es raunen die runen - radiotranskript

jim knopf 25.07.2003 16:27 Themen: Antifa
Es raunen die Runen

Neuheidnische und naturreligiöse Orientierung der Rechten

das transkript der sendung WortSpiel vom 24.07.03 auf dradio berlin
es sind ungefähr 30 seiten, gewöhnungbedürftig zu lesen aber sehr informativ
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WortSpiel 24.07.2003

Es raunen die Runen

Neuheidnische und naturreligiöse Orientierung der Rechten

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Von Rolf Cantzen

O-Töne: Roland Brock, bekennender Neuheide

Frauke Postel, Mobiles Beratungsteam "Tolerantes

Brandenburg"

Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Justus H. Ulbricht, Kolleg Friedrich Nietzsche, Weimar

Dr. Helmut Zander, HU-Berlin

Musik: Esoteric Celtic Runes

Daniele Heitz u.a.: Elfenmusik

PSI: Esoteric

Landser: Walvater Wotan

Wolfsrudel: Was wir lieben

(Kritische) Literatur zum Themenbereich:
Neuheidentum - Naturreligiosität - New Age - Rassismus

Bierl, Peter: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik, Hambur 1999 (Konkret Literatur Verlag)

Ditfurth, Jutta: Feuer in die Herzen. Gegen die Entwertung des Menschen, Hamburg 1997² (Konkret Literatur Verlag)

Dies.: Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus Hamburg 1996 (Konkret Literatur Verlag)

Bischofberger, Otto u.a.: Das neue Heidentum. Rückkehr zu den alten Göttern oder neue Heilsbotschaft, Freiburg, Schweiz (Paulusverlag)

Geden, Oliver: Rechte Ökologie. Umweltschutz zwischen Emanzipation und Faschismus, Berlin 1996 (Elefantenpress)

Grandt, Guido und Michael: Waldorf Connection. Rudolf Steiner und die Anthroposophen, Aschaffenburg 1998 (Alibri)

Dies.: Erlöser. Phantasten, Verführer und Vollstrecker, Aschaffenburg 1998 (Alibri)

Gugenberger, Eduard, Schweidlenka, Roman: Mutter Erde, Magie und Politik zwischen Faschismus und neuer Gesellschaft (o.O., o. J., o.V.)

Haack, Friedrich-Wilhelm: Wotans Wiederkehr. Blut-, Boden- und Rasse-Religion, München 1981 (Claudius)

Ders.: Europas neue Religion. Sekten. Gurus. Satanskult, Wiesbaden 1991 (Orell Füssli)

Heller, Friedrich Paul, Maegerle, Anton: Thule. Vom völkischen Okkultismus zur Neuen Rechten, Stuttgart 1996 (Schmetterling)

Heller, Friedrich Paul, Maegerle, Anton: Die Sprache des Hasses. Rechtsextremismus und völkische Esoterik, Stuttgart 2001 (Schmetterling)

Hoffmann, Lutz: Das deutsche Volk und seine Feinde. Die völkische Droge, Köln 1994 (Papyrossa)

Hundseder, Franziska: Wotans Jünger. Neuheidnische Gruppen zwischen Esoterik und Rechtsradikalismus, München 1998 (Heyne)

Kern, Gerhard, Traynor, Lee (Hg.): Die esoterische Verführung, Aschaffenburg 1995 (Alibri)

Kratz, Peter: Die Götter des New Age. Im Schnittpunkt von "Neuem Denken", Faschismus und Romantik, Berlin 1994 (Elefanten Press)

Mosse, George L.: Die Geschichte des Rassismus in Europa, Frankfurt 1990 (Fischer)

Linse, Ulrich: Barfüßige Propheten. Erlöser der zwanziger Jahre, Berlin 1983 (Siedler)

Pestalozzi, Hans A.: Die sanfte Verblödung. Gegen falsche New Age-Heilslehren und ihre Überbringer - Ein Pampghlet, Düsselldorf 1985

Poliakov, Léon: Der arische Mythos. Zu den Quellen von Rassismus und Nationalismus, Hamburg 1993 (Junius)

Puscher, Uwe: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Sprache. Rasse. Religion, Darmstadt 2001 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft)

Schnurbein, Stefanie von: Göttertrost in Wendezeiten, Neugermanisches Heidentum zwischen New Age und Rechtsradikalismus, München 1993 (Claudius)

Schnurbein, Stefanie von, Ulbricht, Julius, H. (Hg.): Völkische Religion und Krisen der Moderne. Entwürfe "arteigener" Glaubenssysteme seit der Jahrhundertwende, Würzburg 2001 (Königshausen & Neumann)

Studentischer Sprecherrat der Universität München (Hg.): Ganzheitlich und ohne Sorgen in die Republik von morgen. Doumentation zum Kongress gegen Irrationalismus, Esoterik und Antisemitismus, Aschaffenburg 2001 (Alibri)

Sünner, Rüdiger: Schwarze Sonne. Entfesselung und Mißbrauch der Mythen im Nationalsozialismus und rechter Esoterik, Freibur 1999 (Herder)

Weißmann, Karlheinz: Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Die Entwicklung der politischen Symbolik der deutschen Rechten zwischen 1890 und 1945, Düsseldorf 1991 (Droste)

Woelk, Volkmar: Natur und Mythos, Duisburg 1992 (Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung)

Zander, Helmut: Geschichte der Seelenwanderung in Europa. Alternative religiöse Traditionen von der Antike bis heute, Darmstadt 1999 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft)

(Musik: Esoteric Celtic Runes, Nr. 3)

Zitator 1 Die Runen werden auf Baumstäbchen geritzt. Am besten ist Buchenholz, und das Wort Buch-stabe beweist ja, dass die Buche hier bevorzugt war. Das Schneiden der Stäbchen geschieht auch auf kultische Weise. Man knie sich vor dem Baum nieder und spreche mit entblößtem Haupte: "Frau Buche..."

Erzählerin ...wir kürzen das "urgermanische" Ritual ein wenig ab. Es ist klar, dass man "Frau Buche" nicht einfach so einen Ast absägt, sondern sich bei ihr anschließend dafür entschuldigt. Außerdem sollte man beim Runenschnitzen in würdevoller Weise Strophen aus der germanischen Götterdichtung, der Edda, sprechen, das erhöht die Wirksamkeit der Runen - etwa als Orakel oder Amulett.
Im Hintergrund erklingt übrigens "Runenmusik".

Zitator 1 Das Ritzen der Runen führe man mit einem bronzenen oder knöchernen Messer aus. Es ist überliefert, dass ein eisernes Messer dazu nicht verwendet werden darf. Außerdem muss die gesamte Zeremonie natürlich im Freien stattfinden. Rune kommt von "Raunen". Man raune also die Bedeutung jeder Rune.

Erzählerin Der Autor dieser Anweisungen ist der Vorsitzende des Godenrates der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft e. V. Géza von Neményi. In seinem Buch "Heidnische Naturreligion. Altüberlieferte Glaubensvorstellungen, Riten und Bräuche" versichert er:

Zitator 1 Die Naturreligionen bleiben immer erhalten, da sie sich auf tatsächlich vorhandene Naturerscheinungen stützen, die jederzeit wiederentdeckt werden können.

Erzählerin ...und zwar, indem man sie der Natur irgendwie "ablauscht" oder indem man sich an frühere Inkarnationen etwa als naturnaher Germane erinnert.

(Musik: Psi. Nr. 1)

Zitator 1 Aufgabe dieser Menschen ist es, die Menschheit aufzurütteln und zur Rückkehr zu ihren Göttern zu bringen, damit die Naturzerstörung beendet wird.

Erzählerin Gesundung durch Rückkehr zum Ursprünglichen - das wiederholt sich in vielen neuheidnisch-neugermanischen Schriften:

Zitator 2 Rückkehr zur ursprünglichen Natur, Rückkehr zum ursprünglichen Götterglauben und zu germanischen Ritualen, Rückkehr durch Erinnerung an frühere Inkarnationen, Rückkehr zu alten Techniken des Runenschnitzens, Rückkehr zu den alten Wortbedeutungen...

Erzählerin ...und schließlich: Rückkehr zu den spirituellen Wurzeln des eigenen Volkes:

Zitator 1 Mit indischen Gurus und fernöstlicher Weisheit ist aber dem Europäer nicht geholfen, denn seine Religion muss über Jahrtausende geschaffen werden, sie ist keine Modesache. Jedes Volk dieser Erde hat oder hatte seine eigene Mythologie und Naturreligion.

Erzählerin Bezogen auf "uns" Europäer und "unser Volk" heißt das: Durch die Rückkehr zum Eigenen, Alten, Ursprünglichen gesunden Natur und Mensch.

Zitator 2 Kurzum: Naturreligiöse und neuheidnische Autoren pflegen Ursprungs- und Gesundungsdiskurse.

Erzählerin Es stellt sich die Frage, wer und was gehört zu "unserem" Ursprung und wer und was gehört nicht dazu? Die Antwort auf letzteres ist klar: Einwanderer und ihre Nachkommen, Ausländer, Flüchtlinge.

Zitator 2 Diese Eingrenzungs- und Ausgrenzungsdiskurse werden in naturreligiösen, neuheidnischen und auch neugermanischen Kreisen heute verhaltener geführt als vor 100 Jahren, als sie schon einmal sehr populär waren.

Erzählerin Angekoppelt werden die heutigen naturreligiös-völkischen Diskurse an populäre Themen der Ökologiebewegung und an die spirituellen Bedürfnisse der zahlreichen - und zahlenden - Esoterikgemeinde. Mehr als 100 Millionen Mark Jahresumsatz wird allein auf dem Esoterik-Buchmarkt gemacht; bei 20 Prozent Umsatzsteigerung pro Jahr.

(Musik: Daniele Heitz u.a.: Elfenmusik)

Zitator 2 Buch der Runen, Ruf der Runen, Runengeflüster, Keltisches Tarot, Elfenorakel, Magic Trips, Bekenntnis unserer Art, Hexenkraft, Runengeflüster...

Erzählerin Die Bücher sind meistens reich bebildert und leicht verständlich. Ein schönes Angebot an Esoterik-Utensilien findet man in den einschlägigen Katalogen - alles übrigens auch online bestellbar:

Zitator 2 ...Räucherwerk, zarte Feengewänder und düstere Merlin-Umhänge, Aphrodisiaka, den Thorshammer als Amulett oder Ohrring, desgleichen Triskelen. Aufkleber in Nordic-Design: Odin auf Sleipnir, Irmisul, Midgard-Schlangen; allerlei sonstige Germanen-Devotionalien, hakenkreuzähnlichen "Sonnenschmuck" ...

Erzählerin Astrologie, Tarot und Runenorakel gehören zu den beliebtesten Partythemen. Besonders gern glaubt man an Reinkarnation und an die Möglichkeit, Zukunft und Schicksal vorhersagen zu können.

Zitator 1 Grundfalsch wäre es, Runenkunde und Runenmagie aus dem magisch-esoterischen Weltbild zu verbannen, nur weil sich auch Verbrecher der Runenmagie bedient haben.

Erzählerin ...so der Autor eines Buches über Runen. Unabhängig von der Runenkunde ist diese Argumentation in der gesamten sogenannten "heidnischen" Esoterik zu finden: Die an sich gute, heidnische Sache sei von den Nazis missbraucht worden, das bemitleidenswerte deutsche Volk habe man damit verführt. Dass das naturreligiöse, esoterische Heidentum selbst potenziell undemokratisch und rassistisch sein könnte, wird ausgeblendet. Eine ergänzende Argumentationsvariante präsentiert der sich selbst als "linker" Heide verstehende Roland B.

O-Ton: Roland B., Heide

Die Nazis waren keine Germanen, keine Neo-Heiden, wie sie sich gern gesehen haben. Für mich waren sie mehr, wenn man sich den Aufbau der SS ansieht, mehr durchgeknallte Jesuiten als Heiden.

Erzählerin Naturreligiöse Neugermanen berufen sich auf ihr ureigenes Erleben:

O-Ton: Roland B., Heide

Wenn ich davon ausgehe, es gibt Energien, es gibt an bestimmten Plätzen, wo bestimmte Konstellationen sind, diese heiligen Heine, von denen ich gesprochen habe, Wald, Lichtungen, wo man das Gefühl hat, auch wenn man selber gar nichts damit zu tun hat, hey, hier brummt irgendwas, das ist eine schöne Gegend, und das ist toll, da zu sein. Und setz dich da mal eine Weile hin und halt mal den Mund und horch mal, was da kommt.

Erzählerin Die heidnischen Esoteriker organisieren sich auch. Da sich nicht alle Gläubigen auf gleichem spirituellen Niveau befinden, entstehen Hierarchien und unterschiedliche Einweihungsgrade. Weise Männer und Frauen haben höhere Weihen genossen und sind deshalb einfach naturnäher und heidnischer. Goden und Schamanen leiten Rituale in "Schwitzhütten" und initiieren Feuerläufe.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Zum einen ist es natürlich ein zugehöriges Gruppengefühl, was in völkischen Gruppen und auch in religiösen Gruppen natürlich hergestellt wird, im Einzelnen, wie sich das über Rituale herstellt, das kann sehr unterschiedlich sein in den Gruppen. Was verbindend ist, ist zumindest der Anspruch, naturnah zu sein auch, also sehr viele Gruppen veranstalten ihre Rituale in der freien Natur. Andere Gruppen machen das beispielsweise auf alten Burgen, wo man dann vermeintlich - und vermeintlich betone ich hier - alte germanische Kultplätze, Kraftplätze vermutet.

Erzählerin Stefanie von Schnurbein recherchierte lange Zeit in der neuheidnischen Szene, nahm an Workshops teil und wertete ihre "Feldforschung" wissenschaftlich aus. Heute ist sie Professorin für Skandinavistik an der Berliner Humboldt-Universität.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Man meint da etwas Eigenes, auch eine eigene magische Tradition entdeckt zu haben und das ist die Affinität, auch die besonders aufgeladene Affinität, die Germanen und Runen verbindet.

Zitator 2 Kaum zu glauben, dass wir unsere eigene Orakel-Tradition vergessen haben.

Erzählerin ...diese unschuldig-erstaunte Feststellung findet man in einem Buch mit dem zweideutigen Titel:

Zitator 2 Runen raunen rechten Rat.

Erzählerin Nicht nur Rechten und Rechtsradikalen raunen die Runen Rat - auch denen, die sich immer wieder von ihnen distanzieren.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Es ist grundsätzlich eine Mischung aus Leuten einerseits, die Gruppen, die sich ohnehin für Esoterik interessieren und dann auf germanisch-neuheidnische Gruppen stoßen. Es ist auch ein nicht unerheblicher Prozentsatz von häufig jüngeren, aber nicht nur jüngeren, Rechtsextremen, teilweise auch militanten Rechtsextremen, die neben ihrer politisch-militanten Betätigung ein weltanschaulich-kulturell-religiöses Umfeld suchen, was zu ihrer ohnehin politischen Einstellung passt und das mischt sich in den Gruppen häufig.

Erzählerin Stefanie von Schnurbein interessiert sich in ihren Büchern für die Verflechtungen zwischen den "ganz normalen" New Age-Esoterikern, dem Neuheidentum und dem Rechtsradikalismus.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Es gibt aber Gruppen - und das habe ich selber beobachtet und fand es sehr interessant - wo sich diese Szenen wirklich langsam annähern. Wo man zwar Vorbehalte hat gegeneinander, aber über eine dann doch esoterisch formulierte und gemeinsame Ideologie eher zueinander findet.

(Geräusch: Trommel)

Zitator 1 Durch Deutschland zieht immer wieder

der große Schädelverteiler.
Der hat allerhand Nasen in seiner Tasche und
verschiedenfarbige Haut
Damit trennt er den Freund vom Feind und den Bräutigam
von der Braut.

Denn er schreit aus auf dem Land und in der Stadt:

Es kommt an auf den Schädel, den ein Mensch hat.

Darum, wo der große Schädelverteiler war

Schaut man dem Menschen auf Haut, Nase und Haar...

Zitator 2 Jedes Mitglied muss ehrenwörtlich versichern "arischer Abstammung" zu sein, nur einen Ehepartner "arischer Abstammung" zu wählen und seine Kenntnisse "nur zum Wohle der arischen Rasse anzuwenden".

Erzählerin Das sind die Beitrittsbedingungen der Guido von List-Gesellschaft, die bis Ende der 60er Jahre existierte und die "ario-germanische Weltanschauung" wieder entstehen lassen wollte. Der Namensgeber dieser Gesellschaft, Guido von List, kreierte Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts die neuheidnisch-symbolische Runenlehre.

Zitator 2 Deutsch ist die Ursprache. Runen sind die Schriftzeichen dieser Ursprache. Heilszeichen-Runen sind die Keim- und Urworte der arischen Ursprache. Das wichtigste Symbol ist das Sonnenzeichen, das Hakenkreuz.

Erzählerin Bis heute berufen sich die meisten neugermanischen Runenesoteriker bedenkenlos auf Lists "geschaute" Ursprungsmythen. Er hatte auf deren Basis die Ariogermanen von anderen "Rassen" abgesetzt. Der junge Adolf Hitler soll eine Menge von List und seinen Anhängern gelernt haben. Rudolf Steiner begegnete ihren Theorien in der theosophischen Gesellschaft.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Es gibt neugermanisch-heidnische Gruppen, wo es relativ einfach ist zu sehen, dass sie entweder aus rechtsextremen Gründen kommen, bei dem Armanenorden beispielsweise, die Leitung des Armanenordens, die hatten vermutlich Kontakte zu rechtsradikalen Kulturorganisationen wie "Bund heimattreuer Jugend", vermutlich auch "Wiking-Jugend", diese Schlüsse kann man ziehen.

Erzählerin Wer war wann mit wem in einer neuheidnischen Gruppe, wer hat wann und in welcher Tagungsstätte einen Vortrag gehalten?

Zitator 2 Wer war wann in welcher rechtsradikalen Partei oder Organisation?

Zitator 1 Wer hat wo mit wem zusammen ein Haus gekauft, in dem sich NPD-Funktionäre mit germanophilen Neuheiden und Altnazis getroffen haben?

Zitator 2 Wer hat mit wem und wo ein Buch geschrieben oder einen Aufsatz veröffentlicht...

Erzählerin Das sind Fragen, denen in verschiedenen Publikationen mit detektivischem Scharfsinn nachgegangen wird. Oft ist das verwirrend, weil rechtsradikale Organisationen verboten werden, sich unter anderem Namen neu gründen, spalten, weil einzelne Mitglieder in verschiedenen politischen und esoterischen Gruppen mitmischen.

Zitator 2 Bücher, Broschüren, Berichte des Verfassungsschutzes, Internet-Seiten zu diesen organisatorischen Zusammenhängen werden ständig ergänzt und modifiziert.

Erzählerin Die Aufdeckung des Organisationsgeflechts schärft den Blick für die ausgebreiteten Ideologien und Inhalte, denn seit den 70er und 80er Jahren werden sie in New-Age-Zusammenhängen oft sehr vorsichtig präsentiert. Man spricht lieber von "seelischer und körperlicher Veranlagung" als von "Rasse". Auch distanziert man sich vom Nationalsozialismus und vom heutigen Rechtsextremismus.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Meine eigene persönliche Einschätzung, die ich auf Beobachtungen stütze, ist, dass das in den meisten Fällen, was die Gruppen als Ganzes und die Leitung der Gruppen betrifft, mehr oder weniger vorgeschoben ist, dass also dennoch, trotz aller dieser Abgrenzungsrhetorik engere Verbindungen teilweise historischer Art, teilweise aber auch ganz direkter Art zur Zeit noch bestehen zu anderen, deutlicher rassistischen Gruppen.

Erzählerin Doch die Esoterikszene ist vielschichtig. Es gibt einen politisch organisierten rechtsradikalen und faschistischen Rand. Und: Es gibt eine breite rechtsradikale Jugendkultur - die verständigt sich eher über Symbole und Musik:

(Musik: Landser: Walvater Wotan.)

O-Ton: Frauke Postel

Altgermanische Symbole werden von der rechtsextremen Szene ganz gezielt als Erkennungszeichen eingesetzt für rechtsextreme Programmatik - und das sind Symbole, die nicht ohne weiteres erkennbar sind für Nicht-Insider und vermitteln Orientierung und Programmatik und Identität. Die Symbole, die da verwendet werden, sind zum Beispiel der Thorshammer, unauffällig. Der Thorshammer bedeutet das Programm der Gebietsausdehnung: Ein Volk braucht Raum, der germanische Gott Thor schmiss den Hammer und hatte damit Raum erobert. Außerdem wird dieses Symbol als Ersatzsymbol für das Hakenkreuz verwendet.

Erzählerin Frauke Postel gehört zum "Mobilen Beratungsteam" "Tolerantes Brandenburg". Mit ihren Kolleginnen und Kollegen informiert sie über Rechtsradikalismus, veranstaltet Fortbildungen für Lehrer, geht an die Schulen und weiß, was sich in der rechtsradikalen Jugendkultur abspielt. Das Neuheidentum und die germanischen Mythologien interessieren auch junge Leute, die sich nicht den Schädel rasieren, vermeintliche Ausländer jagen, sich nicht unbedingt als Rechtsradikale verstehen.

(Musik: Landser: Walvater Wotan.)

O-Ton: Frauke Postel

Es gibt eine Ausrichtung innerhalb der rechtsextremen Szene, die auch unter den Jugendlichen sehr attraktiv ist, und das ist eine neuheidnisch-orientierte Fraktion, die ja gegen das aus ihrer Sicht jüdisch geprägte Christentum mit altheidnischen Gottheiten antreten will und sich bezieht auf die alte germanische und keltische Mythologie. Odin statt Jesus ist da eine häufig benutzte Parole.

(Musik: Landser: Walvater Wotan.)

Erzählerin Die meisten Musiktitel der Neonazi-Gruppe "Landser" stehen auf dem Index, sind also verboten. Die Gruppe selbst wurde juristisch als kriminelle Vereinigung definiert. Ihre Mitglieder wurden festgenommen. Trotzdem sind die Lieder vor allem unter den Jugendlichen in den neuen Bundesländern sehr bekannt. Die dumpf gegrölten Texte sind eindeutig antisemitisch. Beispiel:

Zitator 2 Wir wollen Euern Jesus nicht, das alte Judenschwein. Denn zu Kreuze kriechen, kann nichts für Arier sein. Wir wollen eure Pfaffen nicht, und eueren Schweinepapst aus Polen.

O-Ton: Frauke Postel

Die christliche Kirche wird als artfremde Religionsschule angesehen und die neoheidnische Mythologie als arteigen.

(Musik: Landser: Walvater Wotan.)

Erzählerin Der Neonazi Kai Diesner, der zur Gruppe "Weißer Arischer Widerstand" gehörte, schoss einen linken Buchhändler zum Krüppel und ermordete einen Polizisten. Während der Gerichtsverhandlung gab er zu Protokoll, Odin hätte ihn beauftragt. Auch andere, derzeit zu langen Haftstrafen verurteilte Rechtsradikale glauben, sie würden post mortem in Walhall für ihre Taten belohnt. Die Mischung aus Rechtsradikalismus und neuheidnischer Germanentümelei ist weder ungefährlich noch eine Marginalie. Über Liedtexte werden Ursprungsmythen gepflegt, Abgrenzungs- und Gesundungsdiskurse verbreitet, mit Symbolen werden "Räume" besetzt.

O-Ton: Frauke Postel

Diese Symbole schaffen so etwas wie einen Wiedererkennungswert, sie haben hohen Identitätswert und schaffen so etwas wie ein Zugehörigkeitsgefühl und auch Gefühle, an einer Bewegung teilzunehmen und natürlich so etwas wie ein Selbstbewusstsein, vielleicht ein bisschen abenteuerlich. Das zieht Jugendliche sehr stark an und hat in krassen Momenten eine ganz starke Handlungsaufforderung und kann so etwas wie Gewaltbereitschaft durchaus fördern.

Zitator 1 Germanenschwert, Germanenfaust

Auf unserer Feinde Schädel saust.

Erzählerin Das dichtete Winfried Prim, ein derzeit im Gefängnis stillgelegter rechtsradikaler Neuheide. Ein anderes Stück heidnischer Lyrik:

Zitator 1 Ich bete nicht in düstren Kirchenhallen

Zum Judengott vom Sinai

Ich bettle nicht um Jahwes Wohlgefallen,

Beug nicht vor seinem Sohn die Knie.

Erzählerin Dieses Gedicht gegen das "Judäo-Christentum" verbindet verschiedene in der naturreligiösen, neuheidnischen und auch sonstigen Esoterik-Szene bekannte Aspekte und Assoziationen:

Zitator 1 Lichte Natur statt düstre Kirchenhallen - und: Aufrechte, starke, schuldlose Germanen statt kniender, erbschuldbeladener Christen.

Erzählerin Das Christentum als "jüdische" Religion wird in naturreligiösen und neuheidnischen Texten zum Sündenbock für alle Übel der Welt. Das "Judäo-Christentum" sei Ursache für:

Zitator 2 ...die Überbetonung der Vernunft, für die Körper- und Sexualfeindlichkeit, für den Dualismus von Körper und Geist, für die Unterdrückung ursprünglicher Kulturen in aller Welt, für die Unterdrückung der Frauen...

Erzählerin ...und vor allem: Für die Ausbeutung der Natur. "Macht euch die Erde untertan" hieße es schließlich in der Bibel. Damit wird nahegelegt: Das Judentum und sein christlicher Ableger seien für die Umweltzerstörung verantwortlich. Auch so funktioniert Antisemitismus nach Auschwitz! Ähnliche Argumentationen finden sich - allerdings erheblich zurückhaltender - in so mancher Publikation zur ökologischen Wende und zu ökologischen Gesellschaftsentwürfen, vor allem aber in New-Age-Publikationen - hier stellvertretend Fritjof Capra in seinem Buch "Wendezeit":

Zitator 2 Die Anschauung, dass der Mann die Natur und die Frau beherrschen solle, und der Glaube an die überlegene Kraft der Vernunft, wurden gestützt und ermutigt von der jüdisch-christlichen Tradition.

Erzählerin Dieser - vorsichtig gesagt - "kritische" Bezug zu dem ins Christentum verlängerte Judentum ist eine weitere Verbindung zwischen der New-Age-Literatur, New-Age-Esoterik, dem naturreligiösen Heidentum, dem rassistischen Rechtsextremismus und der rechten Jugendkultur. Das Christentum - oft gekennzeichnet als "artfremde" Religion - macht man verantwortlich für die Naturentfremdung und Naturzerstörung, für die Austreibung ganzheitlich-naturreligiösen Denkens.

(Geräusch: Trommel)

Zitator 1 Darum, wo der große Schädelverteiler war

Schaut man dem Menschen auf Haut, Nase und Haar

Und jeder wird geschlagen krumm und lahm

Der den falschen Schädel von ihm bekam.

Erzählerin Nein, die mit dem falschen Schädel werden bei uns heute nicht krumm-, lahm- oder totgeschlagen - jedenfalls nicht allzu oft - und wenn, dann schaut man lieber weg. Und die Schädelverteiler sind auch nicht so deutlich zu erkennen, wie die in Bertolt Brechts "Gräuelmärchen" von den "Rundköpfen und Spitzköpfen". Oft wissen es die Schädelverteiler selbst nicht, dass sie "Schädel verteilen" - oder sie behaupten, es nicht zu wissen.

(Musik: Wagner: Einzug der Götter in Walhall.)

O-Ton: Roland B., Heide

Wenn man davon ausgeht, dass die Menschen, die hier früher gewohnt haben, sich einfach als einen Teil dieser Natur betrachtet haben, die Kulte wurden in den heiligen Heinen gehalten von den Menschen. Sie haben mit ihren Göttern kommuniziert in den Wäldern. Es war alles beseelt und die Götter waren auch keine abstrakten Wesen, die auf irgendwelchen Wolken herumgeschwebt sind, sie waren anwesend.

Erzählerin Stellt sich nur die Frage: Woher beziehen die Neuheiden ihre Erkenntnisse. Es gibt keine genuin heidnisch-germanischen Quellen für Mitteleuropa. Die Bewohner dieser Regionen hinterließen keine ausführlichen schriftlichen Aufzeichnungen, die "authentisch" Auskunft über ihre Gesellschaft und Kultur geben könnten. In dieser Verlegenheit bezieht man sich auf die Schriften des Römers Tacitus:

(Musik: Wagner: Einzug der Götter in Walhall.)

Zitator 1 Die Germanen glaubten, dass es der Hoheit des Himmlischen nicht angemessen ist, Götter in Wände einzuschließen oder irgendwie der menschlichen Gestalt nachzubilden. Sie weihten ihnen Lichtungen und Haine.

Erzählerin Bereits für die völkischen Germanophilen des 18., 19. und frühen 20. Jahrhunderts hatte Tacitus eine eminente Bedeutung. Auch heute noch, in den Publikationen und auf den Homepages neuheidnischer Gruppen, versteht man Tacitus' "Germania" als authentische Beschreibung des Lebens "unserer Ahnen".

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Es sind von Anfang an Konstruktionen, bei Tacitus schon. Tacitus schreibt als Römer, hat vermutlich nie einen Germanen zu Gesicht bekommen. Dass das ein authentisches Zeugnis germanischen Lebens, germanischer Religion, was auch immer zu werten, ist ziemlich abwegig. Da man aber keine anderen Quelle hat über diese frühe Zeit, nimmt man es halt.

(Musik: Wagner: Einzug der Götter in Walhall.)

Zitator 1 Gehör heisch ich

Heilger Sippen,

hoher und niedrer

Heimdallssöhne:

Du willst, Walvater,

dass ich wohl künde,

was alter Mären

der Menschen ich weiß.

Erzählerin Mit der Edda - oder besser den Edden, es handelt sich um mehrere Texte - wird am "arteigenen" Ursprung und am Germanenmythos weitergebastelt. Sie stammen nicht aus dem mitteleuropäischen Germanien, sondern aus Skandinavien; sie sind nicht von den germanischen Heiden aufgezeichnet, sondern von Christen, zwei- bis dreihundert Jahre nach der Christianisierung und damit von christlichen Zuschreibungen und Interpretationen beeinflusst - also ebenso wenig "authentische" Quellen wie die "Germania" von Tacitus, doch echte neuheidnische Germanen stört das nicht weiter.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Im Einzelnen auseinander zu dröseln, was da vielleicht original heidnisch dran sein könnte und was christlich ist oder, was das Bild ist, was man im 13. und 12. Jahrhundert als Christ vom Heidentum hat, ist ungeheuer schwierig und ich denke, auch relativ fruchtlos.

Erzählerin Heutige naturreligiöse Heiden haben damit keine Probleme, die völkischen Rassentheoretiker vergangener und heutiger Zeit auch nicht.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Das sind Konstruktionen, die dann von Völkisch-Religiösen der Jahrhundertwende weitergetragen werden und bis heute dann in solchen neuheidnischen Gruppen geglaubt werden.

(Musik: Wagner: Walküre.)

Zitator 1 Das deutsche Volk als Kern des Menschengeschlechts ist vom Weltgeist erwählt...

Erzählerin Schiller.

Zitator 1 Im Schoß des deutschen Volkes ist das Urbild der Menschheit reiner als in irgendwelchen anderen aufbewahrt...

Erzählerin Kleist.

Zitator 1 Die reine Innigkeit der germanischen Nation war der eigentliche Boden für die Befreiung des Geistes...

Erzählerin Hegel.
Die deutschen Dichter und Denker rüsteten im 19. Jahrhundert ideologisch auf - mit weitreichenden Folgewirkungen: Das deutsche Volk sei anderen Völkern überlegen aufgrund ihres überlegenen Geistes, aufgrund geschichtlicher Vorsehung und vor allem, weil es besonders ursprünglich und unvermischt sei. Die deutschen Romantiker waren besonders aktiv im Aufspüren völkischer Ursprünge. Friedrich Schlegel verband diese Fiktionen mit einem Verständnis von Nation als - heute würde man sagen: ethnisch homogene Einheit - als organischen Zusammenhang, als Körper...

Zitator 2 ...als eine große allumfassende Familie, wo mehrere Familien und Stämme auf Grund der Sitten und Gebräuche, der Sprache, des allgemeinen Interesses zu einem gemeinschaftlichen Ganzen verbunden sind.

Erzählerin Es gibt weder Interessenkonflikte noch Klassengegensätze, es gibt nur noch Deutsche. An dieses undemokratische Staatsverständnis konnten die Nazis später anknüpfen. Nation und Staat werden nicht gesellschaftlich gedacht, sondern biologistisch als Organismus, - völkisch, als "Volkskörper", dem sich die einzelnen Glieder ein- und vor allem unterzuordnen haben. Diesem "Volkskörper" ordnen einige Romantiker auch gleich eine Natur zu - man denkt also nicht nur im New Age und bei heutigen naturreligiösen Heiden "ganzheitlich":

Zitator 1 Dem deutschen Volk der deutsche Wald.

Erzählerin Integrierend wirkt bei Schlegel von außen eine Art "monarchistischer Stammvater" - und von innen:

Zitator 2 ...die Einheit des Blutes, der Anlage, des Naturells, des Geistes...

Erzählerin Das Programm, das sich aus diesem Denken im Laufe des 19. Jahrhunderts zu entwickeln beginnt, heißt: Völkisch-nationale Einheit durch Reinheit des Blutes; Schaffung von nationaler Identität durch Abgrenzung - durch Abgrenzung von den minderwertigeren Nachbar-"Völkern", vor allem aber durch Abgrenzung von den Juden.

(Musik: Wagner: Feuerzauber.)

Erzählerin Der religiöse Alleinvertretungsanspruch der beiden christlichen Großkirchen war bereits mit der philosophischen Religionskritik bestritten. Pantheistische Vorstellungen einer beseelten und göttlichen Natur existierten, germanische Ursprungsfiktionen und die Volkskörperideologie waren populär. Zur völkischen Naturreligiosität, die schließlich die Nationalsozialisten integrierten, fehlte noch ein Aspekt.

(Geräusch: Trommel)

Zitator 1 Durch Deutschland zieht immer wieder

der große Schädelverteiler.

Erzählerin Zu einem der bedeutendsten Schädelverteiler des 19. Jahrhunderts wurde der französische Historiker und Diplomat Arthur de Gobineau mit seinem Buch:
Zitator 2 Abhandlung über die Ungleichheit der menschlichen Rassen.
Erzählerin Gobineau konstruiert die Menschheitsgeschichte als Krieg zwischen den Rassen.
Zitator 2 Kampf ums Dasein, das Überleben des Tüchtigsten, die Auslese der Schwächeren...
Erzählerin Die Leitsätze der Evolutionstheorie von Darwin ließen sich später reibungslos mit den Spekulationen Gobineaus verbinden.

Zitator 1 Die Geschichte ist eine Geschichte von Rassenkämpfen.
Erzählerin Die damit verbundene Ablenkung von Kämpfen zwischen ökonomischen Interessengruppen dieser Zeit - von "Klassenkämpfen" - verwischen die unterschiedlichen Interessen und entpolitisieren sie zu quasi-natürlichen "Rassenkämpfen". Gesellschaftliche Probleme geraten aus dem Blick oder werden zu biologischen Notwendigkeiten erklärt.

Zitator 2 Die Biologisierung des Sozialen ist ein wesentliches Element rassistisch-völkischer und neuheidnischer Diskurse - seit 150 Jahren!

Erzählerin Darwin selbst gab dem Rassismus mit der Behauptung, es gäbe "höhere" und "niedere" Rassen, eine naturwissenschaftliche Weihe. In der Geschichte setzten sich die "höheren" Rassen auf Kosten der "niederen" durch - Menschheitsgeschichte wird zur Naturgeschichte umdefiniert und damit biologisiert.

Zitator 1 Das Leben ist eine Notwehr; das eigene Blut will sich durchsetzen gegen das fremde; so will und wird auch das arische Blut sich durchsetzen gegen jedes andere.

Erzählerin Das schreibt Julius Langbehn in seinem Buch "Rembrand als Erzieher" - ein Buch, das viele Auflagen erlebte und viele jugendbewegte Wandervögel der Jahrhundertwende inspirierte.

Aus dem eignen "durchsetzungswilligen" Blut sind mittlerweile die "egoistischen" Gene geworden, aus den biologisierenden Historikern des 19. Jahrhunderts die historisierenden Biologen des 20.

(Musik: Psi Nr. 3)

Erzählerin Und dann gab es um die Jahrhundertwende noch einen "Rassedenker", der sich bis heute großer Sympathien erfreut. Er "spiritualisierte" die biologisch-evolutionstheoretische Rassentheorie: Rudolf Steiner. Er entwickelte in Anlehnung an die theosophische Wurzelrassenlehre seinen eigenen anthroposophischen Rassismus.

O-Ton: Dr. Helmut Zander, HU-Berlin

Ich bin auf der einen Seite in der Tat der Meinung, dass sie nicht das Zentrum der Anthroposophie ist, aber sie ist auf der anderen Seite ein Teil, den Steiner immer für konstitutiv erachtet hat.

Erzählerin Das Zentrum von Steiners Lehre, der Anthroposophie, ist der Antimaterialismus, die Konzentration auf die geistige Welt, so der Kulturhistoriker Dr. Helmut Zander. "Rassen" erscheinen bei Steiner als übersinnliche Wesenszusammenhänge von Völkern.

O-Ton: Dr. Helmut Zander, HU-Berlin

Er hat mehrfach in seiner Laufbahn seine Rassentheorie expliziert, immer wieder in neuen Varianten, aber sie ist ein Element seines Denkens, das er von seinen frühesten Anfängen als Theosoph, 1904, bis zu den Vorträgen kurz vor seinem Tod in den zwanziger Jahren immer wieder thematisiert hat.

Erzählerin In diesen geistigen Welten beginnen auch die Seelen ihre Laufbahn zunächst im immateriellen Saturnzustand - das "schaute" Steiner -, dann materialisieren sie sich sukzessive, bis sie sich dann auf der Erde in sieben Wurzelrassen verkörpern, die sich ihrerseits in sieben Unterrassen aufteilen.

Zitator 1 ...die uralt indische, persische, ägyptisch-chaldäische...

Erzählerin Manchmal scheint Steiner allerdings mit seinen munter zusammengeschauten planetarischen und außerplanetarischen Seelenzuständen und Rassen selbst ein wenig durcheinander zu kommen, beklagen verwirrte Rezipienten. Das kann vorkommen. Steiner hat schließlich Tausende von Seiten geschrieben, Hunderte von Vorträgen gehalten. Wichtig ist das Nebeneinander verschiedener Rassen:

Zitator 1 (Es) ... leben immer Bevölkerungen auf der Erde, die verschiedene Stufen der Entwicklung zeigen.

Erzählerin Noch wichtiger ist:

Zitator 1 Die weiße Rasse ist die zukünftige, ist die am Geiste schaffende Rasse.

Erzählerin Es gibt also aufsteigende Rassen - und Rassen, die zum Aussterben verurteilt sind, weil sie zu wenig geistig sind.

Zitator 1 Der Neger hat also ein starkes Triebleben. Und weil er eigentlich das Sonnige, Licht und Wärme, da an der Oberfläche in seiner Haut hat, geht sein ganzer Stoffwechsel so vor sich, wie wenn er in seinem Innern von der Sonne selber gekocht würde. Daher kommt sein Triebleben. Im Neger wird da drinnen fortwährend richtig gekocht, und dasjenige, was dieses Feuer schürt, das ist das Hinterhirn.

O-Ton: Dr. Helmut Zander, HU-Berlin

Die "Neger", so Steiner, gehören für ihn zu einer Rasse, die den Höhepunkt ihrer Entwicklung hinter sich hat. Deshalb nennt er sie eine degenerierte und das ist seine Konsequenz seines evolutionstheoretischen Denkens.

Zitator 1 Rothäute, Eskimos, Papuas, Australier, Polynesier usw. sterben alle aus. Die Flutwelle der inkarnierten Egos ist über sie hinausgerollt, um in entwickelteren und weniger greisenhaften Stämmen Erfahrungen zu ernten; und ihr Verlöschen ist daher eine karmische Notwendigkeit.

Erzählerin Die eigentliche Ursache des "Auslöschens" sind also nicht Kolonialismus und Genozide.

Zitator 1 Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung innerhalb des modernen Völkerlebens, und dass es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte.

O-Ton: Dr. Helmut Zander, HU-Berlin

Der latente Antijudaismus ist bei ihm hin und wieder zu greifen und wird dann in seiner theosophischen Zeit ganz manifest, ohne dass er zu einem militanten Antisemiten geworden wäre.

Erzählerin An der Zurichtung des Denkens im Sinne des Rassismus und Antisemitismus sind Steiner und seine Apologeten nicht unbeteiligt. Auch "geistige" Lehren haben durchaus materielle Konsequenzen. Doch Steiner findet für die zum Untergang Bestimmten auch tröstende Worte:

Zitator 1 Die Rasse kann zurückbleiben, eine Völkergemeinschaft kann zurückbleiben, die Seelen aber schreiten über die einzelnen Rassen hinaus.

Erzählerin ...sie werden wiedergeboren, haben ihr Karma, ihre Bestimmung zu erfüllen. Was derartige Lehren an Rechtfertigungspotenzial enthalten, ist leicht vorstellbar. Vielleicht tun sich Anthroposophen auch deshalb schwer, sich von Steiners Entwicklungs- und Rassenlehre zu verabschieden. Auch seine Volksgeistlehren sind politisch relevant:

O-Ton: Dr. Helmut Zander, HU-Berlin

Er sieht in der übersinnlichen Welt die Seele eines Volkes als sogenannte Kollektivseele und für die Entwicklung eines Volkes sind dann Erzengel, Engel, Geistwesen zuständig. Für mich ist das neben der esoterischen Seite eine Folge des Drucks, Nationalstaaten als homogene Gebilde zu verstehen.

Zitator 1 Wir wissen als Anthroposophen: Im deutschen Geiste ruht Europas Ich. Das ist eine objektive Tatsache.

Erzählerin Die Anthroposophie ist die Lehre aus dem Umfeld der völkischen Bewegungen der Jahrhundertwende, die heute noch die größte Bedeutung in Deutschland hat: Knapp 70.000 Kinder und Jugendliche werden an anthroposophischen Waldorfschulen unterrichtet. Hier wird großer Wert auf Ganzheitlichkeit gelegt: Vor allzu großer intellektueller Bildung warnte Steiner anthroposophische Lehrer. Der deutsche Geist befindet sich eher in einem "Rundkopf":

(Geräusch: Trommel)

Zitator 1 Rund ist der einen Kopf und spitz der anderen

Und jedem Kopf entspricht ein andrer Geist:

Dem platten platte Ehrlichkeit und Treue

Dem spitzen ein spitzfindig Wesen, auch

List und Berechnung, Neigung zu Betrug.

Der eine Stamm, der mit dem runden Kopf

ist mit der Scholl' von Anbeginn verwachsen

Und guten Bluts.

(Geräusch: Trommel)

Zitator 2 Die völkische Bewegung ist kein originäres Produkt des Ersten Weltkrieges oder der Weimarer Epoche.

Erzählerin Auf dem Hintergrund neuheidnischer und naturreligiöser Bewegungen und des anschwellenden Rassismus und Rechtsradikalismus gibt es eine Reihe neuer Publikationen zu den geistesgeschichtlichen Wurzeln dieser Ideologien. Justus H. Ulbricht ist Mitherausgeber des Buches "Völkische Religionen und Krisen der Moderne":

O-Ton: Justus H. Ulbricht

Orientierungs- und Sinnkrisen unseres hochentfalteten Industriesystems, das fängt spätestens um die Jahrhundertwende - zumindest für Deutschland kann man das sagen - an. Dass sozusagen die gewonnene Autonomie und Freiheit, der Wegfall alter Traditionen, die demographischen Veränderungen in der Gesellschaft, die Entwicklung vollkommen neuer Lebensräume, die Tatsache, dass es neue Gesellschaftsschichten gibt, die aufsteigen, die Frauen, die sich emanzipieren, die Jugendlichen, die es plötzlich gibt - all diese Veränderungen waren die Möglichkeit der Gewinnung von Autonomie und Freiheit, die Chancen von Entwicklung und Individualität und Selbstentfaltung, aber gehen einher - und das wird damals schon reflektiert - mit einer massiven Vereinzelung, Vereinsamung, Desorientierung...

Erzählerin Man glaubte, in einer Zeit des Zerfalls zu leben. Die Ursachen des vermeintlichen Niedergangs suchte man nicht in Wirtschaft und Gesellschaft, sondern im "Niedergang" der germanischen Rasse.

Zitator 2 Der Akt der Wiedergeburt wird wesentlich darin zu bestehen haben, dass sich die besseren Deutschen von den schlechteren scheiden.

Erzählerin ...Julius Langbehn spricht zunächst von der "geistigen" Wiedergeburt, doch die zeigt sich dann doch recht handfest:

Zitator 2 Die unedle Mehrheit soll von der "edleren Minderheit" erzogen werden; sie soll von ihr beherrscht werden...

Erzählerin Guido von List, dessen Einfluss bis ins heutige Heidentum hinein wirksam geblieben ist, ergänzt:

Zitator 1 ...die Ario-germanische Armanenschaft wird künftigen Menschheitsaltern als Heilsberaterin den Weg zum Sonnenheil weisen.

Erzählerin Ähnliche Gesundungsdiskurse mit ähnlichen Metaphern wiederholen sich im Nationalsozialismus und Neuheidentum. Bereits im Wilhelminismus entwickelte sich dieses Denken im Rahmen einer breiten Bewegung:

O-Ton: Justus H. Ulbricht

Für viele war faszinierend am germanischen Neuheidentum oder an der Fiktion des Germanentum in heidnischen Kontexten, dass das Kämpfergesellschaften waren, in denen sozusagen ganz eindeutig soziale Positionen festgelegt waren, die auch als nicht veränderbar waren. Das war nämlich ein Hauptmovens sozusagen, ein Hauptmotiv dieser modernen Gesellschaft zu entkommen.

Erzählerin Es bestand "Gegenweltbedarf". Die Rückkehr zu den wilden, naturnahen, zu den echten und wahren heidnischen Germanen, Wikingern und was man sich sonst noch zurechtkonstruierte, war eine solche Gegenwelt. Man las die Edda, germanische Heldensagen - auch Friedrich Nietzsche - und Wagner komponierte die Musik dazu.

(Musik: Wagner: Feuerzauber "Die Walküre“)

O-Ton: Justus H. Ulbricht

Ein programmatischer Irrationalismus auch, eine Abkehr der Aufklärungsfunktion der Wissenschaft, die man als Steinbruch zwar verwendet für das eigene System, aber deren Gestus des kritischen Nachfragens man eskamotiert, austreibt, verhindern möchte - und das heißt umgekehrt: Wiederverzauberung der Welt, Rückkehr zu Sagen und Mythen, zu vorwissenschaftlichen Weltbildern - ja, das ist eben auch Neuheidentum, dass man die Mythen ins Zentrum der Weltbetrachtung stellt und nicht die Wissenschaft.

Erzählerin Die Wissenschaft entzaubert die Welt. Die Germanen, Feen, Elfen, Engel, Geister und die Bewohner fremder Planeten verzaubern sie wieder - im Wilhelminismus ebenso wie heute. Einen hohen Wiederverzauberungswert gewinnt alles Okkulte und Geheimnisvolle. Doch die Wiederverzauberer zaubern auch mit politischen Inhalten.

Zitator 1 Religion ist im Grunde genommen Ahnenkult und Rassenkult.

Erzählerin Das schreibt Lanz von Liebenfels, der den neugermanisch-religiösen Neutemplerorden gründete, die doppelte Sigrune, das spätere SS-Symbol, populär machte, und dessen Zeitschriften enorme Auflagen erzielten. Adolf Hitler lernte Lanz kennen und las, so deuten Historiker Passagen in Hitlers "Mein Kampf", seine antisemitischen Publikationen, etwa seine Zeitschrift "Ostara". Hier wurde ein germanischer Mythos gepflegt: Thule.

Zitator 2 Die Thule-Mythologie, auf die sich die heutige Neue Rechte und auch die übrige New-Age-Esoterik stützen, beruft sich auf eine sagenumwobene "arische" Kultur, die in Nordeuropa oder im untergegangenen Atlantis existiert haben soll.

Erzählerin 1919, während der Münchener Räterepublik, wurde die reaktionäre "Thule-Gesellschaft" gegründet. Ein Mitglied gab eine Zeitung heraus, die später zum NSDAP-Blatt "Völkischer Beobachter" mutierte. Mitglieder der Thule-Gesellschaft gründeten 1919 auch die Deutsche Arbeiterpartei, aus der die NSDAP hervorging.

Zitator 2 Hitler verkehrte in der Thule-Gesellschaft. Er hatte den Status eines Anwärters auf die Mitgliedschaft. Einige Mitglieder der Thule-Gesellschaft nahmen im Nationalsozialismus wichtige Positionen ein: Der SA-Führer Röhm, der NS-Chefideologe Rosenberg, der Hitler-Stellvertreter Heß...

Erzählerin ...vor allem letzterer ist zu einer Symbolfigur des heutigen Rechtsextremismus und der heutigen neuheidnisch-naturreligiösen rechten Esoterikszene geworden. Während der Weimarer Republik erstarkten diese völkisch-esoterischen Gesellschaften, die Geheimlogen und Verbindungen. Historiker tun sich noch immer schwer bei der Frage, wer mit wem auf welche Weise in Verbindung stand. Es gibt auch unterschiedliche Einschätzungen, welche Bedeutung diese Bewegungen und ihre Ideologien für den Nationalsozialismus hatten - hier die des Historikers Justus H. Ulbricht:

O-Ton: Justus H. Ulbricht

Zum einen geht es um die ständige Ausschaltung weltanschaulicher Konkurrenten. Mit dem Anspruch, die alleinige Weltanschauung des Dritten Reiches als Partei zu vertreten und vertreten zu müssen, werden konkurrierende Deutungsmuster auch im rechten Feld des politischen Spektrums ausgeschaltet, zumal man sich auch seiner eigenen völkischen Ursuppe nicht mehr vergewissern möchte. Hitler hat ja immer versucht, sich von diesen völkischen Johannessen, wie er sagte, zu emanzipieren, das steht schon in "Mein Kampf" und anderen Texten der zwanziger Jahre. Das wird dann Politik: Die Abgrenzung von dem, aus dem man eigentlich stammt.

Erzählerin Die Ariosophen, die Theosophen, die Anthroposophen, diverse Germanenorden und Kultvereine wurden verboten oder in ihrer Tätigkeit eingeschränkt. Justus H. Ulbricht weiter:

O-Ton: Justus H. Ulbricht

Umgekehrt ist es so, dass man Elemente dieses weltanschaulichen Breies aus ganz verschiedenen Elementen aufnimmt in bestimmten Bereichen des NS. Die NS ist ja nicht eine monolithische, wie wir heute wissen, sondern eine polykratische Gesellschaft und auch eine polykratische Ideologie. Das heißt einzelne Personen, einzelne Gruppen, einzelne Interessen, Fraktionen innerhalb der Partei, in den Gliederungen der Partei nehmen durchaus Elemente auf, und nicht nur geistige Elemente, sondern die Personen auf, die für solche Entwicklungen stehen. In der SS wird vieles an neuheidnischen Ideen und Impulsen der Vorgängerjahrzehnte wirklich zur Ideologie dieses Ordens gemacht, und Heinrich Himmler, der ja immer so ein katholisierender Heide war im Grunde, ist da die entscheidende Figur, die das vorantreibt. Das Amt Rosenberg wäre ein anderer Bereich. Von Rosenberg werden Volkskundler angestellt, die systematisch während des ganzen Dritten Reiches versuchen ein Brauchtum zu entwickeln, was irgendwann auch so weit getrieben wird, dass das Christentum überflüssig werden würde.

Erzählerin Himmler errichtete für die SS-Elite Kultstätten. In der Nähe einer angeblichen germanischen Kultstätte, den Externsteinen, ließ er von KZ-Häftlingen die Wewelsburg als spirituelles Zentrum der SS ausbauen. Bücher über Runenkunde, den Gralsmythos, über Thule und Atlantis wurden hier gesammelt. Das Symbol der schwarzen Sonne auf dem Boden einer Art Krypta bewundern noch heutige Heiden. Lichtdome und Sonnenwendfeiern wurden als heidnisch-germanische Rituale inszeniert, bei der die altbekannte deutschgermanentümelnde Lyrik zum Einsatz kam:

Zitator 1 In das Dunkel der Welt trugen die Arier das Licht.

Vom Norden her kam der große Glanz...

Ewiger und älter als Rom, ewiger und älter ist Deutschland...

Erzählerin Es werden die in den völkischen Bewegungen üblichen Ursprungs-, Abgrenzungs- und Reinheitsmythen gepflegt, antichristliche Affekte kommen zum Tragen, die Volkskörperideologie der Romantiker und selbstverständlich der Rassismus und Antisemitismus der Jahrhundertwende.

Zitator 1 Der eine Stamm, der mit dem runden Kopf

ist mit der Scholl' von Anbeginn verwachsen

Und guten Bluts.

Der andere, am spitzen Kopf erkennbar,

Ist fremdes Element, hat sich ins Land gedrängt.

(Geräusch: Trommel)

O-Ton: Justus H. Ulbricht

Die völkischen Gruppen treffen sich unter der Hand weiter auch im Dritten Reich, in Freundeskreisen und versuchen zusammenzubleiben, aber können das öffentlich nicht tun, sind dann, nach 45, allesamt Widerstandskämpfer automatisch geworden, weil sie unterdrückt waren im Dritten Reich. Das ist also die Gründungslüge der neuheidnischen Bewegungen der Bundesrepublik, in deren Feld dann eben eine Mischung aus beamteten Nazis, Brauchtumspflegern, und versuchen dann, das Neuheidentum weiter zu tragen als europäische Religion, wie es dann heißt.

Erzählerin Seit den 80er Jahren verkünden die Theoretiker der Neuen Rechten dieses "europäische Heidentum". Sie fordern:

Zitator 2 Anerkennung der herausragenden Stellung des europäischen Geistes, die dieser seit den Zeiten unserer heidnischen Vorfahren bis zu den heutigen Tagen besitzt.

Erzählerin Einer ihrer führenden Vertreter Alain de Benoist schrieb ein Buch mit dem programmatischen Titel:

Zitator 2 Heide sein zu einem neuen Anfang.

Erzählerin Verkündet wird - ausgehend von der kulturellen Dominanz der Weißen und Europäer - ein "Ethnopluralismus": Jeder Ethnie ihren biologischen Lebensbereich.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Neuheidentum selbst versteht sich von vornherein also als naturverbundene Religion und schließt sich damit an die ökologische Bewegung an. In den neugermanisch-heidnischen Gruppen kommt noch hinzu, dass die Natur als eigene Natur verstanden wird. Es geht bis hin zu solchen Konstruktionen, dass dann die eigene "Rasse", der eigene Stamm oder was auch immer, also die eigene Gruppe, als eine Art Biotop verstanden wird, was geschützt und erhalten werden muss.

Erzählerin Jeder "Rasse" werden bestimmte "rassenbedingte" Lebensweisen - Kulturen - zugeordnet, die in einem "Staats-Biotop" organisiert sind. Das sind Rassenkonstruktionen im ökologischen Mäntelchen. Fortgesetzt wird dieses Denken mit dem Verweis darauf, dass Überbevölkerung eine Störung des ökologischen Gleichgewichts bewirkt und Hungerkatastrophen ganz natürliche Regulierungserscheinungen sind. Diese Argumentationen findet man nicht nur bei Neuen Rechten und Neonazis, sondern auch im Umfeld der Ökologiebewegung.

Zitator 2 Basis dieses Denkens ist wieder einmal die Biologisierung des Gesellschaftlichen und Sozialen - ein wichtiges Scharnier zwischen rechtsradikalem und ökologischem Denken!

Erzählerin Eine andere biologistische Denkfigur im modernen ökologischen Mäntelchen ist die Gleichsetzung von Mensch und Tier etwa in tierethischen Diskursen: Mensch und Tier werden nur noch graduell, nicht mehr qualitativ, unterschieden. Bedenkenlos wird von Hühner- oder Schweine-KZs gesprochen. In Verbindung mit einer Kritik am jüdisch-christlichen Gebot der Naturunterwerfung erhält dies eine antisemitische Komponente.

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Also diese ökologische Rhetorik wandert einerseits in die neugermanisch-heidnischen Gruppen, auch in die Neue Rechte und auf der anderen Seite, denke ich, ist es auch so, dass sich in der Ökologiebewegung ein paar von diesen völkischen Ideen festsetzen, weil eben Natur und Boden und Naturverbundenheit und Bodenständigkeit auf einmal zu so großen Werten werden.

Erzählerin Die üblichen Ursprungskonstruktionen machen es möglich - auch wieder in der "Neuen Rechten":

Zitator 2 Der Mythos offenbart die Geschichte, und der Mensch wächst über seine Götter hinaus durch die Verbundenheit mit den Ahnen, seinem Boden, dem Wind und den Steinen...

Erzählerin Das biologistische Denken setzt sich fort: Der Staat wird zur Volksgemeinschaft, die Gesellschaft zum Volkskörper. Der Neue Rechte Alain de Benoist und seine Kollegen entpuppen sich schließlich doch als "alte Rechtsradikale": Menschenrechte werden relativiert, politischer Pluralismus ebenso.

Zitator 2 Vorrang der Seele vor dem Geist, des Empfindungsvermögens vor dem Intellekt, des Charakters gegenüber dem Verstand.

Erzählerin Die in den völkischen, neuheidnischen und naturreligiösen Kreisen gepflegte Rationalitätsfeindlichkeit findet man ebenso bei New-Age-Fans, Anthroposophen und Neuen Rechten - auch singende Rechtsradikale beherzigen das:

(Musik: Wolfsrudel: Was wir lieben)

Erzählerin Neben den sogenannten "Neuen Rechten" gibt es noch die alten Rechtsradikalen und die Neonazis. Hier ist die vermutlich größte neuheidnische Gruppierung anzutreffen, die von Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger mitinitiierte "Artgemeinschaft - Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V." Ihr Ziel ist...

Zitator 1 ...die Bewahrung und Erneuerung der weißen Menschenart zu schöpferischer Kulturgestaltung und neuer Volksgesittung aufgrund einer Seelen- und Geist-Bindung an die ewigen Lebensgesetze.

Erzählerin Die "Artgemeinschaft" und Jürgen Rieger stehen allerdings in enger Verbindung mit Vertretern der Neuen Rechten. Die "Artgemeinschaft" ist vernetzt mit anderen rechtsradikalen Vereinigungen, Zirkeln, Kultstätten, Zeitschriften, Verlagen und Firmen. Jürgen Rieger publiziert in diesem Umfeld seit mehr als 20 Jahren seine Broschüren. Hier finden sich die üblichen rassistischen Stereotypen und Zuordnungen:

Zitator 1 "Neger" sind triebhaft und riechen streng; Mischehen sollten verboten werden; die Auslese der besten Individuen und "Rassen" ist naturgegeben...

Erzählerin ...und so weiter. Rieger beruft sich auf Konrad Lorenz, C.G. Jung, auf die Zwillingsforschung, konstruiert seine Beweise im Rückgriff auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse.

(Musik: Wolfsrudel: Was wir lieben)

Erzählerin Kulturzerstörung, Naturzerstörung, antichristliche Affekte, Biologismus - es gibt weitere, scheinbar neue Verbindungen zwischen Neuheiden, Naturreligiösen und anderen esoterisch angehauchten Zeitgenossen und -genossinnen. Stefanie von Schnurbein befasste sich mit den Weiblichkeitskonzepten im neugermanischen Heidentum und in der feministischen Spiritualität:

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Eine dieser Scharnierstellen ist sicher ein Frauenbild, was der Frau religiöse Bedeutung zuspricht, der Frau Naturverbundenheit zuspricht, und sie damit vermeintlich aufwertet. Es reduziert Frauen auf völlig alte Stereotypen: Naturverbundenheit, Mütterlichkeit, "Hüterin des Herdfeuers" heißt es im neugermanischen Heidentum dann, aber subjektiv ist das Erleben häufig ja doch anders und ich denke, das ist sicher eine wichtige Verbindungsstelle und da haben sich neugermanisch-heidnische Gruppen sehr aktiv bemüht, Anschluss zu finden.

Erzählerin Anschlussfähig wird neuheidnisches Denken - samt seines Biologismus', seines vordemokratischen Politikverständnisses und seines Rassismus' - auch durch die im anthroposophischen Denken zentrale Idee der Wiedergeburt.

O-Ton: Dr. Helmut Zander, HU-Berlin

Die New-Age-Bewegung hat zum Teil auf anthroposophische Vorstellungen zurückgegriffen, beispielsweise die Vorstellung der Reinkarnation hat ihre Plausibilität vermutlich auch, weil Anthroposophen sie für sinnvoll halten.

Erzählerin In den 90er Jahren wurde dieses Denken von Wiedergeburt und Karma wild kombiniert mit einem spirituell verstandenen Rassismus...

O-Ton: Prof. Dr. Stefanie von Schnurbein, HU-Berlin

Das geht hin bis zu Spekulationen, dass also die weiße Rasse die höchste ist, aber irgendwo muss ja die nächste Stufe kommen und diese nächste Stufe findet aber dann - und da kommt ein ganz merkwürdiger Schnörkel mit hinein - wo UFO und Science Fiktion Ideen, dass also die weiße Rasse als höchststehende demnächst abwandern wird auf andere Planeten und da dann ihre Evolution fortsetzen wird.

Erzählerin Diese Ideen verbreiten sich derzeit durch Bücher, die in hohen Auflagen unter dem Pseudonym Jan van Helsing publiziert werden. Einige Bücher wurden auf Grund antisemitischer Verschwörungstheorien vom Markt genommen. Geänderte Fassungen verbreiten sich weiterhin - nicht nur in der rechten Szene. Ein anderes Einfallstor für autoritäres neuheidnisches Denken ist die boomende Fantasie-Literatur, Fernsehserien und Filme mit allerlei Okkultem, mit bösen Dämonen und netten Zauberern. Rechtsradikale zitieren gerne den italienischen Marxisten Gramsci:

Zitator 2 Ohne kulturelle Hegemonie, ohne die Revolution in den Köpfen, keine Revolution.

O-Ton: Justus H. Ulbricht

Ich will jetzt nicht in die Pose des Warners verfallen, aber ich denke, dass steter Tropfen auch da den Stein höhlt vielleicht und dass diese heidnischen Bilder, die ja immer agonal sind und insofern perfekt zu unserer Konkurrenzgesellschaft passen, dass die dann Haltungen wie Glauben als Unterwerfung, Gläubigkeit als Anpassung an Gegebenes einpassen in Strukturen, die Natur und Gesellschaft angeblich vorgeben, dass so was natürlich unterstützt wird und das passt, marxistisch gesprochen, wenn man das heute noch mal kann, zum Konkurrenzkapitalismus in seiner entfaltetsten Form auch perfekt dazu. Und die Tugenden, die da propagiert werden, passen auf fatale Weise zu dem, was die Mitte der Gesellschaft propagiert, in der wir uns jetzt alle wiederfinden.

(Geräusch: Trommel)

Zitator 1 An allem Elend dieses Landes trägt Spitzkopf

Allein die Schuld. Ihn musst du drum bekämpfen.

Wie aber kennst du ihn heraus? Am Kopf!

Am spitzen Kopf erkennst du ihn!

Von heut an nicht mehr Zwist und Habsucht!

Jetzt gegen euren Feind, den Spitzkopf.

(Geräusch: Trommel)
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Ergänzungen

Ähem

Warhead 25.07.2003 - 21:46
Das Feature zu hören böte sich vielleicht doch eher an,in dieser Form ist
das Teil schwer verdaulich.Da ein Mitschnitt gemacht wurde empfiehlt es sich selbigen ins Netz zu stellen.Das Thema ist immer wieder interessant,genauso interessant natürlich immer mal wieder das eigene Umfeld zu checken.Jener der früher Räucherstäbchen glühen liess,wirft möglicherweise schon das Knochenorakel,hat die Edda unterm Kopfkissen und träumt insgeheim von baldiger Teilnahme an Ragnaröck und Walhall,die Berührung mit rechtslastiger Anhängerschaft ist da schon fast zwangsläufig.Nun ist nicht gleich jeder der gebutterte Kuhscheisse in Pyramiden verbrennt und dabei Mantras murmelt oder wo Karnuten feiert ein Nazi,aber der Blick für die Realitäten wird manchmal verschleiert.Nicht jeder der meint ein Druide zu sein können,ist einer bzw hat die Fähigkeiten dazu.
In der Tat hat sich der Mensch seiner Natur sehr weit entfernt,ist er überhaupt noch ein Teil von ihr sollte die Frage lauten.Und wäre es nicht nützlich sich mit altem Wissen zu beschäftigen,bevor es verschwindet wie ein Drama von Sophokles.Kritik ist immer angebracht,trotzdem sind das unsere Wurzeln.
Ansonsten empfehlen wir als allgemeinen Multigott/Göttin doch Baal anzubeten.
Baal und seine/ihre Unterdämonen-jetzt im Götzenempel an der Ecke

*g*

elfboi 25.07.2003 - 22:13
Als Diskordianer muß ich natürlich anmerken, daß die meisten germanischen Götter sowieso auf einem ziemlich graugesichtigen Trip sind - Loki jedoch hat meine volle Sympathie. Ich bleibe jedoch lieber bei meiner Göttin Eris.

Kallisti!

Graugesichtig??

Warhead 25.07.2003 - 22:43
Graugesichtig ist ein blanker Euphemismus.Karg,asketisch,genügsam,frostig...eben wie die Landschaft der sie entstammen,so sind halt die Götter.
Ganz im Gegensatz zum Diskordianismus...der kommt bunt,laut und fröhlich daher...man könnte fast sagen es handelt sich hier um eine Abart der Religion des Pogoanarchismus:-)

Das Internet...

N goldener Apfel! 26.07.2003 - 01:16
Heil Diskordia :D
Ich möchte nebenbei noch einwerfen, daß ein bisschen wenig auf den erschreckenden Einfluss der rechtsesoterischen Kreise auf unsere Jugend eingegangen wird. Helsing, billig und einfach formuliert, ist bei vielen Jugendlichen gern gelesen und gesehen. Der Typ kann echt sagen, er hat was geschafft. Aus meiner Sicht etwas grauenvolles. Mit Halbwissen, Halbwahrheiten und Polarisierung holt er Jugendliche da ab wo sie stehen. In einer großen Perspektivlosigkeit.
Man darf auch das Medium 'Internet' als Ködermaschinerie der neuen Rechten nicht unterschätzen.
Wer kämpft eigentlich da? Gibt es Leute die DAS mal durchblickt haben und bekämpfen, daß die Rechten immer mehr und mehr junge Menschen als Wolf im Schafspelz mit Netzforen locken und ködern?

Heil Eris :D

Demokratische Neuheiden

Martin Marheinecke 28.07.2003 - 05:21
Ich stimme dem Tenor der Radiosendung weitgehend zu und halte ihn für wichtig und richtig. Jedoch erweckt er den Eindruck, dass modernes Heidentum - insbesondere in der germanische Variante (Asatrú) - zwangsläufig reaktionäre, hierachische und nationalistische Ideologie enthält.

Tatsächlich gibt es sehr wohl demokratisch gesonnenen Heiden, die sich nicht nur verbal gegen "Nazis" abgrenzen, sondern
die sich von jedem Rassismus explizit distanzieren, nicht nur verbal(Worte sind billig!), sondern durch bewußt basisdemokratische Organisation ohne Führer, Lichtgestalten, Gurus oder "naturgegebene Hierachien". Heiden, die sehr wohl Erfindungen der Nationalromantik, der Ariosophie oder der "völkischen Esoterik" von historischen Fakten unterscheiden können, und die sich bewußt sind, dass ihre Religion nicht nur mangels historischer Fakten, die es, wenn auch fragmentarisch, sehr wohl gibt, keine authentische Rekonstruktion vorchristlicher Religiösität ist, sondern etwas neu Begründetes. Schon, weil sich die gesellschaftlichen Verhältnisse sich in den letzten 1000 Jahren doch etwas geändert haben.

In den meisten Fällen ist ein Thorshammer ebensowenig Kennzeichen einer neo-nazistischer Gesinnung wie ein Pentagramm einen Satanisten kennzeichnet. Im übrigen ist die im Text genannte Deutung des Thorhammers als "Eroberungssymbol" in Bezug auf die Wikinger ahistorisch.
Nicht alle Gruppen, die sich auf keltische oder germanische Kultur berufen, sind also rechtsradikal. Wenn man hier pauschale Urteile ausspricht, befördert man möglicherweise den Versuch rechtsradikaler Gruppen, sich zu Märtyrern zu stilisieren.
Wie aber kann man feststellen, ob eine Neuheiden-Gruppe rassistische Ideologie vertritt? An der Obrfläche ist das nicht ganz einfach, da ein sprituelles Gewand undemokratischen und rassistische Inhalte verschleiert. Entlarvend wirken Zitate bekannter rechtesoterischer Autoren, wie z. B. von Hermann Wirth oder Guido "von" List, die als "echtes Wissen" ausgegeben werden. Immer gut ist die Frage, was sie von gemischtrassigen Ehen halten und in welcher spirituellen Tradition Kinder aus solchen Ehen stehen. Vorsicht auch, wenn die Gruppe sich zwar als nicht-rassistisch bezeichnet, aber betont, dass sie unpolitisch sei. Wirklich nicht-rassistische Heiden und Heidinnen haben ihr Verhältnis zum rechtsextremen Heidentum reflektiert und verstehen sich insofern durchaus als politisch.
Typisch für rechte "Heiden" ist es, wenn auf "geheime Traditionen" Bezug genommen wird, wenn behauptet wird, man kenne die „vollständige Wahrheit" über keltische oder germanische Religiosität.

Das eigentlich Gefährliche an neuheidnisch-rechtsradikaler Ideologie ist meiner Meinung nach nicht ihr Bezug auf germanische und keltische Kultur und vielmeht das, was sie dafür halten, sondern ihr Rassismus, ihr antidemokratisches Verständnis von Gesellschaft und Politik, die Vorstellung, dass eben nicht alle Menschen gleiche Rechte haben.

MM

vieles ist leider wahr, aber...

subcomandante dagaz 13.09.2003 - 23:07
ich beschäftige mich schon seit geraumer zeit mit runenmagie, und hab gerade euren mitschnitt überflogen - und hätte auch zu gern das original gehört. ich vermisse auch in manchen büchern zum thema runen eine wirklich scharfe abgrenzung zu guido lists gehirnschwurbel, auch recht versierte autoren wie edred thorsson schwafeln gern was von "magisch gültigem und funktionierendem system" daher (wahrscheinlich, um potentielle buchkäufer aus der rechten szene nicht gleich zu vergraulen). mag schon sein, dass da funktionierende magie drin ist, aber dann ist das eine ziemlich finstere -mir wird jedenfalls vom anblick von armanenrunen körperlich übel, ich halte mich lieber an das ältere futhark. die edda hab ich natürlich auch, in der übersetzung von simrock. irgendwie ist sie natürlich mit vorsicht zu genießen, da snorri sturlufson eigentlich schon christ war, weshalb wohl auch seine darstellung von ragnarök, das ich für einen typischen jahreszeitenwechselmythos halte, recht apokalyptisch ausgefallen ist.
ich mag die monotheistischen religionen auch nicht so besonders, und zwar eben deshalb, weil sie monotheistisch sind, und nicht, weil sie "jüdisch" sind - denn "rasse", die es laut modernen genetikern eh nicht gibt, ist mir sowas von egal, dafür kann ich rassisten auf den tod nicht ausstehen (korrekterweise müssten sie sich ja phänotypisten nennen, aber das ist wahrscheinlich sogar denen zu blöd.
jedenfalls sind die heidInnen, die ich persönlich kenne, politisch eher links - der rechteste davon hat letztesmal övp gewählt, wofür er sich jetzt in den hintern beißen könnte. meine politische heimat finde ich übrigens auch eher bei bakunin, kropotkin, erich mühsam (von den nazis ermordet), emma goldmann etc. als sonstwo.
ach ja, die priesterin des covens, in dem ich die jahresfeste mitfeiere, ist roma, und ihre familie wurde von der schweinebande damals ziemlich dezimiert.
der discordier, dem die germanischen göttinnen und götter zu graugesichtig sind, möcht ich doch auch freja ans herz legen, in ihrem aspekt als sonne auch "die goldene sau" genannt.

muss meinen beitrag ergänzen

subcomandante dagaz 13.09.2003 - 23:29
hab mich leider mei der url meiner website vertan!

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