedeutet Arbeit für mehr als 400 Menschen und kostet nach derzeitgen Schätzungen rund 200 Mill. Euro. Diese Ausgaben kann die Bundeswehr aber nur vertreten, wenn sie dafür einen nutzbaren Übungsplatz erhält. Kommt es nicht zum Übungsplatz, bleibt vorerst alles so, wie es jetzt ist, d.h. der unbewohnte Übungsplatz bleibt verseucht von Altlasten der Sowjets. Wer sonst soll 200 Mill. Euro oder mehr für ein Gelände aufbringen, in dem niemand wohnt und für das es ohne Bundeswehr keine rentable Nutzung gibt?

Was die Heide bei der Altlastenbeseitigung sonst noch birgt ist völlig ungewiss, nur eines ist sicher: Seit der Übernahme des Platzes 1992 hat die Bundeswehr allein 6.269 Stück scharfer Munition (von der Gewehrmunition bis zur Granate) aus einem kleinen Randgelände im Norden beseitigt, das als relativ unproblematisch eingestuft worden war und an ehemalige Wohnbereiche der sowjetischen Truppen grenzte.

Für die Bundeswehr geht es darum einen Übungsplatz in einer der am wenigsten besiedelteten Gegenden Deutschlands einzurichten. Die Bundeswehr wird nicht mit scharfer Munition trainieren, sondern mit bloßer Übungsmunition. Das sind kleine Betonstäbe, die weder Zünder, noch Sprengstoff enthalten, sondern nur Rauchkabseln. Die Bundeswehr sieht eine Obergrenze bei "nur" 1.700 Flügen im Jahr, maximal 30 pro Tag und ein pro Nacht vor. Jeder Anflug spielt sich nur innerhalb des Übungsgeländes ab und lässt die Umgebung unbehelligt.

Die Verlegung eines Ausbildungsregiments der Luftwaffe der Bundeswehr bedeutet für Wittstock die Präsenz von 800 Soldaten, die Geld und Arbeitsplätze in die Region bringen. Das wären zunächst einmal 60 Mill. Euro an Investitionen für die Wiedererrichtung der Infrastruktur. Derzeit liegt die Arbeitslosenquote in Wittstock bei 22,5%, seit der Wende sank die Einwohnerzahl Wittstocks von 14.500 auf unter 12.000 Bewohner, weil es hier fast "nichts" gibt. In Wittstock gibt es keinen Betrieb der mehr als 40 Arbeitsplätze bereithält.

Egal welchen Standpunkt man zu dem Vorhaben der Bundeswehr einnimmt. Eine Katastrophe ist es, dass Argumente seit Jahren keine Rolle mehr spielen, Diskussionskultur Pro und Kontra ist verlorengegangen, alles ist total emotionalisiert.

zu Franz: Sowjetische Altlasten in der Heide

Heiner Müller 28.07.2003 - 17:23
Man alter, du bist der Bundeswehr ja voll auf den Leim gegangen. Dieser alte Quatsch das Soldaten nach Wittstock verlegt werden und eine Kaserne gebaut wird ist doch voll der Fake. Damit will die Bundeswehr den Widerstand brechen und die arbeirslosen Leute und Politiker in Wittstock. Ködern. Wie dumm muß man denn sein um auf dieses Zeug reinzufallen. Wenn es für die Leute eine Chance gibt die Region zu entwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen, dann ist das der Ausbau des Tourismus. Das geht aber nur ohne das Bombodrom. Wenn die Bommber über die Gegend jagen und ihren Müll abwerfen, dann werden viele hundert Arbeitsplätze und Existenzen, die bereits geschaffen wurden, den Bach runter gehen.

Außerdem hat es sich ja nun schon rausgestellt, das die Einsatzahlen ja auch nicht stimmen. Das Verteidigungsministerium hat die ja vor einigen Tagen "konkretisiert". Die Zahl 1700 heißt genauer gesagt: Ein Einsatz gleich ein Flugzeug, daß bis zu 5 Anflüge durchführt. das sind dan also genauer gesagt 8500 Anflüge. Eine etwas andere Zahl. Außerdem weiß man nicht, ob diese Zahl dann eingehalten und nicht letztendlich noch höher geschraubt wird.

Aber schgon allein der Fakt, daß die Bundeswehr und die NATO in Wittstock für die kommenden Angriffskriege aller Kosowo, oder Irak trainieren ist grund genung gegen das Bombodrom zu sein.

Also Alter, Helm ab zum Denken.

@Müller

Franz 28.07.2003 - 23:42
tut mir Leid Müller, Dein Vorwurf trifft mich nicht. In Deinem Text lese fast nur blabla. Es gibt in der Heide weit über 20% Arbeitslosigkeit und was das für die Menschen bedeutet, ist Dir wohl nicht ganz klar geworden. Die Bundeswehr ist derzeit die einzige Institution, die aus ihrer eigenen Sichtweise ein eigenes und ernsthaftes Interesse hat diesen Sowjetmüll zu beseitigen. Vom tollen Umweltministerium aus Berlin habe ich jedenfalls noch nicht gehört, dass sie bereit sind die unglaublichen Altlasten aus ihrem Etat zu beseitigen.

> Wenn es für die Leute eine Chance gibt die Region zu entwickeln
> und Arbeitsplätze zu schaffen, dann ist das der Ausbau des
> Tourismus.

So ein Unsinn. Soviel Touristen gibt es gar nicht, dass dieses Konzept aufgehen kann! Schon mal mitbekommen das auf das Tourismuskonzept alle strukturschwachen Gegenden mit mäßigem Erfolg setzen? Tourismus soll auch die tolle Rettung für Mecklenburg, für Vorpommern, für Sachsen, den Ostharz und in selbst in den strukturschwachen Gegenden Bayerns sein. Und trotzdem fliegt der arbeitende Tourist nicht in die Ruppiner Heide, sondern nach Mallorca. Das sind doch alles nur herbeigeredete Argumente.

> Aber schgon allein der Fakt, daß die Bundeswehr und die
> NATO in Wittstock für die kommenden Angriffskriege aller
> Kosowo, oder Irak trainieren ist grund genung gegen das
> Bombodrom zu sein.

Das ist das derzeit einzige und ernsthafte Argument, dass Du bringst! Du bist in Wahrheit gegen die Übungen der Bundeswehr, weil Du Pazifist bist. O.K.! Dieser Ansicht kann man sein, man kann das aber auch anders sehen. Im Grunde genommen wägst Du also ab: Argumente für Altlastensanierung und für Arbeitsplätze wiegen bei Dir weniger als die Argumente für den Pazifismus. Aber dann sei doch wenigstens ehrlich und erzähle nicht das Märchen von den blühenden Landschaften durch den Ausbau des Tourismus! Schau Dich mal in Städten um, aus denen die Bundeswehr abzieht. Die wollen jedenfalls alle händerringend die Bundeswehr behalten, weil auf 500 Soldaten allein durch deren Kaufkraft ein Bäcker nebst Angestellten, ein Schreiner nebst Angestellten, zehn Verwaltungsbeamte, fünf Küchenfrauen, ein Arzt nebst Personal, ein Grundschullehrer, ein Gymanasiallehrer, zwei Mittelstufenlehrer, ein Verkehrspolizist, ein Richter... Arbeit finden.

@ Franz:

Heiner Müller 29.07.2003 - 10:36
Ich bin kein Pazefist. Ich bin aber gegen Angriffskrige und Imperialistische Großmachts- und Weltpozeigelüste, wie die USA es immer wieder haben und die die Bundesregierung und besonders die bundesdeutschen Generäle es auch wieder bekommen.

Ich gebe dir recht, dass man 20% Arbeitslosigkeit nicht nur mit Tourismus beseitigt. Aber eine Kaserne, die meiner Meinung nie kommen wird, weil die gar nicht gebraucht wird, jedenfalls nicht für 800 Soldaten, könnte vieleicht den einen oder anderen Job schaffen, ein paar Bäcker und Fleicher beschäftigen, einige KFZ-Buden usw. Aber das schaft auch keine 20% Arbeitslosigkeit.

Im übrigen wurde im Tourismusbereich in dieser Region in den letzten 12 Jahren mehere HUNDERT!!! Arbeitsplätze geschaffen, die allerdings zu disposition stehen, wenn die Bomber kommen.

Aber wie gesagt die Kaserne kommt sowieso nicht. denn auf dem Bombodrom werden, wie der Name schon sagt Bomben abgeworfen und keine Soldaten, obwohl letzteres ja mal zu überlegen und ganz witzig wäre. Die Jets kommen von sonstewo, werfen ihren mühl uber dem Bombodrom ab unf fliegen wieder nach sontewo.

Wozu also 800 Deppen stationieren?

Auch auf mein Hinweis, das die Zahl 1700 nicht stimmt und das es zu hammermäßigen Fluglärmbelästigungen der Anreinergemeiden kommen wird und se auch Gemeinden in den An- Und Abflugkorridoren ziemlich an den Gehörgang gehen wird, scheint dich nicht sonderlich zu stören.

Und damit du das auch glauben kanst, hier ein link zu einer berliner Tageszeitung:  http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/24.07.2003/668245.asp

Sommercamp im Wendland

Camper 29.07.2003 - 14:08
In der Zeit vom 2.-10.8.2003 findet in Reddebeitz bei Lüchow das Sommercamp statt (zum 7. Mal).
Ak-Liste ist online:

www.sommercamp-im-wendland.de

FREIeHEIDe ist auch dort...
Klaus der Geiger kommt...

bis denn!

Bombodrom-Gegner dringen auf Gelände vor

Soldaten sind Mörder 29.07.2003 - 23:24
Gegner des so genannten Bombodroms in Brandenburg sind am Dienstag mehrfach auf das Gelände des Bombenabwurfplatzes vorgedrungen.

 http://brandenburg.rbb-online.de/nachrichten/index.jsp?key=news1073650&activeid=237

Gemeinden klagen gegen Bombodrom-Betrieb

Soldaten sind Mörder 30.07.2003 - 14:04
Gegen den Betrieb des so genannten Bombodroms in Nordbrandenburg haben mehrere Umlandgemeinden am Mittwoch Klage beim Verwaltungsgericht Potsdam eingereicht. Das bestätigte Gerichtssprecher Wilfried Peters.

 http://brandenburg.rbb-online.de/nachrichten/archiv/ergebnis.jsp?id=1075207

der Link zu: Bombodrom-Gegner dringen auf Gelände vor hat sich geändert:
 http://brandenburg.rbb-online.de/nachrichten/archiv/ergebnis.jsp?id=1073654

Noch mehr Fotos

spintlaus 11.08.2003 - 14:55
siehe URL!

Bundeswehr verzichtet offenbar vorerst

Ted 14.08.2003 - 19:53

14.08.2003
AKTUELLE MELDUNG:
>>>>>>>"Bombodrom"-Gegner: Bundeswehr widerruft Beginn der Tiefflüge
Im Rechtsstreit um den Bombenabwurfplatz in der Kyritz-ruppiner-Heide bei Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) hat das Bundesverteidigungsministerium nach Angaben der «Bombodrom»-Gegner seine Absicht widerrufen, am 18. August Übungsflüge aufzunehmen.
Dies sei das Ergebnis einer Erörterung am Verwaltungsgericht Potsdam, teilten die Anwälte der gegen die militärische Nutzung des Geländes klagenden Kommunen am Donnerstag mit.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums konnte diese Angaben zunächst nicht bestätigen.<<<<<<<<
 Quelle  http://orb.de/

Vorerst die Korken Knallen lassen

spintlaus 20.09.2003 - 02:52
Potsdamer Verwaltungsgericht untersagt vorerst die Nutzung des Bombodroms.
Schweinrichs Bürgermeister, der uns und den wir unstützen, feiert.
siehe URL.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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